Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.03.1901
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 30.03.1901
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19010330
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190103300
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19010330
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-30
- Monat1901-03
- Jahr1901
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Börsenblatt f. d. deutschen Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 2599 und des Buchhandels, lebhaft beteiligten, nahm nach der Neuen Freien Presse den nachstehenden Verlauf: Mit Punkt 1 (Ist die Neuregelung der deutschen Schulortho- graphic in Oesterreich im Sinne einer Vereinfachung und etwaiger Annäherung an die in der Öffentlichkeit herrschende Orthographie wünschenswert und opportun?) wurde eine General- Debatte eingelcitct. Die Schulmänner erklärten die Neuregelung im Sinne einer Vereinfachung geradezu für erforderlich, die Ver treter der Presse und der Buchdrucker begrüßten lebhaft die Aktion der llnterrichtsoerwaltung und erklärten sich gleichfalls für die thunlichste Vereinfachung bei möglichster Schonung des bisherigen Schriftbildes. Sämtliche Redner sprachen sich gegen eine radi kale Reform aus. Minister Or. v. Härtel als Vorsitzender stellte mit Befriedigung fest, daß im allgemeinen kein Widerspruch gegen die Bejahung der ersten These erhoben worden sei. Bei der Besprechung des zweiten Fragepunktes (Wie ist die Durchführung der Schulorthographie auch außerhalb der Schule zu erreichen?) kani der allgemeine Wunsch zum Aus druck, es möge seitens der Regierung im Verordnungswege ver fügt werden, daß in allen Ministerien und den ihnen unter stehenden Anstalten, insbesondere auch in der k. k. Hof- und Staatsdruckerei, sämtliche Schriftstücke und Druckwerke in der neuen Orthographie herzustellen seien; ferner daß darauf hin gewirkt werde, daß sämtliche Vuchdruckereien, Verlagsanstalten und Zeitungshcrausgeber für die Einführung der verbesserten Orthographie gewonnen werden. Ferner wurde der einstimmige Beschluß gefaßt, es möge die llnterrichtsoerwaltung wegen Ver einheitlichung der Orthographie mit den Regierungen des übrigen deutschen Sprachgebietes in Fühlung treten. In der nun folgenden Spezial-Debatte wurde trotz der auf- tauchcndcn großen Schwierigkeiten in den meisten Punkten eine Einigkeit der Anschauungen erzielt. So traten, um nur einiges hcrvorzuheben, gleich bei der Diskussion über die Schreibung der 8-Laute verschiedene Anschauungen zu Tage. Schließlich erhielt fol gender Vermittelungsantrag die allgemeine Zustimmung: Die in den österreichischen Schulen übliche Heysesche 8-Schreibung ist in ihren singulären Formen, die im Unterrichte besondere Schwierig keiten bereiten und auch eine weitere Geltung nicht zu er langen vermochten (wie liest, fasste), fallen zu lassen. Be züglich des th kam man zu dem Leitsatz, es sei im Auslaut und soweit als es die Vereinbarung ermögliche, auch im Anlaut u meiden, zumal auch in der allgemeinen Schreibweise hierin as Streben nach Vereinfachung bereits unverkennbar sei. In Ge bür und gcbüren müsse das h wieder eingesetzt werden. Im einzelnen wurden folgende Schreibungen empfohlen: Tod, tot, der Tote, töten, tötlich, totkrank; fing, ging, hing, auch gib und gibst, aber regieren, studieren; die Unterscheidung zwischen wider und wieder sei fallen zu lassen, (die Häufung von