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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.10.1901
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- 08.10.1901
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- Deutsch
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8000 Nichtamtlicher Teil. 235. 8. Oktober 1901. Nichtamtlicher Teil Ausstellung japanischer Farbenholzschnitke im Deutschen Buchgewerbelzause gl Leipzig. In den Parterre-Räumen des westlichen Flügels des Deutschen Buchgewerbehauses zu Leipzig hat die Direktion zur Zeit eine Ausstellung japanischer Farbenholzschnitte ver anstaltet, die einen Teil der Kunstsammlung des Herrn S. Bing in Paris bildet. Diese Ausstellung enthält eine Reihe nicht nur künstlerisch wertvoller, sondern auch technisch interessanter Blätter, da sich darunter auch eine Anzahl be sonders großer Formate befindet. Für Sammler sei hier die Mitteilung eingefügt, daß die ' Blätter einzeln ver käuflich sind. Verfügen die Europäer über eine ansehnliche Zahl graphischer Techniken zur Wiedergabe bildlicher Darstellungen, so kennen die Japaner nur eine Technik, und das ist die des Holzschnitts Diese Einseitigkeit mag aber der Grund sein, daß sie zu einer technischen Vollendung und künstlerischen Kraft gelangt sind, die bewundernswert ist. Ist der deutsche Holzschnitt im fünfzehnten Jahrhundert aus der farbenfrohen mittelalterlichen Miniaturmalerei hervorgegangen, jedoch ge nötigt gewesen, unter dem Einfluß des Buchdrucks der farbigen Wirkung mehr und mehr zu entsagen, bis er schließ lich zum farblosen Schwarzdruck wurde, so drängte in Japan alles darauf hin, dem aus dem schwarzen Schnfttafeldruck hervorgegangenen Bilddruck die Reize der Farbe in immer höherem Maße zu verleihen. Der japanische Holzschnitt ist bis auf geringe Unter schiede eng verwandt in seiner Technik mit der des alten deutschen Holzschnitts. Die Anwendung mehrfacher Druck platten zur Herstellung farbiger Bilder gelangte erst all mählich zur Ausführung. Zunächst bediente man sich in Japan, wie in Europa, des Hilfsmittels farbigen Handkolorits, indem jeder einzelne Schwarzdruck mit den betreffenden Farben übermalt wurde. Hierbei waren Gelb und Orange besonders bevorzugt, deren Wirkung oftmals durch Aufstäuben von Goldstaub und Perlmutterpulver (Kira) erhöht wurde. Teil weise erhielten die farbigen Bilder zur Erhöhung der Leucht kraft der Farben auch einen Lacküberzug. 8lliggng.gg. wird (1743) als Erfinder des farbigen Druckes genannt, während Harunobv die Verwendung unbeschränkter Farbenplatten und das Uebereinanderdrucken zweier Töne (um 1765) ein geführt haben soll. Die Technik des Farbcnholzschnittes diente keineswegs allein zum Druck selbständiger Kunstblätter, wie solche in der Ausstellung vertreten sind, und die, wie bei uns Kupfer stiche und Lithographien, zum Schmuck der Wohnräumc ver wendet wurden, sondern sie kam ganz besonders auch in der Buchillustration zur Verwertung. Was die Japaner auf diesem Gebiete geschaffen haben, gehört der historischen Ent wickelung von etwa anderthalb Jahrhunderten, von 1700 bis 1850, an. Wie in jeder kunstgeschichtlichen Entwicke lung, so ist auch hier ein naturgemäßes Aufsteigen zur Höhe und ein darauf folgendes allmähliches Herabsinken zu manie rierter Kunstfertigkeit zu beobachten. Die Reihe der ausgestellten Holzschnitte beginnt mit den einfachen, derben Schwarzdrucken des Altmeisters Lloro- i>obv, der aus den handwerksmäßigen Buchillustrationen zu den künstlerischen Darstellungen überleitete. Sein Nachfolger Uasauobu verfolgte dann das künstlerische Ziel mit Erfolg weiter. Das nun folgende Streben nach glanzvoller Wirkung, wie es in den Urusbi^s'-, hervortritt, hat der künstlerischen Qualität keinen Vorteil gebracht. Die schwerfälligen Figuren mit den rundlichen