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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.06.1901
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 29.06.1901
- Sprache
- Deutsch
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Börsenblatt f. d. deutschen Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 5265 Loulsuin8, Louqmni8t68 und Lvu<Mv6iir8. (Vgl. Börsenbl. 1897 Nr. 6, 33, 50, 257, 266; 1898 Nr. 122.) (Schluß aus Nr. 148 d. Bl.) Die sechziger Jahre wären beinahe verderblich für den Quai-Buchhandel geworden, denn der damalige Präfekt Baron Haußmann, der unermüdlich thätig war, Paris zu ver schönern und zu verjüngen, der Unsummen für Beseitigung alter Straßenzüge und für imposante Neubauten ausgab und so manches Stück von Alt-Paris verschwinden ließ, war bestrebt, auch die Seine-Ufer zu verschönern. Er wollte die Quais säubern von all dem alten Kram, den Kästen und Holzgestellen, und erließ eine Verfügung, derzufolge alle Händler einfach von den Quais verjagt und es ihnen freigestellt werden sollte, sich in einer alten Markthalle niederzulassen. Es fanden sich jedoch aus allen Bevölkerungskreisen so viele SUmmen dagegen, zahlreiche warme Fürsprecher erstanden und unter ihnen namentlich Paul Lacroix, der bei dem da maligen Kaiser Napoleon III. vorstellig wurde und es erreichte, daß das Haußmannsche Verbot zurückgezogen wurde. Napoleon III. besuchte sogar persönlich unter Lacroix' Füh rung die Quais und interessierte sich sehr für das Schick sal der armen Büchertrödler. Bei dieser Gelegenheit soll sich folgendes Vorkommnis zugetragen haben: Beim Passieren des Quai Malaquai bemerkte der Kaiser einen alten frierenden Mann, der sich an einem Feuer, das er aus Papier unterhielt, zu erwärmen suchte. Von Zeit zu Zeit langte der Ptzre Foy, so war der Name des betreffenden Bouquinisten, nach einer neuen Hand voll Blätter, die er aus einem alten Buche herausriß, und warf sie ins Feuer. Der Kaiser trat neugierig näher, um zu erfahren, welches Buch denn so wenig Wert hätte, daß es diesem profanen Zwecke diente. Schweigend reichte ihm Pöre Foy den Band, und Napoleon las mit nicht geringem Erstaunen und wohl nicht ohne innere Bewegung den Titel »Oouqustss et viotoirss äss I'ravyLisr. Seit 1860 zahlt jeder lZouquinists an die Stadt Paris jährlich 25 Frcs. exkl. Stempel für seinen Platz (meist 10 Meter) an der Seine; falls er außerdem mit anderen alten Gegenständen handelt, kommen noch jährlich 25 Frcs. dazu. Jeder unbescholtene Mann kann Louquivists werden; es genügt, sich von der Polizeipräfektur einen Schein aus stellen zu lassen, während man sich wieder, um einen Platz angewiesen zu erhalten, was bei dem zeitweiligen Andrang allerdings schwer ist, an die Stadtverwaltung wenden und oben genannte Abgabe entrichten muß. Eine Anzahl Be stimmungen über ordentliche und ehrliche Geschäftsführung find natürlich genau zu befolgen. Früher mußten die oft sehr primitiven Auslagekästen von den Platzinhabern all abendlich entfernt und in der Nachbarschaft während der Nacht untergebracht werden. Das Herbeischaffen am Morgen, wozu man sich meist kleiner zweirädriger Karren bediente, war natürlich sehr umständlich und zeitraubend, und erst seit nicht allzulanger Zeit haben die llouquinistss von der Stadt behörde die Erlaubnis erhalten, ihre Kästen auch während der Nacht an Ort und Stelle zu lassen. Man kam über ein, sich gleichförmige, feste, mit Zinkblech beschlagene Kästen machen zu lassen, die mit Eisen an der Brustwehr der Seine befestigt sind und den Büchern bei Wind und Wetter sicheren Schutz bieten. Die Kästen find meist grün angestrichen und verleihen im geschlossenen Zustande den Quais ein eigen artiges, wenn auch keineswegs unschönes Aussehen. Die Pariser Quaibuchhändler