Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.06.1901
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 29.06.1901
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19010629
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190106298
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19010629
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1901
- Monat1901-06
- Tag1901-06-29
- Monat1901-06
- Jahr1901
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
5266 Nichtamtlicher Teil. 149, 29. Juni 1901. nützer Bücherlast befreien wollen; sie sind auch bei Todesfällen sofort bei der Hand, um über den Ankauf etwa vorhandener Büchervorräte zu verhandeln; ferner liefern ihnen die Zeitungs redaktionen, bzw. indirekt die Papierkörbe derselben ein nicht unbedeutendes Büchermaterial zu billigen Preisen, während einzelne wieder von den größeren Antiquaren versorgt werden. Unter letzteren sind einige, die selbst außer ihren Läden noch Verkaufsstellen auf den Quais haben, um daselbst alles Minderwertige, das die Aufnahme in die Kataloge nicht lohnt, an den Mann zu bringen. Den weitaus größten Teil der Kastenware liefern jedoch die großen Auktionen im Kütsl äs8 Vsntss in der kus Oronot, und namentlich jene in der 8skls Z^Ivsstrs und Rns ä«8 bons Lnksots, wobei es oft sehr bewegt und leidenschaftlich zugeht. Noch sei erwähnt, daß auch einzelne größere Verleger von populären Schriften, wie Traumbücher, Briefsteller, Blumensprachen rc., ferner Verleger von Schulbüchern direkt an die llonqaiiiistss liefern und daß die betreffende Litteratur, die ja im großen ganzen an und für sich nicht teuer ist, zum Neupreis verkauft wird. Die Uouqnirüsteij haben schon von jeher mächtige Gönner, einflußreiche Förderer und Vertreter ihrer Interessen und, namentlich unter Schriftstellern und Gelehrten, warme Freunde und liebenswürdige, gute Kunden gehabt. Paul Lacroix und Anatole France habe ich bereits genannt, ich erwähne unter vielen nur noch I Claretie, Fr. Coppse, G. Droz, Feuillet de Corches, Gabriel Hanotaux, K. Huys- mans, I. Janin, Lavier Marmter, Charles Nodier, Pailleron, Sully Prudhomme rc. rc., sämtlich eifrige »Houqnivsnrsr, die jederzeit mit Wort und Schrift für ihre Freunde, die Louquiviütos, eintraten oder noch eintreten. Am populärsten von allen dürfte wohl Lavier Marinier sein, sein Andenken wird alljährlich durch ein großes Bankett gefeiert, zu dem sich sämtliche Pariser Büchertrödler auf Grund eines Legats, das Marinier zu diesem Zwecke bei seinem Tode aussetzte, vereinigen Man erzählt ganze Legenden von der Liebenswürdigkeit, Opfer willigkeit und Fürsorge dieses Gelehrten, der fast die längste Zeit seines Lebens auf den Quais zubrachte und ein eifriger Bücherkäufer war. Gleich ihm sammelte oder sammelt so manch anderer Material zu gelehrten Studien und biblio philen Liebhabereien bei den regelmäßigen Besuchen der Quais; der Staatsmann, der Akademiker, der Richter, der Geistliche, der Gelehrte, deren Weg von oder nach dem Bureau, in die Sitzung oder an die sonstige Stelle ihrer Thätigkeit regelmäßig bei den Bücherkästen auf den Quais vorbeiführt, und wäre es auch auf einem Umwege; sie alle kennen keine angenehmere Erholung in ihren Mußestunden als eine Prome nade unter den breitästigen Bäumen der Seine-Quais, einen Besuch der dort aufgestellten Bücherkästen, sie alle ge denken gelegentlich gern der genußreichen Stunden, die sie bei den liouquiiüstss zugebracht haben, und bringen dies nicht selten in ihren Schriften zum Ausdruck. So hat kürzlich auch der Bibliograph des Kardinals Richelieu, der ehe malige Minister des Auswärtigen und Mitglied der ri.esäsmis kviwhsiss Gabriel Hanotaux in der von H. Daragon in Paris herausgegebenen rOoklsotion än Lidliopküls Lsrisien« ein Bändchen veröffentlicht unter dem Titel »Ls 8sms st Iss Haste; kcomsasäss ä'aa Libliopknls«, über das ich am Schluffe meines Aufsatzes noch einige Worte sagen möchte. Gabriel Hanotaux ist ein großer Bibliophile vor dem Herrn und ein eifriger Bouquineur, der wohl allen Grund hat, seine Quai-Promenaden mit zu den liebsten Er innerungen zu zählen. Ich muß allerdings gestehen, daß meine Erwartungen, die ich an das Erscheinen des sehr nett ausgestatteten, mit einer Radierung von A. Robieda ge schmückten Buches geknüpft hatte, beim flüchtigen Durchlesen zunächst getäuscht wurden, und daß ich versucht war, den Inhalt als harmlose Gelegenheitsplaudereien ohne tieferen Gehalt zu bezeichnen. Beim nochmaligen Durchlesen offenbarte sich mir erst der eigenartige Zauber, den das Büchlein für den Bibliophilen, für jeden, der auch zu Zeiten mit Vorliebe auf den Quais lustwandelt, in sich birgt; es entströmte den Blättern jener poetische Duft, der dem Laien fremd bleibt, für den das Buch übrigens auch nicht bestimmt ist, das beweist schon die geringe Auflage (nur 375 numerierte Exemplare). Zwar nichts von den interessanten Einzelheiten, die ich erwartet hatte; keinerlei Mitteilungen darüber, welches Wild- pret der Verfasser bei seiner Jagd auf den Quais erlegte. Er verschweigt uns, was er in den botts^ L 4 sols alles entdeckt hat, wie er einst durch einen glücklichen Zufall einen Band »Oomrasatsirs äs äalss 6össr«, durchgehend mit An merkung von Napoleons I. Hand versehen, für 1 Franken erworben hat; nichts von seinen vertraulichen Gesprächen mit den Loaqainistss. Ich erkannte in dem Verfasser den alten Pariser, der für seine Vaterstadt schwärmt, der nicht Worte genug findet, sie in Vergangenheit und Gegenwart zu preisen und für ihre Verschönerung zu sprechen, dem die Seine ganz besonders ans Herz gewachsen und der Aufenthalt auf ihren Quais unentbehrlich geworden ist: »pnlsgn'il / s Is, äs8 srbiss svse äs8 livrss, st qns 1s8 ksmms8 z? pssssvt, o'set >s piu8 bssu lisu än molläs«. Wer es versteht, zwischen den Zeilen zu lesen, dem wird das Merkchen des stilgewandten und geistreichen Verfassers einen ungleich größeren Genuß bereiten, er wird leicht den Grundton darin erkennen, der in folgenden Versen gekennzeichnet erscheint: llss ans s'sv vorit LUX lluilsriss ?our jstsr äu psin Lux uioinssux, O'sutrss voiit lüs Iss jcmrosux ^ux portss äss iioxriiosriss O'sutrss bsotsot Iss msstrogusts Ilt kstsllt ts äivs süopivs: Ns psssloii sst moiiis mssquins: äs bc»muiLS Is loux äss Husis. Oüsmpsvisr. Leider ist es mir nicht möglich, auf den Inhalt selbst näher einzugehen, doch will ich nicht unterlassen, auf das mehr allgemeine Kapitel VI »b,s lüvrs« besonders hinzu weisen, in dem der Verfasser unter anderem seine nicht von der Hand zu weisenden Ansichten über die Zukunft der Bücher, vom kommerziellen Standpunkte aus betrachtet, ent wickelt. Er bezeichnet als den gefährlichsten Konkurrenten des Buches die Zeitung, die namentlich durch ihre Billig keit so allgemein und volkstümlich geworden ist. Unsere Bücher seien zu teuer, als daß sie eine von der Zeitung erreichte Volkstümlichkeit auch nur anstreben könnten, sie müßten vor allem viel, viel billiger werden, und zwar denkt sich der Verfasser in Zukunft zwei Arten von Büchern: erstens das Luxusbuch, in all seinen Einzelheiten künstlerisch schön und aufs sorg fältigste ausgestattet, mit Bildern und Gravüren, meinet wegen in feinstem Einband, mit kurzen Worten: das nur in geringer Anzahl hergestellte Buch für Amateure, und zweitens das ganz billige, volkstümliche Buch, das Buch zu 1 Franc, zu 6 Sous, 5 Sous und selbst zu 3 Sous. Wenn man berücksichtigt, daß der Inhalt einzelner Zeitungs nummern oft ganze Bände füllen würde und die Zeitungen trotz des billigen Preises noch dazu täglich frei ins Haus gesandt werden, dann müßte man doch annehmen, so meint der Verfasser, daß die Verleger imstande wären, wirklich gute Bücher, wie sie jetzt zu den teueren Preisen im Handel sind, zu den genannten billigen Preisen zu liefern und dabei noch entsprechend zu verdienen. Ueber diese Ansicht des Verfassers läßt sich wohl streiten, da er beim Vergleich des Buches mit der Zeitung vor allem die segenbringenden Annoncen vergißt, die im Zeitungswesen ja bekanntlich eine ganz wesentliche Rolle spielen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder