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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.12.1904
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 16.12.1904
- Sprache
- Deutsch
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11400 Nlchiamrücher Lei». 292, 16. Dezember 1904. mit dem Aufblühen des Buchgewerbes auch wieder eine gewisse Bedeutung, hervorgerufen durch den Bedarf des Buchhandels. Ilngsr, Gubitz, Höfel und Unzelmann sind uns bekannt. Ihr Streben geht zum Teil darauf hinaus, durch Verfeinerung der Ausführung der Holzschnitte den teuren Kupferstich aus der Alleinherrschaft in den Kalendern und andern Gebrauchsbüchern zu verdrängen. Sie schneiden aber alle noch mit dem Messer in Langholz; erst später wurde die Verbesserung der Technik durch den Engländer Thomas Bewik von den deutschen Holzschneidern über nommen. Zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts hat dieser englische Kupferstecher an Stelle der Platte aus Langholz die quer vom Stamm geschnittene Hirnfläche des Buchs baumholzes gesetzt und dieses viel zähere und festere Ma terial mit dem Werkzeug des Kupferstechers, dem Grab stichel, bearbeitet. Das frühere Prinzip der Holzschneide kunst, durch Wegschneiden der weißen Stellen einer auf Holz übertragenen Feder- oder Stiftzeichnung schwarze Linien auf weißem Hintergründe stehen zu lassen, wurde von Bewik verlassen. Er faßte die unbearbeitete Druckplatte als den eigentlichen Hintergrund auf, d. h. also eine Druckplatte, die ein volles schwarzes Rechteck im Abdruck gezeigt hätte und arbeitete mit dem Stichel so lange weiße Linien und Punkte hinein, bis die Zeichnung im gewollten Sinn vorhanden war, d h. er löste den schwarzen Hintergrund überall da aus, wo er nicht absolut schwarz bleiben sollte. Das bedeutete natürlich ein Überarbeiten der ganzen Druckplatte, so wie es der Kupferstecher zu tun gewohnt war, und in Verbindung mit dem zähen Material des Buchsbaums gestattete diese neue Holzschnitt technik, gegenüber der alten ganz erstaunliche Feinheiten zum Ausdruck zu bringen. Man müßte seine Arbeitsweise, die wir erst spät übernommen, heute aber zur Vollendung aus gebildet haben, eigentlich Holzstich nennen. Bewiks Grab stichel fand zwar in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahr hunderts Einführung in Deutschland, vermochte aber erst nach ein paar Jahrzehnten das alte Messer zu verdrängen. Bis zur Einführung der Photographie aber wurden Messer und Stichel wie schon Jahrhunderte lang zum llmschneiden vorgezeichneter Linien benutzt. Die Namen Eduard Kretzschmar, Otto und Albert Vogel, Hugo Bllrkner und Kaspar Braun gehören dem neunzehnten Jahrhundert an; sie sind die fleißigen und unverdrossenen Gehilfen derjenigen Meister, die zur Wiedererweckung des deutschen Holzschnitts das Größte beigetragen haben: Adolf Menzel, Schnorr von Carolsfeld, Moritz von Schwind und Ludwig Richter sind die größten unter ihnen. In die Zeit des Wieder auflebens fällt die Entstehung zweier Unternehmen, deren Verleger dem Holzschnitt bis heute noch die materielle Basis, nämlich die Arbeitsausträge bieten: die Fliegenden Blätter und die Jllustrirte Zeitung. Der Holzschneider und Zeichner Kaspar Braun verband sich 1844 mit dem Buchdrucker Friedrich Schneider, um dem künstlerischen Streben, das sich in München zur Geltung zu bringen suchte, publizistische Hilfe zu leihen. Die Fliegenden Blätter, die in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens zum Teil einen etwas politischen Anstrich hatten, und die Münchener Bilderbogen waren das Sprachrohr einer ganzen Reihe von Münchener Künstlern. Wem wären die Arbeiten Moritz von Schwinds, z. B. die Bilderbogen von der schönen Melusine, oder die Silhouetten des Grafen Pocci, die Figuren Wilhelm Büschs oder Adolf Oberländers unbekannt geblieben? Der Begründer der um ein Jahr Litern Jllustrirten Zeitung dagegen fesselte das Atelier Eduard Kretzschmars an sein Unternehmen, und für Jahrzehnte mußte der Holzschnitt allein die Tausende und Aber tausende von Illustrationen liefern, die das