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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.06.1901
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- 19.06.1901
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- Deutsch
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4944 Nichtamtlicher Teil. 140. 19. Juni 1901. Wer lesen wollte, zahlte das billige Leihgeld gern, und wer nicht lesen wollte, dem kann auch das umsonst angebotene Buch nicht helfen. Wer für die Volksbibliotheken Leser wirbt, schadet dadurch seinen beregten Mitbürgern.« lieber die ersten Betriebsergebnisse lauten die Berichte sehr günstig, denn sie übertrafen weit die gehegten Er wartungen, da alle vier Bibliotheken fleißig besucht wurden. Schon nach zwei Monaten waren 845 Leser verzeichnet, und diese Zahl stieg im Jahre 1851 auf 1281, während die Zahl der verliehenen Bücher sich bei 20 000 im Jahre 1850 auf 38 430 im folgenden Jahre belief. Bald aber regte sich das Bedürfnis nach neuen Biblio theken, da noch große Stadtteile solche entbehrten, und im Jahre 1856 konnte aus den Mitteln des wissenschaftlichen Vereins bereits die fünfte errichtet werden. Inzwischen hatten auch die Gemeindebehörden ihre anfängliche Zurück haltung, ja ihr Mißtrauen in den Erfolg der Sache auf gegeben, sprachen doch die Ergebnisse der nächsten Jahre (1858: 3423 Leser und über 100 000 verliehene Bücher) immer deutlicher. Sie bewilligten fortgesetzt höhere Zu schüsse, so daß in rascher Folge von 1865—67 drei, 1869 zwei und 1870, zwanzig Jahre nach Gründung der vier ersten, die elfte Volksbibliothek eröffnet werden konnte. Die zwölfte Bibliothek verdankte wieder den persönlichen Opfern Räumers ihre Begründung, indem der Neunzigjährige aus seinem keineswegs bedeutenden Vermögen 2000 Thaler für eine Volksbibliothek in Moabit hergab, die 1871 mit einem Bestände von 3000 Bänden eröffnet wurde. Leider konnte der Stifter selbst wegen vorgeschrittener Schwäche seine Schöpfung nicht mehr, wie er beabsichtigte, selbst in Augen schein nehmen. Noch am Ende des Jahres trat er von seinen: Amt als Vorsitzender des wissenschaftlichen Vereins zurück, nachdem ihm der König und die Königin, sowie die Gemeinde behörden in schmeichelhaftester Weise ihre Anerkennung für seine langjährige Thätigkeit ausgesprochen hatten. Raumer starb am 14. Juni 1873, nachdem er noch mit 89 Jahren Kolleg gelesen hatte. Nach Räumers Rücktritt krankte auch der wissenschaft liche Verein, obgleich es ihm nicht an tüchtigen Männern im Vorstande fehlte, die ihn in der alten bewährten Weise fort- znführen strebten; das Interesse des Publikums begann eben in den siebziger Jahren nachzulassen. lieber die Gründe dafür sagt der Bericht, daß die Reihen der alten Freunde und Abonnenten der Tod gelichtet hatte und neue Teilnehmer sich nur mit schwerer Mühe gewinnen ließen. Alle An regungen durch die Presse verfehlten ihre Wirkung, und die Vorlesungen wurden oft vor leeren Bänken gehalten. Die Apathie des Publikums gegen Vorträge dieser Art war so unüber windlich, daß die Eintrittskarten auch zu den anziehendsten Tagen nicht benutzt wurden. Der Verein, der vierzig Jahre auf dem Posten gestanden und der Popularisierung der Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung Bahn gebrochen hatte, schlief ein, um nicht mehr zu erwachen. Sein Einfluß aber hatte sich inzwischen in Deutschland darin gezeigt, daß nach seinem Vorbilde in Berlin wie in den Provinzen unabseh bare Reihen wissenschaftlicher Vorträge entstanden waren, an denen sich hervorragende Vertreter der Wissenschaft beteiligten Eine umfassende Litteratur kleiner Essays hatte sich gebildet, die in einzelnen Heften oder periodischen Zeitschriften die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschungen in abgerundeter oder gemeinverständlicher Form den weitesten Kreisen zugänglich gemacht hatten. Die vom Verein begründeten Volksbiblio theken waren zu einer dauernden Einrichtung geworden, und mit vollem Recht konnte der letzte Vorsitzende Gneist am 10. Dezember 1881 in seinem Rückblick über die Thätigkeit des Vereins an die Kaiserin Augusta sagen: »Der Zweck des Unternehmens, welchem Eure Majestät so lange Jahre hin durch ein so warmes Interesse gewidmet haben, ist erreicht, wie wir dies zu unserer großen Freude und Genugthuung aussprechen dürfen«. Aber auch in den Volksbibliotheken war in den acht ziger Jahren ein gewisser Rückgang deutlich bemerkbar, ob gleich in den Jahren 1880—89 noch vier neue Institute eröffnet wurden und Berlin dadurch nunmehr ein Viertel hundert solcher Anstalten besaß. Der Grund dafür lag in den gesteigerten Anforderungen des Publikums an die Bibliotheken, denen infolge der geringen Geldmittel, die trotz aller Zuwendungen der Behörden zu Gebote standen, nicht genügt werden konnte. Während man bei der Einrichtung der ältesten Volksbibliotheken in allererster Reihe auf die Bedürfnisse des Arbeiter- und Handwerkerstandes Rücksicht genommen hatte, benutzten jetzt weit mehr als zuvor An gehörige anderer, anspruchsvollerer Bildungskreise die Biblio theken und verlangten, daß ihre Wünsche befriedigt würden. Am meisten wurde bemängelt, daß der vorhandene Bücher bestand keine rechte Anziehungskraft mehr habe und ge druckte Kataloge meistens nicht vorrätig seien. Die Ver waltung, die in den achtziger Jahren mit der Aufräumung des veralteten, wertlosen Büchermaterials begonnen hatte, hatte mit Rücksicht auf die geringen Etatsmittel immer nur schrittweise vorgehen können. Da die Bücher der Volksbibliotheken dem Publikum nur dann nützen, wenn sie in den gedruckten Katalogen verzeichnet stehen, so mußten gleichzeitig mit der Büchercrgänzung neue Kataloge gedruckt werden, denn die alten Verzeichnisse neu auf zulegen, verbot ihr unbefriedigender Inhalt. Jede umfassende Ergänzung einer Bibliothek erforderte aber ca. 3000 ^ und bei den beschränkten Mitteln war es nur möglich, etwa drei Bibliotheken pro Jahr in bescheidener Weise zu erneuern. Es war daher nötig, daß zur Beschleunigung des Ver jüngungstempos außerordentliche Mittel verfügbar waren. Auch die Räume, meist enge und kleine Klassenzimmer, ge nügten den Anforderungen nicht mehr; Lesezimmer waren fast gar nicht vorhanden. So lagen die Dinge, als die Kommission im Jahre 1892 den Verfasser der Festschrift vr. Buchholtz beauftragte, Vorschläge zu einer eventuellen anderen Organisation des Volksbibliothekswesens zu machen In einer Denkschrift, die ausführlich die Ursachen des Rückgangs erörtert, sind diese Vorschläge enthalten. Diese Vorschläge, denen zwar die Kommission zustimmte, fanden allerdings nicht den Beifall des Magistrats, aber immerhin wurde die Bewilligung außerordentlicher Mittel, der die Stadtverordneten zustimmten, für die Volksbibliotheken von der größten Bedeutung, denn nun konnte das Verjüngungswerk energisch betrieben werden. In den Jahren 1898—1900 wurden an 60 000 ^ für diesen Zweck verwendet und nach Ausmerzung von 16 000 Bänden Ballast beträgt heute der Gesamtbestand 115 000 Bände. Auch die Bücherverzeichnisse wurden nun reformiert und jede Bibliothek erhielt ihren eigenen Katalog, der in Auf lage von 800—1000 Exemplaren gedruckt wurde; der Preis dieser Verzeichnisse ist gleichmäßig auf 30 H festgesetzt. Am umfangreichsten und befriedigendsten ist das auch schon von vielen Bibliotheken mit Vorteil benutzte »Verzeichnis der Bücher und Zeitschriften der ersten Volksbibliothek und Lese halle der Stadt Berlin, Mohrenstraße 41«, das nach einer durchgängigen Auffrischung des Bücherbestandes zum letzten mal 1898 erschienen ist. Wie sehr durch diese Reformierung die Bibliotheken an Frequenz gewonnen haben, erhellt aus folgenden Zahlen: Nach Hause verliehen die 27 Institute im Jahre 1899/1900 693 078 Bände, von denen auf die llnterhaltungslitteratur 594 471, auf die belehrende Litteratur 98 607 Bände ent fallen. Allerdings muß dabei bemerkt werden, daß die
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