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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.12.1904
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 27.12.1904
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- Deutsch
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^ 300, 27. Dezember 1904. Nichtamtlicher Teil. 115S3 zweckmäßig ist. wurde unbedacht auf das letztere übertragen. Und da durch das tropische Aufblühen der organischen Chemie in der genannten Zeit die Aufmerksamkeit der Forscher später viel mehr auf das Einheimsen der überreichen experimentellen Ernte gerichtet war, als aus die wissenschaftliche Durch arbeitung des Gewonnenen, so erklärt es sich, daß nur solche Seiten der theoretischen Chemie Aufmerksamkeit und Pflege fanden, die bei jener Arbeit unmittelbar in Frage kamen, nämlich die Systematik der unzähligen neu hergestellten Stoffe und die Darstellung ihrer gegenseitigen genetischen Be ziehungen. Nach dem hier gefundenen Schema wurde dann auch die anorganische Chemie be- oder vielmehr mißhandelt; wie zwecklos dies war, erkennt man daraus, daß auch aus de» im Geiste der alten Schule geschriebenen Lehrbüchern der anorganischen Cheniie von heute die Strukturformeln vollständig verschwunden sind, die früher darin eine so große Rolle gespielt hatten. Wer schreibt noch die Über chlorsäure als 8-0-0-0-0-61 nach Kekuls, welche Formel Kolbe zu dem anmutigen Bilde von Münchhausens Enten fang begeisterte? Das eben geschilderte Unwesen hat namentlich die Lehrbuchliteratur für den Studenten beherrscht; denn jeder Versuch, in der Schule nach einem solchen Schema zu unterrichten, mußte einen denkenden Lehrer von dessen Un brauchbarkeit überzeugen. So finden sich denn auch die Reformbestrebungen dort ein, wo der Lehrer unmittelbar die Aufnahme des Lehrstoffs durch den Schüler von Stunde zu Stunde beobachten kann und muß: in der Schule. Auf diesem Gebiet hat sich namentlich der vor kurzem ver storbene Arendt dauernde und wesentliche Verdienste er worben. Hierdurch ist denn auch weitern Kreisen klar ge worden, wie verschiedenartig die Zwecke und demgemäß auch die Anordnung und der Vortrag sein müssen, je nachdem es sich um ein Handbuch oder ein Lehrbuch handelt. Ein Handbuch soll das vorhandene Wissen so voll ständig und genau als möglich zusammenfassen. Demgemäß wird es nur von solchen benutzt werden, die bereits über die grundlegenden Kenntnisse des Gebietes verfügen. Für seinen Bortrag sind einerseits Kürze im Stil, anderseits Durchsichtigkeit und Übersichtlichkeit in der Anordnung ent scheidende Vorzüge. Der Leser muß das, was er sucht, ohne Schwierigkeit finden können, und er muß über den Stand der Wissenschaft an der betreffenden Stelle erschöpfend unterrichtet werden. Ein Handbuch wird daher auch nicht fortlaufend gelesen oder studiert, sondern man schlägt es nach, wie der Bedarf es verlangt. Daher darf an jeder Stelle die Kenntnis der ganzen übrigen Wissenschaft voraus gesetzt werden, und es wird gegebenenfalls durch Hinweise dafür gesorgt, daß der Leser die erforderlichen andern Stellen leicht findet. Ganz anders muß das Lehrbuch beschaffen sein, das den Anfänger in die Wissenschaft einfühlt. Auf Vollständig keit wird notwendig und naturgemäß verzichtet, dagegen steht die Stetigkeit und der Zusammenhang der Darstellung in erster Linie. Es besteht hier dis große Schwierigkeit, die in der eindimensionalen Beschaffenheit der Zeit liegt. Hierdurch wird die Notwendigkeit gesetzt, daß im Vor trage aus ein gegebenes Ding immer nur ein einziges andres Ding folgen kann. Nun aber stehen in jeder Wissenschaft die einzelnen Dinge nicht in einem einfachen, sondern einem vielfachen Zusammenhänge, und eine rein lineare Abwicklung des Fadens ist dadurch unmöglich. Der Lehrer muß immer wieder zurückgreifen, um abgerissene Fäden wieder anzu knüpfen. Das ist also grundsätzlich zu gestatten; nur vor greifen darf er nicht. Es ist alsbald ersichtlich, daß es sich hier nicht um eine prinzipielle, sondern um eine praktische, ja künstlerische Frage Börsenblatt sttr de» deutschen Buchbandel II Jabrqana handelt, wie man diese Grundsätze an dem Material der Wissen schaft betätigt. Und die Ausführung der Aufgabe ist weiter hin ganz davon abhängig, welches Maß geistiger Reife man beim Schüler voraussetzen darf. Je geringer dieses ist, um so enger ist der Kreis der Tatsachen und Zusammenhänge zu wählen, der dem Schüler geläufig gemacht werden soll. In jedem Falle ist es zweckmäßiger, auf eine und dieselbe Sache nötigenfalls mehrmals zurückzukommen, als durch allzu sorgfältige Ausarbeitung angrenzender Einzelheiten das allgemeine Niveau zu verlassen und dadurch in eine stil widrige Darstellung zu geraten. In schwierigen Fällen habe ich für derartige Aufgaben eine Methode überaus fruchtbar, ja fast unfehlbar gefunden: sie besteht in der Befragung der Entwicklungsgeschichte der Wissenschaft. Durch diese ist ja die Frage beant wortet, welches die leichtern und welches die schwierigern Erkenntnisse sind; denn die letzter» kommen notwendig später. So war ich neulich für den zweiten Teil meiner »Schule der Chemie« in großer Sorge, wie ich den Begriff des chemischen Verbindungsgewichts am Naturgemäßesten und leichtesten einem jungen Anfänger zugänglich machen könne. Die Antwort ergab sich aus der geschichtlichen Tat sache, daß der erste Anteil dieses Gesetzes, der entdeckt worden war, Richters Gesetz der Äquivalente von Säuren und Basen gewesen ist. Ich versuchte es mit diesem Weg, und der Erfolg war vollständig, was zunächst allerdings nur ein subjektives Urteil ist. Das ist einiges von dem, was uns die alten Lehr bücher noch lehren können, nachdem sie für ihren ursprüng lichen Zweck längst unbrauchbar geworden sind. Kleine Mitteilungen. Verbotene Bücher. — Durch Beschluß des Königlichen Amts gerichts zu Breslau vom 14. Dezember 1904 ist die im Dresdener Roman-Verlag erschienene Druckschrift -Gras Franz von Sade, der Frauenräuber wegen ihres unzüchtigen Inhalts gemäß Z 184 Nr. 1 des Straf gesetzbuchs, M 94 u. folg, der Strasprozeßordnung, beschlag nahmt worden. — Durch rechtskräftiges Urteil des Königlichen Landgerichts I Berlin vom 2. Mai 1904 ist die Unbrauchbarmachung der im Selbstverläge des Verfassers erschienenen Druckschrift -Ein Beitrag zur ärztlichen Ehrengerichtsbarkeit in Berlin- von vr. Ferdinand Goldstein im Sinne des 8 41 des Strafgesetzbuchs angeordnet worden. Telephon. — Vom 1. Januar lgOö ab treten im deutsch miederländischen Fernsprechverkehr erhebliche Gebühren ermäßigungen ein. Nach einer zwischen der Reichstelegraphen verwaltung und den Niederlanden getroffenen Vereinbarung beträgt künftig die Gesprächsgebühr a) im Grenzverkehr, d. h. zwischen denjenigen deutschen und niederländischen Orten, die nicht mehr als SO Lw in der Luftlinie von einander entfernt sind, so H (bisher 1 b) im übrigen Verkehr für die zu den Oberpostdirektionsbezirken Oldenburg, Münster, Dortmund, Köln, Düsseldorf und Aachen gehörigen deutschen Orte 1 -/t (bisher 2 für die Orte, die außerhalb dieser Bezirke und westlich einer von Wismar über Schwerin, Magdeburg, Erfurt nach Stuttgart verlausenden Linie liegen, 1 SO I (bisher teils 2 SO teils 2 für die Orte östlich der zuletzt bezeichnet-,, Linie bis zu der Linie Stettin—Frankfurt (Oder) — Kottbus—Pirna, insbesondere also für Berlin, 2 >./i (bisher 3 : für alle noch weiter östlich gelegenen deutschen Orte 2 so (bisher 3 --6). (Dtfchr. Reichsanzeiger.) Zum Kamps gegen unsittliche Literatur. — Aus dem jetzt vorliegenden Verhandlungsbericht der Sl. Generalversamm lung der Katholiken Deutschlands zu Regensburg ist eine mit lebhaftem Beifall aufgenommene Rede des Redakteurs Herrn vr. Huppert (Köln) bemerkenswert. Herr vr. Huppert sprach über -moderne Belletristik-. Ins besondere wandte er sich gegen die überhandnehmende sittliche Zügellosigkeit eines Teiles der literarischen Erscheinungen der 1L18
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