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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.09.1901
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 28.09.1901
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- Deutsch
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7670 Nichtamtlicher Teil. 227, 28. September 1SV1. reichsgesetzlicher Verfassung haben muß, sei es, daß er diese selbst einrichtet, sei es, daß er die in einem anderen Bundesstaat nach den neuen Bestimmungen errichtete Kammer im Einvernehmen jenes Staates als die für seine llrheberrcchtsangelegenheiten zu ständige Kammer erklärt. Es ist daher nicht richtig, wenn die -Münchner Neuesten Nachrichten- berichten, daß die nach dem bis herigen Urhebcrrechtsgesetz errichteten -Sachvcrständigenvereine- beibehaltcn werden und nur den Namen wechseln, um die Eigen schaft jener Vereine als -amtlicher Organe, schärfer hervortreten zu lassen. Amtliche Organe waren die bisherigen -Vereine- nicht; wohl aber sind cs die neuen Sachverständigenkammern. Der Geschäftsbetrieb der Sachverständigenvercine unterstand nicht dem Reichskanzler, und ihre Pflicht zur Gutachtenabgabe gründete sich lediglich aus die allgemeinen Bestimmungen der Prozeß ordnungen. Den neuen Sachverständigenkammcrn ist dagegen eine selbständige Kompetenz und reichsgesetzliche Pflicht zur Gutachtenabgabe übertragen. Diese Kompetenz ist für das ganze Deutsche Reich eine einheitliche und im Vergleich zu derjenigen der Sachverständigenvereine eine erweiterte. Die Sachvcrständigen- kammern sind reichsgesetzlich bestellte Organe, Behörden, während die bisherigen Sachverständigenvereine freigebildete Korporationen unter bundesstaatlicher Oberaufsicht waren, ohne behördlichen Charakter. Daß die Sachverständigenvereine in der bisher ge gebenen Zusammensetzung und Form der Gutachtenabgabe sich bewährt haben, ist, was civile Urheberrechtsprozesse betrifft, nur zum Teil richtg. Häufig wurde nur ein Vorstandsmitglied solcher Vereine zur Gutachtenabgabe in Prozessen beigezogen, die Abgabe eines mehrstimmigen (Kollektiv-) Gutachtens erfolgte in seltenen Fällen. Nach dem neuen Urheberrecht giebt aber die Kammer als solche, mithin eine Mehrheit von Personen, auf Grund erfolgter Abstimmung das voni Gericht eingeforderte Gut achten ab und darin liegt ohne Zweifel eine größere Gewähr für dessen Richtigkeit. Wettbewerb uni ein Titelblatt. — Der Verband der deutschen Architekten- und Jngenieurvereine plante, wie s. Z. hier mitgeteilt worden ist, in Verbindung mit dein österreichischen und dem schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein die Heraus gabe eines Werks über das Bauernhaus in Deutschland, Oesterreich-Ungarn und der Schweiz. Um für das Werk ein eindrucksvolles Titelblatt zu gewinnen, hatte er in beschränktem Kreise einen Wettbewerb ausgeschrieben und Preise für die besten Entwürfe ausgcsetzt. Dieser Wettbewerb ist ergebnislos verlaufen. Von den vier eingegangenen Entwürfen konnte keiner mit einem Preise bedacht werden, weil bei keinem die Programmbedingungen vollständig erfüllt sind. Auch zur Ausführung konnte keine der Arbeiten gewählt werden, weil sich bei keiner die Mängel ohne wesentliche Abänderung beseitigen lassen würden. Bis zum 29. d. M. sind die Entwürfe in den Räumen des -Vereins für Baukunde- in Stuttgart öffentlich ausgestellt. Der Bauernhaus- Ausschuß, dem die Entscheidung über den Wettbewerb