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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.07.1903
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- Erscheinungsdatum
- 28.07.1903
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- Deutsch
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5820 Nichtamtlicher Teil. 172, 28. Juli 1903. kannter Wortstämme, Deutsche 50 Prozent vorfänden. Mit alleiniger Hilfe eines Wörterbuchs soll es schon am ersten Studien tage möglich sein, Briefe zu schreiben und HU verstehen. Es ist klar, daß eine so bequeme Sprache, wenn es gelänge, sie über die ganze Welt zu verbreiten, für den Gelehrten, den Weltreisenden und den Großkaufmann von größtem Nutzen sein könnte. »Iw Llouvo- rosvt Naritiws- fordert denn auch die belgische Handelswelt energisch auf, die Ausbreitung dieser Universalsprache zu fördern, da dies mit in erster Reihe zu den Aufgaben zähle, durch deren Lösung der überseeische Handel erst ausgiebige, unbeschränkte Freiheit und Ausdehnung gewinnen könne. Ob dieser starke Appell einen wesentlichen Erfolg zeitigen, oder ob sich der Fluch der babylonischen Sprachenverwirrung, der, abgesehen von den Dialekten, ungefähr 900 verschiedene Sprachen zuwege gebracht hat, auch weiterhin als stärker erweisen wird? (Deutscher Reichsanzeiger.) Tübinger Handschriftensammlung. — Die berühmte Handschriftensammlung der Universitäts-Bibliothek in Tübingen hat in jüngster Zeit eine große und wertvolle Bereicherung erfahren. Es sind drei Sammlungen, die ihr überwiesen wurden. Zunächst die an Robert von Mo hl gerichteten Briefe, die, mehr als 6000 an Zahl und von über 1200 Verfassern herrührend, für die Geschichte der deutschen Staaten um die Mitte und in der zweiten Hälfte des abgelaufenen Jahrhunderts, auch für die Geschichte der deutschen Universitäten wertvolles Material enthalten. Die zweite Sammlung umfaßt eine große Zahl von Briefen Justinus Kerners an den frühern Oberamtsrichter in Heilbronn Ernst Gustav Gottlob Rümelin und an dessen Gattin Henriette, die Eltern des spätern Ministers und Kanzlers der Universität Tübingen. Kerner gibt in den hier gesammelten Briefen an das befreundete Ehepaar allem Ausdruck, was ihn, zumal in den letzten Jahren seines Lebens, freudig oder schmerzlich bewegt hat. Professor Or. Max Rümelin in Tübingen hat die Sammlung der Universitäts- Bibliothek als Geschenk überwiesen. Endlich haben die Hinter bliebenen des Theologen Ferdinand Christian Baur, der im Jahre 1860 als Professor der evangelischen Theologie an der Uni versität in Tübingen gestorben ist, dessen gesamten schriftlichen Nachlaß, darunter die Original-Manuskripte seiner Vorlesungen, der Universitäts-Bibliothek als Geschenk übergeben. Personalnachrichten. Der neue Direktor der Wiener Universitäts-Biblio thek. — Über die Persönlichkeit des neuen Direktors der Wiener Universitäts-Bibliothek, Herrn Regierungsrats Or. Wilhelm Haas, berichtet die »Neue Freie Presse- folgendes: Regierungsrat Or. Wilhelm Haas ist kein Fremder in seinem neuen Wirkungskreis. Nahezu ein Vierteljahrhundert war er hier tätig, und nur die letzten fünf Jahre verlebte er als Direktor der Universitäts-Biblio thek in Graz. Haas wurde 1842 in Neutitschein geboren, widmete sich an der Wiener Universität dem Studium der Mathematik, Physik, Chemie und Philologie und wurde hier auch zum Doktor der Philo sophie promoviert. Im Jahre 1874 trat er in die Wiener Univer sitäts-Bibliothek ein, wo er gleich von Anbeginn eine höchst fruchtbare Tätigkeit entfaltete. Als Kustos leitete er die Katalogisierungs arbeiten und war gleichzeitig mit der Führung der Bibliothek der Hochschule für Bodenkultur betraut. Ebenso entstammt der Vibliothekskatalog des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins seiner Feder. Direktor Haas war auch literarisch sehr tätig. Die Literaturberichte in den Blättern für niederösterreichische Landes kunde haben ihn zum Verfasser. Seine Aufsätze, die in verschiedenen Zeitschriften erschienen, behandeln mit Vorliebe das Kulturleben Mährens und die Geschichte seiner Heimatsstadt. Im Jahre 1898 wurde Or. Haas zum Direktor der Grazer Universitäts-Bibliothek ernannt und bei diesem Anlaß durch Verleihung des Regierungs ratstitels ausgezeichnet. Zu P. K. Roseggers sechzigsten Geburtstag. — Der Bürgermeister und die beiden Vizebürgermeister von Graz wurden vom Gemeinderat beauftragt, den Dichter Peter Rosegger zu seinem sechzigsten Geburtstage (31. Juli) namens der Stadt Graz zu beglückwünschen. Eine weitere Ehrung des Dichters hat der Gesamtvorstand der Deutschen Dichter-Gedächtnisstistung beschlossen. Diese erst vor Jahresfrist ins Leben gerufene Stiftung bezweckt, »her vorragenden Dichtern durch Verbreitung ihrer Werke ein Denkmal im Herzen des deutschen Volkes zu setzen-. Kürzlich ist nun be schlossen worden, unter den Werken, die in diesem Jahre an 500 Volksbibliotheken zur Verteilung kommen sollen, in erster Linie auch Roseggers Schriften zu berücksichtigen; und zwar sind die frischen Erzählungen, die in seinem dreibändigen Werke -Als ich noch der Waldbauernbub war- vereinigt sind, in je 500 Exem plaren angekauft worden. Zusammen werden also 1500 Bände Rosegger an arme Volksbibliotheken, insbesondere in kleinen Dörfern, in Deutschland, Österreich und der Schweiz verschenkt werden. Die Deutsche Dichter-Gedächtnisstiftung hat dazu von einem Kenner und Bewunderer der Roseggerschen Dichtungen, W. Lottig, eine Einleitung schreiben lassen, die samt einem Bildnis des Dichters in den ersten Band der 500 zu verteilenden Exem plare eingebunden werden wird. ff Papst Leo XIII. und die Wissenschaft. — Einer Würdigung des Wirkens des verstorbenen Papstes in der Leipziger Zeitung entnehmen wir das Folgende: Was dem Papste in der ganzen, besonders protestantischen, wissenschaftlichen Welt die größte Verehrung eintrug, war die Er öffnung des vatikanischen Archivs in Rom zu gelehrten Studien für alle Nationen. Was einst Florenz, Venedig und Neapel in archivalischer Hinsicht bedeuteten, das ist seit dem denkwürdigen Tage, da Leo XIII. die Archive des Vatikans eröffnete, das päpstliche Archiv. In den Staatsarchiven arbeiten einzelne Gelehrte nach Neigung und Wahl. Anders im Vatikan. Gelehrte aller Länder und aller Konfessionen, Sendboten der historischen Wissenschaft aus England, Amerika wie aus Spanien. Historische Institute sind eingericht, das Istituto austriaca äi stach storioi, von Theodor v. Sickel etabliert und jahrelang eleitet; jetzt steht Professor Or. Pastor von Innsbruck — ein lachcner von Geburt, ein Schüler und Biograph des Ultra montanen Janssen, Verfasser einer Geschichte der Päpste — als Leiter an der Spitze. Daß Sickel Protestant war, hat Leo in keiner Weise gehindert, ihm seine Gunst und Förderung zu zuwenden. Was die Kardinäle Capocelatro und Rampolla mit Berufung auf das UsAolawsuto den Gelehrten verweigern zu müssen glaubten, Leo gewährte es. Neben dem österreichischen Institute hat Fraknoi das ungarische in Wettstreit gesetzt. Die französische Ecole de Rome, eine dlission polonique, das preußische Institut unter Aloys Schulte, ein belgisches, ein dänisches und das der deutschen Görres-Gcsellschaft arbeiten nebeneinander. In dem den päpstlichen Gärten zugewandten Flügel des vatikanischen Palastes ist die Arbeitsstätte der Gelehrten. Auch die Jndices sind auf Befehl Leos den Forschern zugänglich. Kardinal Segna, ein Kirchensürst von großem Interesse für die Wissenschaft, hat die Oberleitung, die Leitung selbst gab Leo dem Monsignore Wenzel, der einen großen Teil seines Lebens dem Archiv und seiner Ordnung gewidmet hat. Ihm zur Seite steht der berühmte Ge schichtschreiber des Universitätsunterrichts, der Dominikaner Pater Denifle. Leo hat eine Lehrkanzel und Schule für Paläo graphie und Diplomatie eingerichtet. Er hat zu dem alten den modernen neuen Arbeitssaal hinzugefüat. Alle Erwerbungen früherer Päpste werden weit übertroffen ourch das, was Leo für die vatikanische Bibliothek getan hat; der Ankauf der Handschriften Viscontis, der reichen Bibliotheken Borghese und Varberini, der Papiere Mazuchellis, die Anlegung der Kataloge über das ganze Material der Riesenbibliothek, ebenso die der leonischen Konsul tationsbibliothek machen Leos Namen in der Welt der Wissen schaft dauernd. Der Jesuitenpater Or. Ehrle, ein Schwabe, war von Leo für diese Musterverwaltung ausersehen. Leo hat keine Kosten gescheut für die Erhaltung dieser Schätze und ganz Italien mit seinem Vorbilde angeeifert. Die Verbindung von Archiv und Bibliothek ist sehr innig, sie ist durch die Konsultations- Bibliothek hergestellt, eine Handbibliothek unter der Leitung Ugolinis, die den Suchenden unter 280 000 Bänden in der Zeit einer Viertelstunde zu orientieren vermag. Das war Leos Stolz, und nichts freute ihn so sehr, als die dankbare Anerkennung der Deutschen, deren Gelehrsamkeit und Ernst in der Forschung er hochschätzte. Gestorben: am 23. Juli in Wien, 65 Jahre alt, der Buchhändler und Schriftsteller Herr Leopold Rosner. Leopold Rosner war in Budapest geboren. Er widmete sich dem Buchhandel und betätigte sich auch auf schriftstellerischem Ge biete. Im Jahre 1872 gründete er eine Verlagsbuchhandlung in Wien, in der er die Werke hervorragender österreichischer Dichter und Schriftsteller, wie Anzengruber, Ebner - Eschenbach u. a., er scheinen ließ. Auch eine Theater-Bibliothek gab er heraus. Im Jahre 1888 trat er von der Leitung des Verlagsgeschäfts zurück und widmete sich ganz der literarischen Tätigkeit. Von ihm stammen zahlreiche Übersetzungen von Theaterstücken aus fremden Sprachen. Außerdem hat er viele Theater-Erinnerungen ver öffentlicht, so über Nestroy, Anzengruber und das Carl-Theater. — Wir beschränken uns für heute auf diese kurze Nachricht. Eine eingehende Würdigung des hervorragenden Berufsgenossen bleibt Vorbehalten.
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