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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.02.1901
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1901-02-23
- Erscheinungsdatum
- 23.02.1901
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. deutschen Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 1581 besichtigen und dann darüber zu berichten. Für heute nur so viel, daß der Eindruck der Druckerei wahrhaft imposant ist. Alle die Sachkenner, die versammelt waren, Fachgcnossen des Gast gebers, erklärten sic nicht nur für die vermutlich größte, jeden falls und unfraglich aber für die vollkommenste und schönste Druckerei des russischen Reiches. Eine Druckerei in Moskau (Ssytin) könne in Bezug auf die Größe vielleicht mit der Marcks- schcn neuen Druckerei konkurrieren — in Bezug auf maschinelle Vollkommenheit und Vielseitigkeit steht die Marckssche Druckerei aber fraglos ohne Konkurrenz bei uns da. Eine kurze, aber vielsagende Inventarliste mag diese Behauptung illustrieren. Die Maschinen werden in Betrieb gesetzt durch eine Dampfmaschine von 350 Pfcrdekräften, eine ebenso starke Dynamomaschine und 105 Elektromotoren. An den verschiedenen Pressen und Maschinen, die den Druck der -Niwa- und ihrer Beilagen und die sonstigen Ausgaben des Marcksschen Verlags besorgen, arbeiten nicht weniger als 675 Personen, so vollkommen die Pressen neuesten Typus auch sein mögen und so wenig sie verhältnismäßig des Beistandes der Menschenhand bedürfen. Folgende Maschinen sind vorhanden und im Gange i 3 (Augsburger) Rotationsmaschinen von bewunderns werter Lcistungskraft und dabei merkwürdig leisem Gange; 32 typographische Schnellpressen, 11 lithographische Schnellpressen, 12 Handpressen, 18 Maschinen für die Stereotypie und 7 für Galvanoplastik, 3 Umdruck-Pressen, 6 Schneidemaschinen, 1 Maschine zum Lackieren, 2 amerikanische Pressen, 1 Satiniermaschine, 4 hydrau lische Pressen, 1 Setzmaschine (ein Wunder der Technik!), 2 Maschinen zum Numerieren, 15 Maschinen zum Broschüren und Falzen, 4 Maschinen zum Vergolden, 23 Buchbinderei-Hilfsmaschinen. Welche andere Typographie könnte sich einer solchen maschinellen, ohne alle Rücksicht auf die Kosten angelegten Ausstattung rühmen? Außerdem gehören zur Druckerei ein photographisches, ein autotypisches und ein kartographisches Atelier von vielseitigster Ausstattung. Die Druckerei wird sicherlich eine Sehens würdigkeit ersten Ranges in unserer Residenzstadt bilden, die Techniker und Buchdrucker werden dahin wallfahrten, um sich zu belehren und das letzte Wort ihrer Kunst kennen zu lernen. Ein Riesenetablissement, bei dem nicht nur die ungeheuren Mittel zu bewundern sind, die aufgewandt werden mußten, sondern mehr noch der praktische Sinn, die Sachkenntnis, die Intelligenz, die ein Rad dieser gewaltigen und komplizierten Maschinerie in das andere eingreifen laßt, daß die kolossale Arbeitslast ohne Aufent halt und ohne Störung bewältigt werden kann. Selbst ein nur flüchtiger Blick in das Getriebe dieses mächtigen Organismus er zwingt Hochachtung vor dein Geist und der Schöpferkraft, die alle diese Wunderwerke zu einem technischen, einheitlichen Ziele zu- sammcnzufassen und damit eine Kulturaufgabe größten Stils zu lösen verstanden hat! In wenigen Jahren, von 1898 bis 1900, ist an Stelle einer alten traurigen Ruine und eines öden Platzes das ungeheure Haus entstanden, in dem jetzt viele Hunderte fleißiger Menschen zu unschätzbarem Segen für die russische Kultur und die Geistes bildung des Volkes nicht allein die -Niwa» und ihre wertvollen litterarischen und künstlerischen Beilagen, sondern auch die zahl reichen Pracht- und Volksausgaben des Marcksschen Verlages fertigstellen, außerdem Hunderte von jungen Mädchen ihre Aus bildung fürs Leben erhalten oder große und schöne Privatwohnungen eine komfortable und behagliche Heimstätte bieten, wie einer der Tischrcdncr ausführlich genug später darlcgte. Die Architekten, die diesen Bau geleitet haben, der nicht nur dem an sich wenig schönen Stadtteile zur Zierde gereicht, sondern allen, die aus dem Auslande zu uns kommen, schon auf der Schwelle der Stadt zeigen und beweisen, daß Kunst und Architektur auch bei uns Pflege finden, heißen N. W. Dmitriew und L. M. Charlamow. Die Gewölbe aller Stockwerke, die sich zu immenser Höhe übercinandertürmen, ruhen auf Stahlbalkcn. die A. Eberhard geliefert hat. Die gußeisernen Säulen, die Fahrstühle und die Wasserheizung rühren von San Galli her. Die Steine zur Fassade sind von S. Lindner, der Granit und Marinor von K. O. Guidi, die Spiegelglasschciben der Fenster und die schönen, künstlerisch ausgeführten Fenster in Glasmalerei von der Nordischen Glas fabrikgesellschaft geliefert worden. Die Schmiedearbeit hat Herr Weber, die Wasserleitungen Herr Gödle, die Elektromotoren haben Schukert-Zeitschel gestellt. So haben sich unsere besten und leistungsfähigsten technischen Firmen die Hand gereicht, um ein Ganzes herzustellen, das die aufrichtige Bewunderung hcrvorrief, alle berufen und geleitet von dem einen Manne, dessen Geist und Kraft alle die verschiedenen Intelligenzen in Kunst, Technik und Wifsenschast zu einem gemeinsamen Ziele vereinte. Herrn v. Marcks wurden viele Komplimente gemacht und er konnte sich der Anerkennung freuen, die ihm allseitig dargebracht wurde. Wir können nur sagen, daß die Worte der Anerkennung und des Lobes alle wohlverdient waren. Nach dem Rundgange durch die Werkstätten und Ateliers, der natürlich nicht wenig Zeit kostete, wurde den Festgästcn in den Achtttiidscchzigsier Jahrgang. schönen, lichten und überaus freundlich ausgestatteten Räumen des Gymnasiums ein opulenter Imbiß dargcboten, dem ein großes, solennes Diner folgte, das bis nach 10 Uhr abends die Gesellschaft bei kulinarischen Genüssen und den überreich gespen deten Gaben des Bacchus vereint hielt. — Man wird es mir erlassen, ausführlich auf die Leistungen des Herrn Lacase vom Bären einzugehn, um nicht wieder einmal als »Küchenreporter» den Unwillen reizbarer, nicht -dagewesener- Leser zu reizen. Der Name des Restaurateurs leistet Bürgschaft dafür, daß dem Gast geber für seine Gäste das Beste gerade gut genug war. Die Festtafel war in der prächtigen Aula des Gymnasiums aufgeschlagen, zwei lange Tafeln zu je etwa 60 Gedecken. Die Gesellschaft, die die Gastfreundschaft des Herrn v. Marcks genoß, repräsentierte neben der Schriftsteller-, Journalisten- und Künstler welt hauptsächlich den großen Kreis der persönlichen Freunde und Bekannten des Gastgebers. Den Reigen der Toaste, deren Strom bei der Zusammensetzung der Tischgenosscnschaft schier unversicg- lich floß, eröffnete Se. hohe Excellenz A. A. Proworow, der, wir möchten sagen, selbstverständlich da war, frisch, munter, guter Laune, für jeden Herrn ein Scherzwort auf den Lippen, für jede Dame ein Kompliment. Sein Thema, das er mit gewohnter Be redsamkeit und seiner beneidenswerten Stentorstimme erörterte, war dasselbe, was fast alle Redner sich naturgemäß zum Ziel nahinen: ein Hoch auf den Gastgeber und seine liebenswürdige, anmutige Gemahlin. Unter den sonstigen Rednern, die sämtlich dieses oder jenes Verdienst des Herrn v. Marcks heroorhobcn, die Auswahl war ja groß genug, nennen wir Herrn Hofmeister K. K. Sslutschewski, einen unserer elegantesten Tischredner, der, an die befohlenen Assemblern Peters des Großen anknüpfend, auf die Zu sammensetzung der gegenwärtigen Assembleen einging und den -Niwa»-Herausgeber als einen Mann feierte, der die Traditionen der pctrinischen Kulturarbeit fortsetzc. Der Mieter der größten Privatwohnung im neuen Hause hielt einen wahren Panegyrikus auf Marcks als Hausbesitzer und auf sein Verhalten gegen seine Einwohner. Das nahm Herr Ssabanin zum Anlaß auf das wichtigere und allseitigerc Verdienst um die Einwohner des riesigen, weiten russischen Reicbcs einzugehen, die, dank Marcks, überall auch bei geringen Mitteln mit den besten Schriftstellern, mit den Ereignissen der Welt, mit den Produkten der Kunst diesseits und jenseits der Grenze bekannt werden. Auch der alte Herr San - Galli hielt eine längere Ansprache, die viel Anklang fand. Herr Welitschko erfreute die Gesellschaft durch zwei poetische und witzige Improvisationen, die bei Tische ent standen waren. Herr Golicke machte tiefen Eindruck, indem er in Worten teilnahmvoller Ergriffenheit an den Verlust erinnerte, den Herr v. Marcks kürzlich erlitten, und die Gesellschaft auf- fordertc, das Andenken des unvergeßlichen Grünberg durch Erheben von den Plätzen zu ehren. Auch des Redakteurs der -Niwa- und der Mitarbeiter des Herausgebers, in erster Linie seines Bruders Rudolf, der Architekten und anderer um das Zu standekommen des Neubaues Verdienter wurde gedacht. Alle brachten in gleicher Gesinnung ihre herzlichen Wünsche und Glück wünsche dem Geburtstagskinde und seinem großen Unternehmen dar. Alle Reden wurden dem Charakter der Versammlung, wie der verbreitetsten russischen Zeitschrift entsprechend, in russischer Sprache gehalten. Um so mehr halten mir uns berechtigt, indem wir an dieser Stelle unsere kollegialen und aufrichtig hoch achtungsvollen Glückwünsche darbringen und Herrn v. Marcks vor allen Dingen eine feste Gesundheit wünschen, daß er noch lange Jahre an der Spitze seines großen und segensreichen Unter nehmens seine hohen Zwecke fördern möge, unserseits darauf hinzuweisen, daß er ein Sohn Deutschlands ist und die Gaben und Kräfte, die er zum Nutzen seines zweiten Vaterlandes mit so großem und seltenem Erfolge verwandt hat, ans seinem ur sprünglichen Vaterlande mit hergebracht hat. Mit Recht wurde darauf hingewiesen, daß er, in Sitte, Gewohnheit, Denkweise völlig in Rußland aufgegangen, zum Russen geworden ist. Aber bei allem unfraglichen Nutzen, den er seinem Adoptivvaterlande gebracht, hat er doch nie aufgehört, seiner ursprünglichen Heimat Ehre zu machen. Beide großen Nachbarreiche mögen stolz sein aus ihn, sie haben Grund dazu. Niemals hat Herr v. Marcks zu jenen Männern gehört, die beim Uebergang in ein neues Vaterland die nationalen Eigentümlichkeiten übertreiben und zu Chauvinisten werden, um ihre Herkunft vergessen zu lassen. Niemals hat die -Niwa- ihre nationale Gesinnung dadurch be kundet, daß sie Haß und Erregung gegen eine andere Nation, ge schweige denn gar die deutsche, zu säen gesucht hätte. Wir verstehen die Bewunderung, die Sympathie, die ihm aus so mannigfachen Kreisen zu teil ivurde — und wir teilen sie von Herzen. Unter den Anwesenden möchten wir außer den bereits ge nannten Personen hier noch anführen: den Maler W. G. Ma- kowski, den Schriftsteller Nemirowitsch-Dantschenko, die Baronin Medem, N. A. Krylow, Gcheimrat Tschernjawski, die Gräfin L10
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