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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.10.1901
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- 14.10.1901
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Neues und Altes über die Arbeiten der Merians von I. H. Eckardt. (Fortsetzung aus Nr. 239 d. Bl.) Der Topographie würdig zur Seite steht das rbeotruw kuroxueum, 1635 von dem älteren Merian begonnen und durch fast ein Jahrhundert von den Erben sortgeführt. Das aus einundzwanzig Bänden bestehende großartige Werk stellt die Erzeugnisse vom Jahre 1617 an bildlich dar. Bis zum neunzehnten Bande, der 1723 erschien, ist das Werk bei Merians Erben in Frankfurt verlegt worden; die beiden letzten Teile, 1734 und 1738 herausgegeben, nennen als Verleger Möller in Frankfurt. Merian schreibt in der Vorrede zu diesem großartig an gelegten Werke, daß alles -ohne Privataffektion und un- partheiisch« beschrieben werden solle; er erwähnt ferner, daß er die Bilder teils durch selbst genommenen Augenschein, teils von guten und verständigen Ingenieuren habe ansertigen lassen. Als Verfasser einzelner Teile sind genannt Joh Philathel; Joh. Pet. Lotichios; I. G. Schiebern; Martin Meyer für den ersten bis neunten Band, später I. Jakob Geiger. Die Städteansichten und Pläne sind vielfach die gleichen wie in der Topographie, große Beachtung verdienen manche der Portraits, von großem kulturgeschichtlichen Inter esse sind die vielen Schlachtenbilder. Die Historische Chronik (von Erschaffung der Welt bis auf das Jahr 1619) von Gottfried ist geschmückt durch zahlreiche Kupfer, die dem Texte beigefügt sind; gerade bei diesen oft sehr Phantasiereichen Bildern findet sich gewöhnlich ein sehr schön ausgeführter landschaftlicher Hintergrund; mit bewunderungswürdiger Fein heit ist die Perspektive behandelt. Jedes Bild, das eine landschaftliche Partie umschließt, spricht besonders an; die Figuren und die Tiere sind oft steif gezeichnet; auch soll nicht verschwiegen werden, daß Merian bei den Kupfern zu Gottfried und bei den biblischen Bildern vielfach vorhandene Vorlagen benutzte, oft Raffaelsche, Michelangelosche, Holbeinsche, Tempestasche Bilder seinen Darstellungen zu Grunde legre. Wir kommen damit zu einem Punkte, den wir ein gehender behandeln müssen: zur Beantwortung der Frage nach dem Ursprung der einzelnen Abbildungen. Es ist selbst redend ausgeschlossen, daß Merian und seine Söhne sämtliche Abbildungen zur Topographie an Ort und Stelle gezeichnet, daß sie den Schlachten und Ereignissen beigewohnt, alle dargestellten Persönlichkeiten portraitiert haben. Das wäre auch in heutiger Zeit noch unmöglich, geschweige denn da mals, wo das Reisen so erschwert und vor allem durch den überall wütenden Krieg behindert war. Von dem alten Merian wissen wir, daß er in Zürich seine Lehrzeit durchmachte, dann in Nancy und Paris war, die Schweiz und einen Teil von Süddeutschland, vor allem Augsburg, Stuttgart, besuchte, längere Zeit in der Pfalz und am Rhein weilte und in den Niederlanden einige Jahre zubrachte. Von Frankfurt aus hat er dann die nähere Umgebung noch mehrfach besucht. Zahlreiche kleine Landschaftsbilder, Kupferstiche und Feder zeichnungen geben uns Kunde von seinen Studien während der Wanderfahrten; große Pläne von Basel, Paris, Frank furt, große Ansichten von Heidelberg u. s. w. sind Zeugen seines Aufenthalts an diesen Plätzen. Die Bände der Topo graphie, die diese Gegenden behandeln, also die Schweiz, Schwaben, Elsaß, Pfalz, Hessen und die geistlichen Kurfürsten tümer, werden viele eigene Meriansche Ausnahmen enthalten; es sind dies auch die Bände, die am frühesten erschienen. Seine Söhne kamen weiter als der Vater; wir besitzen von Matthäus Merian dem Jüngeren eigenhändige Auszeich nungen, die uns seine Reisen schildern. Dieser mit Ehren überhäufte Sohn des jüngeren Merian, aus den wir noch weiter zurückkommen, lernte bei Sandrart und war als Jüngling in Nürnberg, Augsburg, München und Ingol stadt, wird also auch vielleicht dort schon einige Studien sür die Topographie haben machen können. Später hielt er sich mit Sandrart in Amsterdam auf und ging dann 1639 zu Van Dyck nach London. 1641 ging er über Rouen nach Paris, wo er längere Zeit verweilte, und kehrte dann über Lyon, Genf, Basel nach Frankfurt zurück. Auf dieser Reise wird er zu der Topographie von Gallien Auf nahmen gemacht haben, die eine wünschenswerte Ergänzung zu denen seines Vaters waren. 1643 trat Merian der Jüngere eine italienische Reise an, weilte längere Zeit in Venedig, Florenz, Rvm und Neapel und kehrte dann Uber Venedig, Nürnberg nach Frankfurt zurück. Auch diese Reise wird reich an künstlerischer Ausbeute gewesen sein, berichtet er doch selbst: »In Rom habe ich keine Zeit vernünftig angewendet, sondern alles, was Merkwürdiges zu sehen war, gezeichnet. Es waren meiner Zelt viele Deutsche und Niederländer da, die in 5 oder 6 Jahren so viel nicht gezeichnet hatten, als ich allein, als Statuen, Bassrelieven und Accademie, habe mich auch in der aroüitottnra vivilo exerciert. — Ich verdiente in Rom nicht viel Geld, weil ich meistentheils meine Zeit mit Zeichnen zubrachte; das wenige, so ich gewonnen, habe ich an Guido Rheni Studien und andere Künste gewendet.- In Frankfurt war seines Bleibens nicht lange; als ge schätzter Portraitmaler wurde er zum schwedischen Feld marschall Wrangel berufen, um »die Generale und Obristen zu kontrafeiten und in Kupfer zu stechen, zu einem schwedischen Heldenbuch«. Leider läßt sich nicht ersehen, wohin ihn der Feldmarschall berief, ob er sich noch in Norddeutschland be fand oder ob er schon in Böhmen weilte. Im Gefolge des Feldinarschalls besuchte er den Nürnberger Friedenskongreß, wo ihm zahlreiche Aufträge zu teil wurden, und folgte ihm dann über Schweinfurt nach Minden und Wismar. Die Weiterreise unterbrach er, da ihn die Nachricht vom Tode seines Vaters ereilte; er kehrte über Lübeck, Hamburg, Stade, Verden, Nienburg, Minden, Hameln und Kassel nach Frank furt zurück, um der Handlung vorzustehen. Sein ferneres Leben ist ausgefüllt durch Reisen, die er vielfach im Auf trag oder auf Wunsch fürstlicher Personen unternahm und die ihm viel Anerkennung, Auszeichnungen und klingenden Lohn brachten. So war er 1661 bei der Königin Christina von Schweden in Homburg, beim Reichsadmiral Wrangel in Wolgast, beim Grafen Karl Kristof Königsmark in Stade, 1662 beim Herzog Christian Ludwig von Braunschweig, 1669 beim Markgraf Ferdinand Max von Baden-Baden und seinem Sohn Ludwig; dann mehrfach beim Großen Kur fürsten, der 1672 im Merianschen Hause Quartier nahm und Matthäus Merian den Jüngeren auch zu seinem Resi denten ernannte. Auf all diesen Reisen, jedenfalls aus denen in früherer Zeit, wird er Studien gemacht, Aufträge zur Anfertigung von Ansichten erteilt, vielleicht auch vor handene Ansichten erworben haben Besonders wurden seine Beziehungen zu Fürsten und Heerführern bedeutungsvoll für die Fortführung und weitere Gestaltung das llü-Ltrum Lurop^suiu. An anderer Stelle werde ich dieser Thätigkeit dieses angesehenen und interessanten Vertreters unseres Standes noch weitere Worte widmen. Ein treuer Gehilfe war dem alten, wie dem jüngeren Merian Caspar Merian, 1627 zu Frankfurt geboren, der auch Kupferstecher wurde. Bon ihm rühren nachweislich manche Ansichten in der Topographie her. Auch scheint er eine Zeitlang einen eigenen Verlag betrieben zu haben, denn die Topographien von Niederdeutschland und Gallien tragen seine Firma, und auch ein von ihm 1658 herausgegebenes Krönungsdiarium Leopolds I., zu dem er eine Reihe von Bildnissen und anderen Kupfern stach, trägt diese Signatur.
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