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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.12.1904
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 16.12.1904
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- Deutsch
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292, 16, Dezember 1904. Nichtamtlicher Teil 11399 in seine Werke ausgenommen. Er schätzte seine Erfindung der beweglichen Type offenbar zu hoch, als daß er sie in Zusammenhang mit Formschnitten hätte bringen können, die sich in ihrer rohen Erscheinung als billigste Massenware charakterisierten. Erst Albrecht Pfister, Gutenbergs Schüler, erkannte, welche Bedeutung der Verbindung von Letternsatz und Bildern zukam; er ist also der erste illustrierende Buch drucker. Noch vor Ablauf des fünfzehnten Jahrhunderts finden wir allerorten illustrierte Bibeln, Weltgeschichten usw. Ein Markstein in der Entwickelung des Jllnstrationswesens ist das Erscheinen der zweibändigen Bilder-Bibel Heinrich Quentels im Jahre 1480, deren Holzschnitte wenige Jahre später von Anton Koberger in Nürnberg und von den Nach folgern der Firma Fust und Schösser in Mainz wiederum verwendet wurden: der erste Fall von Klischeehandel, der sich sowohl international als auch bald interkonfessionell gestaltete. International, weil die niederdeutsche Druckstadt Köln der fränkischen Druckstadt Nürnberg lieferte, und inter konfessionell, weil die gleichen Illustrationen wenige Jahr zehnte später, sowohl von Freunden wie von den Feinden Martin Luthers zur Illustrierung ihrer theologischen Streit schriften verwendet wurden. Der Buchdrucker und Verleger Koberger brauchte für sein großes Personal und für seine hundert Druckpressen natürlich stets Maschinenfutter, und so gab er wenige Jahre später die Schedelsche Weltchronik, ein großes Geschichts- und Reisewerk heraus, illustriert von Michael Wohlgemut und Wilhelm Pleitenwurff mit 2000 Holzschnitten. Die kurze Zeit der Herstellung beweist, daß die beiden Maler nicht selbst zum Schneidemesser gegriffen haben können, daß die xylographischen Hilfskräfte Kobergers eine reichliche Zahl von Gesellen umfaßt haben müssen und daß eine Arbeits teilung zur Durchführung gelangte, wie wir sie kauf männischer heute nicht besser denken können. Die meist recht handwerksmäßige rohe Ausführung der Holzschnitte läßt erkennen, daß man viele noch ungeübte Kräfte heran gezogen hat. Der Druck ist wohl manchmal schneller vor geschritten als Zeichnung und Holzschnitt, die gleichen Illustrationen sind an mehreren Stellen mit verschiedenen Unterschriften wieder gebraucht worden, so z. B. kehrt die Abbildung des Konzils von Nicäa in Konstantinopel, in Konstanz, in Pisa und noch weitere Male wieder. Erst der strenge Meister Albrecht Dürer schulte die in Nürnberg tätigen Holzschneider so, daß ein einheitlicher Stil in die Darstellungen kam; ja man hat deshalb früher geglaubt, Dürer hätte seine Holzschnitte selbst mit dem Messer bearbeitet. Der junge Albrecht fand die glücklichsten Vorbedingungen zu seiner zeichnerischen Entwicklung: eine gründliche technische Ausbildung als Kupferstecher und einen Hand in Hand damit gehenden tüchtigen Zeichenunterricht in der Werkstätte seines Vaters, eines Goldschmiedes, dann eine Lehrzeit beim Maler Wohlgemut und endlich Zeit genossen, die seine Darstellungen dankbar und begierig auf- nahmen. Dürers Holzschnitte, für die breiten Massen bestimmt und sowohl vom Künstler selbst als auch von ihm befreundeten Buch- und Kunsthändlern vertrieben, haben nicht geringere Auflagen erlebt als unsere heutigen gang baren Kunstblätter und erreichen eine Zahl von mehreren Hundert verschiedener Blätter. Die »Offenbarung Johan nis», die »Kleine und Große Passion« und das »Leben der Maria» sind vier Holzschnittfolgen, die allein genügen möchten, um die Bedeutung Dürers zu charakterisieren. Von der reichen Zahl der Einzelblätter seien nur noch ge nannt: der große Christuskopf mit der