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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.06.1901
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- 21.06.1901
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- Deutsch
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5018 Nichtamtlicher Teil. 142, 21. Juni 1901 kürzlich hat erscheinen lassen.*) Die Abhandlung ist ein er weiterter Neudruck des Anhanges, den der Verfasser der 1888 erschienenen Monographie Wedewers**) über Dietenberger beigegeben hat. Wenngleich der Mainzer Dominikaner seiner Zeit eine sehr bekannte und gepriesene Persönlichkeit gewesen ist, von der viele volkstümliche Schriften ausgegangen sind, so ist doch sein Geschlechtsname bis jetzt nicht bekannt geworden. Den Namen Dietenberger hat er von einem Ort dieser Be zeichnung, der in der Nähe von Höchst am Fuße des Taunus gelegen ist und aus dem sein Vater, ein Faßbinder, um 1473 nach Frankfurt ausgewandert zu sein scheint. Hier ist denn auch unser Bibelübersetzer nach seiner eigenen Angabe in der Widmung zu seinem »Fragstück au alle Christ- gläubigen«, wahrscheinlich um 1475, geboren worden. Es ist ein Streit darüber entstanden, wie weit es be rechtigt ist, Dietenbergers Bibelwerk eine von ihm besorgte Ucbersetzung zu nennen. Panzer, der protestantische Pastor, erklärt Dietenberger kurzweg für einen Plagiator an Luthers Uebersetzung***), Wedewer nimmt ihn dagegen in Schutz. Leugnen kann zwar auch er nicht, daß sehr weitgehende wörtliche Uebereinstimmungen vorhanden sind, aber er weist demgegenüber darauf hin, daß auch Luther die vor ihm ver anstalteten Bibelübersetzungen benutzt habe. Damals, und noch sehr viel später hat mau in der That noch nicht die Auffassung von der Unzulässigkeit der Benutzung der Geistes werke anderer gehabt, die sich heute entwickelt hat. That- sächlich sagt Dietenberger selbst in einer Nachschrift zu feiner Bibel, daß er »nit verdeutscht, sondern wieder, soviel möglich, und Gott Gnade und Verstand gegeben hat, auf unseres alten glaubwürdigen Textes Bahn sundj Verstand restituirt, von Jrrthumben gesäubert, wo zerrissen, ergänzt und ersetzt« habe. Als Drucker des damaligen Mainzer Domkapitels war Peter Jordan thätig, der 1531 nach Mainz gekommen war und seine Presse in den Dienst der gegenreformatorischen Bewegung gestellt hatte. Aus seiner Offizin ging 1534 das Werk Dietenbergers zum erstenmal hervor. Interessant ist, daß Jordan zwar der Drucker, nicht aber der Verleger ge wesen ist; denn während der, von einem prächtigen Holz schnitt umrahmte Titel nur Druckort und Jahreszahl anführt, heißt die ebenfalls in Holzschnittumrahmung befindliche Schluß schrift: »Getruckt inn der Ertzbischofflichen Stadt Meintz bei Peter Jordan, Inn kosten vud Verlegung des Erßamen vnnd Achtbaren Herren Peter Qentels, Burger vnd Buchtruckher zu Köllen « Diese Scheidung von Drucker und Verleger kommt freilich schon zu Ende des fünfzehnten Jahrhunderts vor, und auch speziell von der Firma Quentel, einer der bedeutendsten Deutschlands, ist es bekannt, daß sie Verlags werke zur Herstellung an andere Drucker vergeben hat. Das Dietenbergersche Werk: »Biblia beider Allt vnnd Newen Testamenten« ist ein 578 nicht paginierte Seiten starker Folioband mit drei reichen Titelumrahmungen, 109 eingedruckten Holzschnitten, sowie zahlreichen Zierbuchstaben. Von welchem Künstler die große Titeleinfassuug stammt, ist ungewiß; früher hat man Anton Woensam von Worms-s) *) D. Johan Dietenbergers Bibeldruck ssoll wohl heißen Bibelübersetzung) Mainz 1534. Von Or. Friedrich Schneider. Mainz im Jahre der Gutenbergfeier 1900, Wilckens. kl. 4". 22 S. **) Johannes Dietenberger, 1475—1537. Sein Leben und Wirken. Von Hermann Wedewcr. Freiburg 1888, Herder, or. 8". 499 S. u. 4 Tafeln. ***) M. Georg Wolfgang Panzers, Schaffers an der Haupt pfarrkirche bey St. Sebald in Nürnberg, Versuch einer kurzen Ge schichte der römisch-cathvlischen deutschen Bibelübersetzungen. Nürn berg 1781, S. 74-lll. ti Man kann Woensam nicht wohl, wie Schneider (S. 16) thut, einen Wormser Meister nennen, denn er war niemals in Worms thätig, von wo sein Vater schon im ersten Jahrzehnt des 16. Jahr hundert nach Köln ausgewandert ist. für den Urheber gehalten; Schneider glaubt den Schnitt Hans Sebald Beham zuschreiben zu sollen. Für Woensam würde jedoch das Vertragsverhältnis Jordans mit Quentel sprechen; Woensam lebte damals in Köln und stand mit Quentel in reger geschäftlicher Beziehung. Da der Titel zudem auch später auf Kölner Drucken mehrfach wiederkehrt, so ist kein Grund ersichtlich, der die Annahme Schneiders stützen würde, daß das Blatt (soll wohl heißen der Stock) ursprünglich für eine Mainzer Druckerei angefertigt worden sei; umsoweniger als es nach Schneider »offenbar von Seiten des Kölner Verlegers Quentel zum Dietenbergerscheu Bibel druck geliefert worden« ist. Ein anderer Holzstock zeigt die Woensamschen Namens buchstaben. Er kehrt so oft in anderen Drucken ivieder, daß der Stock nach Schneider bei so häufiger Benutzung und bei den kräftigen Papieren und dem entsprechend großen Pressen druck über Gebühr in Anspruch würde genommen worden sein, wenn man nicht für Erneuerung gesorgt hätte. Sofern nicht nach Abnutzung Neuschnitte gefertigt wurden, meint Schneider, spricht die Vermutung auch hier für eine gegossene Wiederholung der Platte, ein Verfahren, das erwiesenermaßen schon vordem geübt wurde; man könnte hinzusetzen, schon vor Erfindung der Buchdruckerkunst, denn bei den belgischen Ansprüchen auf diese Erfindung handelt es sich für mich zweifellos um gegossene Platten. Die Dietenbergersche Bibel hat weiter in ihrer Erst ausgabe eine Folge von 21 Holzschnitten zur Apokalypse, die Woensam nach den aus der Cranachschen Werkstätte stammenden Bildern der Wittenbergschen Ausgabe von Luthers Neuem Testament nachgeschnitten hat. Auch der von Schneider abgebildete Woensamsche Stock ist nicht dessen Original, son dern einem Holbeinschen Bilde nachgebildet, das die Stadt Luzern darstellen soll. Dieser Nachschnitt kehrt in Kölner- Drucken häufiger wieder. Eine größere Anzahl von Behamschen Holzschnitten, die die Dietenbergersche Bibel zieren, bringt Schneider in Nach bildung. Er rechnet sie nach Erfindung, Zeichnung und Durchführung zu dem vorzüglichsten, was je an ähnlichen Darstellungen geschaffen worden ist. »Die Zeichnung ist von wahrem Schönheitsgefühl eingegeben und hält sich derart frei von Manier, daß die Bilder fast durchweg als Gemein gut aller Zeiten gelten können. In der Behandlung des Holzschnittes tritt eine gleiche Meisterschaft zu Tag . . .« Die Geschichte dieser Holzschnitte belegt den so merkwürdigen Austausch, der mit den bildlichen Beigaben zwischen Heraus gebern und Verlegern in jener Zeit stattfand. »Beham hatte seine biblischen Bilder während seines Aufenthaltes in Frank furt für den dortigen Drucker Egenolph angefertigt, der zwischen 1533 und 1534 von der Lutherschen Bibel einen Nachdruck herstellte. Gleichzeitig dienten selbige zur Aus stattung einer Bilderbibel.« Vor Ende des Jahres 1533 schon muß der Druck des Alten Testaments vollendet gewesen sein, denn dadurch waren die Behamschen Holzschnitte zur Benutzung durch Peter Jordan frei geworden, was anfangs des Jahres 1534 nicht mehr der Fall war, weshalb die Schnitte für die damals gedruckten Teile des Dietenbergerscheu Werkes fehlen. So enthält die Frankfurter Bibelausgabe von 1534 102, die Dietenbergersche nur 72 der Behamscheu Holz schnitte. Dietenberger hatte offenbar, was auch aus anderen Umständen erhellt, große Eile mit der Herstellung. Inter essant ist jedenfalls, daß die Drucker zweier Unternehmungen, die sich gegenseitig aufs heftigste befehdeten, so gut miteinander standen, daß der eine zur Herstellung der Waffen behilflich war, mit denen sein eigenes Werk bekämpft werden sollte. Die erste Ausgabe des Dietenbergerscheu Bibelwerkes gehört zu den seltenen Büchern. Noch seltener freilich sind mehrere spätere Auflagen, von denen einige nur in einem
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