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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.07.1901
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 08.07.1901
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- Deutsch
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Börse,,blakt f. d. deutschen Buchhandel Nichtamtlicher Teil. 5513 gehaltenen Vorstandssitzung konstituierte sich der Vorstand wie folgt: Erster Vorsitzender: Herr Eduard Pohl-München. Zweiter Vorsitzender: Herr Carl Schöpping-München. Schriftführer: Herr Ernst Stahl-München. Schatzmeister: Herr Rudolf Merkel-Erlangen. Beigeordneter: Herr Carl Schräg-Nürnberg. Kleine Mitteilungen. Deutsche Rechtschreibung. — In einer ihrer letzten Nummern widmet die -Norddeutsche Allgemeine Zeitung- der Frage der einheitlichen deutschen Rechtschreibung einen längeren Artikel, aus dessen geschichtlicher Darlegung hier nach ihrer Wieder gabe im Leipziger Tageblatt das Nachfolgende entnommen sei. Nach einer Schilderung der bis in die siebziger Jahre hinein herrschenden Ungleichheiten der Rechtschreibung heißt cs weiter: -Rudolf von Raumer gebührt das Verdienst, den wankenden Boden wieder befestigt zu haben, so daß auf ihm die gehemmte Entwickelung und Verbesserung unserer Rechtschreibung wieder einsetzen konnte. Er wies nach, daß unsere neuhochdeutsche Schreibweise vorwiegend phonetisch sei, daß aber das -phonetische Princip- wesentlich eingeschränkt werde durch Rücksicht auf die Abstammung der Wörter. Er erkannte besser als irgend ein anderer die großen Mängel, die unsere Rechtschreibung verunzieren, hielt aber dasiir, daß es aussichtslos sei, diese mit einem Schlage beseitigen zu wollen. Es habe vielmehr, wer hier die bessernde Hand anlegcn wolle, den herrschenden Schreibgebrauch zu schonen. Erst als die preußische Regierung im Jahre 1876 de» Versuch machte, durch Berufung einer Orthographischen Konferenz einen festen Ausgangspunkt zu gewinnen, von dem aus der herrschenden Willkür Einhalt geboten werden könne, da hielt auch er es für möglich, wenn die Zustimmung aller Bundesstaaten dasiir zu gewinnen sei, eine weitergehende Umgestaltung unserer Ortho graphie vorzunehmen. -In der That faßte damals die Konferenz vorzugsweise unter seinem Einfluß weitgehende Beschlüsse im Sinne der Verein fachung unserer Schreibung. -Man weiß, was aus diesen Beschlüssen geworden ist. Sie fielen einfach ins Wasser, und der Usus, das heißt der geltende Schrcibgebrauch, erwies sich wirklich als Tyrannus. -Da entschloß sich Bayern, wenigstens sür seine Schulen dem Belieben der einzelnen Lehrer ein Ende zu machen. Es gab im Jahre 1879 ein für alle bayerischen Schulen geltendes Regel büchlein für die Rechtschreibung heraus, das im wesentlichen der Raumcrschen Vorlage entsprach. Im Jahre 1880 folgte Preußen, und bald nachher folgten alle anderen Bundesstaaten diesem Bei spiele. Die einzelnen Negelbücher wichen nur wenig voneinander ab, so daß man sagen kann, es bestand für die Schulen des ganzen Deutschen Reiches eine im großen ganzen einheitliche Recht schreibung. Es ist bekannt, daß durch einen Machtspruch des Fürsten Bismarck diese -Schulorthographie- von dem amtlichen Schriftverkehr der Reichsbchörden und aller preußischen Behörden ausgeschlossen wurde, so daß alle in eine amtliche Laufbahn ein tretenden jungen Leute die Rechtschreibung nicht anwenden durften, die sie auf Befehl der Regierung hatten tcrnen müssen. -Diesem unerträglichen Zustande mußte ein Ende gemacht werden. Es mußte sür Schule, Amt und öffentliches Leben eine einheitliche Rechtschreibung geschaffen werden, und cs bestand bei den Behörden kein Zweifel darüber, daß die geeignete Grundlage dafür nur die Schulorthographie sein könne. Daß diese auch vor dem Forum der strengen Wissenschaft bestehen kann, hat Wilmanns in seinem bekannten Buche -Die Ortho graphie in den Schulen Deutschlands- überzeugend nachgewiesen. Und wie groß trotz des ihre Einführung hemmenden amtlichen Bannes ihre Verbreitung ist, darüber haben die statistischen Nachweise von Professor Gemß und vom Vörsenverein der Deutschen Buchhändler (nach den Ermittelungen dieses Vereins wurden im Jahre 1899 über fünf Sechstel aller Bücher und beinahe drei Fünftel aller Zeitschriften in der Schulorthographie ge druckt!) überraschenden Aufschluß gegeben. Sic also mußte nach Lage der Dinge den Beratungen der Orthographischen Kon ferenz zu Grunde gelegt werden. Diese hatte nicht etwa, wie die Schwärmer für die italienische und die spanische, streng phonetische Schreibweise zu glauben scheinen, die Aufgabe, die an sich beste Orthographie zu schaffen, sondern die beste, die jetzt zu haben war. Sie durfte zwar vor Verbesserungen, die in der Richtung liegen, in der sich unsere Rechtschreibung entwickelt hat, und die von dem bisherigen Schreibgebrauch nicht allzu weit ab liegen, nicht zurückschrecken. Aber sie mußte vor allen Dingen des schon vor fünfzig Jahren von Rudolf von Raumer gesprochenen Achtuudjichpgsler Jahrgang. Wortes eingedenk sein: --Auch eine minder gute Orthographie, wofern nur ganz Deutschland darin iibereinstimmt, ist einer voll- kommncren vorzuzichen, wenn diese vollkommncre auf einen Teil Deutschlands beschränkt bleibt und dadurch eine neue, keines wegs gleichgiltigc Spaltung hervorruft.» - -Wie weit die Konferenz ihre Aufgabe gelöst hat, darüber wird sich ein abschließendes Urteil erst fällen lassen, ivenn ihre Be schlüsse veröffentlicht werden. Allein schon nach deni, was bis jetzt in der Presse darüber bekannt geworden ist, läßt sich Gutes hoffen. Allem Anscheine nach ist die Verständigung über die noch vorhandenen Abweichungen der Schreibung nicht nur zwischen den verschiedenen deutschen Bundesstaaten untereinander, sondern auch zwischen diesen und Oesterreich vollständig gelungen. Wenn, wie zu erwarten ist, die Regierungen den Vorschlägen der Konferenz ihre Zustimmung geben, und wenn sie dann die Schulorthographic in ihrer wenig veränderten Gestalt auch in den amtlichen Schrift verkehr einführcn, dann ist in der That etwas Großes erreicht: eine einheitliche Schreibung im ganzen Deutschen Reiche, ja, weit darüber hinaus, soweit die deutsche Zunge klingt. Soweit die deutsche Zunge klingt; denn wie jetzt Oesterreich mit sehr dankens werter Bereitwilligkeit im Interesse der Einheit Opfer bringen will, so hat die Schweiz schon seit fast zehn Jahren mit Verzicht leistung auf schweizerische Eigentümlichkeiten für den amtlichen Verkehr die preußische Schulorthographie angenommen, und wo man in den überseeischen Ländern deutsch spricht und schreibt, be sonders in Nordamerika, gilt längst die preußische Schulortho graphie als maßgebend.