8968 Fertige Bücher. ^Ilk 248,. 18. Oktober 1904. „Freiherr von Schlicht kehre zurück, alles ist vergeben und vergessen!" Mit diesen Worten beginnt eine Besprechung im Hamburger Fremdenblatt über den neuen Roman von Freiherr von Schlicht: Leutnant Flirt. (Mk. 4.—, gebunden Mk. 5.—.) Es heißt dann weiter: „Diese Annonce las man zwar nicht in den Blättern, aber Unzählige unter den Verehrern des lustigen und leichten militärischen Erzählers haben etwas Ähnliches gedacht, als er mit seinen „Erstklassigen Menschen" anriickte. Von diesem Nonian hat er keinen Dank gehabt. Die „erstklassigen Menschen" selbst wiese» die ihnen geltenden Schilderungen weit von sich, und zweit-, dritt- und viertklassige Menschen wollten nicht einmal glauben, was ihnen der Freiherr von den Mitgliedern seiner eigenen Kaste erzählte. Der Roman wurde nicht ernst genommen, und die Sensation war nur von kurzer Dauer. Das Schicksal, das schon so manchen Humoristen traf, hat also auch den Freiherrn von Schlicht ereilt. Man glaubt ihm nur noch, wenn er flunkert, man nimmt ihn nur dann ernst, wenn er Spaß macht, sein Weltbild läßt man nur dann gelten, wenn er es in den Sonnenschein des Humors taucht, es ver goldet, ihm alle Schärfen nimmt. And es scheint, als ob auch Schlicht die richtige Lehre aus seiner Erfahrung gezogen hat, denn siehe dal reuig kehrt er zurück in die Welt seiner heiteren Lebensauffassung und präsentiert uns einen Militärroman, der sich den heiteren Schnurren, die der Verfasser zu Dutzenden aus dem Ärmel zu schütteln pflegt, würdig an die Seite stellt. Schlicht ist der Wiedererwecker des heiteren Leutnants der Militärstücke aus den siebziger und achtziger Jahren, aber er ist ein moderner Schilderet, man kann seinen Figuren und Zeichnungen nicht vorwerfen, daß sie unwahr sind, sondern ihnen nur nachsagen, daß sie die Bitternisse des Lebens entweder stillschweigend beiseite lassen oder doch wenigstens im milden Lichte erscheinen lassen. Mit diesen Sätzen ist auch der neue Roman schon gekennzeichnet, was seine Figuren, dis man fast alle aus hundert Schnurren kennt, und seine .Handlung betrifft. Es soll aber nicht vergessen werden, daß Schlicht in diesem Roman mit Glück nach Vertiefung gestrebt hat, die .Hauptpersonen sind äußerlich so plastisch dargestellt und psychologisch so richtig erfaßt, daß man alle leibhaftig vor sich sieht. Außerdem ist die treffliche Komposition des Romans zu loben, die gesunden Mittel, die der Verfasser anwendet, um de» Leser zu fesseln, und der Ernst, der allen heiteren Schilderungen des Buches zugrunde liegt (folgt Eingehen auf den Inhalt; zum Schluß sagt der Kritiker): Das Buch enthält außerordentlich ergötzliche Schilderungen aus dem Militärleben. Eine Szene auf dem Schießstand zum Beispiel ist ein wahres Kabinettstück humoristischer Darstellungskunst. Die Leichtigkeit, Frische und Lebendigkeit des ganzen Buches wird alle Liebhaber einer heiteren Lektüre fesseln. Eine große Verbreitung ist dem Roman gewiß." Auf ein Fünfkilo-Paket gehen 10 Exemplare. Freiexemplare 7/6. Dresden, 15. Oktober 1904. Carl Reißner