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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.07.1903
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- Erscheinungsdatum
- 20.07.1903
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- Deutsch
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^ 165, 20. Juli 1903. Nichtamtlicher Teil. 5627 1848 selbständig übernahm. Was er bei seltenem Fleiß und gewaltiger Arbeitskraft aus dem Geschäft gemacht hat, das auszusiihren, muß späterer Zeit Vorbehalten bleiben. Er besaß eine ausgedehnte Literaturkenntnis und interessierte sich für alle Fortschritte des Buchdrucks bis ins einzelne: aber seine Liebe gehörte dem Verlag: gute Bücher zu verlegen, das war sein Streben, seine Gabe. Und gut nicht bloß im Sinn von gutgehend. Friedrich Steinkopf hat ein große Menge Bücher verlegt, von denen er genau wußte, daß dabei im allerbesten Fall kaum die Herstellungskosten gedeckt würden. So in dem Lieblingsgebiet, der Theosophie, die Werke von Ötinger, Böhme, Baader, Hamberger u. a. Er wollte keine »aktuellen« Broschüren, keine »Schlager«, keine Eintagsfliegen. Was ihm anlag, das war, gehaltvolle Bücher von dauernden: Werte zu haben, in der Unterhaltungs literatur wie in der Theologie. Bücher, nach denen man nach 20 und 30 Jahren noch fragt, und wär's auch nur von einem kleinen Kreise. Fremd war ihm auch die Un geduld, die, wenn ein Buch nicht geht, sofort au ein Los schlagen zu jedem Preise denkt. Preisherabsetzungen, Ramsch verkäufe waren nicht seine Sache; er konnte den Erfolg ab- warten. Und der ist im großen ganzen auch nicht ausge blieben. — Der Charakterzug, der bei Steinkopf wohl am meisten hervortrat, war sein selbständiges, nüchternes Urteil, verbunden mit einer schlichten Geradheit. Bei ihm galt nicht die Schablone, die Majorität, das Mitmachen, die Mode; mehr als einmal stand er allein mit seinen Ansichten im Freundeskreise. Zum Kommerzienrat ernannt, wünschte er, daß, wie bei den näherstehenden Bekannten und Freunden, so auch im Geschäft, es mit der Anrede beim alten bliebe. Mir die Gehilfen, bis hinab zum jüngsten Druckerlehrling, blieb er der »Herr Steinkopf«. Was lag aber auch iu diesen zwei Worten von Autorität und Verehrung, verbunden mit einem Vertrauen, das des Rückhalts in allen Nöten sicher war! Seine Freigebigkeit war großartig — manche Anstalten haben Tausende und Zehn tausende von ihm erhalten —, dabei aber so ver schwiegen, daß er bei Fernerstehenden wohl gar für »bhäb« gelten konnte. Das Rätsel, daß hier sein ausgeprägter Ge- rechtigkeits- und Ordnungssinn aufgeben konnte, wurde gelöst für den, der ihm nähertreten durfte. Welche selbstverleugnende Fürsorge bewies er seinen Zöglingen und Mitarbeitern, welche rücksichtsvolle Teilnahme auch denen, die nicht bloß Kollegen, sondern Konkurrenten waren! Neidlos gönnte er jedem das Seine. Er gehörte zu den wenigen, die wahrhaft glücklich sind, ohne Begierde und Leidenschaften, liebend und geliebt, durchdrungen vom Bewußtsein des Waltens einer Gerechtig keit, nach der jeder bekommt, was ihm gebührt — das Bild eines wahren Edelmanns. — Da ich während der Be erdigung auf einer Geschäftsreise war, so hat Herr Hermann Wildt einen Kranz am Grabe des Verstorbenen niedergelegt und unfern Gefühlen Ausdruck gegeben. — Meine Herren! Ich bitte Sie, das Gedächtnis der Ver storbenen durch Erheben von den Sitzen zu ehren. — (Geschieht.) — Nach diesen ernst stimmenden Mitteilungen kann ich nun auch Freudiges berichten: Am 27. November vorigen Jahres durfte Herr Wilhelm Gräff, der Inhaber der angesehenen Sortimentsbuchhandlung Müller L Gräff in Karlsruhe, auf ein hundertjähriges Bestehen seiner Handlung zurückblicken. Das Geschäft wurde von dem Großvater und dem Großonkel des jetzigen Inhabers gegründet und am 27. November 1802 eröffnet, zunächst als Buch binderei, mit der Berechtigung, auch Bücher verkaufen zu dürfen. 1806 wurde es in das vor wenigen Jahren verkaufte Haus Zähringerstraße Nr. 94 verlegt. Jetzt befindet es sich in der prächtigen Hauptstraße der Residenz, Kaiserstraße 80 a. Erst mit der Besitzübernahme durch den gegenwärtigen In haber, Herrn Wilhelm Gräff, am 15. September 1866, trat das Geschäft in die Reihe der eigentlichen Buchhandlungen ein. Seitdem hat es einen bedeutenden Aufschwung ge nommen. 1874 wurde ein Zweiggeschäft im Hause Seminar- traße 6 und 1895 ein weiteres im Hause Westendstraße 63 errichtet. Herr Gräff darf sich in weiten Kollegenkreisen verdienter Hochachtung erfreuen. Seit Jahren ist er als Schatzmeister im Vorstand des Badisch-Pfälzischen Buch händler-Verbands tätig. — Ich habe ihm seinerzeit die herzlichsten Glückwünsche unsers Vereins dargebracht. — Am 1. Januar dieses Jahres waren 25 Jahre seit Gründung der angesehenen Verlagsfirma D. Gundert in Stuttgart vergangen. Es sind arbeitsreiche, aber auch durch manchen schönen Erfolg gekrönte Jahre, auf die Herr Gundert zurückblickt. Den bescheidenen Grundstock seines Verlags bildeten die aus dem Verlag von Heyder L Zimmer in Frankfurt er worbenen bekannten Erzählungen von O. Glaubrecht. Zwei Jahre später kamen dazu aus dem ehemaligen Meyer L Zeller'schen Verlag in Stuttgart hauptsächlich die Schriften des vor kurzem verstorbenen Abts I). Uhlhorn. Damit waren die hauptsächlichsten Richtlinien gegeben, in denen sich die weitere Verlagstätigkeit bewegte. Einerseits theologische Werke. Es erschien von 1882 an Uhlhorns Hauptwerk, die Ge- chichte der christlichen Liebesthätigkeit, 3 Bände, dann die 2. Auflage von Schäfer, Weibliche Diakonie, 3 Bände (aus dem ehemaligen Ömlerschen Verlage übernommen), Becks Handbuch für evangelische Prediger, verschiedene Schriften von Spurgeon u. a. m.; 1896 ging ferner das Württembergische Kirchenblatt aus dem Verlag von Greiner L Pfeiffer an Gundert über. Anderseits fand die erzählende Literatur gediegene und sorgfältige Pflege. Für Kinder erschienen Ehr. v. Schunds Erzählungen iu neuer Aus gabe, ferner mehrere Bändchen von Agnes Sapper und Dor. Hofmann u. a., dann für Erwachsene mehrere Bände der beliebten Erzählerinnen Helene Hübner, Helene Schock und Anna Schieber. Besonders hervorzuheben ist die nunmehr 24 Bände umfassende Sonntags bibliothek, die neben gediegenem Neuen eine Reihe älterer, zum Teil nahezu vergessener trefflicher Erzählungen wieder ans Tageslicht gebracht hat. Von sonstigen Unternehmungen seien nur die Württembergischen Neujahrsblätter erwähnt, die patriotischen Sinn pflegen wollen. — Neben seinem eigenen Verlag aber hat Herr Gundert seine Kraft der ebenfalls am 1. Januar 1878 gegründeten Filiale der Calwer Vereins buchhandlung gewidmet. Was der Calwer Verlagsverein in diesen fünfundzwanzig Jahren geleistet hat, ist bekannt. Seine vortrefflichen Handbücher haben viel Anerkennung und zum Teil große Verbreitung gefunden. Es sei nur an die wichtigsten erinnert: das Handbuch der Bibelerklärung, die Lesebücher der Weltgeschichte und der Erdkunde, an die Zeller- schen Wörterbücher (Bibel- und Kirchenlexikvn), die Calwer Bibelkonkordanz, die Württembergische Kirchengeschichte und endlich an die Gabe des verflossenen Jahrs, die Gradmannsche Geschichte der christlichen Kunst. Dem Kenner zeigen diese Titel schon, welche große Arbeit da geleistet worden ist. — Möchte es dem verehrten Jubilar vergönnt sein, im zweiten Vierteljahrhundert seiner Doppeltätigkeit unter Gottes Segen ebenso schöne Erfolge zu erringen wie im ersten! — Auch Herr Gundert hat Glückwünsche unsers Vereins erhalten. — Eine wohlverdiente Anerkennung erhielt Herr Buchhändler Wilhelm Gräff, indem ihm am Tage seines Jubiläums vou Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog von Baden der Zähringer Löwenorden II. Klasse verliehen wurde. — Durch den Titel Kommerzienrat wurden ausgezeichnet: Herr I. Schneider in Firma Braun L Schneider in München, Herr Felix Krais in Stuttgart und Herr Wilhelm Effen- 747*
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