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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.05.1901
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- 29.05.1901
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- Deutsch
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4358 Nichtamtlicher Teil. 122, 29. Mai 1901. (Traeger.) Sic denn jemals eine solche Abgabe von anderen für die Allgemeinheit gefordert? Dann, meine Herren, sind es gerade die Dichter und die Komponisten wiederum, die vielfach ihrer Zeit voransgehcn, die im Gegen satz zn ihrer Zeit schassen und wirken, deren Schöpfungen, deren Ge danken nachher zur Geltung komme», daß sie also nicht diejenigen sind, die der Nation zn danken haben, nein, denen die Nation zu danken hat. (Sehr wahr! links,) Alle Einwände lassen sich, glaube ich, sehr leicht Widerlegen. Wer hat denn nun also den Nutzen? Ich will zngeben: die All gemeinheit, beim Verlagsrecht, Es hat ja auch niemand daran gedacht — das hat Ihnen mein Spezialfrcund Müller schon gesagt, das haben Ihnen andere Herren schon in der Kommission mitgcteilt —, »ach diesem Vor- bildc der SO jährige» Schutzfrist die Schutzfrist im allgemeinen zu ver längern, Beim Verlagsrecht kann man sagen: nach 30 Jahren kommt das Voll auf billige Weise in den Besitz dieser Bildungsmittel, Wir haben cs ja erlebt, meine Herren, daß, wenn die Schutzfristen aufhören, die sogenannten billigen Ausgaben wie Pilze an den Tag kommen. Das ist ein Zustand, der meines Erachtens durchaus gerechtfertigt ist, und dem leider nur der Ucbelstand cntgegcnsteht, daß in Deutschland viel zu wenig Bücher, teure sowohl wie billige, gekauft werden. Aber, meine Herren, wer repräsentiert denn hier die Allgemeinheit? Nicht das Publikum, wie ich Ihnen gleich zeigen werde, sondern die Theaterdircktorcn und die Konzertunternchmcr, die eine Abgabe loswerden, ohne daß sic dem Publikum dafür Erleichterungen zu teil werden lassen. Mein Freund Richter hat Ihne» zwar gesagt, das wäre nicht richtig, denn der Preis der Aufführung würde nach den Unkosten, die die Auf führung verursachte, kalkuliert und gefordert; er machte Sie darauf auf merksam, daß cs Abonncmentsvorstellunge» gebe, Vorstellungen außer Abonnement, daß cs die sogenannten billigen Nachmittagsvorstellungen gebe. Nun bitte ich, nur einmal die verschiedenen Theaterzettel eine Woche lang zu studieren; dann werden Sie finden, daß gerade die sogenannten Reißer, diejenigen Stücke, die einen Haupteffekt gemacht haben, auch als billige Nachmittagsvorstellungen gegeben werden. Und, meine Herren, die Abgabe, die der Thcaterdirektor im allgemeinen an den Dichter oder de» Komponisten zu zahlen hat, ist so gering, daß sie gegenüber den Ansstattungs- und anderen Kosten absolut keine Rolle spielt, daß also die Behauptung, es wäre ei» Vorteil für die minder wohlhabenden Klassen, wenn diese Abgabe wegfiele, »ach meiner Ansicht irrig und halt los ist. Dann hat der Herr Abgeordnete Richter auch gemeint, eine so leb hafte und sehnlich gewünschte Konkurrenz mit dem Opernhaus sei doch heut nicht möglich, weil zu wenig gemeinfreie Opern vorhanden wären, und diejenigen, die ein solches Konkurrenzunternehmen planen, vor der Abgabe an die Komponisten oder Dichter zurückschrecken. Das ist nicht richtig, meine Herren. Das Theater des Westens würde sehr gern auch andere, z, B. Wagnersche Opern aufführc». Es hängt vielmehr daran, daß jeder Komponist, jeder dramatische Dichter in einer Stadt, in der mehrere Theater sich befinden, immer einer bestimmten Bühne sein Werk übcrgiebt, weil sonst die Bühnen absolut nichts verdiene» würde». Sie lese» manchmal auch auf dem Theaterzettel des Theaters des Westens, daß Herr Graf Hochberg die Güte gehabt hat, für den Abend die Aus führung dieser und jener Opern freizugeben. Also, meine Herren, das ist absolut kein Grund, Nun