oder Oouqumistss sind sehr ruhige und verträgliche Leute; ihr steter Aufent halt im Freien bei Sonnenschein und Regen, bei Wind und Wetter hat sie abgestumpft gegen alles, was nicht ihre Interessensphäre kreuzt, doch findet man bei vielen Achtundsschzigster Jahrgang. unter ihnen eine gesunde Naturphilosophie, und einzelne, die einst bessere Tage gesehen oder sich aus besonderer Neigung diesem armseligen Gewerbe zugewandt haben, zeichnen sich durch ein reiches Wissen aus, so daß eine ge legentliche Unterhaltung mit ihnen sich sehr interessant ge staltet. Wohl vererbt sich bei ihnen vielfach das Gewerbe vom Vater auf den Sohn, doch ist der weitaus größte Teil aus andern Berufsklassen hervorgegangen, und oft erst nach langen Irrfahrten landete dieser oder jener am Seine-Ufer und wurde Bouquinist«. Dem Publikum gegenüber sind sie äußerst nachsichtig, und man muß sie beobachtet haben, wie sie mit stoischer Ruhe, fast teilnahmslos, zusehen, wenn man häufig ohne jede Absicht, etwas zu kaufen, und nicht selten mit einer Unvorsichtigkeit sondergleichen mit den Büchern hantierend, in ihren Kästen herumwühlt. Sie wissen nur zu genau, daß unter den vielen Broschüren und Bänden doch das eine oder andere sein wird, das den Besucher interessiert und das er erst finden muß, um es schließlich doch zu kaufen. Bei dieser Gelegenheit will ich nicht unter lassen, jenen originellen Kauz Chanmoru mit Namen zu er wähnen, der unter den Originalen, deren es viele unter den Louquiuistss giebt, eine hervorragende Stelle einnimmt oder vielmehr einnahm, denn er weilt nicht mehr unter den Lebenden. Chanmoru war ein Feind aller Unordnung in seinen Kästen und ärgerte sich wohl manchmal im stillen darüber oder machte seinem Unwillen zuweilen wohl auch durch eine bissige Bemerkung Luft, wenn man ihm, ohne etwas zu kaufen, seine Bücher in Unordnung brachte oder gar un achtsam damit umging. Vor seiner »BtLlsgs« war daher ein großes Schild befestigt, das folgende in Altfranzösisch abgefaßte Warnung trug: Das eine wird den Bouquiuistss noch nachgesagt, ob mit Recht oder Unrecht, will ich dahingestellt sein lassen, daß sie gern gesehene Gäste beim nahen LlLi-cbLuä äs vm sind; die Unbill der Witterung mag diese Neigung ent schuldigen. Zur Zeit sind fast alle Händler, nachdem der Bau der Bahn an der betreffenden Stelle beendet ist, wieder auf ihre alten Plätze auf dem linken Ufer zurückgekehrt — auf wie lange, läßt sich nicht voraussehen —, und in den grünen Kästen findet sich nach wie vor dieselbe Mannigfaltigkeit, dasselbe bunte Durcheinander, wenn auch an Perlen wenig oder nichts mehr zu finden ist. Die Quai-Antiquare der neuen Schule sind findiger geworden und haben Mittel und Wege an der Hand, wertvollere Sachen herauszufinden und diese schon vorher, noch ehe sie zur Auslage kommen, vorteilhafter zu verwerten. Wie bereits erwähnt, ist die Versorgung der Bücher kästen auf den Quais mit immer neuen Büchervorräten eine sehr mannigfache. Die Bouquiuistss sind streng gehalten, über ihre sämtlichen Einkäufe genau Buch zu führen, um gegebenen Falles jederzeit den Erwerb dieses oder jenes Buches Nachweisen zu können. Sie kaufen vielfach und nicht selten sehr vorteilhaft bei Privatleuten, die sich von un- 692 -^ävis Lux Bsebolisrs st Lultrss. Ouequss us vist-ou äu pLÜs ä'^u^Istsrrs, ä'BspLi^us, voirs <HIIsiuLigus, Oss LäuurLtsurs psucbss sur Iss boitss z? lsisssr slioir Osuärss äs oi^Lrss, äs eiqLrsttss Os pipss rueius st drüls-AUSulss. IN Isisssr eoulsr Os Isurs uex roupiss. ^.äouequss, ls pLuvrs bibliotbsqusux poruut st xsi^uLut, Invocqus äs tous OrsoLutiou st Icksre^ 8ous psius ä'estrs, su eoutrLirs vLs, Orius pLr ls eou st ssvtsL su 8sius SSIUIUg lULlkLISLUts lULtous.»
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