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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.05.1904
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- Erscheinungsdatum
- 13.05.1904
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- Deutsch
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417L Nichtamtlicher Teil. deutendes geleistet, allen voran die Pariser und die deutschen Künstler. Die großen modernen Verleger Schuster L Löffler und S. Fischer in Berlin, Albert Langen in München, Diederichs in Jena haben um die Wette die bedeutendsten jungen künstlerischen Kräfte engagiert und so eine große Anzahl entzückender, neuartiger dekorativer Kunstwerke ins Leben gerufen; andere Verleger, wie der ,Jnsel«-Verlag in Leipzig, sind ihnen nachgefolgt, und es würde sich wohl ver lohnen, auch die Gesamtsumme der hier vorliegenden künstlerischen Leistung im Bilde einer zusammenfassenden Ausstellung vorzuführen. Der in Tausenden von Exemplaren in gleicher Güte herstellbare geschmückte Buchumschlag ist in mehr als einem Sinn der echte Sprößling unsrer Zeit, innig zusammenhängend mit der fortschreitenden Demokratisierung unseres ganzen Lebens. Durchaus aristokratisch ist dagegen der alte Buch einband, der fabrikmäßig und maschinenmäßig nicht her gestellt werden kann und mit seinem modernen Halbbruder, dem sogenannten »Verlegerband«, ob er nun als Leinen oder Halbfranzband auftrete, so gut wie gar nichts mehr gemein hat. Der gebildete Mensch von heute konsumiert so viel mehr Bücher als noch sein Vorfahr im achtzehnten Jahr hundert, daß schon aus ökonomischen Gründen nicht von ihm verlangt werden kann, daß er den oft so ephemeren Erzeug nissen unseres unheimlich rasch produzierenden Schrifttums die gleiche Sorgfalt angcdeihen lasse wie ältere Zeiten, wo das Buch als wertvolles Erbstück von einer Generation der anderen übergeben wurde. Am reinsten ist dieser Typus des Buches — als kost baren Schatzes und Erbstücks — im mittelalterlichen »Mönchsband- ausgeprägt, der am Anfang der geschichtlichen Entwicklung des Buches im heutigen Sinne steht. Der abnorme materielle Wert, der damals dem handgeschriebenen und -gemalten, pergamentenen Buch beikam, drückt sich auch aufs auffallendste in seinem Einband aus. Gold, Elfenbein und Edelsteine bildeten das Material, die Form war ge wöhnlich die, daß eine geschnitzte elfenbeinerne Tafel (mit Darstellungen religiösen Inhalts) von einem in Edelmetall getriebenen Rahmen eingefaßt wird. In diesen Rahmen find leuchtende Juwelen eingesetzt, denen außer ihrer deko rativen Funktion noch die Aufgabe zufällt, als harte vor springende Auslager die übrige Decke zu schützen. Dieser über reiche Typus barg (ebenso wie seine Verwandten: getriebene Golddeckel mit Emailmalereien in ausgesparten Medaillons u. dergl.) aus begreiflichen Gründen keine Entwicklungsmöglich keiten in sich. Dagegen hat sich eine etwas spätere, minder prunkvolle Form des Mönchsbandes, die von der Gotik am charaktervollsten ausgebildet ist, in ihren Ausläufern bis tief ins Barock und Rokoko hinein fortgesetzt. Es ist der leder überzogene Holzdeckelband mit kunstvoller Schließe und Metallbeschlägen, die, reliefiert und ziseliert, zuerst wohl auch mit massiven und stark vorspringenden Knöpfen versehen, die Funktion jener Juwelen erfüllen; es sind gewöhnlich ein Mittelstück und vier dagegen andriugende Eckstücke. In der Renaissance werden diese Beschläge mitunter ganz flach, auch wohl durchbrochen und schützen meistens kostbare Samtbände; die Darstellungen in getriebener Arbeit sind (da es sich meistens um Missalien handelt) fast immer der heiligen Geschichte entnommen. Wenig erfreulich ist die Entwicklung des metallenen Buchdeckelbeschlages im achtzehnten Jahrhundert. Hier breitet er sich kartuschenartig von der Schließe aus und überzieht mitunter — bei kleinem Format, es handelt sich hier meistens um Gebetbücher — von hier aus die ganze Buchdeckelfläche. Leider erhebt er sich aber auch stark in die Höhe und schwillt — in edelsteindurchsetzten Filigranen — mitunter zu wahren 108, IS. Mai 1904. Auswüchsen an; ein solches Buch kann weder liegen noch mit anderen in einer Reihe stehen. Mit dem Aufkommen des gedruckten Buches machte sich im fünfzehnten Jahrhundert das Bedürfnis nach billigeren Einbänden geltend, als sie das Mittelalter kannte; es beginnt die Periode des bürgerlichen Einbandes, der zunächst durch den guten, alten deutschen Schweinslederband mit Blindpressung vertreten ist. Die übliche Anordnung der Verzierungen ist die, daß ein Porträt in der Mitte von einer Rahmenornamentik, in der allegorische Halb- und Ganz figuren noch reichlich Platz haben, umgeben wird; neben dem allgemeinen Weiß in Weiß der Blindpressung wirkt dann ein spärlich aufgesetztes Gold (etwa in der Jahreszahl oder den Anfangsbuchstaben des Besitzernamens) um so reizvoller. Der beherrschende Eindruck (wie der damaligen Buch ausstattung überhaupt) ist der einer ungemeinen Solidität. Das gleiche gilt von dem nebenhergehenden dunklen Leder band mit Blindpressung. Ein eleganterer Kollege ist der biegsame, zierlich goldgepreßte oder gar emailartig bemalte Pergamentband. Die Goldpressung, die sich am alten Schweinslcderband zuerst nur schüchtern hervorwagte, gewinnt immer mehr Feld und bleibt zuletzt unumschränkte Siegerin. Zunächst noch mit anderen Zierarten <z. B. leichten, emailartigen Farben auflagen in Lackmalerei) verbündet, tritt sie bald ihre Jahr hunderte währende Alleinherrschaft an und bedeckt mit edlen, schönen Renaissancemotiven die ganze Deckelfläche. Am vollsten wirkt sie auf dem herrlichen, kirschroten Maroquin. Daneben kommt den verschiedenartigen andern Schmuck versuchen, die sich im Lause des sechzehnten, siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts zeigten, nur eine untergeordnete Bedeutung zu. Von der Art seien nur genannt; italienische Renaissancebände, deren Leder mit Deckfarben bemalt ist; schwarze Lackbände mit in Silberstift und Perlmutter ein gelegten Rokoko-Kartuschen; reich gestickte Einbände (mit Wappen, Initialen, Blumen, religiösen Symbolen) u. dergl. mehr; sie alle sind nur Ausnahmen von der Regel des gold gepreßten Ledereinbandes. Ihm nahe verwandt sind die wunderschönen, sehr selte nen und kostbaren, aus Italien stammenden buntfarbigen Leder-Intarsia- oder Leder-Mosaikbände, an denen die Orna mente mit Streifen verschiedenfarbigen Leders eingelegt sind; es sind gewissermaßen die materialechten Erben jener be malten Lederbände. Naturgemäß konnten nur reiche Lieb haber ihren Büchern diesen kunstreichen Schmuck gönnen. Der gutbürgerliche, immerhin noch sehr vornehme Einband bleibt der rotlederne, mit goldgepreßter Ornamentik verzierte. Diese behält bald die alte (aus dem Orient überkommene?) Anordnung in vier Eckstücke und ein Mittelstllck bei, bald ist das Mittelstück von den zierlichen Arabesken einer Rand leiste umrahmt oder aber die Arabesken überziehen wie ein zarter Spitzenschleier die ganze Deckelfläche. Die Vergoldung ist natürlich immer »Handvergoldnng«, und oft reduziert sich der ganze Reichtum des Schmuckes bei näherem Zusehen auf einige wenige Stempel, in deren immer neuer geschmack voller Anwendung die Phantasie der alten Buchbinder un erschöpflich war. In dieser Art von Einbänden hat das Rokoko zahllose Leistungen hervorgebracht, die Gediegenheit mit höchster Eleganz vereinigen und später nicht wieder erreicht worden sind. Das achtzehnte Jahrhundert ist, was den Geschmack, die Materialgerechtigkeit und Solidität der Durchschnittsleistung betrifft, die klassische Zeit des Buch einbandes. Trauriger wird der Anblick, je mehr wir uns dem neun zehnten Jahrhundert nähern. Noch wird ein non plue ultra an Zierlichkeit in den kleinen Kalendern und Almanachen (meist in pappener Hülse) geleistet, die die Jahrhundert-
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