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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.09.1904
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.09.1904
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- Deutsch
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^ 2V8, 7 September 1904. Nichtamtlicher Teil. 7411 Nichtamtlicher Teil. Die englische buchhändlerische Presse. Plauderei von Bruno Conrad. Wenn in London im Juli die Saison ihrem Ende entgcgengeht, die Ferien und die übergroße Hitze fast alle aus der Metropole Hinaustreiben, so daß die engen Straßen mit den schwärzlichen Gebäuden ganz verödet er scheinen und das Hänsermeer auch während der Woche dem Sonntagsschlaf verfallen zu sein scheint, wenn in den Drucker- und Verlegervierteln der Presse Duft nicht mehr so brustbeklemmend die Lüfte erfüllt und die Maschinen fast gezwungen nur ihre rastlose Arbeit verrichten, wenn, um so zu sagen, absolut nichts passieren will, dann greifen englische Zeitungs- und Zeitschriftenverleger, falls Politik »te-l-tabls tslli« und Tages-»Gossip« trotz aller Langzügigkeit nicht ausreichen die Spalten zu füllen, zu einem altbewährten Mittel. Sie werfen mehr oder weniger tiefsinnige Themen auf. für die sie bei ihren Lesern Interesse voraussetzen dürfen, und überlassen sie ihnen zur Beantwortung und Stellungnahme. Mit den von den »bol^cks^-wsLers» meist überreich einlaufenden Antworten und Rückantworten, den »1>ettors to tbs Lckitor«. füllen sie dann billig und meist anregend die Nummern. Die englische Buchhändler-Presse bewegt sich auch im Sommer in dem feststehenden Rahmen und braucht zu Ver zweiflungsmitteln nicht zu greifen. Wohl aber mehren sich auch bei ihr die Zuschriften. Übelstände, die im hochflutenden Geschäftsbetriebe nur kurz konstatiert werden konnten, finden jetzt eine eingehende Würdigung; auch Rückblicke, die sonst kaum das Licht erblickt hätten, kommen in beschaulicher Sommerstille an die Oberfläche. Mit den Übelständen ist es ganz wie bei uns zu Hause; es lohnt der Mühe, das festzustellen. Nachstehende heraus gegriffene Proben dürften es beweisen. Da schreibt dem Lublisbsrs' Oirvular ein Verleger, daß er von einer Bibliothek, deren Präsident ein Marquis sei. um eine Bücherschenkung angegangen wäre, und stellt fest, daß man an andre Verleger das gleiche Ansuchen gestellt habe. Er fragt dann, weshalb man von einem Verleger erwarte, daß er seine Bücher, aus deren Herausgabe er Arbeit. Zeit und Geld verwendet habe, gratis abgeben solle. Kranken- und Armenhäuser, die doch wie öffentliche Bibliotheken immerhin ihre Einnahmen hätten, dürften ihre Lieferungen vom Bäcker. Fleischer usw. kaum verlangen, ohne dafür zu bezahlen. Er erinnert sich auch nicht, daß man. wenn eine kres librarx gebaut oder eingerichtet werden soll, die Unter nehmer ersucht, das Baumaterial umsonst zu liefern; aber wie jeder weiß, ist nichts üblicher, als an die Verleger um geschenkweise Überlassung der Bücher zu schreiben, nachdem der Architekt, der Baumeister und alle andern, die mit der Herstellung des Baues beschäftigt waren, voll bezahlt sind. Es ist — fährt das Blatt fort — nicht die erste Klage dieser Art. die uns von Verlegern und Buchhändlern zu gegangen ist und die wir hier veröffentlicht haben. Unser Korrespondent scheint aber häufig von Leuten belästigt worden zu sein, die Bücher wünschen, ohne dafür bezahlen zu wollen, da er in unwilligem Tone fragt, weshalb der betreffende Kreis, der über genügend und noch mehr Millionäre verfügt, nicht die Hand in die eigne Tasche steckt, wenn er eine Bibliothek mit Büchern versehen will. Und es sind nicht nur Bibliotheken