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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.09.1904
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.09.1904
- Sprache
- Deutsch
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.220, 21. September 1904. Nichtamtlicher Teil. 7918 hat er einen schönen Vorrat von Wissen im allgemeinen mit gebracht; die Realschule oder die Sekunda des Gymnasiums haben ihm den Kopf gehörig vollgepfropft, er beginnt schon, sich etwas zu fühlen. Da fängt die Poesie, oder wenn man will, auch die Prosa des Buchladens an. Ihm wird von all dem unverdauten Wissen, wenn er den Faust voreilig gelesen hat. »so dumm, als ging ihm ein Mühlrad im Kopf herum«. Auf ein solch kräftiges junges Stämmchen die ent sprechenden Reifer aufzupflanzen, die Kraft in die richtigen Bahnen zu leiten, dahin, wo sie. Blätter und Zweige bildend, nutzbringend angewandt ist. das ist rechte Kultur arbeit. hier im buchstäblichen Sinne. Tue das. so darfst du die Genugtuung haben, deine Pflicht dem Jungbuchhandel gegenüber nicht verkannt zu haben. Man gewöhne sich doch, in dem neueintretenden. viel leicht dir persönlich unterstellten Lehrling den zukünftigen Kollegen zu sehen. Überhaupt ist die Lehrlingsfrage viel persönlicher aufzufassen, als es gemeinhin geschieht. Was helfen alle glänzenden Reden über unsere heutige schlechte Lehrlingsausbildung, wenn der einzelne Mitstreiter nicht persönlich an seinem Teile mithilst. diese Zustände zu ver bessern. Bei aller Bewertung solcher Agitation nach außen muß doch daran festgehalten werden, daß eine Besserung nur nach und nach durch persönliche praktische Arbeit im kleinen, treue Betätigung unsrer Mitglieder in den einzelnen Firmen, in denen sie stehen, herbeigeführt werden kann. Wir haben oben einen Lehrling angenommen, der vom Gymnasium oder von der Realschule kommt mit dem Ein- jährigen-Schein in der Tasche. Aber das braucht es ja schließ lich nicht; auch dem von der Volksschule oder einer Mittel schule kommenden jungen Mann, der mit gesundem Sinn und offnen Augen in den Buchhandel kommt, steht das Bestreben, dereinst ein tüchtiger Buchhändler zu werden, nicht übel an, wenn auch nicht zu verkennen ist. daß der »Einjährige« gegenüber seinem Kollegen von der Volksschule einen nicht zu unterschätzenden Vorteil hat. Berühren wir indessen diese alte Streitfrage, die wenn erst einmal angeschnitten, Veranlassung gibt, billig Beispiele und Gegenbeispiele an zubringen. hier weiter nicht, nehmen wir vielmehr an. der neue Lehrling sei inzwischen in die Geheimnisse der Registratur und des Kopierbuchs gut eingedrungen, habe gelernt. Fakturen richtig zu ordnen und Postsendungen richtig zu frankieren, er habe ferner dem Packer bei Bewältigung der viel gestaltigen und vielformatigen Sendungen manchen Vorteil abgesehen und habe sich auch sonst überall als anstellig und brauchbar gezeigt. Was nun aber weiter mit ihm? Hier ist der erste Wendepunkt, jetzt wird fich's zeigen, ob er in Zukunft seinen Beruf eben nur als Geschäft auffaßt und ihn mechanisch abwickelt, oder ob er seinen Beruf, in den er in folge irgend welcher Umstände hineingestellt ist, als Weg betrachtet, auf dem er fortschreitend immer neue, tiefere Erkenntnis sich zu eigen macht, als Weg zu einer vertieften Bildung, oder, auf eine neue Formel gebracht, hier wird sich's zuerst zeigen, ob er einen Lohnarbeiter abgibt, oder ob er — man mißverstehe mich nicht — sich zu einer Herren natur durchringen wird. Niemand soll deshalb denken, ich wollte unserm jungen Sprößling sogleich Nietzsches Werke als das allein selig machende in die Hand drücken, das wäre so ungefähr das Verkehrteste; er soll vielmehr vorläufig lesen, was ihm gerade in die Hand kommt: den aus den Tagen der Schule hochgehaltenen Schiller, den begeisternden Körner, den ge mütvollen Erzähler Hauff. Scheffel mit seinem Ekkehard und dem Trompeter von Säckingen. Uhlaud, Gustav Schwab. Johann Peter Hebel. Brentano. Chamisso, Lenau. Heine. Droste-Hülshoff. Jeremias