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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.06.1904
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 03.06.1904
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- Deutsch
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4830 Nichtamtlicher Teil. ^>k 126, 3. Juni 1904. in der französischen Nationaldruckerei ungefähr 0,4 nun mißt, in Deutschland existiere die Einheit dieses Punktes nicht, an nähernd entspreche unsre Petitschrift acht Punkten. (Es sei dazu bemerkt, daß Cohn sich hier irrt; gewiß haben wir in Deutschland das Punktsystem ebensogut wie in Frankreich eingeführt, und von Jahr zu Jahr wird die Zahl derjenigen Druckereien, die einheitlich auf französische Höhe und Kegel eingerichtet sind, größer, und die alten Haus-Kegel und -Höhen werden zurückgedrängt.) Cohn geht dann näher auf die Druckschrift an sich und ihr Verhältnis zum weißen Papier ein; er untersucht nach einander die Größe der Buchstaben, die Dicke, den Zeilen abstand, die Approche und Zeilenlange, die Form der Buch staben und die Druckdichtigkeit. Die Ergebnisse dieser Unter suchungen und die daraus entnommenen Forderungen kann man folgendermaßen znsammenfassen: In bezug auf die Größe der Buchstaben hält Cohn die Borgis-, Petit- und Nonpareille-Schrift für verderblich, und erst die Korpus, bei der das Buchstabenbild des n 1,5 ww hat, für brauchbar. Für besonders bedau-erlich hält er es, daß gerade in augenärztlichen und medizinischen Fachzeit schriften zu kleine Schriften gewählt werden. »Was nicht wichtig ist, drucke man doch lieber gar nicht, was aber wichtig ist, drucke man mit ordentlichen Größen.« Für die Dicke der Grundstriche der Buchstaben schlägt Cohn der Höhe vor und hält die quadratische Form der Grotesk bei den Buchstaben n, n, r, e, », s für die beste. Er weist dann auf die Schnellerschen Typen hin, die als Danziger Fraktur seinerzeit von Kafemann geschnitten worden sind und noch heute in der Danziger Zeitung neben der Danziger Antiqua verwendet werden. Der Verleger der Danziger Zeitung fragte in letzter Zeit die Abonnenten, ob sie mit dieser fetten Schrift zufrieden wären, und derselben wünschten, daß sie bei behalten werde. -Die übrigen Zeitungen haben leider alle zu schmale Typen.- In bezug auf den Zeilenabstand (Durchschuß), d. h. dem Abstand zwischen einem n der einen und der andern Zeile, soll nach Cohn die Grenze des zu Gestattenden 2,5 ww sein, nicht weniger, über die Länge der Zeilen heißt es: »Der Zwischenraum zwischen den einzelnen Buchstaben und besonders zwischen zwei Worten wird Approche genannt. Jeder Buchstabe hebt sich noch mehr durch seine Isolierung ab, wenn das Weiße, wie schon Laboulaye vorschlug, zwischen zwei Buchstaben breiter ist, als der Zwischen raum zwischen seinen beiden Grundstrichen. Daher mar kiert man ja auch das besonders Wichtige durch gesperrten Druck. Zu große Zwischenräume zwischen den einzelnen Buchstaben stören freilich auch; wenn weniger als 40 Buch staben auf 100 wm Zeilenlänge kommen, wird das Lesen eben falls erschwert. Mindestens soll die Approche 0,5 mw be tragen. Die Zeilenlänge darf eine gewisse Grenze nicht überschreiten, weil die Augen sonst zu weit nach rechts und links bewegt werden müssen. Je kürzer die Zeile, desto leichter ist sie lesbar. Javal glaubt, daß die progressive Kurzsichtigkeit in Deutschland infolge der langen Zeilen so häufig sei. Er meint, daß bei den langen Zeilen die Kurz sichtigen öfter und stärker in der Mitte der Zeilen akkom- modieren müssen, da ihr Auge für die Enden der Zeilen ein gestellt ist; das ist möglich, wenn auch noch nicht erwiesen. Glücklicherweise ist ja in Deutschland das Quartformat fast ganz abgekommen; nur selten findet man noch eine Zeilen länge von 112 mm. 100 WM scheint die höchste, 90 ww die wünschenswerte Zeilenlänge zu sein. Freilich gibt es auch hierbei eine Grenze; Zeilen, die kürzer als 30 mw sind, lesen sich unbequem«. »In meinem Lehrbuch der Hygiene (sagt Cohn am Schluß des Kapitels über Durchschuß und Zeilenabstand) ist der Durchschuß fast 4 mw, der Druck liest sich daher vor trefflich. Die einzigen, welchen diese Größenverhält nisse in meinem Lehrbuch geschadet haben, waren nur mein Verleger und ich.« Wir meinen, in diesem Zugeständnis liegt einer der Hauptgründe, die man gegen die oben kurz wiedergegebenen Forderungen Cohns anführen kann. Reformvorschläge haben nur dann Wert, wenn sie sich auch in der Praxis ansführen lassen; die Cohnschen Vor schläge sind aber zum Teil ohne Rücksicht darauf gemacht und würde», wenn man sie wirklich ausfllhren wollte, Umwälzungen im Bücher- und Zeitungsdruck Hervorrufen, die die ganzen Fortschritte der letzten Jahrzehnte in bezug auf Verbreitung und Verbilligung der Literatur illusorisch machten. Die Petit und Borgis aus unsern Druckschriften aus zuschalten und sich nur auf die Korpus zu beschränken, ist ganz unmöglich und würde eine Verteuerung bedeuten, für deren Übernahme keine Schultern zur Verfügung stehen. Wenn in den letzten zwanzig Jahren, wie Cohn bedauert, Journale, die fast hundert Jahre bestehen, allmählich ihre Buchstaben größe verringern, so liegt dem wohl eine Berechtigung zugrunde. Es sprechen hier einerseits die Raumökonomie, also pekuniäre, anderseits aber auch technische Gründe mit. Wir sind nämlich heute, infolge der großen technischen Fortschritte der Schriftgießerei und des Maschinenbaues im stande, auch kleinere Schrift so zu gießen und zu drucken, daß sie den hygienischen Anforderungen entspricht. Es ist ferner leichter ausgesprochen, daß Sammel-Bibliotheken mit kleinem Druck, wieCohn will, vollständig kassiert werden müßten, als getan, und es ist schade, daß manche gesunde Idee und berech tigte Forderung Cohns durch solche extreme Schlußfolgerungen geschädigt wird. Die Reclam-Bibliothek z. B. und die vielen aus ähnlichen Prinzipien geschaffenen Verlagswerke, deren hohe kulturelle Bedeutung selbst Cohn nicht bestreiten wird, sind unmöglich, wenn sie aus Korpus gesetzt werden sollen. Noch unverständlicher ist es, daß Cohn auch für Lexika und sonstige Nachschlagewerke Korpusschrift verlangt. Bei solchem Satz würden doch diese Werke zu unförmlichen Bänden au- schwellen und für die, die sie benutzen sollen, unerschwinglich sein. Außerdem werden diese Nachschlagewerke doch nicht seiten weise regelmäßig gelesen, sondern in Absätzen benutzt. Man kann gewiß wünschen, daß die Cohnschen Grundsätze bei Jngendschriften und bis zu einem gewissen Grade bei Unterhaltungsschriften angewendet werden, darüber hinaus aber treten neben hygienischen auch technische und praktische Rücksichten in ihr Recht .... Was die Form der Buchstaben an sich angeht, so habe ich sowohl im »Börsenblatt» als auch im -Journal für Buch- druckerknnst« schon mehrfach betont, daß es hier durchaus nicht angeht, einfach wissenschaftlich konstruieren zu wollen. Schriften kann kein Gelehrter an seinem Schreib tisch erfinden, sondern es gehört dazu ein ausgezeichneter Künstler, der die hygienischen Forderungen zu ästhetischer, künstlerischer Wirkung bringt. Sinn sind aber die Schrift zeichner in Deutschland, die wirklich dies Gebiet beherrschen, außerordentlich dünn gesät, aber gerade von diesen wenigen, ich nenne z. B. Hupp, Heinz König, Peter Behrens, Schiller, besitzen wir aus den letzten Jahren, bereits Schriften, die neben den Cohnschen Forderungen auch die ästhetischen (das deckt sich sehr häufig mit hygienisch) be rücksichtigen. Eine der hervorragendsten dieser Schriften ist z. B. die oben bereits erwähnte Römische Antiqua. Anderseits ist die von Cohn erwähnte Danziger Fraktur und Antiqua eine solche Gelehrtenschrift, der der künstlerische Zug fehlt und die deshalb auch durch aus unerfreulich wirkt. Die Vorschläge, die Cohn hinsichtlich der einzelnen Buchstabenformen macht und auf die hier nicht näher eingegangen werden soll, sind deshalb auch unbranch-
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