Gesichtern weichen erst nach und nach einer geläuterten Auffassung. Die Schule der lorii, die sich aus den sogenannten Primitiven entwickelte, behält zwar die breite Formengebung bei, bildet sie jedoch zu der schwungvollen formsicheren Darstellungsweise aus, die den Werken Li^oncktsus eigen ist. Neben der Entfaltung immer größerer Feinheit in Ausdruck und Zeichnung erfährt die Farbenwahl immer feinfühligere Stimmungsäußerungen. Den Höhepunkt dieser Bestrebungen bezeichnen die Arbeiten Umruuobvs. Zwei neue Momente treten in der darauf folgenden Periode hervor: die Größe des Stils und die Wahrheit der Auffassung. Beides wurde durch Ui^ovaga, den letzten und größten Meister der Torii-Schule, zu der Entfaltung- jener hohen, ernsten Schönheit, geführt, die wir als die Blüte jeder Kunstentwickelung ansehen. Im weiteren Verlauf sinkt der Stil LFonsxas bei den Nachahmern vielfach zur Manier herab, und seine maßvolle Naturanschauung ladet zu dem einseitigen Naturalismus aus, dessen charakteristischster Ver treter Holruöai ist. Daß Uolcvsai derjenige japanische Künstler ist, der in Europa zuerst populär wurde, mag in der realistischen Zeitströmung, die in den letztvergangenen Jahrzehnten bei allen Kulturnationen aufgetreten ist, ihre zutreffende Erklärung finden. Bezeichnend ist es auch, daß die besten Arbeiten der letzten Zeit landschaftliche Darstellungen sind. In den figürlichen Motiven macht sich mehr und mehr ein theatralisches Pathos und überladener Geschmack geltend. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts erliegt endlich die Kunst des japanischen Farbendrucks den alles umgestaltenden Einflüssen der europäischen Kultur. In den ausgestellten Blättern können wir drei Perioden verfolgen. Die erste, von 1675 bis 1750 reichend, beginnt mit reinen Schwarzdrucken, nach denen die mit der Hand kolorierten UrusbFs's (Lackbilder) folgen, zu denen späterhin der Auftrag von Gold und das Bestreuen des Bildgrundes mit dem matt schimmernden Perlmutterpulver (Kira) tritt. Als erster ausübender Künstler ist hier Uisbilrs v-r Noronobn (>675 bis 1715) zu nennen. Dieser ist erst als Zeichner für Stoffmuster und Stickerei, dann als Illustrator und Maler thätig. Ab und zu sind seine Holzschnitte mit wenigen Farbenflecken in Rot oder Grün versehen. Der Schüler des vorigen, Olcumurs Ug,8auobu (1700 bis 1750), erlangt schon eine feinere und ausdrucksvollere Formengebung und schafft bereits in seiner letzten Lebenszeit zweifarbige Drucke. Otrumura llosllinobv kennzeichnet sich als Schüler und Zeitgenosse LMsLnobue. Er setzt nach japanischer Sitte den Namen der betreffenden Künstlerfamilie (hier OlcumurH vor seinen Eigennamen. Die Schule der lorii und andere Künstler folgen, bis HisbiALvs. lOo/ouobv (1745 bis 1789) den Beschluß dieser Periode bildet. Die zweite Periode, von 1750 bis 1800, bringt die all mähliche Entfaltung zur höchsten Blüte. Es findet Aus bildung des mehrfarbigen Druckes statt. Die von der jüngeren Gruppe der Torii-Schule verbreitete edle Auffassung wird in den intimen Darstellungen des Hsrunob^ zu größerer Fein heit geführt. Die Höhe künstlerischer Gestaltungskraft be zeichnet Li/ovags, der letzte Torii-Meister. Vielseitige Aus gestaltung des Erreichten in den Schulen der Utülraiva, der llirtsulr-rrva, der Litso, sowie durch einzelne Künstler- perfönlichkeiten folgt. Unter letzteren ist besonders hervvr- zuheben der feinsinnige Utawsro, der in seinen besten Werken das ganze Streben und Können dieser Periode zum Ausdruck bringt, während seine Naturbeobachtung schon auf die folgende Entwickelung hinweist. Mit llosllvsui 8lmrs.lru (1797) schließt diese Periode ab. Mit der dritten Periode, die von 1800 bis 1850 reicht, beginnt das Erwachen des Naturfilms. Das Eindringen der
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