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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.05.1882
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 03.05.1882
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- Deutsch
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Aber diese Warnungen kommen den Wenigsten zu Ohren, und bald wird man alle Schliche entdeckt haben, um die Warnungen zu ver meiden. Wir bedürfen einer durchgreifenderen Cur. Die gesetzlichen Bestimmungen, welche das Auskommen dieser Krankheit begünstigt haben, müssen fallen. Daß Jeder nicht bloß Buchhändler werden, sondern auch ohne Weiteres sein kann, das ist das Nebel. Es macht alle Controle, alles Standesbewußtsein, aber auch alles Vertrauen zunichte. Hat man die Thcaterfreiheit beschränkt, so schreite man auf dieser segensreichen Bahn weiter. „Der Buchhandel ist aller dings ein kaufmännisches Geschäft, aber nur seinem Aenßcren nach; seinem Wesen nach sollte er ein wissenschaftlicher Berns sein, für den nicht jeder Schacherer die nöthige Voraussetzung noch das Bewußt sein der großen Verantwortlichkeit mitbringt." Das sollte doch nicht so schwer zu begreifen sein. Wir fürchten, daß es doch so ist. Die Masse von „Buchhändlern", welche moralisch und intellektuell nicht für diesen Berus geeignet sind, die ihn nicht aus Freude an dieser Thätigkeit, weil sie darin ein Genüge finden, ergriffen haben, sondern denen er eine viel und schnell milchende Kuh sein soll, haben das Unheil verschuldet. Diesen ungehörigen Zufluß abzuschneiden, Garantien zu verlangen von Dem, der eine Geistesapotheke errichten, der „nntrimontuin spiritns" feil halten will, um mit dem alten Fritz zu reden: das ist die Aufgabe. Ferner wird es angezeigt sein, auf Mittel zu sinnen, wie die Freiheit der Speculation auf dem Gebiete des Buchhandels ein geschränkt werden kann, auch abgesehen von der Personensrage, aus welche sich freilich zuletzt alles zuspitzen wird. Wird es möglich sein, allgemeine Kennzeichen der Schmarotzerliteratur aufzustellen? Wird sich das Berhältniß zwischen Autor und Verleger auch nur ungefähr controliren, der ordinäre Fabrikbetrieb juristisch sicher erkennen lassen? Man wird darüber das Urtheil der Fachleute erwarten müssen. Wäre es endlich angezeigt, das Hausiren mit Büchern schlechterdings zu verbieten? Wenn auch die christliche Colportage zugleich getroffen würde: es wäre doch zu überlegen. Bei dem jetzigen Zustand der Dinge kann sie doch nicht gegen die schlechte Colportage anfkommen; sic ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Könnten wir den Stein anders abkühlen, so könnten wir des Tropfens entrathen. Jndeß ist diese Forderung unseres Wissens selbst von dem doch zunächst betroffenen ehedem „privilegirten" Buchhandel nicht gestellt worden. Warum nicht? Sollte es Grund haben, was die Colportagemänner behaupten, daß ihr Betrieb auch für den vornehmen älteren Bruder bereits unentbehrlich geworden sei; daß ihre Hilfe und Mitwirkung „bei jedem neuen buchhändlerischen Unternehmen angerusen werde"? Geben wirk lich die „Paläste vieler Verleger in Berlin, Wien, Leipzig, Stutt gart rc." just davon Zcugniß, wie sehr die Colportagebuchhändler „zur Entwicklung des Buchhandels beigetragen haben"? Bedenkt man die ungeheure Zahl der Firmen, welche sich zum Theil oder ausschließlich mit Colportage befassen, so kann man nicht daran zweifeln, daß dem so ist. Wir haben es mit einem großen, fest im Volkskörper eingewurzelten Gewerbe zu thun, dessen Wuchs wir hoffentlich noch beschneiden und leiten können*), der aber nicht mehr auszurotten ist. einwirkt- Zur Verhütung dieses Mißstandes wollen die Herren Land- räthe durch Vermittlung der Schulvorstände die Lehrer anweisen, daß dieselben von dem stattgehabten Verlaus baldmöglichst dem betreffenden Ortsvorstandc Nachricht geben, welcher unter Einreichung eines Exem plars der betreffenden Schrist wegen strafrechtlicher Verfolgung das Nöthige veranlassen will." *) Anm. der Red. d. Börsenbl.: Diese Aufgabe soll dem gegen wärtig iagenden Reichstage vorgelegt werden und es ist für dessen Be schlüsse nur zu wünschen, daß in dem allerdings dringend gebotenen Beschneiden und Leiten des fraglichen Wuchses das rechte Maß Misrellen. Die linguistische Bibliographie hat durch unfern ge lehrten Landsmann Trübner in London mit der vor kurzem er schienenen zweiten