Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.06.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.06.1903
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19030606
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190306062
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19030606
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1903
- Monat1903-06
- Tag1903-06-06
- Monat1903-06
- Jahr1903
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
4510 Nichtamtlicher Teil. ^ 128, 6. Juni 1903. für sich besondre wirtschaftliche Verhältnisse, besondre wirt schaftliche Formen verlangen. Im ganzen Handel wird der Kleinhandel und Zwischenhandel mehr oder weniger aus geschaltet: im ganzen Handel wird der Einzelverdienst be schränkt. Der Verdienst muß dadurch erhöht werden, daß ein erhöhter Umsatz gemacht wird. Für Sie, meine Herren, wird kein besondres Brot gebacken, Sie müssen sich den Bedingungen anbequemen, der Entwicklung fügen oder müssen untergehen. Ich glaube, daß keiner unter Ihnen ist, der nicht weiß, daß ich ein Herz für das Sortiment habe; ich habe genug Zeit dem Sortiment geopfert, ich sage das nicht so leichthin und nicht mit Gemütsruhe, daß der Sortimentshandel, wenn er sich den veränderten Lebens bedingungen nicht unbequemen kann, mehr oder weniger untergehen wird; aber, meine Herren, der Sortimentsbuch handel kann nur bestehen, wenn er die wirtschaftlichen Ver hältnisse berücksichtigt und die Umgestaltung seiner wirtschaft lichen Verhältnisse in sein Programm aufnimmt und danach handelt. Das können wir nicht heute erörtern, es käme sonst darauf hinaus wie im Jahr 1848, wo man sagte: wir müssen heute die soziale Frage lösen, und sollten wir die ganze Nacht aufbleiben. Das können wir heute nicht; aber jedenfalls muß das Sortiment darauf hinwirken, daß es leistungsfähiger wird, daß es seinen Verdienst erhöht durch einen größern Umsatz, denn auf einen größern Einzelnutzen können Sie nicht rechnen. Es ist schon durch Herrn vr. Ruprecht darauf hingewiesen worden, daß nicht der Börsen verein dem Verleger das Recht übertragen hat, einen Ladenpreis festzustellen. Den Preis für seine Erzeugnisse festzustellen, ist das Recht eines jeden Produzenten, und den Ladenpreis festzustellen ist unter Umständen nicht eine so leichte Sache, wie vielleicht Herr vr. Lehmann sich das vorstellt. Es müssen da viele Sachen berücksichtigt werden. Es gibt Artikel, die gerade — ich möchte sagen bis zu — 60 H kosten dürfen, dann gehen sie; wenn man sie zu 80 H verkaufen will, fallen sie ins Wasser. Nun die Hauptsache! — Da hat es sich Herr vr. Lehmann wieder leicht gemacht; welche Mittel hat der Börsenverein oder der Börsenvereinsvorstand, die Verleger zu zwingen? Wo steht davon irgend etwas in den Statuten? Und glauben Sie, daß die Sortimenter eine Majorität finden werden, ganz abgesehen von den Verlegern, die etwas der artiges in die Statuten bringt? und glauben Sie, daß ein derartiges Statut von der Behörde bestätigt werden würde? Alles das sind Utopien. Der Antrag, dessen Autor nicht genannt werden soll, wie es hier erst geheißen hat, war auch von falschen Vor aussetzungen ausgegangen, hat sich auch die Sache sehr leicht gemacht. Er hat davon gesprochen, daß seine Auszüge lauter Bücher aufführen, denen ein geringerer Rabatt als 25°/o vom Ladenpreis gewährt wird. Ich habe mir die Mühe genommen, eine Anzahl Stichproben zu machen, und habe gefunden, daß dies nicht der Fall ist, der Einband vielmehr lediglich etwas niedriger rabattiert wird als 25°/g, das Buch an sich aber nicht. Meine Herren, wenn man- etwas machen will, muß man vor allen Dingen Klarheit schaffen. Es werden immer mehr Bücher gebunden aus gegeben, bei denen es sich von selbst versteht, daß der Ein band in gleicher Höhne rabattiert wird wie das Buch selbst. Wir Kleben eben in einer Übergangsperiode; wie seiner Zeit von denr rohen Werk zu dem broschierten, so wird jetzt von dem broschierten zu dem gebundenen übergegangen. — Die Tatsache hat jedenfalls der ungenannte Antragsteller nicht