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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.05.1901
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 14.05.1901
- Sprache
- Deutsch
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Börsenblatt f. d. deutschen Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 3S25 verwalteten Aemtern scheidenden Vorstandsmitgliedern, den Herren Kommerzienrat Engclhor», Steltner und Reinicke, brachte Herr Robert Voigtländer mit anerkennenden und dankenden Worten und mit dem Wunsche, daß es dem deut schen Buchhandel niemals an gleichen tüchtigen und opfer freudigen Männern fehlen möchte, sein Hoch. -Wer treu gedient hat seine Zeit, dem sei ein volles Glas geweiht!» — Mit besonders lebhaftem Beifall entsprachen die Festgenossen dieser Aufforderung. Herr Kommerzienrat Engelhorn, der zurllcktetende erste Vorsteher, erinnerte bei seinem Dank an das alte Wort »l,» roi est wort, vive Is roi« und leerte sein Glas auf das Wohl seines Nachfolgers im Amte. Launig erwiderte der neu gewählte erste Vorsteher des Börsenvereins, Herr Albert Brockhaus, mit einem anderen Wahrspruch, daß nämlich jeder Hausbesitzer nur zwei frohe Tage habe, den einen, an dem er das neue Besitztum über nehme, den anderen, an dem er seiner wieder ledig werde. Damit wolle er nicht etwa der Befürchtung Raum gegeben haben, daß er eine ähnliche Erfahrung machen könnte, wohl aber möchte er wünschen, daß er bei seinem Auszug aus dem Buchhändlerhause recht viele Kollegen um sich sehen dürste, die seiner mit derselben Freundlichkeit gedächten, wie sie heute dem scheidenden Vorstände wohlverdienterweise ent gegengebracht worden sei. Er wolle mit seinem Trinkspruch das Wohl derjenigen feiern, deren in diesem Saale nur selten von einem Festredner gedacht werde: der Mitglieder des Börsenvereins. Ihrer verständnisvollen und treuen Mit arbeit halte er sich bei der Führung seines verantwortungs vollen Amtes versichert, und damit dürfe er der Hoffnung Ausdruck geben, daß das vereinte Bemühen zu gutem Erfolge führen werde. — Mit freudigem Hoch und anhaltendem Beifall entsprach die Festversammlung der Aufforderung des Redners. Die folgende Rede, mit der Herr Otto Mühlbrecht- Berlin nur in der allernächsten Umgebung der Rednerbühne Gehör fand, ging für die große Mehrzahl der Versammelten im vorgeschrittenen Festgetösc leider verloren und sei darum hier möglichst ausführlich wiedergcgeben: -Meine Herren! Die soeben zur Verteilung gelangte Gabe -Für Muttern- veranlaßt mich, das Wort zu nehmen und Ihnen einen Toast aus unsere Frauen vorzuschlagen. Sehe ich mich als richtiger Buchhändler nach einem Dichterwort um, das ich als Leitmotiv meiner Ausführungen benutzen könnte, so sällt mir das etwas schwer. Denn so sehr geneigt die Dichter im allgemeinen sind, die Jungfrauen und die Frühlingszeit der Liebe zu besingen, so wenig beschäftigen sie sich mit den Frauen, die verheiratet sind. Man könnte daraus vielleicht folgern, daß die Dichter Erfahrungen in der Ehe gemacht haben, die sie veranlassen, der Ehe kein Loblied zu singen. Und das könnte wiederum die Folge haben, manchen jungen Mann abzu- schrecken, den Versuch zu wagen. In dem Punkte denken aber gottlob! alle jungen Leute, wie Lessing, der da sagte: »Wenn mir Gott in der einen Hand die Wahrheit anböte und in der anderen das Forschen nach der Wahrheit, so würde ich das Letztere ver ziehen.» So wollen auch alle jungen Leute selbst ihre Erfahrungen machen, und darum will jeder heiraten, und es ist gut, daß es so ist. — In der That könnte sonst manchen abschrecken, was einige Dichter von ihren Frauen sagen. Schon Hans Sachs z. B. besingt seine Frau in folgenden Worten: -Du bist mein Freud', mein Rosenhaag, doch auch mein Blitz und Donnerschlag-. Was mag dem Manne alles passiert sein, daß er zu einer solchen An sicht kam! Bemerkenswert ist auch der Spruch im Lübecker Rat haus: -Gar mancher Mann laut singet, wenn man die Braut ihm bringet; wüßte er, was man ihm brächte, er wohl laut weinen möchte-. Und der Wandsbeker Bote Matthias Claudius drückt sich sehr ungalant aus, indem er sagt: -Du armer alter Adam du, dein erster Schlas war deine letzte Ruh'-. Viel schöner klingt, was Milton in seinem Verlorenen Paradies den Adam zur Eva sagen läßt: -Ich will lieber mit dir in der ewigen Verdammnis leben, als ohne dich im Paradiese-. Auch der Schotte Robert Burns huldigt den Frauen mit den Worten: -Das Schönste, schwur einst die Natur, im Weibe mögt ihr'« schauen: mit Lehrlingshand schus ich den Mann, mit Meisterhand die Frauen». — Ich könnte AchtmdsechMt-r Jahrgang. Ihnen in dieser Weise noch manchen Dichter für und gegen die Frauen eitleren; aber, meine Herren, ich will nur noch einen geschrieben fand: -ich lobe mir ineine Alte, zu der ich getreulich halte; sie ist im ganzen Neste, die Schönste, Klügste und Beste; an ihrem Herzen sind' ich Ruh, sie drückt mir einst die Augen zu - — Damit mag es genug sein, und nun nehmen Sie mit mir Ihr Glas zur Hand und trinken Sie mit mir auf das Wohl unserer Frauen, sie leben dreimal hoch!- Es scheint, daß wenigstens das Schlußwort des Toastes von Vielen vernommen worden ist, denn die Versammlung nahm das Hoch mit besonderer Freudigkeit auf. Als letzter in der langen Reihe zeigte sich auf dem Stand hinter dem Rednerpult der liebenswürdige Wohl- thätigkeitsapostel des Buchhandels, Herr Otto Petters- Heidelberg. Das Erscheinen des humorbegnadeten Kollegen wurde, wie immer, mit Beifall begrüßt, und Viele eilten, um besser zu hören, in seine Nähe. Er befinde sich, wie er, an knüpfend an die Worte eines Vorredners, begann, zum Teil im Gegensatz zum Herrn Oberbürgermeister, zum Teil im Einverständnis mit ihm, und dieser habe ihm mit seinem Trinkspruch zu einer billigen Einleitung des seinigen ver haften. Sie beide ständen seit Jahrzehnten alljährlich am Kantate-Sonntag an derselben Stelle, um einige freundliche Worte an die Festgenossen zu richten. Wenn aber sein ver ehrter Herr Vorredner im Eingang seiner Worte erwähnt habe, daß er heute mit einiger Befangenheit an seine Aufgabe herangetreten sei, so habe er im vollen Gegensatz zu solcher Empfindung diese Tribüne mit größter Unbefangenheit und Freudigkeit erstiegen. Sei sie ihm doch ein altgewohnter und liebgewonnener Platz geworden, wo er sich so vertraut fühle, wie daheim an seinem Arbeitspult unter seinen Kunden und Mitarbeitern Volles Einverständnis zwischen ihm und dem Herrn Oberbürgermeister herrsche dagegen in der Erkenntnis, daß sie beide eigentlich immer dasselbe zu sagen hätten, und daß es schwierig sei, neue Formen für die alten, oft gehörten Gedanken zu finden. Er freilich (der Redner) habe es noch schwerer als der Herr Oberbürger meister, der doch noch einen zweiten Bürgermeister zur Seite habe zu seiner gelegentlichen Vertretung, während es bisher nur einen »Petters» gebe, da der zweite noch nicht so weit herangewachsen sei, um nötigenfalls den väterlichen Platz einnehmen zu können. Er habe auch keinen »Dittrich« (Name des Bürgermeisters) zu seiner Verfügung, der ihm die Herzen für die Wohlthätigkeit erschließen könnte. (Große Heiterkeit, die sich noch erhöhte, als unerwartet aus der Verborgenheit der Magnesiumblitz eines Photographen den Redner streifte.) Auch eine kühne technische Utopie Seiner Magnificenz des Herrn Rektors, der dieser in seiner Rede Ausdruck gegeben hatte, wurde vom Redner verwertet. Der Herr Rektor habe sich geäußert, es möchte noch dahin kommen, daß der eben ausgedachte Gedanke unmittelbar bei seiner Entstehung durch die Hand seines Erzeugers in Typen gegossen werden könne. Dazu könne der Redner bekunden, daß ihm selber dieser große Wurf heute bereits in augen fälliger Weise gelungen sei, denn soeben während des Mahles habe er einige Verse in seinem Kopse geschaffen, und schon — o Wunder! fänden sich diese geschrieben in seiner Tasche vor. Zum Beweise entnahm er den Tiefen seines Fracks flüchtig hingeschriebene, dem Augenblick entsprossene Verse und las sie vor. Einige dieser humorvollen und -zielbewußten» Verszeilen mögen hier folgen: Die Herzen will ich euch erweichen, Und da« ist schwer nicht zu erreichen; Im Gegenteil, ihr macht'« sogar Mir leicht, drum komm' auch jedes Jahr Ich freud'gen Sinns zum selben Zweck 512
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