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                    Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.07.1901
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1901-07-06
- Erscheinungsdatum
- 06.07.1901
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19010706
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190107063
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- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19010706
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel - Jahr1901 - Monat1901-07 - Tag1901-07-06
 
 
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                              5484 Nichtamtlicher Teil. 155, 6. Juli 1901. im Jahre 1899 verstorbenen Gräfin Castiglione vorüber waren, am vorletzten Verkaufstag noch seine Rechnung gefunden. Die Gräfin Castiglione, die vermöge ihrer Schönheit und noch mehr vermöge ihrer Kühnheit am Hofe Napoleons III. eine hervor ragende, wenn auch nicht einwandfreie Rolle spielte, war zwar keine eigentliche Bücherfreundin, denn Bücher hatten für sic höchstens Wert, wenn sie mit ihren Bildnissen geschmückt waren, aber sie war eine Vergötterin der Photographie. Keine Frau auf dem ganzen Erdenrund hat sich vielleicht so oft photographieren lassen, wenn wir die berüchtigte Gräfin Chimay ausnehmen, wie die Gräfin Castiglione, deren Neigung bekanntlich zwischen Napoleon III., Victor Emanuel und anderen geteilt war. So war es denn für die Pariser ein wahres Vergnügen, am 29. Juni im Hotel Drouot die schöne Gestalt der Gräfin in allen möglichen Stellungen und Kostümen bewundern zu können. Und diese unzähligen bemalten, aber verblichenen Photographien, die zum Teil von merkwürdigen Rahmen aus Satin oder goldgestickter Seide umfaßt waren, denen aber keinerlei Kunstwert inncwohnte, erzielten Preise, über die mancher Habitue des Hotels verwundert den Kopf schüttelte. Unter 80 Frcs. ging keine dieser Photographien ab, einzelne brachten es auf 200 und 230 Frcs. Eine Photographie, die die nackten Füße und Untergliedmaßen der Gräfin bis zum Knie unter einem graziös emporgehobenen Unterrock zeigte, fand einen Liebhaber zu 70 Frcs. Auf ihre Füße und Hände bildete sich die schöne Gräfin nicht wenig ein und ließ sie nicht bloß in Photographien, sondern auch in Skulp turen vervielfältigen. Ein kleines Album mit 16 Photographien der Gräfin in Profil, sv lass, von vorn und von hinten, in Brust-, Knie- und Ganzstücken, stehend oder sitzend, in den verschiedensten Toiletten oder sn ässüadills aus eine Chaiselongue hingestreckt, wurde mit 180 Frcs. bezahlt. Die Decenz ist übrigens — im Gegensatz zu den Bildern der Chimay, deren Verkauf die Pariser Polizei mehrmals verbot — auf allen diesen Photographien ge wahrt. Die Gräfin Castiglione, die mit ihrer Schönheit einen außerordentlichen, fast krankhaften Kultus trieb, ließ es natürlich nicht bei Photographien bewenden, sondern stellte auch Oel, Pasta, Wasser, Kohle, Sepia, Kreide in den Dienst ihrer Selbstvergötte rung. Ihr großes Pastellporträt von Giraud erzielte 1500 Frcs., eine Reduktion dieses Gemäldes 180 Frcs. Als Kuriosität er wähnen wir noch eine Ballkarte in Form eines winzigen Notiz buches aus Schildpatt und Gold mit dem Miniaturbildnis von Victor Emanuel II. und der eigenhändigen Widmung des Königs: -4äla bsllissiwa IBoobia il wissro paärous.» Diese Reminiscenz aus dem vielbewegten Leben der Gräfin -machte-, wie es im Jargon des Hotel Drouot heißt, 1500 Frcs. Die -8ouvsnirs intimes cks Is, oour äss Vuilsriss- von Madame Carette, herausgegeben im Jahre 1889, die zum Teil das Leben der Gräfin Castiglione behandeln und auf vielen Seiten handschriftliche Bemerkungen derselben ent halten, fanden einen Käufer zu 400 Frcs. Diese handschriftlichen Notizen entbehren nicht des Interesses. Unter anderm verteidigt sich die Gräfin mit energischen Bleistiftstrichen gegen die weit verbreitete Legende, daß sie im Kostüm der Salammbö, also fast unbekleidet, auf einem Maskenball in den Tuilerien erschienen sei, und die Anzüglichkeiten der Madame Carette, daß ihre Schönheit unter der Härte und dem Hochmut ihrer Gesichtszüge zu leiden hatte, begegnet sie mit der Bleistiftnotiz: -Visrts st äouosur!- Die vielseitigen Beziehungen der Castiglione offenbaren sich auch in dem zu hohem Preise verkauften Werke -Üistoirs äss prinoss äs Oonäs-, das der Verfasser, der Herzog von Aumale, mit eigen händiger Widmung versah. Die Gräfin Castiglione, die einstige große Dame, Königin der Mode und Heldin mancher Chronik, starb in völliger Zurück gezogenheit in einer Wohnung in der Rue St.-Honors, wo sie sich jahrelang von niemandem, selbst nicht von den Dienern, sehen ließ. Memoiren hat sie leider nicht hinterlassen. Eine Kiste mit der Aufschrift: -II ns pas ouvrir, wsws aprss wa wort-, die bei Baron Alphonse de Rothschild hinterlegt war und in der sich an geblich viele wichtige Dokumente befanden, wurde gerichtlicherseits verbrannt. Paris. 8. II. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie zu München. — Die Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie in München wird in den Tagen vom 8. bis 13. Juli, nachmittags von 2 bis 5 Uhr, eine Ausstellung von Schülerarbciten, und zwar von 32 Besuchern der Anstalt, geöffnet halten. Die Anstalt be findet sich Rennbahnstraße Nr. 11. Zoologen-Kongreß. — In den Tagen vom 12. bis 16. August wird im Reichstagsgebäude zu Berlin der 5. Inter nationale Zoologen-Kongreß unter dem Protektorate Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen stattfinden. Bisher haben 150 Ausländer verschiedener Nationalität ihre Be teiligung angemeldet. Allgemeine Vereinigung deutscher Buchhandlungs- Gehilfen. Ortsgruppe Berlin. — Am Freitag den 12. Juli 1901, abends 9 Uhr findet in O. Spielbergs Fcstsälen, Berlin 80., Köpenickerstraße 62, der dritte kunstgeschichtliche Vortrag des Herrn Paul Münster, Vorsitzenden des kunstgewerblichen Vereins -Albrecht Dürer-, statt. Gäste sind willkommen. Thema: -Rembrandt-. Vorführung von Lichtbildern. Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler. Lippsubsr^, -1., Dis 8aZs vom IIsrroA v. IwxswburA und äis üistorisobs Usrsövlioblrsit iürss Vra^srs. Nit 2 Vollbiläsrn u. 11 ^.bbiiägn. iw Vsxt. §r. 8". VIII, 280 8. w. 1 Vak. UsipwA, IVilüslw IlnAolwavn. 7.— orä. Enthält auf S. 256—280 eine genau bearbeitete Biblio graphie der Litteratur zu diesem Thema. Personalnachrichten. Jubiläen. — Am 2. Juli/19. Juni konnte Herr Christoph Fischer, der erste Gehilfe im Hause Rudolph Puhze in Libau, auf eine ununterbrochene fllnfundzwanzigjährige Thätigkeit in dem genannten angesehenen Geschäft zurückblicken, in das er am gleichen Tage des Jahres 1876 als Lehrling eingetreten ist. Seine treue, rechtschaffene Pflichterfüllung fand bei diesem Anlaß die gebührende ehrende Anerkennung. — Dieser Gedenktag erinnert uns nachträglich daran, daß auch der Chef des Vorgenannten, Herr Rudolph Puhze selbst, in diesem Jahre ein wichtiges Jubiläum feiern durfte, das an dieser Stelle noch keine Erwähnung gefunden hat. Herr Puhze begründete sein Geschäft am 28./16. Februar 1876 und konnte daher schon vor einigen Monaten auf ein fünfundzwanzigjähriges Bestehen seines inzwischen vorzüglich entwickelten Geschäftes zurückblicken, wozu wir ihm nachträglich unsere aufrichtigen Glückwünsche aussprechen. Herr Rudolph Puhze, geboren 1854, entstammt einer älteren Libauer Bürgerfamilie und bezog nach Absolvierung des dortigen klassischen Gymnasiums die Uni versitäten Dorpat und St. Petersburg zum Studium der Rechte. 1875 wegen Kränklichkeit genötigt, das Studium zu unterbrechen, wandte er sich dem Buchhandel zu, der ihm geistige Arbeit und Anregung zu bieten versprach und auch gewährt hat. 1876 eröffnete er in Libau ein Sortiment, und seiner umsichtigen Arbeit und Sorge ist es gelungen, sein junges Unternehmen zu Bedeutung und Ansehen emporzuheben. Seit 1900 ist Herr Puhze auch Kommissionär der hydrographischen Hauptverwaltung des Marineministeriums. Von dem Vertrauen seiner Mitbürger zeugen die ihm übertragenen Ehrenämter als Stadtältester und Stadt verordneter, in denen er seit langen Jahren zum Wähle seiner Vaterstadt wirkt. Mit uns wünschen sicher recht viele Kollegen im deutschen Buchhandel Herrn Puhze aufrichtig weiteres Glück und Wohlergehen. Gestorben: am 3. d. M- im noch nicht vollendeten einunddreißigsten Lebensjahre Herr Fritz Moser in Berlin, Mitinhaber des angesehenen Druck- und Verlagshauses Berliner Litho graphisches Institut Julius Moser. Der Heimgegangene hatte nach dem Tode seines Vaters die Leitung des blühenden Geschäfts arbeitsfreudig übernommen, um es im Sinne des Vaters weiterzuführen. Seine persönliche Liebenswürdigkeit und Herzensgüte werden bei allen, die ihm nahe standen, in ehrenvoller Erinnerung fortleben. (Sprechsaal.) Nochmals Verleger-Expedition. (Vergl. Börsenblatt Nr. 135, 142, 143.) Am 5. April bestellte ich mit Verlangzettel Uber Leipzig bei der Fues'schen Buchhandlung in Tübingen: 1 Schlegel, Augen- Diagnose, das ich nach vergeblichem Warten am 2. Mai und später nochmals am 7. Juni mittels direkten Bücherzettels rekla mierte, ohne jedoch bis heute Antwort oder das Buch selbst er halten zu können. Gablonz a/N., den 2. Juli 1901. Hermann Rößler. Verhafteter Buchhandlungsreisender. Den Herren Kollegen, die wiederholt in diesem Blatte den Buchhandlungsreisenden Otto Skibbe aus Heidelberg suchten, wird die Nachricht erwünscht sein, daß Skibbe sich in Kulmbach in Untersuchungshaft befindet. Eine Mitteilung der geschädigten Firmen an die dortige Staatsanwaltschaft wird sich empfehlen. Mülhausen, Elsaß. Carl Ehrmann.
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