bewiesen, daß ein geringrer Rabatt als 250/j, gegeben wird. Ebensowenig hat Herr vr. Lehmann bewiesen, daß allgemein der Rabatt in dieser Weise heruntergegangen ist. Daß bei Büchern, namentlich Schulbüchern, die einen billigen Verkaufs preis beanspruchen, der Rabatt niedriger geworden ist, das ist richtig; aber Sie wollen doch das Schulbüchergeschäst nicht verlieren! Wenn Herr vr. Lehmann gesagt hat, in Preußen ei es verboten, daß die Lehrer die Bücher für die Schüler be ziehen, so ist das richtig; aber wenn heute der Buchhandel erklärt: derartige Artikel führen wir nicht, — darauf kommt es doch hinaus — derartige Artikel kommen nicht in die Kataloge und Bücherverzeichnisse, dann würden die Behörden einfach gestatten, daß die Bücher von den einzelnen Schulen bezogen würden; es würde vielleicht sogar dahin kommen, daß die Behörden die Bücher selbst Herstellen lassen. Sie haben in Bagern früher einen Zentralschulbücherverlag gehabt, in Österreich glaube ich, besteht heute noch eine ähnliche Einrichtung, und aus Preußen wird verschiednen Herren bekannt sein, daß die Ansicht, der Staat oder wenigstens die Stadt solle die Schulbücher Herstellen und den Schul kindern zu einem möglichst billigen Preise zugänglich machen, bei vielen maßgebenden Stellen Freunde hat; das kann recht gut einmal greifbare Gestalt gewinnen, besonders wenn die Sortimenter den Verlegern die Sache dadurch erschweren, daß ie einen zu hohen Rabatt verlangen. Also, meine Herren, das sind alles Tatsachen, während Herr vr. Lehmann in seinen Ausführungen eigentlich keine Tatsachen bringt, sondern dem Börsenvereins-Vorstand freund lichste überlassen hat, das zu beweisen, was er, Herr vr. Lehmann, behauptet. (Heiterkeit.) Daraus kommt es hinaus. Ich habe viel Sympathie mit dem Antrag, weil er insofern ein berechtigter ist, als die Depression — der deutsche Ausdruck dafür ist mir immer noch nicht gegenwärtig — im deutschen Sortiment vorhanden ist und es wirklich leidet; er ist aber unberechtigt, weil der Sortimenter es bis jetzt immer noch nicht verstanden hat, sich den veränderten Zeit bedingungen anzupassen, und, das kann man mit bestem Willen und den besten Wünschen für das deutsche Sortiment den Sortimentern nur raten. Aber mit derartigen Anträgen, die absolut keine Handhabe bieten, kommt der Sortimenter nicht weiter. (Bravo!) Herr vr. Lehmann: Herr Prager hat eigentlich klipp und klar ausgesprochen, um was wir kämpfen und was er nicht gestatten will. Er hat gesagt: der Klein- und Zwischen handel wird überall ausgeschaltet, und wir können uns davon nicht ausschließen. Das ist in Frankreich und England tatsächlich der Fall gewesen, wo außer den Verlegern nur weuige Buchhandlungen bestehen, und die Antragsteller sind eben der Meinung gewesen, daß es auf geistigem Gebiet ein Unglück wäre, wenn der Zwischenhandel und Kleinhandel im Buchhandel ausgeschaltet würde; das wollten wir verhindern und wollten versuchen, ob wir mit dieser Bewegung einen Widerstand leisten könnten; und, meine Herren, Sie werden sich zu überlegen haben, ob das im Interesse der geistigen Entwicklung ist. Wir haben in der letzten Zeit uns doch darauf zu besinnen gehabt, ob der Buchhandel wirklich ein Kulturträger ist, oder ob bloß die Bibliotheken und Biblio thekare es sind. Herr Prager bezeichnet chie Ausschaltung des Zwischenhandels als unvermeidlich, das heißt die Aus schaltung des Sortimenters, der mit seinem Sortiment da steht und sagt: ich bin hier in gewissem Sinn als technisch wissenschaftlich gebildeter Mann, und bin in der Lage, ein entsprechendes Lager zu halten und eine entsprechende Zeit darauf zu verwenden, um die und die Bücher an den und den Interessenten zu bringen. Und dem steht gegenüber die andre Organisation, nämlich eine mechanische, fabrikmäßige Produktion von Büchern und ein ebensolcher Vertrieb der Bücher. Sie wissen, in England ist es eigentlich ein einziger Buchhändler, der alle Romane vertreibt; nur eine einzige Firma, die das ganze Land mit ihrer Rich-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder