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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.10.1904
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 24.10.1904
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- Deutsch
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248, 24 Oktober 1904. Nichtamtlicher Teil. 9207 seit 1900 dem alten würdevollen Quartband im grünen Kleide immer zahlreicher neue Kollegen hinzugesellten, die in ihrer Art grundverschieden von dem grünberockten Erz- Lagerhalter waren. -In der geheimnisvollen Mitternachts stunde, in der auch von den Büchern das Siegel des Schweigens und der Verschwiegenheit fällt«, hat der Ver fasser des öftern an der Brettertür gelehnt, die hineinführt in den mit Regalen ausgestatteten Bodenraum, und mit lauschendem Ohre die lebhafteste Rede und Gegenrede ge hört, in denen das Wesen des neuen Ankömmlings, sein Ziel, seine Pläne und Hoffnungen genau erörtert, bestritten und verfochten wurden. So lernt man sie alle kennen die neueren Verlagsartikel der aufstrebenden Firma, vom ersten Buche bis zu dem noch vorbereiteten. In der kurzweiligsten Art wird man mit ihrem Wesen, ihren Schönheiten und ihren Zielen bekannt gemacht. Zuerst erscheint der Meister heimatlicher Heidekunst Wilhelm Schaer, der mit seinem Erstlingswerk -Heimatliebe« und den folgenden »Sachsen treue«, »Am Herdfeuer« und »Schatz im Moor- der Verlagstätigkeit das Gepräge eines -Heimatverlages» gab. Ihn unterstützten darin wirkungsvoll die Autoren I. Wiegand, August Hagedorn, Karl Steinacker, Karl Mollenhauer und Fritz Schott. Ein schönes Werk, ans Heimatliebe zum Ruhm der Scholle entstanden, war das »Allmersbuch«, das liebende Hände dem Dichter der Marschen zu seinem 80. Ge burtstag gewidmet haben. Immer vielseitiger wurde der Verlag. Es kamen auch ganz anders geartete Neulinge, mit denen allen man in poesievoller, anmutiger Weise bekannt gemacht wird. Ausführlicher verweilt der kurzweilige Erzähler bei der Charakterisierung des stattlichen Pracht werks -Juda-, Gesänge von Börcies Freiherr von Münch hausen, mit Zeichnungen von E. M. Lilien. Dichter und Künstler lernen wir beim Plänemachen und bei der Arbeit kennen, beide sind des Lobes über ihren liebenswürdigen und tüchtigen Verleger voll. Ein schönes Erinnerungsblatt steuerte für die Festschrift der Dichter Wilhelm Schaer bei. Es betitelt sich »Wie ich zu meinem Verleger kam- und ist mit demBildnis des Heimatkünstlers geschmückt. Dem Andenken der verstorbenen Gattin des Herrn F. A. Lattmann und ihm zum Tröste geweiht, gewährt es einen ergreifenden Einblick in das traute Glück und herbe Leid der durch den unerbittlichen Tod ge trennten Ehe. Mit tiefem Gemüt geschrieben, zaubert die Skizze Stimmung hervor und bildet eine köstliche Beigabe zu den andern mehr geschichtlich berichtenden Arbeiten. Als eine gute Arbeit letzterer Art ist noch zu erwähnen, die-Geschichte der Goslarschen Zeitung», verfaßt von dem jetzigen Leiter des angesehenen Blattes. Die Schilderung ist reich an kulturgeschichtlich interessanten Ausführungen und gibt ein anschauliches Bild von den Schwierigkeiten, die das Unternehmen im Lause der Zeiten zu überwinden hatte. Als »Polizey- und Commerz-Zeitung« im Jahre 1783 gegründet, erschien es von 1800 an als »Goslarsches Wochenblatt» und hätte unter der geschickten Leitung von E. W. G. Kircher bei der wohlwollenden Förderung des Rats und völligen Zensur freiheit sicher einer stetigen Weiterentwicklung sich zu erfreuen gehabt, wenn nicht mit dem Übergang Goslars an Preußen, Ende 1802, allerhand Plackereien mit dem preußischen Bureaukratismus und Fiskalismus hemmend und störend ausgetreten wären. Allen möglichen Beschränkungen mußte sich der energische und unverdrossene Verleger fügen. Sie waren für ihn immer nur ein Anstoß, den Inhalt seines Wochen blatts in andrer Beziehung zu bereichern und den Ertrag des Blatts durch erhöhte Tätigkeit zu sichern. Die 1809 ein geführte Verstemplung der Zeitungen (50 Centimes viertel jährlich für jedes ausgegebene Exemplar) schien mit ihren Folgen dem Wochenblatt das Lebenslicht ausblasen zu wollen. Die Steuerbehörde hatte aber ein Einsehen und setzte den Stempel auf 15 Centimes herab. Wechselooll wie die Geschicke der frühem freien Reichsstadt Goslar in den politischen Umwälzungen am Anfang des vorigen Jahr hunderts waren auch die der Zeitung. Es ist interessant, ihre Geschichte, die verschiedenen Titeländerungen, die Bestrebungen der Verleger, das Blatt trotz der Ungunst der Verhältnisse immer zu heben, ihre Erfolge, vergeblichen Anstrengungen und Mißgeschicke zu verfolgen. Mit der Aufhebung der Zensur und dem Eintritt der langersehnten Preßfreiheit, am 18. März 1848, beginnt die zweite Eniwicklungsperiode der Zeitung, die, ebenfalls reich an charakteristischen Einzelheiten, geschickt vor unfern Augen aufgerollt wird. Diese Periode reicht bis zum 1. Januar 1889, von welchem Zeitpunkt an das Blatt täglich unter dem Namen »Goslarsche Zeitung-, wie noch heute, ansgegeben wird. Alles in allem — diese Abhandlung der Festschrift ist ein wertvoller Beitrag zur Geschichte des Zeitungswesens im vergangenen Jahrhundert. Ein kultur- und kunsthistorisches Thema von weit gehendem Interesse wird auch in der folgenden Abhandlung »Die Spielkartensabrik« behandelt. So interessant die ge schichtlichen Ausführungen auch sind, so muß doch ihre Skiz- zierung in diesem Blatte gegenüber dem andern reichen, mehr buchhändlerischen Stoffe der Jubiläumsschrift leider unterbleiben. In dem letzten Kapitel, das die Jetztzeit der Firma behandelt und am Anfang die Bildnisse der gegenwärtigen beiden Besitzer, Lattmann Vater und Sohn, bringt, wird auch mit der Schilderung der Spielkartcnfabrikation, wie sie jetzt betrieben wird, begonnen. Es ist eine eigenartige Pro duktion, die bei den jetzigen Wettbewerbsverhältnissen und den ständig wechselnden Anforderungen mit mannigfachen Er schwerungen zu kämpfen hat. Der gute Ruf der Lattmann- schen Karten ist aber fest gegründet und die reichen Erfah rungen der Inhaber in diesem Fabrikationszweig werden jede Minderung dieses Rufes sicher verhüten. Nicht wenig interessant sind die sich anschließenden Schilderungen der jetzigen Einrichtungen der Buchdruckerei und graphischen Knnstanstalt, der Buchbinderei re. Aus ihnen gewinnt man den Eindruck, daß die Besitzer es sich mit ernstem Eifer angelegen sein lassen, ihren Betrieb immer zweckmäßiger zu gestalten. Alle bewährten technischen Neuerungen wurden dienstbar gemacht, um das hohe Ziel- eine gediegene Pflege der modernen Buchkunst und künstlerische Ausgestaltung aller Arten Drucksachen, z» erreichen. Wer eine individuelle Ausführung von Druck sachen wünscht, wird bei F. A. Lattmann gut beraten werden; das zeigt auch die äußere Ausstattung der Festschrift. Der große Quartband macht einen sehr vornehmen Eindruck. Die Satzeinrichtung, zu der die beliebte Behrensschrift verwandt wurde, gibt überall ein gefälliges, leicht leserliches Bild. Außer den schon erwähnten, gut ausgeführten Faksimile- Beilagen schmücken die Gelegenheitsschrift zahlreiche Ab bildungen aus den verschiedenen Geschäftsräumlichkeiten. Als farbige Kunstbeilagen sind einige Dreifarbendrucke beigefügt, die der Leistungsfähigkeit der Firma auf diesem schwierigen Gebiete großes Lob bezeugen. Zwei solcher farbigen Drucke geben eine Anschauung von der neu eingeführten Künstler-Spielkarte Nr. 175. Die künstlerische Durchführung der Bilder ist hervorragend, die üblichen französischen Kartsn- bilder sind weit übertroffen. Ein berufener Kritiker rühmt an ihr »graziöse Zeichnung, liebenswürdige Empfindung und vornehmen Farbensinn-, ein Urteil, dem man sich nach den farbigen Druckproben anschließen muß. Die andre Drei farbendruckprobe zeigt uns eine dekolletierte Dame mit dem Sektglas, eine Versinnbildlichung der Jubiläumsstimmung, wie üe auch die Unterschrift »Glück auf im nächsten Jahr- 1209'
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