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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.07.1901
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 31.07.1901
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. deutschen Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 6027 von Genua nach Arona gebracht worden war, nennt als Verfasser der Nachfolge in geradezu aufdringlicher Weise einen Abt Johannes Gesen, Gessen oder Gersen. Elftere Lesart steht am Anfang der beiden ersten Bücher, die zweite kommt am Anfang des vierten Buches vor, und die dritte befindet sich in dem Explicit des letzteren. Die schon oben erwähnte Pariser Gelehrtenkonferenz, die 1687 eine große Zahl von Handschriften der Imitativ untersuchte — die dritte, die sich mit der Frage befaßte —, sprach sich über diesen Codex dahin aus, daß er nicht unter dreihundert Jahre alt sei. Wenn diese Behauptung aber richtig wäre, so könnte Thomas von Kempis nicht ihr Verfasser sein, denn 1387 hatte dieser erst ein Alter von etwa sechs Jahren erreicht. Unter dem Abt Gersen kann zwar der berühmte Kanzler der Sorbonne, Johann Gerson, gemeint sein, aber den ehrgeizigen Benediktinern gelang es, diesen Abt als ihrem Orden an gehörig zu konstruieren, und so konnte der frisch-fröhliche Krieg entbrennen, zunächst zwischen den Benediktinern und den Augustinern, die ihrem Thomas natürlich den Lorbeer nicht rauben lassen wollten, und dann in der ganzen ge lehrten Welt dreier Jahrhunderte. Da ich nicht die Absicht habe, an dieser Stelle die Kontroverse zu verfolgen, wende ich mich unter Außeracht lassung der übrigen Codices, die den Gersen als Verfasser nennen, zu den Inkunabeln des berühmten Buches. Ueberwiegen unter den Handschriften immer noch die jenigen, die den Thomas als Verfasser nennen, so ist dies Verhältnis bei den ersten Drucken umgekehrt. Von den lateinischen Inkunabeln der Imitativ nennen achtundzwanzig den Kanzler Gerson als Verfasser, und nur zwölf lauten auf Thomas, zwei auf den heiligen Bernhard, sechs sind anonym. Von den zwölf Ausgaben, die für Thomas zeugen, stammen neun aus Deutschland, drei aus Frankreich, von den acht undzwanzig Ausgaben zu gunsten Gersons erschienen zehn in Paris, elf in Italien und nur je zwei in Belgien und Deutschland.*) Nach dem fünfzehnten Jahrhundert ändert sich das Verhältnis wieder zu gunsten von Thomas. Bei der Berühmtheit, die das Buch schon in seiner hand schriftlichen Verbreitung erlangt hatte, hätte man glauben sollen, daß es bald nach Erfindung der Buchdruckcrkunst einen würdigen Gegenstand für diese abgegeben hätte. Indes stammt die erste gedruckte Ausgabe — vorausgesetzt, daß keine frühere gänzlich untergegangen ist — wahrscheinlich erst aus den siebziger Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts; sie ist von dem bedeutenden Augsburger Drucker Günther Zainer veranstaltet und vor mehreren Jahren in London faksimiliert erschienen. Die Ausgabe, von der sich ein Exemplar in der Pariser Nationalbibliothek befindet und die sehr selten ist, befindet sich in einem Sammelband »Opuseula Varia« von zweihundertvierunddreißig Blättern an siebenter Stelle. Da der Band ohne Datum ist — am Schlüsse der Imitativ wird Thomas von Kempen als Verfasser und Zainer aus Reutlingen als Drucker genannt —, so ist man betreffs des Druckjahrcs auf Vermutungen ange wiesen. Nach einem Seelcnmessenregister des Kreuzklosters zu Augsburg ist Zainer am 11. April 1475 gestorben, nach einem solchen des Klosters Buxheim am 1. Oktober 1478. Vor eines dieser Daten fällt also das Druckjahr jedenfalls. Die Bibliographen halten die Zeit von 1470—72 für die wahrscheinlichste des Druckes. Unter dem Titel »>1dmorüiionss ack spiritualsm vitam« existiert auch eine undatierte Ausgabe des ersten Buches der Imitativ, von Arnold ter Hörnen zu Köln gedruckt, deren Entstehung in dem Katalog 81 des Ludwig Rosenthalschen *) Jos. Pohl im Artikel -Thomas von Kempen- in Wetzer und Welte's Kirchenlexikon. 