Gotthelf. Heinrich Seidel. Conrad Ferd. Meyer. Mörike. Keller. Gustav Freytag. Frenssen. Emil Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 71. Jahrgang. Frommel. O. Funcke. Weitbrecht. Ferd. Aoenarius. Friedr. Naumann usw., wie es eben der Tag bringt und ihm in die Hand spielt. Zu nächste Weihnachten aber soll er sich schenken lassen das vortreffliche Vademecum des Sorti- mentes von Othmerft, wenn's nicht vom Prinzipal kommt, dann von den Eltern, oder — denken wir. wir haben es mit einem Musterknaben zu tun — daß er's sich gar selbst anschafft vom ersparten Taschengeld, wenn ihm statt dieses Buches etwa die Literaturgeschichte von Königs) oder die von Leixnerft zugedacht worden ist. Vademecum. — geh mit mir; — nimm es mit. dieses Buch. — mit nach Hause und trage es wieder mit ins Geschäft, immer habe es um dich. Aber nicht nur Othmer. auch den Brümmer ft. den Kürschner ft ziehe zu Rate, wenn du einen Namen hörst und nicht weißt von wannen er kommt. Mit jedem Tag wirst du dabei mehr inne werden, wieviel du nicht weißt, und was du wissen solltest. Aber auch die vielbeliebten, von mancher Seite frei lich arg geschmähten Barsortimentskataloge nimm öfters zur Hand. Sie sind fleißig zusammengestellt, übersichtlich ge ordnet und oft ein Helfer in der Not. Die Hinrichsschen Wöchentlichen Verzeichnisse mache dir zur Regel, ein oder zwei Abende in der Woche mit nach Hause zu nehmen, das wird deinem Buchhändler-Gedächtnis nicht wenig aufhelfen. Auch die Konversationslexikonweisheit, so wenig sympathisch sie sich oft breit macht, soll dir nicht ungeläufig sein. Sei nicht zu bequem, wenn dir etwas aufstößt, was du nicht weißt, im großen oder kleinen Meyer ft oder Brockhaus ft. von dem in jedem Geschäft ein Exemplar als fester Lagerartikel jeder zeit vorrätig ist. wenn es nicht gar in der Geschäftsbibliothek selbst seinen Platz hat. sofort nachzuschlagen, die Zeit dazu ist bei gutem Willen immer da, und kein Chef wird gegen die so angewandte Zeit etwas haben. Dafür ist der Lehrling eben — Lehrling. Aber auch dir. der du deine offizielle Lehrzeit hinter dir hast, wird es dein einsichtiger und weitschauender Chef nicht verübeln, wenn du Lücken deiner Ausbildung auf diese Weise auszumerzen suchst; es wird ihm selbst ja reichlich Früchte tragen. Vor allem aber sei nicht faul in der Lektüre der Kataloge unsrer bedeutenden Verlagsfirmen. Zwar wird die Lektüre etwas trockener ausfallen. als der jeweilige Zugartikel »Aus einer kleinen Garnison« oder dergleichen, aber auch das wird eine gute Zeitanlage sein, die ebenfalls ihre Zinsen sicher bringen wird. Über all dem ist unser Lehrling zum jungen Gehilfen herangewachsen. Er braucht nicht mehr Postpakete zur Post schleppen Helsen, auch der Führung der Portokasse ist er ent hoben. Die Registratur besorgt jetzt sein Nachfolger; aber das Kopierbuch hat er noch nicht ganz aufgegeben, wenn er auch für das Kopieren selbst den Markthelfer herangenommen hat; aber er liest die täglich ein- und ausgehenden Briefe ft Othmers Vademecum des Buchhändlers und Bücherfreundes. 6. Auflage, vollständig neu bearbeitet von Friedr. Joh. Kleemeier. Leipzig 1903. I. C. Hinrichssche Buchhandlung. -L 10. — geheftet; ^ 11.50 gebunden. ft König, Rob-, Deutsche Literaturgeschichte. 29. Auflage, hersg. v. K. Kinzel. 2 Bde. Bielefeld 1903, Velhagen L Klasing. — ft Leixner. O. v . Geschichte der deutschen Literatur. 5. Auflage. Leipzig 1899, Spanier. ft Brümmer, F-, Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten des 19. Jahrhunderts. Leipzig. Reclam. ft Josef Kürschners Deutscher Literatur-Kalender. Leipzig. Göschen. ft Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Im Erscheinen begriffen. Leipzig. Bibliograph. Institut. 1903 ff. Meyers Kleines Konversationslexikon. Ebda, ft Brockhaus' Konversations-Lexikon. Vierzehnte, vollständig neu bearbeitete Ausgabe. Neue revidierte Jubiläums-Ausgabe. 1? Bände. Leipzig 1901—1903 F. A. Brockhaus. 1042
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