möchte ich auf folgendes ausmerksam machen. Nachdem die Gesetzgebung von 1870 erlassen war, bildete sich in Deutschland die Ge nossenschaft dramatischer Autoren und Komponisten, die am 2, Sep tember 1871 Korporationsrcchte erlangte, deren Aufgabe es war, die Interessen der dramatischen Autoren und Komponisten zu überwachen, für sie die von den Direktoren zu zahlenden Beträge zu vereinnahmen. Daß mit einer solchen Anstalt und mit dem Zweck einer solchen Anstalt notwendig eine Kontrolle verbunden sein muß, das liegt doch auf der Hand; deshalb wird ja die Anstalt gegründet, weil es dem einzelnen Autor unmöglich wäre, überallhin zu verfolgen, ob in berechtigter oder unberechtigter Weise seine Werke aufgeführt werden; und wen» ein Autor nicht bei dieser Genossenschaft ist, daun hält er sich seinen Agenten, der diese Arbeit macht. Nun hat es mich angesichts dieser Thatsache auf das äußerste gewundert und befremdet, daß man so thut, als wenn die in der Gründung begriffene Anstalt der Komponisten etwas Neues und ganz Unerhörtes wäre. Nein, meine Herren, eine derartige Genossenschaft haben wir schon, die verfolgt dieselben Zwecke und verfolgt sie mit denselben Mitteln, deren sich diese Gesellschaft bedienen will. Nun, meine Herren, habe ich auch Eins nicht verstanden, die Heftig keit, mit der man gegen diese Gesellschaft vorgeht. Diese Gesellschaft hat einen so breiten Raum in unseren Diskussionen eingenommen, daß der Un eingeweihte eigentlich annehme» müßte, es handelt sich hier um einen Gesetzentwurf, betreffend die Bildung einer Vereinigung der Komponisten. Nein, meine Herren, das hat Ihnen auch der Herr Staatssekretär gesagt, daß uutrennbar die Gesellschaft mit dem Gesetz nicht zusammcnhängt, daß das Gesetz seine Bedeutung und Wirkung haben wird, auch wenn eine derartige Gesellschaft nicht zu stände kommt, daß es aber außer ordentlich wünschenswert ist, daß, wenn das Gesetz zu stände kommt, auch eine derartige Gesellschaft zu stände kommt. Meine Herren, ich habe mich — das glaube ich auch namens meines Spezialfreundcs Müller versichern zu können — in der Frage absolut nicht beeinflussen lassen; es hat auch niemand versucht, mich zn be einflussen, und auch einen dämlichen Einfluß, dem ich sonst nicht ganz unzugänglich bin, habe ich hier nicht erfahre». Meine Herren, eine Frau ist hier wie das Gespenst der Ahnfran (Heiterkeit) durch die Debatten ge zogen, und auch der verehrte Herr Abgeordnete Dietz wollte durchaus hier die Wurzel alles Hebels finde». Nun, mich trifft das gar nicht; denn ich, der ich überall und immer den Mut meines Geschmacks und meiner Ueberzeugnng habe, habe niemals ein Hehl daraus gemacht, daß ich nichts weniger als ein Anhänger der Wagnerschcn Musik bin; also in dieser Beziehung fehlt mir jedes persönliche Interesse, Aber, meine Herren, wir, die wir doch informiert werden sollen, werden nun einmal meist infor miert von Leuten, die dabei interessiert sind, und als Freund Richter Herrn v, Hase citierte, sagte ich mir gleich: dieser Hase (Heiterkeit) ist kein ganz waidgcrechtcr Zeuge, — und siehe da, ich kann nach den Offen barungen des Herrn Staatssekretärs diese Meinung nur aufrecht erhalten. Ebenso, meine Herren, hat mich auch das nicht gruselich gemacht, was der Herr Abgeordnete Richter uns aus einer musikalischen Zeitschrift vor- gelesen hat über die Looiäts ckos ^.utours, Eine Gesellschaft, die so lange besteht, die ein so großes Ansehen in Frankreich und über Frank reich hinaus genießt, eine Gesellschaft, die wesentlich dazu beigctragen hat, die pekuniäre und gesellschaftliche Stellung der Autoren zn fördern und zu unterstützen, eine solche Gesellschaft kann derartigen Angriffen, glaube ich, ruhig entgegensetzen. Weil wir aber — das möchte ich wiederholen — nicht wünsche», daß unsere deutsche geistige Produktion ihren Schutz in dieser Anstalt sucht, deshalb sind wir auch dafür, daß die Möglichkeit der Gründung der deutschen Gesellschaft gegeben wird durch Ausgestaltung dieses Gesetzes, und da ist der Z 33, d, h. die fünfzigjährige Schutzfrist, ein wesentlicher Faktor aus dem einfache» Grunde, weil, wenn Sie die fünfzig jährige Schutzfrist nicht gewähren, sondern wenn es bei der 30 jährigen Schutzfrist bleibt, Sie künftig einen förmlichen Auszug unserer Kompo nisten nach Paris erleben würde» (sehr richtig!), und eine solche wünschen wir nicht. Meine Herren, bei § 27 haben die Ansdehncr eine Niederlage er litten, Bei Z 33 hoffen wir, daß die Einschränker auch keinen Sieg er leben werden. Ich kenne sehr wohl das Wort des Dichters: Nichts halb zu thun, ist edler Geister Art. Aber mögen doch unsere Herren Opponenten einmal keine edlen Geister sei», sondern praktische Leute, und mögen Sie die eine Hälfte des Sieges davontragcn, zur anderen Hälfte aber dazu beitragen, daß wir den Sieg erringen. Sie werden sich damit den Dank der Mit- und Nachwelt er werben, (Bravo! links.) Or, Spahn, Abgeordneter: Meine Herren, ich werde mit Rück sicht auf die Stimmung, die im Hause obwaltet, mich nur auf ganz wenige Worte beschränken. Zunächst muß ich eine Frage beantworten, die in der vorvorigen Sitzung seitens des Herrn Abgeordneten vr. Müller an mich gestellt worden ist und von mir damals nicht beantwortet werden konnte, weil ich nicht anwesend war. Er fragte, ob ich in der Kommission nicht auch für die SO jährige Schutzfrist gestimmt hätte, als ihre Annahme bei der zweite» Beratung erfolgt ist. Ich kann ihm sagen, daß ich dagegen ge stimmt habe. Ich gehöre zu den wenigen Mitgliedern, die verneinend gestimmt haben, so daß eine Aenderung in meiner Haltung nicht einge- tretcn ist. Es liegt deshalb auch kein Anlaß für mich vor, mit der Aeußerung meiner Meinung zurückzuhaltcn. Dann zu der Frage v, Hase eine kurze Bemerkung! Ich glaube, es ist gegen Herrn v, Hase etwas zu scharf vorgegangcn worden. Die Mit teilungen, die uns der Herr Staatssekretär gemacht hat, lassen etwas tiefer blicken in Beziehung auf die Tendenz, welche mit den 50 Jahre» verfolgt wird, wie wir bisher wußten. Wenn es wahr ist, daß sich die Komponisten und Musikalienverlcger nicht einigen konnten, weil die Mu- sikalienverlcgcr die Komponistc» gewissermaßen unter ihren Daumen halten wollten, und daß dieses Hindernis der Tantiemenanstalt beseitigt werden soll durch die Schaffung der Schutzfrist von SO Jahren, — ja, meine Herren, dann schlägt man uns ein bedenkliches gesetzgeberisches Experiment vor (sehr richtig!), von dem ich glaube, wir sollten uns zu ihm nicht her geben, wir sollen nämlich den Komponisten die Hilfe leisten, die sie sich nicht aus eigener Kraft geben können; wir sollen ihnen ermöglichen, die Musikalienhändler unter ihren Daumen zu bekommen. Dazu haben wir nun aber doch auch keinen Grund, (Sehr richtig!) In betreff der Sache selbst hat mir ein Musikalienhändler, der nicht Herr v, Hase ist, sondern ein Berliner, die Sache sehr ruhig dargestellt. Nach dessen Mitteilungen sind dann Vorschläge seitens der Musikalien- vcrleger gemacht worden; die Komponisten sind mit diesen Vorschlägen nicht einverstanden gewesen, und wenn ich das Wort nicht falsch verstän den habe, das dabei gefallen ist, auch mit aus Rücksicht ans die Art der Regelung der leidigen Geldfrage, und die Musikalienverleger haben sich dann gesagt, sie brauchten ihretwegen diese Tantiemegescllschaft nicht; wenn die Komponisten sie nicht haben wollte», ließen sie die Sache ihren Gang gehe». Die Komponisten haben dann die Sache selbst in die Hand genommen, und nun war ein Teil der Musikalienvcrlcgcr bereit, die Sache mit ihnen versuchen zu wollen. Ob etwas dabei zn stände kommt, steht dahin. Nach den Mitteilungen, welche in der Kommission über die
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