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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.10.1901
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- Erscheinungsdatum
- 18.10.1901
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- Deutsch
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8364 Nichtamtlicher Teil. 244 18. Oktober 1901. legung der in dem Z 28 verwerteten Begriffe »einzelnes Werk» und »Werk» keineswegs durchaus Meinungsübereinstimmung besteht. Es mag aus diesem Beispiel entnommen werden, daß die Eschesche Schrift auch für die Auslegung bestrittener Be stimmungen von Nutzen sein wird. Buchhändler, die sich mit dem neuen Recht vertraut machen wollen — und dies sollte kein Buchhändler unterlassen —, die aber nicht die Zeit finden, um sich durch die kompendiösen Kommentare mit ihrem nicht immer leicht verständlichen Juristendeutsch durch zuarbeiten, werden an der kleinen Schrift von vr. Esche einen vortrefflichen Führer haben. Das Buchideal der neuen Kunst. Wenn man das nicht ganz einfache Wesen der neuen Kunst, die von den einen in den Himmel erhoben, von anderen in die Hölle verdammt wird, mit eitlem einzigen Worte bezeichnen wollte, so könnte dies vielleicht am besten mit dem Worte dekorativ geschehen. In allen Zweigen der Kunst hatte der krasse Naturalismus abgewirtschaftet. Der Hunger nach Wahrheit, den die langweilige und strenge historische Kunst hervocgerufen hatte, wich dem wieder erwachenden Bedürfnis nach Schönheit, das sich seit den graziösen Zeiten des Rokoko hatte bescheiden müssen. Eine Rückkehr zu diesem Kunststil, der sehr mit Unrecht heute einer gewissen überlegenen Verachtung anheimgefallen ist, war nicht gut möglich; dazu hatten die Zeiten — und die müssen doch schließlich das Milieu für jede, und besonders für eine so persönlich ausgesprochene Kunst, wie die des Rokoko es war, abgeben — sich doch etwas zu stark geändert. Da kamen dann die Engländer auf einen neuen Stil, den deko rativen. Die Malerei und die Plastik, das Kunstgewerbe und die Keramik, die Möbelindustrie und die Goldschmiede- kuustt alle hatten nur das eine Ziel, daß ihre Produkte dekorativ, nur in Verbindung mit irgend einem Milieu wirken sollten. Um zu Meinem eigentlichen Thema zu gelangen, muß ich zum näheren Verständnis noch etwas weiteres Allgemeines vorausschicken. Die erwähnte neue, dekorative Kunst ging von dem modernen englischen Kunstgewerbe aus, ihr Vorläufer war die künstlerisch bedeutsame, wenngleich nicht schrullenlose Persönlichkeit John Ruskins. Der bahnbrechende Meister aber war William Morris. Von dem zwanzigjährigen Maler, Schriftsteller und Illustrator Dante Gabriel Rossetti in Verbindung mit Fred Madox Brown 1848 gegründet, gelangte die Bruderschaft der Präraphaeliten in England rasch zu Bedeutung und Ansehen, besonders als Ruskin sich ihrer Sache angenommen hatte. Die Anhänger dieser Art Schule, die, wie aus dem Namen schon hervorgeht, Raphael bereits zu den Dekadenten rechnete, erstrebten in der italieni schen Renaissance vor dem genannten Meister in einer größe ren Einfachheit und inneren Wahrheit der Kunst ihr Ideal. Der deutsche Abzweig in der Malerei, die sogenannten Na zarener, ist schon längst wieder abgestorben, das heißt, sie konnten bet uns keine Schule machen. Der Schriftsteller und Dichter William Morris verwirk lichte die Ideen der Präraphaeliten zum erstenmal energisch im Kunstgewerbe, indem er, siebenundzwanzigjährig, 1861 unter der Firma Morris and Company in Verbindung mit Burne-Jones, Rossetti und Brown eine kunstgewerbliche Ver einigung zur Herstellung von Werken dekorativer Kunst jeder Art in Wohnhäusern, Kirchen und öffentlichen Gebäuden ins Leben rief. In dieser Vereinigung wurde unsere neue Kunst geboren. Dreiundzwanzig Jahre später, 1883, entstand ein innungs artiger Künstler- und Handwerkerverein, der sich llbe Lrt IVorüsrs ünilä nannte und der seit 1888 anfangs jährliche, dann alle drei Jahre wiederkehrende Ausstellungen ver anstaltete, die unter dem Namen der Lrk anä OrLkts (Künste und Handwerke) und in Verbindung mit kunstgewerblichen Kursen und Vorträgen über die angewandte Kunst rasch eine über England hinausreichende große Berühmtheit erlangten. Die Vorträge, in denen die Künstler ihre Gedanken und Ab sichten niederlegten, erschienen als Essays, von denen die ersten nun auch in deutscher Uebersetzung erschienen sind (Leipzig, Seemann Nachfolger). William Morris starb am 3. Oktober 1896. Sein Nach folger in der Leitung der ^.rts anä Omtto Loolet^ wurde T. A. Cobden-Sanderson, der früher Advokat war, dann aber der -klassische Buchbinder von William Morris» wurde. Er hat sich in den vorliegenden Essays über den Einband des modernen Buches ausgesprochen, während Morris in Verbindung mit Emery Walker den Buchdruck, endlich Regi nald Blomfield die Buchillustration und Buchdekoration nach neuen oder vielmehr wieder zu Ehren gekommenen Gesichts punkten betrachten. Die Uebersetzung der drei Essays ist unter dem Titel »Die Buchkunst» als zweites Bändchen von »Kunst und Handwerk» erschienen, der ich im folgenden die Grundsätze für das Buchideal der neuen Kunst entnehme. Was zunächst das Papier betrifft, auf das ein gut ausgestattetes Buch gedruckt werden sollte, so ist Morris begreiflicherweise unzufrieden mit den landläufigen Papier sorten, die ihm außerordentlich schlecht Vorkommen. Er glaubt, daß das gewöhnliche Papier, sogar wenn man die Notwendig keit eines sehr billigen Preises zugestehen wollte, sehr wohl besser gemacht werden könne. »Aber jede Verbesserung muß darauf gegründet werden, daß offen gezeigt wird, daß der billige Artikel billig ist, das billige Papier sollte seine Festig keit und Dauerhaftigkeit nicht einer glatten und weißen Ober fläche aufopsern, die von der Feinheit des Materials und der Fabrikation, die mit Notwendigkeit seine Kosten ver größern, Zeugnis oblegen sollte. Eine ergiebige Quelle der Schlechtigkeit des Papiers ist die Verlegergewohnheit, einen dünnen Band dadurch zu vergrößern, daß man ihn auf Papier druckt, das beinahe die Dicke und Substanz der Kartenblätter hat, eine Absicht, die niemand täuscht und die Lektüre eines Buches sehr unangenehm macht. Im all gemeinen sollte ein kleines Buch aus Papier gedruckt werden, das so dünn ist, als es, ohne durchzuscheinen, sein kann.« Das innere Aussehen eines Buches wird indes wesent lich bedingt durch die Form der Typen und die Anordnung des Textes. Die bis vor kurzem in Deutschland und Frank reich gebräuchlichen Typen verurteilt Morris als häßlich oder unleserlich in so allgemeiner Weise, daß er die Behauptung aufstellt, in diesen Ländern sei in den letzten fünfzig Jahren nur hier und da einmal ein Buch mit einigem Anspruch auf guten Geschmack gedruckt worden. Verständigerweise stellt er als die erste Anforderung der Type ihre leichte Lesbarkeit auf. Zu verurteilen sind demnach unvernünftige Geschwülste und spitzige Vorsprünge, während die sorgfältige und reine Linie zu bevorzugen ist. Sehr vollkommen scheint ihm in dieser Beziehung die Type des Druckers Nikolaus Jenson in Venedig, der sich um die Fortentwickelung der romanischen Type verdient gemacht hat. Die meisten seiner Buchstaben sind qua dratisch gezeichnet, während die modernen engbrüstig geworden sind. Trotzdem wird damit nicht Raum gespart, weil im allgemeinen das Spatium zwischen den Wörtern zu groß genommen wird. Die Spatien sollten stets möglichst gleich groß sein. Ein großer Schönheitsfehler im Satz ist die Bil dung von »Flüssen» aus einer Seite, wenn die Spatien so untereinander kommen, daß sie über die Seite eine, meist gekrümmte oder zackige Linie bilden. Der Satz soll ausgebaut
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