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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-09-13
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1904
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- Deutsch
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7628 Fertige Bücher. 218, 13. September 1904. VerlsZ im Loslbeksus, Lei'Iin-Lksi'lottenbui'z 2. ^ ^.ii8l. Carl k^n. k^leiscker, Qeip^iZ;. -s- Linistus Hans Leiter, Wirn, schreibt: Ich las dieses Drama „Christus" mit dem Interesse, das ich dem Gegenstände entgegenbrachte; „ja was die Kühnheit des Stoffes betrifft, mit einer Art von Überraschung. — Aber es kann nicht meine Absicht sein, eine vollständige Analyse dieses Sckauspieles zu geben, sondern nur den geistigen Inhalt des selben zu skizzieren. Ich habe in diesem, gleichwie in jenem ersten Falle, wie es die Pflicht der echten Kritik erheischt, das Werk ohne Voraussetzung in die Hand genommen und gefunden, das; in diesem Stück Züge von echt dramatischer Kraft der Gestaltung enthalten sind. Das ganze Problem des 16. Jahrhunderts, das sich in diesem Drama spiegelt, ist ein ganz sympathischer Stoff für' den Geist der Gegenwart: der Kampf zwischen der Autonomie des menschlichen Geistes und dem starren Dogma. — Im allgemeinen atmet diese Dichtung eine Prägnanz des Gedankens; und zwar ist sie nicht nach außen formell schön, sondern im Gegenteil, sie bildet die Form mit Originalität aus sich selbst. Die Empfindung des Dichters ist reich und die Gestalten sind keine verblaßten Noman- figuren; denn dem Autor ist es gelungen, sich selbst an seine Gestalten zu entäußern und ihnen Leben einzuhauchen. Was die Komposition des Stückes betrifft, so ist sie im ganzen gewandt und interessant; zudem ist der frische Ton des Dialogs nicht ohne künstlerische Durchbildung. Zu tadeln wäre nur die etwas zu breite Entfaltung manches Nebensächlichen, wodurch das dra matische Interesse einigermaßen beeinträchtigt wird. Allein, trotz dem sind in dieser Dichtung Perlen des reinsten poetischen Wassers enthalten; sie besitzt theatralischen Effekt, Steigerung und Schwung und künstlerischen Haushalt. Viele Situationen und Szenen z. B. aus Men psychologischen Entwickelungen, welche das Stück ent hält, die Darstellung Luthers wohl eine der meisterhaftesten. Das ganze Wesen dieses Apostels des freien Gedankens ist trefflich veranschaulicht, die Charakteristik voll Mark und Prägnanz, die Sprache von kräftiger Bildlichkeit, nicht ohne Anmut und von klassischer Schönheit — Sehr gut motiviert ist der Monolog, wo Luther den Zweifel und die Sehnsucht als den Weg zur Wahrheit erkennt — — — „Wo soll ich hingehen in all meinen Schmerzen? Wo soll ich hintragen all meine Qual? Steig ich ins tiefste Tal, Seh ich ins Sonnenlicht, Überall Sehnsucht mein Herz zerbricht! Sähe die Vöglenr all, Loben Dich königlich! Ach und ich kann Immer nur glauben Dich?" Echt dramatisch wirkt das plötzliche Erscheinen des Todes, der als Versucher an Luther sich heranschleicht. Köstlich und humoristisch ist der Dialog zwischen beiden: Tod: „Verzeiht, Herr Doktor, daß ich der Andachtsübung inneres Gebet so ungelegen unterbreche." Luther: „Du warst es nicht, den ich hierher gebeten!" Und in der Folge spricht der Tod (für sich): „Ich sehe wobl schon heut, Bei dem komm ich mit Alltagsmitteln nicht sehr weit! Ich muß einmal von anderer Seite kommen. (Zu Luther): So schlag doch zu! Vernichte sie! Und mach dem Fliegenzeug ein Ende, Ziehst aus der Schuld mit Beichten Dich behende." Luther: „Du rätst mir fast als wie ein Vieh." Das Auftreten des Todes und sein ganzes Gebühren hat etwas Analoges mit Mephisto und Faust oder auch mit Luzifer und Kain, in Byrons metaphysischer Dichtung „Kain". Gleich wie Faust, so sucht auch Luther den inneren Frieden der Seele zu gewinnen; und wenn Luther kein Leben hinter sich hat, das geeignet schiene, sein moralisches Gleichgewicht zu verschieben, wie dies bei Kain der Fall ist, so haben doch beide einen bestimmten skeptischen Zug gemein. — Im weiteren Verlauf dieses Dialogs sehen wir, daß der Tod bei der Disputation mit Luther den Kürzeren zieht; denn als jener diesen durch das Versprechen fetter Pfründen umzustimmen sucht — — „Wenn Du von Deinen Absichten zurücklrittst, wiederkehrst zu den Schafen Leos, kriegst Du, als einer seiner stärksten Böcke, die schriftlich zu gesicherte Pfarrei auf Halle an der Saale" - — dann: „Wie wärs mit einem Bischofsstühlchen?" — — ,,Jch habe die Er- „Jch dank Euch wirklich für die Ehre und Anerkennung meiner Gegnerschaft. Doch ist's der Geist, um den sich's diesmal han delt." „Was Du mir sagst, das klingt mir lächerlich und schal! Warum? — Weil ich es selber hundertmal weit tiefer, gründlicher und herzlicher durchdacht!" — Die stimmungsvolle Naturmalerei, die teilweise in dem Drama zum Ausdruck kommt, mag manchem überflüssig er scheinen, allein mich deucht, sie dient keineswegs bloß zur Staf fage, vielmehr ist diese düstere Färbung der Landschaft gleichsam eine elegische Stimmung zur historischen Perspektive. Diese Natursymbolik weist gewissermaßen auf den Gegensatz hin, der
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