rasch auf blühende Unternehmen seinen Lesern bot. Dabei ist nun manches Tagesgeschichtliche erschienen, das seinen Ursprung aus der handwerklichen Eile nicht verleugnen konnte; aber anderseits war es das Bestreben des Verlegers, auch das Beste zu bieten, was überhaupt an Reproduktionskunst ge schaffen werden konnte, und kein Geringerer als Menzel lieh dem alten Weber dazu seine künstlerische Unterstützung. Die Kuglersche Geschichte Friedrichs des Großen, die von Menzel illustriert ist, zeigt denn auch den Höhepunkt einer künst lerischen und künstlichen Entwicklung des Holzschnitts, der durch die immer noch allein geübte Technik des Linienholz schnitts nicht mehr überschritten werden konnte. Menzel stellte mit dem spitzen Bleistift, unerbittlich streng und fest seine Linien hinsetzend, in keiner Weise auf die Holzschneide technik Rücksicht nehmend, Aufgaben, die nur ein Routinier erster Klasse überhaupt technisch bewältigen konnte. Haar scharf durchkreuzten sich seine Striche unter den verschiedensten Winkeln und in solcher Feinheit, daß ein Nadelstich genügte, um den Raum, der zwischen drei sich schneidenden Linien blieb, auszufüllen, und trotzdem verlangte er, daß dieser weiße Raum zwischen den haarfeinen Linien so charakteristisch her ausgeholt werden mußte, daß die Linie selbst weiterzulaufen schien. Menzel verlangte nur das lautlose Beiseiteschaffen desjenigen, was er als souveräner Beherrscher des Bleistifts nicht berührt hatte, und zwang den unglücklichen Holzschneider zu einer Benutzung seines Werkzeugs, die eigentlich gegen dessen Natur ging. Der Grabstichel ist eben ein Werkzeug, das Linien und Punkte stechen kann, das aber nicht eigentlich zum mikroskopischen Kerbschnitt dienen will. So wunderbar auch alle Menzelschen Holzschnitte im Abdruck erscheinen, so ist es doch für den xylographisch fühlenden Menschen nur die Technik eines routinierten Sklaven, die uns entgegentritt, der eignes Fühlen versagt blieb, eine Technik, durch den Bedarf an Bildern und den Mangel an andern Reproduktions verfahren auf solch künstliche Höhe hinaufgeschraubt, daß vom Stil des Holzschnitts, wenn man den Stil als den zeitgemäßen Ausgleich zwischen Thema, Material und Be arbeitung anspricht, nichts mehr übrig blieb. Der Holzschnitt und sein Werkzeug gehören in die Familie der zeichnenden Künste, und in der eigentümlichen Handhabung des Werk zeugs sind die Arbeiten der deutschen Renaissance und die Blätter von Schnorr von Carolsfeld, Schwind usw. vor gezeichnet und nachgeschnitten, sei es mit dem Messer, sei es mit dem Stichel. Das war der Stil des Linienholzschnitts, das mühelose und kongeniale Übergehen der Arbeit des Zeichners in die dem Material und Werkzeug angepaßte Arbeit des Holzschneiders. Da kam der große Menzel und schuf Illustrationen, die so packend waren, daß man sich zur Reproduktion in der einzigen für den Buchdruck vorhandenen Technik entschließen mußte, obwohl die Holzschneider darunter seufzten. Den besten Beweis für die Überanspannung der Kräfte durch ähnliche Zeichnungsweise liefert die Erfindung der Zinkätzung, deren Möglichkeit eben auf dem beruht, was für den Holzschneider unmöglich ist; und unmöglich ist auf die Dauer eine werkzeugwidrige Arbeit. Das muß hier ausgesprochen werden, weil gerade in den Kreisen des Buch handels falschen Schlagwvrten am ehesten entgegengetreten werden sollte. Ein solches Schlagwort aber ist das vom »wahren Stil des Holzschnitts, wie ihn Menzel zum Aus druck gebracht» haben soll. Durch das hohe technische Können waren nun die Holzschneider selbst so weit geschult, daß sie oft da er gänzend eingreifen konnten, wo die Eile der Zeitschriften herstellung dem Holzzeichner nicht die Ausführung jeden Details gestattete. Wenn die Skizzen von den Schlacht feldern »nvv 70 allwöchentlich mit der letzten Post in das xqlographische Atelier der Jllustrirten Zeitung kamen, so hatte der Holzzeichner oftmals knapp Zeit dazu, die Hauptfiguren auszuführcn, und das, was der Kriegsberichterstatter selbst
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