und Institute, die um Bücher betteln. Einige Verleger führen eine schwarze Liste mit den Adressen der boob-bsggars. Es wäre nur zu wünschen, daß die beiden Vereinigungen. >1bs Lubliskors' Association« und »'Obs ^ssociateck Looksellcrsr, dasselbe täten. Man würde dann besser wissen, wo Bücher gebraucht werden, könnte den Ankauf somit anregen und anderseits den Wunsch, auf andrer Kosten freigebig zu sein, einschränken. Wir denken, jeder wird mit dem Einsender vergeblich nach einem annehmbaren Grunde suchen, der die Leute zu der Annahme berechtigen könnte, gerade Bücher als einen Artikel zu betrachten, den die Eigentümer, die Verleger, verschenken sollten. »Was wird aus den Büchern?« so lesen wir an andrer Stelle. Der Einsender bemerkt, daß Schreiben und Verlegen einer fortlaufenden Posse gleiche, und findet sich ob seiner Frage: -wo bleiben die Bücher?« selbst in Ver legenheit. Beim Versuche, einzelne der Erscheinungen fest- zulcgen. kommt er zu dem Ergebnis, daß Bücher, die ge schrieben werden, um irgend einer literarischen Mode Rech nung zu tragen, einfach beiseite gelegt werden, sowie das Publikum der Sache satt ist. Doch auch Romane, die einen gewissen Gehalt hatten und gekauft und verlangt wurden, verschwinden und werden in Buchläden und Bibliotheken nicht mehr begehrt, und diejenigen, die sie nie gelesen haben, sind jetzt dem Vorwurf, sie nicht zu kennen, entrückt. Es mag Vorkommen, daß ein wirklich gutes Werk ein Lebens alter überdauert. Ein »Reißer-, um mich eines Fach ausdrucks zu bedienen — er spricht von Romanen —. lebt, wenn das Interesse durch Dramatisierung und billige Aus gaben aufrecht erhalten wird, etwa sechs Jahre; doch halten die meisten nicht so lange stand. Die Nachfrage nach einer erfolgreichen Durchschniltsnovelle. so sagt ihm ein alter Buchhändler, dauert ein Jahr, bei vielen nur sechs Monate und oft gar nur drei. Man muß nicht vergessen, daß ein Buch länger in einer Buchhandlung als in einer Bibliothek lebt — und wenn es nicht »geht«, so ist wohl kaum Aussicht, es überhaupt je -loszuwerdcn«. Es steht dann in den Regalen und erfreut das Auge des glücklichen Besitzers. In einer Bibliothek muß es wenigstens zeitweilig verlangt werden. Wir verstehen nun das Urteil eines Bibliothekars, der da sagt; Nach einem Roman wird sechs Wochen lang gefragt, dann wird er nicht mehr verlangt — und auch die erfolg reichsten werden durch die Stapel der neuen zu Tode gedrückt. Im Iloob Avntklz- lesen wir weitere interessante Auf zeichnungen eines Leihbibliothekars. Ob ein solcher das Recht habe, so schreibt er. die Zirkulation des einen oder andern Buchs in seiner Bibliothek zu verweigern, weil er es für unmoralisch oder sonstwie unpassend hält, ist eine schon oft gestellte Frage, die aber noch nie befriedigend be antwortet wurde Er selbst denkt natürlich, es bestehe kein Zweifel darüber, daß er sein Etablissement führen könne zum besten der Mehrzahl seiner Abonnenten und um sich selbst vor Risiko zu schützen. Ein Teil des Publikums bestreitet ihm jedoch das Recht der Zensur und behauptet, daß es — da es für das Abonnement bezahlt habe — auch über die zu führenden Bücher bestimmen dürfe. Es ist somit nicht immer leicht, einen Ausweg zu finden. Am schwierigsten ist es in den Provinzbibliothekcn. Die Werke stehen dem Publikum dort offen zur Verfügung, und es wählt oft. was es sieht, und vielleicht, wenn es da ist. a nastx bvob. Be dauerlicherweise ist große Nachfrage gerade nach dieser Lite ratur, die der Bibliothekar nicht anschaffen möchte, und die er auch nicht verkaufen kann, sobald die Nachfrage aufhört. S7L'
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