Auflage seines „Oatnlogne ok äiotionnries anä Arnrnrnars ok t.bs prinoipal lanANLASs anck ckintooks ok kba n-orlck" wieder eine sehr dankenswerthe Bereicherung erhalten. Während die erste, vor zehn Jahren erschienene Auflage nur 1100 Titel auf 64 Seiten verzeichnete, finden sich in der vorliegenden neuen nahezu 3000 Schriften aus 170 Seiten. Wie früher, so hat der Hr. Herausgeber auch bei Bearbeitung der neuen Auflage das Ziel im Auge behalten, Sprachforschern und Buchhändlern den Nachweis von solchen Wörterbüchern und Grammatiken anerkannten Werthes zu bieten, die ohne Schwierigkeit zu bekommen sind, und derselbe glaubt es offen erklären zu dürfen, daß innerhalb dieses Bereiches Niemand den Katalog ohne größere oder geringere Be friedigung zu Rathe ziehen werde. Nicht eine „ideale", sondern eine „praktische" Bibliographie soll dem literarischen Verkehr ge boten werden, insofern als dieselbe die besten, noch zugänglichen Erscheinungen auf dem genannten Gebiete aufführt und die ent weder meistentheils sofort von dem reichen Bücherlager der Firma Trübner L Co. zu erhalten oder doch binnen einer angemessen billigen Frist durch dieselbe zu beschaffen sind. Der Katalog, dem zur bequemen und schnellen Orientirung auch ein übersichtlicher, nach Sprachen geordneter Index vorangeht (Preis 5 Sch ), sei hier mit dem Buchhandel zu anerkennender Ausnahme besonders em pfohlen. und Ziel walten möge. Das in Stuttgart erscheinende „Neue Tageblatt" vom 2g. April bringt darüber unter der Aufschrift „Ein bedrohter Industriezweig" nachstehenden sachkundigen und beachtenswerthen Artikel: „In dem Augenblick, da der Deutsche Reichstag wieder in Berlin znsammengetreten ist, NM seine gesetzgeberische Thätigkeit auszn- nehmen, möchten wir die Aufmerksamkeit aus eine Gesetzesvorlage hin lenken, die . . . eine Bestimmung enthält, Weiche gerade auch für Stutt gart sehr bedrohlich ist. Der in der letzten Zeit dem Bundesrath zu gegangene und von diesem mit unwesentlichen Aenderungen ange nommene Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung, besagt in seinem Artikel 7. Folgendes: »Aus geschlossen von dem Gewerbebetrieb im Umherziehen sind . . . Druckschristen und Bilderwerkc, mit Ausnahme von Bibeln, Bibeltheiien, Schriften und Bildwerken patriotischen, reli giösen oder erbaulichen Inhalts, Schulbüchern, Landkarten und landesüblichen Kalendern.« — Sollte diese Fassung zum Gesetz erhoben werden, so wären dadurch eine Reihe von Stuttgarter Buchhändiern und zwar von den ersten Firmen, die hauptsächlich oder doch theilweise ihre Artikel durch Colporteure absetzen, schwer beschädigt. Ferner die bedeutenden Reutlinger Verlagsbuchhandlungen, die mit ihren Volksbüchern Tausende und aber Tausende jährlich umsetzen, die Bilderbücheroerleger, die ebenfalls in der Colportage ihren Hauptabsatz finden, sie alle wären in ihrer Existenz gefährdet, für sie alle würde die durch das Gesetz gewährleistete Gewerbesreiheit thatsächlich nahezu illusorisch gemacht, ihnen mindestens eine ganz empfindliche Einbuße ihres seitherigen Gewinns zugesügt. Oder sollen alle diese Firmen, die seither durch Colporteure ihre Berlagsartikel, landwirtschaftlichen, techni schen, belehrenden, unterhaltenden Inhalts, die ihre Conversationslexika, die Zeitschriften Vertrieben, sich jetzt aus die Prodncirnng von Büchern religiösen, erbaulichen oder patriotischen Inhaltes werfen? Was heißt überhaupt patriotisch? Wer will, wer soll darüber bestimmen, welches Buch patriotischen Inhaltes ist, welches nicht? Das zu bestimmen, dürfte denn doch seine Schwierigkeiten haben, und es könnte leicht Vor kommen, daß die Zulassung zu der Colportage weniger vom Patriotis mus der Schrist, als vom Patriotismus sei es des Verlegers, sei es des Colporteurs abhängig gemacht würde. Und die Papiersabrikanten, die Lithographen, die ll'plographen, Buchdrucker, Buchbinder, die Zeichner und wie sie alle heißen, die bei diesen zum Massenvertrieb bestimmten Verlagsartikeln lohnende Beschäftigung fanden, werden die nicht ebenso empfindlich geschädigt, wie die Verleger? ... Man will die Schand- literatnr treffen, aber man machip wie jener Bär, der mit einem Stein die Fliege treffen wollte, die sich aus seines Herrn Nase gesetzt hatte: er tras die Fliege allerdings, aber er zerschmetterte auch den Kopf seines Herrn. ..."
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