Dornenkrone, die be rühmte auch räumlich kolossale Darstellung des Triumph bogens und des Triumphzuges, geschaffen zur Verherrlichung der Taten des Kaisers Maximilian. Auch die große Zahl der Plagiate ist bezeichnend dafür, in welchem Maße die Darstellungen Dürers auf dem Markte Absatz fanden (Herr Weber hatte eine Sammlung solcher, sogar mit den Hand zeichen der Künstler versehene, meistens durch rohe Dar stellung aber sofort als Fälschung erkennbare Blätter nach Dürer, Cranach, Holbein u. a. ausgestellt). Dürers zweite Reise nach Venedig war direkt veranlaßt, um seine Werke gegen Nachdruck durch eine persönliche Klage bei der Signoria zu schützen. Die Geschichte des Buchdrucks und die Geschichte des Holzschnitts im sechzehnten Jahrhundert sind völlig ab hängig von den Anregungen des Verlagsbuchhandels; Holz schneidekunst und Buchdruck breiteten sich gleichmäßig aus, so daß inan an allen Druckorten auch tüchtige Holzschneider sitzen hatte, die ihre Zeichner bestens Wiedergaben. Die Nürnberger Schule wurde durch Hans Schäufelein weiter getragen; in Augsburg ist Burgkmair, in Regensburg Alt dorfer besonders bekannt. Eine sächsische Holzschneiderschule wurde durch Lukas Cranach, die alemannische durch Hans Holbein d. I. gegründet. Neben Dürer ist Holbein der größte Künstler, der in jener Zeit für den Holzschnitt gearbeitet hat; der Name seines Formschneiders Hans Lützelburger ist uns ebenfalls bekannt. Wir nnssen, daß Halbem Holzschnitt vorlagen auf Papier ausgeführt hat, daß er wohl auch auf dem Holzstock die Konturen vorzeichnete, daß aber die eigent liche Holzschnittarbeit, die Übertragung der Vorlage, nament lich bei den minutiös ausgesührten Holzschnitten zu den Totentänzen, lediglich Sache des Formschneiders war. Die beiden größten Meister des Holzschnitts alten Stils ver warfen es durchaus, selbst holzschneiderisch tätig zu sein; sie haben vielmehr ihren technisch geschulten Kräften die Interpretation ausnahmslos überlassen. In dieser Zeit der Blüte des Buchgewerbes sind die Helldunkel-Holzschnitte (Clairobscur) entstanden. Sie waren meist in zwei Platten geschnitten, deren hellere und dunklere Farbe sich zu einem mehr malerischen Bilde ergänzten. Das Bildnis Kaiser Maximilians in der Ritterrüstung von Burgk mair, Cranachs Venus und Amor und eine Kreuzigung von Hans Waldung - Grien sind allgemein bekannt und in alle Literatur-, Kultur- und Kunstgeschichten übergegangen. Diese Blätter nahmen die Freude am farbigen Bilde wieder auf, die vor Dürer in der Kolorierung der alten Formschnitte zum Ausdruck gekommen war. Nur der Nürnberger Bahn brecher, der zugleich der Meister des außerordentlich tonreichen Kupferstichs war, hatte soviel Licht und Schatten, soviel Modulation in seine Holzschnitte hineinzulegen gewußt, daß er die Unterstützung der Farbe gänzlich entbehren konnte. Die Buchdruckerkunst schenkte den breitesten Kreisen die Gesamtheit des antiken Kulturlebens zur geistigen Ver arbeitung. Die Entdeckung Amerikas, die Auffindung des Seewegs nach Ostindien, die Reformation und die politischen Wirren jener Zeit verbrauchten alle vorhandenen Kräfte, so daß für die Kunst im allgemeinen und für die Holz schneidekunst im besondern in Deutschland eine höhere Ent wicklung vorläufig unmöglich war. Der kolossale Verbrauch an Preßerzeugnissen nahm alle buchgewerblichen Kräfte für Massenproduktion in Anspruch, und manches Talent mag an Überhäufung mit gewöhnlichen Arbeiten zugrunde ge gangen sein. Der dreißigjährige Krieg und seine Folgen bezeichnen einen gänzlichen Verfall des Holzschnittes, der im Ausland seine Zuflucht suchen mußte. Deutsche Tätigkeit ist nur im beschränktesten Maße bemerkenswert, und wir wollen nur Christian Jegher, den glänzenden Interpreten Rubens', nennen, dessen Blätter zu den besten gehören, die die Holz schneidekunst hervorgebracht hat. Der Holzschnitt des achtzehnten Jahrhunderts gewann 1491'
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