- Schulbücher in Berlin (vgl. Nr. 149, 155 d. Bl.). — Wie die -Berliner Zeitung-, so unterstützt auch die -Berliner Morgen post- (Nr. 154 vom 4. Juli) kräftig die Einwendungen der Kor poration der Berliner Buchhändler gegen die von der Be hörde in Aussicht gestellte Vereinheitlichung der Schulbücher an den Berliner Gemeindeschulen. Sie schreibt: .... -Das Interesse der Jugend selbst spricht gegen die Maßregel. Die Kinder würden bloße Schulrekruten, die Lehrer Unteroffiziere in Civil werden, die Persönlichkeit würde noch mehr als bisher aus der Welt verschwinden, das Schulbuch würde die Rolle einer geistigen Zwangsjacke spielen. Wir wollen nicht Normal menschen, sondern Individuen, auch im Volk. Der Schüler soll sein Schulbuch lieb gewinnen, in dessen Auswahl und Be nutzung Lehrer und Rektor ein Stück ihrer Persönlichkeit zur Geltung bringen können. Die geistigen Eindrücke der Jugend sollen verschieden, nicht gleichartig, ausfallcn, vorausgesetzt, daß die verschiedenen Unterrichtsartikel alle gut sind. In Anschauung der Kosten aber erscheint uns recht praktisch der Vorschlag, den die Korporation in ihrer Denkschrift macht: städtische Bücheraustausch- stellcn cinzuführen. Sie müßten bei den Gcmcindeschulen selbst eingerichtet sein. Jedes Kind, das umgcschult wird, hätte beim Abgang von der Schule einfach dem Lehrer seine Bücher abzu geben und würde beim Erscheinen in der neuen Schule völlig gratis die dort cingcführten Bücher erhalten. Das ist wirklich das Ei des Kolumbus!» Eine neue Bibliorhek in Paris. — Zu den in Paris bereits vorhandenen drei medizinischen Museen, die die Namen Dupuytren-, Orfila- und Broca-Museum führen, wird sich dem nächst e>n viertes gesellen, ein geschichtliches Museum der Medizin, dessen Hauptbestandteil, neben den chirurgischen Instrumenten und medizinischen Apparaten, eine Bibliothek bilden soll. Das neue Museuni wird in den weiten Räumlichkeiten der ehemaligen Bibliothek der medizinischen Fakultät errichtet und verdankt seine Entstehung der Initiative des Altmeisters der französischen Medizin, Brouardel, der die Organisation im einzelnen dem 1)r. Cabanss anvertraut hat, dem bekannten und verdienten Verfasser höchst merkwürdiger, für den Fachmann und den Laien gleich interessanter Werke, wie das -Oabinst sserot äs I'bistoirs», die -Ouriositös äs la msäsoins- und die kürzlich erschienenen -Norts mxstsriouss» äs l'bistoirs-. Or. Cabanss wird alle Bücher zu vereinigen suche», die entweder auf die Geschichte der Medizin oder auf die Rolle Bezug haben, die die Medizin in der Geschichte gespielt hat, ferner alte, seltene Werke von hohem Preise, alte und neue Dissertationen später berühmt gewordener Aerzte rc. Den Kern der neuen Bibliothek werden Bücher der gegen 100000 Bände zählendcnFakultätsbibliothek bilden, vor allem die berühmten, von der Fakultät in Eisen- schränkcn sorgsam verwahrten -Oomwsntairvs-. Außerdem rechnet man aus Schenkungen und Legate von Privaten. I)r. Cabanss selber wird der Bibliothek viele wertvolle Geschenke machen, so das -lournal äs äsan Hsroarä sur 1'snkanoo st la jonvssss äs lloais XIII-, das -lourva.1 äs la 8ants äo lMuw XIV- von Le Roy, die -tHalsrio wsäieals- von Raspail, die -li-olation äs la, wort äa äao äs Lsrr^- von Dupuytren, das Edikt Ludwigs XIV., das die Magier und Wahrsager aus dem Königreich verbannt, rc. Auch Manuskripte berühmter Mediziner, seltene Autographen und Dokuments ver- 725
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