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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.03.1882
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 29.03.1882
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- Deutsch
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1378 Nichtamtlicher Theil. 73, 2S. März. günstignngen zu beseitigen, zu erwirken, daß säinmtliche Verleger durch entsprechende Kürzung des Rabattes es unmöglich machen, daß vom Centralpunkt Leipzig und seiner Nähe aus die lediglich im Interesse des auswärtigen Geschäftes hervorgernfencn Ein richtungen zur Vernichtung von des letzter» Lebensfähigkeit miß braucht werden. Die Aufgabe, gegen diesen Mißbrauch wirksame Mittel zu finden, die eben nur den Mißbrauch verhüten, ist keine ganz leichte, doch ist sie ebenso dringlich als unerläßlich, und das Unerläßliche ist auch stets möglich. Man setze nur erst an irgend einem Punkte den Hebel fest an, so zeigt sich ohne Zweifel, daß die Schwierigkeiten doch kleiner sind, als die Scheu vor ihnen. Das Interesse an der Sache ist auf Seite des soliden Leipziger Geschäftes ein mindestens gleich großes, wie auf Seite des auswärtigen. Der Leipziger Commissionär in erster Linie muß wünschen, daß seine Committenten gut situirte Leute bleiben oder wieder werde»; dem Leipziger Verleger aber muß ebenso wie dem außerhalb Leipzigs wohnenden daran liegen, seine wichtigsten und treuesten Kunden, die Verbreiter seiner Artikel solvent und bei ungeschwächter Schaffensfreudigkeit zu erhalten, München, im März 1882, Theodor Ackermann, Ein Blick aus den „Blick in die Zukunst". In dem Artikel „Ein Blick in die Zukunst" (Nr, 65 u, 67) wird n, a, auch die Freytag'sche Collection („Das Wissen der Gegen wart") in einer Weise besprochen, welche eine Antwort erheischt. Die Sammlung beruht aus der Idee, dem Publicum gute, wissenschaftliche, eigens für diesen Zweck von Fachmännern ge schriebene Werke zu möglichst billigem Preise in bequemer Form zu bieten. Solche Bücher mögen vielleicht auch jetzt schon existiren, jedenfalls aber nur vereinzelt, „Das Wissen der Gegenwart" kann daher im Verkehr befindliche Werke nicht verdrängen, es macht keinem buchhändlerischen Unternehmen Concurrenz, es er öffnet vielmehr dem Sortimentsbuchhandel ein ganz neues Feld, indem es ihm ermöglicht, die gewiß große Zahl Jener als Käufer hcranzuziehen, die bisher wissenschaftliche Bücher der zu hohen Preise wegen nicht kaufen konnten. Die Meinung, es werde durch die Verbreitung Wohlseiler wissenschaftlicher Werke der Absatz größerer thenrer Werke ähnlicher Art unmöglich gemacht oder geschädigt, dürste sich Wohl nicht als richtig erweisen, denn die Erfahrung spricht dagegen. Seitdem die Klassiker und die ältere Belletristik überhaupt dem Publicum zu den billigsten Preisen geboten werden, hat der Absatz der neuen Belletristik bei unveränderten Preisen wesentlich zugenommen, und man ist berechtigt, für die wissenschaftliche Literatur ein ähnliches Resultat anzunehmen. Wer anfängt, wissenschaftliche Bücher zu lesen, wird sich meist für irgend ein Fach ganz besonders interessiren und er wird dann mitunter auch theurere Bücher dieses Faches kaufen. Ganz abgesehen davon ist es aber schwer begreiflich, wie der Sortimentsbuchhandel durch die Eröffnung eines ganz neuen Gebietes, durch das Heranziehen einer ganz neuen Schicht von Käufern geschädigt werden soll. Freilich wird in jenem Aussatz behauptet, der Absatz im Buch handel sei keiner Steigerung mehr fähig; durch den Mehrabsatz eines neuen Unternehmens müßte vielmehr der sonstige Umsatz des Sortimenters in etwa gleichem Betrag geschmälert werden. Diese Behauptung ist aber ganz irrig. Im Jahre 1845, also vor 37 Jahren, schätzte Liesching den Gesammtumsatz im deutschen Buchhandel auf 2,800,000 Thlr, oder durchschnittlich 4000 Thlr, auf jeden der rund mit 700 angenommenen Sortimenter, Als höchsten Umsatz unter je 100 Sortimentsfirmen nimmt Liesching 21,000 Thlr, ord, und 15,000 netto an, was damals richtig ge wesen sein mag, jetzt aber viel zu gering ist. Bleibt man aber trotz dem bei Liesching's Ziffern und nimmt man nun 2500 Sorti menter an, so ergibt sich ein Umsatz von 30 Mill, Mark, der Wohl noch um mehrere Mill, zu gering geschätzt sein dürste; denn der Umsatz im Buchhandel hat sich weit stärker vermehrt als die Firmenzahl, Nimmt man aber auch nur die geringste Ziffer, so zeigt sich eine Vermehrung aus nahezu das Vierfache, so daß im Jahresdurchschnitt eine Vermehrung des Umsatzes um etwa 7gs> gegen den Umsatz des Jahres 1845 stattgesnnden hat. Bedenkt man nun, daß die Zunahme des Umsatzes natur gemäß mehr in die letzteren Jahre fällt, als in die ersten, bedenkt man ferner, daß es sich bei dem „Wissen der Gegenwart" um 20 Bände ä 1 Mark jährlich handelt, so wird man zugeben müssen, daß selbst bei dem höchst möglichen Absatz die Besorgnisse des Sehers in die Zukunft ganz unbegründet sind. Aus denselben Gründen ist aber auch eine Schädigung des Verlagsbuchhandcls durch das „Wissen der Gegenwart", wie jener Aussatz sie in Aussicht stellt, ausgeschlossen. Die weit überwiegende Mehrzahl der zukünftigen Käufer dieser Sammlung hat aber bisher keine wissenschaftlichen Bücher gekauft. Möglich ist es indessen immerhin, daß der Absatz älterer Werke durch einzelne Bände der Sammlung geschädigt wird. Immerhin aber kann man sagen, daß die Schädigung wesentlich geringer sein wird, als sonst bei dem Erscheinen concurrirender Werke, weil die Bände der Sammlung für ein anderes Publicum bestimmt sind, als die meisten bis jetzt erschienenen wissenschaftlichen Werke, Diese Verhältnisse lassen sich nicht Ludern, sie gehören mit zu den Folgen der Concurrenz, die im Sortimentsbuchhandel viel be dauerliche Uebelstände hervorgerufen hat. Nur darf man nicht glauben, daß der Buchhandel allein darunter leidet, Aehnliche, ja noch schlimmere Auswüchse finden sich in allen Geschäftszweigen, Weniger begründet dürste dagegen die Behauptung der Ueber- production sein, so bestimmt und so häufig sie auch ausgesprochen wird. Eine wirkliche auch nur zwei Jahre fortgesetzte Ueber- production müßte das Betriebscapital der Verleger so schwächen, daß eine starke Abnahme der Production unvermeidlich wäre. Eine solche tritt aber nicht ein, sondern es zeigt sich in der Regel eine jährliche Zunahme, Jedenfalls gibt es keine Ileberproduction guter und wohlfeiler Bücher und es wird Wohl auch schwerlich je eine geben. Ein Eingehen auf den weitern Gehalt jenes „Blickes in die Zukunft" wird Wohl Niemand erwarten; dagegen ist gewiß vielen Lesern des Börsenblattes die seltsame Begrüßung ausgefallen, welche aus dem Rahmen der Alltäglichkeit hcraustretende Unternehmungen in dessen Spalten finden. Sobald etwas Derartiges sich blicken läßt, erscheint der Jere mias des Börsenblattes, stimmt seine Klagelieder an und verkündet den Untergang des Buchhandels, Wie die Jammerbase in der Er zählung der Frau Wildcrmnth, beweint er das traurige Geschick der dem Verderben geweihten Buchhändler und verbietet ihnen schließ lich auch noch, Nachkommen zurückznlassen. Glücklicherweise gibt er wenigstens Tag und Stunde der unvermeidlichen Katastrophe nie mals an, so daß seine armen Opfer hoffen können, die nächsten fünf zig Jahre noch glücklich zu verleben. Wir sind überzeugt, nicht nur uns selbst, sondern auch dem Buchhandel durch das „Wissen der Gegenwart" ebenso zu nützen, wie durch jedes andere erfolgreiche Unternehmen, Die großen Schwierigkeiten desselben kennen wir am besten, der Erfolg ist uns aber durch das wohlwollende Entgegenkommen unser College» verbürgt, Leipzig und Prag, den 26. März 1882, G, Freytag, F, Tempsky,
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