oblag, hat beschlossen, daß nunmehr den drei an dem Unternehmen beteiligten Ländern anheimgestellt bleiben soll, neue Entwürfe für das Titel blatt auf Grundlage eines gemeinsamen Programms zu beschaffen, über die der Ausschuß dann urteilen wird. Die Einzelheiten des Ausschreibcns, insbesondere die Fristbemessung innerhalb der Zeit bis zur nächstjährigen Zusammenkunft des Ausschusses, die Fest stellung der Preise und die Wahl der zur Bewerbung heranzu ziehenden Kreise sollen den einzelnen Ländern überlassen bleiben. Artaria's Musik-Autographen-Sammlung. — Die Artaria-Sammlung, die größte und wertvollste aller privaten Musik-Autographensammlungen, ist, wie den Zeitungen saus Bonn geschrieben wird, jetzt cndgiltig in den Besitz der königlichen Bibliothek zu Berlin übergegangen. Dazu wird folgendes be merkt, was wir in teilweiser Ergänzung früherer Mitteilungen hier nachtragen: Den Grundstock zu der Sammlung hatte bekannt lich der Wiener Musikalienhändler Dominik Artaria gelegt, als er im Herbst 1827 einen großen Bruchteil aus der Hinterlassen schaft Beethovens ersteigerte, freilich, ohne deren späteren großen Wert zu ahnen. Sonst hätte er, da er als Experte zu der Ver steigerung hinzugezogcn war, alles wohl für eigene Rechnung angekauft. Die wichtigsten Stücke der Sammlung sind die von Artaria für sieben Gulden (!) erstandene Nissa solswnis und das Finale (Chocteil) der neunten Symphonie, deren drei erste Sätze schon seit Jahren im Besitze der königlichen Bibliothek zu Berlin sind gleich dem Xzu-is der Messe, das von Artaria dem Hamburger Musikliebhaber Pölschau überlassen, nach dessen Tode aber durch Beethovens treuen Famulus Anton Schindler der königlichen Bibliothek zugeführt wurde. Im ganzen hatte Artaria 93 Nummern von Beethoven erworben, darunter auch die beiden letzten Klavier sonaten des unsterblichen Tonschöpsers (op. 110 und 111). Haydn ist in der Artaria-Sammlung mit 32 verschiedenen Autographen vertreten, außerdem mit zahlreichen Abschriften meist ungedruckt gebliebener Kompositionen für Kammermusik, darunter allein über 120 Streich- und Flötenlrios. Ferner enthält die Sammlung sechs handschriftliche Werke von Schubert und einzelne Kompositionen von Rossini, Salieri und Paganini. Von Mozart umfaßt sie nur zwei Nummern, darunter von seiner Hand eine schöne Reinschrift jener tiefernsten Komposition in O-moU, die er für die Orgelwalze einer Spieluhr schrieb. Zwei volle Menschcnalter hindurch hütete die Familie Artaria jenen musikalischen Schatz. Nach dem Tode von Dominiks Sohn August boten die Erben durch ein Wiener Antiquariat die Sammlung zum Kaufe aus. Es lag daher die Gefahr nahe, daß sie ins Ausland, vielleicht gar in die Hände eines eigensinnigen Sammlers wandern könnte und dann für immer den Augen der Welt entzogen bliebe. Um dies zu verhindern, entschloß sich der verdienstvolle Bonner Beethoven-Forscher Or. Erich Prieger kurzerhand zum Kaufe der Sammlung für 200 000 Cr be trachtete sich aber nur als ihren einstweiligen Hüter und Verwalter und bot daher den von ihm dem deutschen Volke geretteten Schatz unoerweilt dem preußischen Kultusministerium zum Kaufe an, und zwar zum Selbstkostenpreise. Ehe dieses aber sich zu dem Kaufe entschloß, bedurfte es langer Verhandlungen. Angeblich infolge Geldmangels zog sich die Sache vier volle Jahre in die Länge. Erst in den diesjährigen Etat wurde der erforderliche Kredit eingestellt, und nach einem weiteren halben Jahre konnte dann endlich Or. Prieger die von ihm so selbstlos gehüteten Kunst reliquien kürzlich der Obhut der königlichen Bibliothek zu Berlin übergeben. Vortrag. — Am Mittwoch den 25. September hielt der Redakteur des Archivs für Buchgewerbe, Herr Professor Or. Hanns Freiherr von Wcißenbach im kleinen Saale des Deutschen Buchhändlerhauses zu Leipzig einen Vortrag über Venedig. Eine zahlreiche Versammlung von Damen und Herren war der von der Typographischen Gesellschaft erlassenen Einladung gefolgt und nahm zuerst mit lebhaftem Interesse von der an den Längswänden des Saales ausgestellten reichen Ausstellung Kenntnis. Die Bibliothek des Vörsenvercins hatte dazu aus ihrem Besitz eine Sammlung von über hundert der schönsten Blätter venetianischer Herkunft (Titelblätter, Buchillustrationen, Initialen, Signete) aus den Offizinen der hervorragendsten Buchdrucker beigesteuert. Nach kurzer Begrüßung der Versammlung durch den Vorsitzenden der Typographischen Gesellschaft, Herrn Schwarz, ergriff Herr Professor von Weißenbach das Wort zu einem Vortrage über Venedig, der durch eine Fülle von höchst gelungenen Lichtbildern aufs beste erläutert wurde. Der Vortragende verstand es vortrefflich, die Anwesenden während seines über zwei Stunden dauernden Vor trages zu angespanntester Aufmerksamkeit zu zwingen und ein lebensvolles Bild von der Geschichte und der Kultur der Herrscherin der Adria zu geben. Aus besonderen Gründen hatte Herr Professor von Weißenbach cs vermieden, auf die Entwickelung von Buch druck und Buchhandel in Venedig einzubehen, obgleich wohl kein anderer besser dazu imstande gewesen wäre. — Wie wir übrigens unserm größten Bedauern hören, verläßt Herr von Weißenbach anächst Leipzig. Es ist zu beklagen, daß es nicht gelungen ist, ihn und seine reichen Sammlungen dauernd an Leipzig zu fesseln. L. ö. Radausflug. — Die in Nr. 214 d. Bl. angekündigt gewesene Morgenspaziersahrt der Radler des Buchhandlungsgehilfen-Ver eins zu Leipzig nach Grimma konnte am 15. d. M. wegen ungünstiger Witterung nicht ausgeführt werden, weshalb der Ausflug nun morgen, am 29. September stattfinden wird. Abfahrt pünktlich 6 Uhr vom Buchhändlerhause. Gäste, sowohl Damen als Herren, sind willkommen. Die Mazarinaden. — Die im -Institut äs Xranos- zu Paris befindliche, über 300 000 Bände und 6000 Manuskripte zählende, ogenannte Oidliotösqus Nararins unterhandelt seit einiger Zeit mit der Bibliothek von Bordeaux, um einen Austausch einer ge wissen Anzahl von -Mazarinaden-, der bekannten, gegen den fran zösischen Kardinal und Staatsmann Mazarin gerichteten Pamphlete, zu bewerkstelligen. Da der Jnstitutsbibliothek nur ungefähr 300 Schmähschriften dieser Art fehlen, da sie aber anderseits, wie das -Leöo äs Oaris» schreibt, über 25 000 Dubletten besitzt, so wird der Austausch auf keine Schwierigkeiten stoßen, so daß die Liöiio- tüsqus Nararins bald im Besitz einer vollständigen Sammlung der Mazarinaden sein wird. Eine Bibliographie und eine Auswahl der gegen den Kardinal erschienenen Spottschriften gab Moreau heraus (3 Bände, 1850—1851). — Sicherlich hat Mazarin sich nicht träumen lassen, daß das -Institut-, zu dessen Gründung er mit beigetragen hat, es sich zur geflissentlichen Aufgabe machen würde, in einem Gebäude, dessen Errichtung er letzmillig bestimmt hatte, alle Jnvektiven gegen ihn zu vereinigen.
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