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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.11.1901
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- 01.11.1901
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- Deutsch
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Neues und Altes über die Arbeiten der Merians von I. H. Eckardt. (Vgl. Nr. 239, 240 d. Bl. II. Der älteste Sohn des alten Matthaeus war Matthaeus Merian der Jüngere, noch zu Basel 1621 geboren. Als vierjähriger Knabe kam er mit den Eltern nach Frankfurt und hat hier seine Erziehung auf der Gelehrten-Schule er halten. Füßli sagt in seiner Geschichte der besten Künstler der Schweiz von diesem jüngeren Merian: »Man kann mit Recht behaupten, daß dieser Künstler, den die Natur auf eine vorzügliche Weise begünstigt, von seiner Geburt an durch den ganzen Lauf seines ruhmvollen Lebens bis an seinen Tod dem Glück im Schoße gesessen, und von Widerwärtigkeiten oder Abwechselungen, die menschlichen Naturen so eigen sind, wenig oder nichts erfahren hat.« Diese Aeußerung wird bestätigt durch die Selbstbiographie des jüngeren Merian, die Rudolf Wackernagel im Basler Jahrbuch 1895 veröffentlichte. Diese Aufzeichnungen stellen manche Jrrtümer richtig und geben uns ein ungemein inter essantes Bild von dem Schaffen eines Künstlers in so be wegter Zeit. Diese Aufzeichnungen waren einem Exemplar der Merianschen Ausgabe des Basler Totentanzes von 1649 beigeheftet, das sich vor Jahren im Privatbesitz in Basel befand. Das Buch selbst ist seit Jahren verschollen; glück licherweise ist seinerzeit eine vollständige Kopie der Aufzeich nungen angefertigt, die dann in dem erwähnten Jahrbuch zum Abdruck gelangte. Merian berichtet darin, wie er von früh an Talent zum Zeichnen verspürt habe, Johann Maximilian zum Jungen aber seinem Vater gerathen habe, ihn mehr zum Studieren anzuhalten, und daß er deshalb zum Rektor des Gymnasiums in Frankfurt in die Kost gegeben wurde und nur alle vier Wochen zu seinen Eltern kommen durste, sich in seinen Frei stunden aber stets im Zeichnen geübt habe. 1635 sollte sein Leben eine entscheidende Wendung nehmen. Joachim von Sandrart kehrte in diesem Jahre, mit Ruhm bedeckt, in seine Vaterstadt Frankfurt zurück, um hier seine Kunstthätig- keit weiter auszuüben. Eng mit dem alten Merian be freundet, erkannte er bald die vortrefflichen Anlagen des Sohnes, und schließlich konnte der alte Merian den vereinten Bitten des Freundes und Sohnes nicht mehr widerstehen und gab seinen Sohn auf sechs Jahre zu Sandrart in die Lehre. So trat der von der Natur mit körperlichen und geistigen Vorzügen reich ausgestattete Jüngling, begleitet von dem Ruhm des vaterländischen Namens und unter der künst lerischen Leitung eines Joachim von Sandrart, in die Welt. Sandrarts Bleiben in Frankfurt war nicht lange; seine Vermählung mit Johanna v. Milkau machte ihn zum Besitzer der Herrschaft Stockau bei Ingolstadt, und er beschloß, seinen Wohnsitz fortan dort aufzuschlagen. Mit seiner Ehehälfte reiste der Maler wohlgeschützt dorthin; die Lehrlinge folgten r Fuß, um sich mit der Herrschaft in Nürnberg zu treffen. Die Unsicherheit der Wege war groß; zweimal wurden die Jünglinge unterwegs geplündert und erreichten nur mit Mühe Nürnberg. In Stockau wurde Merian vielfach zur Besorgung von Aufträgen für Sandrart nach Augsburg, München, Neu burg und Ingolstadt verwandt und übte sich fleißig im Waidwerke. Wie er selbst schreibt, lernte er damals in seiner Profession nichts. 1636 reiste Sandrart mit seiner Familie und seinen Schülern über Nürnberg, Frankfurt nach Amsterdam, um dort fern von Kriegswirren seiner Kunst leben zu können Auch hier erwarb er sich bald eine sichere Stellung und erhielt größere Bestellungen historischer Bilder, bei denen ihm sein Schüler Merian hilfreiche Hand leistete. Sandrart war derart mit seinem Schüler zufrieden, daß er ihm im September 1639 die noch übrige Lehrzeit schenkte. Der junge achtzehnjährige Merian begab sich nun nach Lon don, wo er durch die Verwendung eines Verwandten von Sandrart, des schwedischen Agenten Michael Le Blon, unter die Schüler des Anton van Dyck ausgenommen wurde. Merian berichtet selbst darüber: 50 Pfd. Sterling Gage zu geben, aber ich bedankte mich und sagte, daß ich es vor ein großes Glück schätzte, bei ihm noch zu lernen, welches er mir in der Unterweisung gar wohl eingcbracht dürft reichlich erwerben kundt. Wie ich denn ohne eitlen Ruhm melten kann, daß nach meinen Lehrjahren ich meinem Vatter bis in seinen Tott keinen Pfennig gekostet habe, sondern habe mich selbsten durch die Welt getragen.- Merian's Aufenthalt in London währte zwei Jahre, 1641, nach dem Tode von Dycks, verließ er das Jnselreich, wo damals die kriegerischen Verwickelungen unter Karl I. ihren Anfang nahmen und, wie er schreibt, »man begunte die jungen Leuthe zu pressen«. Er begab sich über See nach Dieppe, Rouen und schließlich nach Paris, wo auch sein Vater seinerzeit eine für seine Kunst bedeutungsvolle Zeit verbracht hatte. Der jüngere Merian schreibt über seinen Pariser Aufenthalt und seine Heimreise nach Frankfurt nur,kurz: , Franckfurt begäbe, allda ich a» 1642 glücklich anlangte und meine liebe Eltern, die ich in ziemlicher Zeit nicht gesehen hatte, gesund wieder angetroffen habe.« In Frankfurt begann er, sich auf seine italienische Reise vorzubereiten, und arbeitete fleißig, um sich Reisemittel zu schaffen. Auf Veranlassung eines Geschäftsfreundes und Kunst kenners, der einige seiner Gemälde kaufte, ging er 1643 nach Nürnberg, um dort seine Kunst auszuüben. Er erhielt eine große Anzahl Aufträge. Ueberhaupt möchte ich dabei anführen, daß, wie es auch aus dieser Selbstbiographie hervorgeht, Kunst und Handwerk in dieser schweren Zeit der Not immer noch einen goldenen Boden fanden, daß der Verfall oder der Ruin der Kunst und Kunstthätigkeit erst später eintrat; es wäre eine verdienstvolle Aufgabe, nachzuweisen, welche hervor ragenden Werke der Kunst und Architektur in Deutschland noch in dem Zeitraum von 1620—1650 entstanden sind; so sehr klein wird die Zahl gar nicht sein, allerdings winzig im Vergleich zu der Zahl der Kunstdenkmäler, welche der Krieg vernichtete. Mit Empfehlungsbriefen von Nürnberger Bekannten nach Venedig versehen, reiste er mit einigen Kauf leuten im September dorthin über Bozen, Trento, Rovereto und Ala. In der Nähe des letzteren Ortes wurden die Reisenden infolge des Leichtsinns eines ihrer Gefährten, der mit seinen Goldgulden geprahlt hatte, überfallen und aus geplündert; Merian verlor jedoch verhältnismäßig wenig, da die Banditen sein versteckt gehaltenes Geld nicht fanden. Ueber Verona, Vicenza, Padua ging es dann weiter nach Venedig, wo unser Künstler längere Zeit zubrachte, zuletzt im Hause eines gelehrten Rechtsgelehrten, durch den er viele Aufträge empfing, die ihm goldenen Segen brachten. Im September 1644 setzte Merian seine Weiterreise über Florenz nach Rom fort, wo er gerade recht zur Papstwahl von Jnno- cenz X. kam. Wie er erwähnt, hat er in Rom fleißig ge arbeitet, zwar weniger, um zu verdienen, sondern vielmehr, um sich fortzubilden. In Venedig hatte er soviel verdient,
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