2. Ausl. 11. Bd. Sp. 1682. Frei burg 1899. Antiquariats auf das Jahr 1469 geschätzt wird und mit 250 berechnet wurde (1892). Der Jesuit August de Bäcker schätzt dagegen die Ausgabe in seinem trefflichen »Ussai bibliograpbiqus sur 1s livrs cks Imitaticms Obristi«*) als um das Jahr 1484 hergestellt. Ebenfalls nur das erste Buch enthält ein in der Pariser Nationalbibliothek befind licher Druck »^mcmisionss ack 8pirituaism uitam utilss«, nach dem Explicit von dem Karmelitanermönch Joh. Colini 1482 gedruckt; es ist die erste von Metz stammende datierte In kunabel. Puyol") erklärt alle Ausgaben für verdächtig, die ein früheres Datum tragen als diese. Solcher führt de Bäcker nach anderen Bibliographen noch vier auf: eine in Tübingen gedruckte aus 1472, eine aus Brixen von Jakob Britanicus hergestellte aus 1481, die aber auch Bäcker als »an moins ävutsuss« hält, irnd noch zwei in Paris bei Marnot und in Straßburg in demselben Jahre gedruckte Ausgaben. Die in Venedig von Peter Loslein 1483 gedruckte datierte Ausgabe hält Puyol, der sie mit fast allen Ausgaben der großen Imitatio-Sammlungen in Paris, Rom, München, Venedig rc. genau verglichen hat, für das treffliche Vorbild aller anderen Ausgaben des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts. Sie nennt den Pariser Kanzler Gerson als Verfasser. Mehrere Bibliographen, darunter Brunet, setzen eine ohne Angabe des Druckers, Druckortes und Druckjahres er schienene Ausgabe der Imitativ um das Jahr 1480 und nehmen Lyon als Entstehungsort an. Interessant ist die Ausgabe, weil sie zum erstenmal als Verfasser den heiligen Bernhard nennt. Es folgen noch drei Ausgaben ohne jede Druckangabe, sodann solche von Brescia 1485, die ebenfalls den heiligen Bernhard als Verfasser aufführt, Löwen 1486, Antwerpen 1486, die übrigens ohne Datum ist und über dessen Festsetzung noch Meinungsverschiedenheiten obwalten, Ulm 1487, Straßburg aus demselben Jahre, gedruckt von Martin Flach, eine Aus gabe, die den Thomas von Kempen als Verfasser nennt, im übrigen aber dem vorgenannten Ulmer Texte folgt, der nach der Venediger Ausgabe den Kanzler Gerson als Autor an- giebt. Von datierten Ausgaben folgen noch eine aus 1488 von Erwin Ratdolt in Augsburg, eine aus 1488 von Bern hard von Benal in Venedig, eine aus Straßburg von 1489, eine ohne jegliche Druckangabe aus 1492, eine aus Lüneburg von >493 und eine Florenzer von Peter de Maganza 1497 gedruckte. Die erste gedruckte Uebcrsetzung der lateinischen Imitativ war eine solche ins Deutsche; sie erschien 1486 bei Anton Sorg in Augsburg***); eine französische und italienische er schienen 1488, erstere in Toulouse, letztere in Venedig. Ob der ersten datierten holländischen Uebcrsetzung aus 1505 die zwei existierenden undatierten vorangehen oder Nachfolgen, ist nicht festzustellen. Ohne, wie schon gesagt, mich hier auf den Streit um die Verfasserschaft der Imitativ näher einzulasseu, sei doch noch hervorgehoben, daß Cruise ihren Inhalt nicht allein als vier selbständige Traktate bettachtet, sondern überhaupt als ein Sammelwerk, das zusammengesetzt ist aus Stellen der heiligen Schrift, Nachklängen von Stellen und Gedanken der früheren geistlichen Schriftsteller in großer Zahl. »Der Ver fasser«, sagt Cruise, »schöpft aus dem heiligen Augustin, dem heiligen Gregor dem Großen; der heilige Bernhard ist auf *) Lüttich 1864. S. 2. **) Ossoriptious dibliogr. äss manusorits st <lss priuoipalss sclitioos du livrs cts Imitatious Ollristi. Paris 1898 Seite 316. ***) Eine deutsche illustrierte Ausgabe von Sorg aus dem Jahre 1493, betitelt -Ein Ware nachvolgung Christi» ist in dem kürzlich erschienenen Katalog 27 von Jacques Rosenthal in München mit 450 notiert. 794*
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