Konsonanten wie in -Kammmacher» zu vermeiden. Bei den großen Anfangsbuchstaben sei im allgemeinen dem üblichen Ge brauche zu folgen; jedoch in allen Fällen, in denen ein Schwanken zu bemerken sei, müsse die Kleinschreibung den Vorzug erhalten. Die Debatte über die Schreibung der Fremdwörter nahm ge raume Zeit in Anspruch. Es wurde allgemein gewünscht, daß ihr Gebrauch in der Schule beschränkt und das im bestehenden Regel buche herrschende Prinzip, das in vielen Fällen große Vorbildung des Schreibers voraussetze, fallen gelassen werde. Das Wortbild solle deutsche Art zeigen; deni Gebildeten stehe es frei, das Fremdwort in der fremden Sprache zu schreiben. Demnach wurde bezüglich des k und c, z und c der allgemeine Leitsatz angenommen, es sei der K- und Z-Schrcibung Vorschub zu leisten; jedoch müßten allzu ausfällige Formen wie -Ziwilisazion- vermieden werden; für die Ucbergangszeit seien Doppelschreibungen zulässig, also Dccember neben Dezember, Korrektor neben Corrector, Direktion neben Direktion und ähnliches. Bei Punkt 5 (Eventuelle freie Anträge) beantragte der Bericht erstatter, es sei ein fünfgliedriger Ausschuß einzusetzen, der das bestehende österreichische Regelbuch zu revidieren habe. Die Ver sammlung erhob diesen Antrag zum Beschluß. Schließlich dankte Minister Or. v. Härtel allen Mitgliedern der -Enquete-, insbesondere den Vertretern der Presse und des Buchdruckgewerbes für ihr Erscheinen, worauf der Vorstand des Gremiums der Buchdrucker, Herr Holzhausen, namens der Buchdrucker versicherte, das angeregte Werk nach Kräften fördern zu wollen. Daniel Chodowiecki. Vortrag. — Anknüpfend an den im vorigen Monat vorübergegangenen hundertjährigen Todestag von Daniel Chodowiecki, 7. Februar d. I., hielt Herr Or. Julius Vogel im Leipziger Kunstvercin einen Vortrag über den Lebens- und Entwickelungsgang des Künstlers. Er wies dabei zunächst darauf hin, daß der Todestag des verdienstvollen Künstlers vor der Oeffentlichkeit zwar wenig bemerkt worden sei, daß er (Redner) es aber für geboten halte, daß man des be scheidenen und innerlich doch so reichen Künstlers in den Kreisen der Leipziger Kunstfreunde gedenke. Bei diesem Anlaß sei auch zweier verdienter Leipziger Buchhändler zu gedenken, nämlich Or. Wilhelm Engelmanns, des Verfassers des für die Kunstgeschichte unübertrefflichen Katalogs der Werke Chodowieckis, und Or. Salomon Hirzels, dessen vornehme geschäftliche Gesinnung sich stets opfer willig in den Dienst der Wissenschaft und Kunst gestellt habe. Das Leben des Künstlers läuft unter kleinbürgerlichem Zu schnitt, verschont von tief einschneidenden Wechselfällen, in ruhigem Gleichmaß dahin. Auch bei Chodowiecki sind die Anfänge der Kiinstlerlaufbahn nicht ohne Mühseligkeiten. Von seinem Vater enipsängt er den ersten Unterricht im Zeichnen, von seiner Tante erlernt er das Emaillemalen. Jedoch, nachdem sein Vater früh zeitig gestorben war, war auch er genötigt, einen -solideren- Beruf zu erwählen, der seinen Mann sicher ernährte, und so trat er als Lehrling in ein Spezereigeschäft ein, wo er noch Muße fand, abends bei trübem Lampenschein Kupferstiche nach Callot zu kopieren. Später trat er als Buchhalter in das in Berlin befind liche Geschäft seines Onkels ein, ohne auch hier seiner Kunst un treu zu werden. So hat er zwölf lange Jahre, zwischen Pflicht und Neigung kämpfend, ausgehalten, bis es ihm gelang, sich ganz seiner Kunst widmen zu können. Da er frühzeitig geheiratet hatte, so mußte er auch in seiner Kunst auf Erwerb ausgehen. Er führte zunächst zahlreiche zierliche Emaillemalereien und Por- traits auf Elfenbein aus. Jedoch erst in seinen hierauf folgenden Radierungen tritt der populäre Zug hervor, der die Volksseele gewinnt. Von der Schaffenskraft Chodowieckis giebt der von Or. Wilhelm Engelmann herausgegebene Katalog einen Beleg. Er umfaßt 550 Seiten und weist 950 Nummern auf, von denen eine ganze Anzahl 6 — 12 Blätter in sich begreift. Sie entstanden in einem Zeiträume von dreiundvierzig Jahren, von 1757 bis 1800. Im hohen Alter von einundsiebzig Jahren wurde Chodowiecki zum Direktor der Kunstakademie in Berlin ernannt; jedoch scheint diese Ehrung, wie aus brieflichen Aeußerungen heroorgeht, nicht nach seinem Wunsche gewesen zu sein. Am 7. Februar 180l erlöste ihn ein sanfter Tod von jahrelangen, mit Geduld, ja oft mit Humor ge tragenen Leiden. In Adolph von Menzel und Ludwig Knaus hat er zwei Nachfolger gefunden, die sich eng an seine Kunst an schlossen. Ein Denkmal in Berlin hat er freilich noch nicht er halten. Das schönste Monument, das fremde Hand ihm errichtete, hat ihm ein Leipziger Bürger erbaut: das ist die unvergleichliche Arbeit des verstorbenen Buchhändlers Or. Wilhelm Engelmann. — Den interessanten Ausführungen des Redners folgte lebhafter Beifall. Ernst Kiesling. -8ob.- Verein Dresdner Buchhändler. — Der -Verein Dresdner Buchhändler» besichtigte vor einigen Wochen die neu erbaute und neu eingerichtete Buchdruckerei des Dresdner An zeigers, die Eigentum der Or. Güntzschen Stiftung und unter stadträtlicher Verwaltung ist. Diese Exkursion bot den Teilnehmern derselben viel des Interessanten und Belehrenden, da die Druckerei bezüglich der Technik und der Wohlfahrtseinrichtungen für die in ihr beschäftigten Arbeiter und Angestellten vollkommen auf der Höhe der Zeit steht. — Weiter veranstaltete der Verein am 23. März für seine Mitglieder einen Herrenabend im weißen Saale der -Drei Raben-, zu dem auch Einladungen an die in Dresden bestehenden beiden Gehilfenvereine -Bastei- und -Liber- ergangen waren. Dieser Einladung war auch seitens der Gehilfen zahlreich Folge geleistet worden; hingegen ließ der Besuch der Mitglieder des -Vereins Dresdner Buchhändler- leider zu wünschen übrig. Nach erfolgter Begrüßung der erschienenen Mitglieder und der vielen Gäste durch den Vorsitzenden, Herrn Heinze, wechselten in bunter Reihe heitere Vorträge mit Darbietungen einer kleinen, aber trefflichen Musikkapelle ab. Einige gut gelungene Tafellieder erhöhten die Tafelfreuden, die den Teilnehmern in Gestalt eines reichen kalten Buffets re. auf Kosten der Vcreinskasse gebracht wurden. Um das ganze Arrangement hatten sich einige Herren des Vorstandes besonders verdient gemacht. Wenn auch der -Verein Dresdner Buchhändler- lebhaft darauf Bedacht nimmt, in erster Linie die Berufsinteressen seiner Mitglieder zu heben, so wird er doch weiter nicht unversucht lassen, auch durch gelegent liche gesellige Veranstaltungen die einzelnen Mitglieder unter einander kollegial näher zu bringen. Vierteljahres-Sachregister zum Börsenblatt. — Der heutigen Nummer des Börsenblatts liegt in gewohnter Weise das sachlich geordnete Inhaltsverzeichnis über den amtlichen und nicht amtlichen Teil des ersten Vierteljahrs 1901, sowie über die Ver eins- und gerichtlichen Bekanntmachungen des Anzeigenteils des selben Zeitraums bei.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder