Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.07.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 08.07.1903
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19030708
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190307081
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19030708
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1903
- Monat1903-07
- Tag1903-07-08
- Monat1903-07
- Jahr1903
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 155, 8. Juli 1903. Nichtamtlicher Teil. 5351 Nichtamtlicher Teil. C. P. Scheitlin?) äsill llsbsu von Oarl l?öisr 8obsiilill. 1809— 1901. 8t. KillIsn 1902, vi'uolr äsv ^ollilroksrsobsv llaobäiuobsrei. (Privatdruck.) Nur einem Zufall verdanke ich es, dieses für den deutschen Buchhändler interessante Buch, das nur an Verwandte, Freunde und Bekannte des Verfassers verteilt worden ist, erhalten zu haben und darüber berichten zu können. Ich kam nämlich vor kurzem nach St. Gallen und besuchte dort den Sohn meines ehemaligen Kollegen, den Buchhändler Herrn Koppel, der mir dieses Buch zeigte. Da ich C- P. Scheitlin gut gekannt und in den Jahren 1846—1851 als Gehilfe in der Scheitlinschen Sortimentsbuchhandlung und im Verlag von Scheitlin L Zollikofer gearbeitet habe, so inter essierte mich diese Biographie lebhaft, und ich wünschte sie zu besitzen. Herr Koppel hatte aber nur das eine Exem plar und konnte daher meinen Wunsch nicht erfüllen. Erst nachdem ich zufällig auch Herrn vr. Scheitlin, den Sohn eines andern meiner damaligen St. Galler Kollegen, kennen gelernt hatte, gelang es mir durch dessen freundliche Vermittlung und durch die Güte des Herrn Philipp Erwin Scheitlin in Paris, des Sohnes von C. P. Scheitlin und Verfassers dieser Biographie, das für mich so wertvolle, vor nehm ausgestattete und reich illustrierte Werk zu erhalten. Nur sehr wenige unter den lebenden Kollegen werden sich des am 23. September 1901 verstorbnen, zweiundneunzig Jahre alt gewordnen Carl Peter Scheitlin noch erinnern. Er war ein sympathischer, hervorragend tüchtiger und erfolgreicher Buchhändler, dessen originelle, energische Schrift züge sich noch in manchen alten Buchhandlungsarchiven finden und die jeder, der sie nur einmal gesehen hat, sofort wieder erkennen muß. Carl Peter Scheitlin wurde als Sohn des edlen Pädagogen und bekannten Schriftstellers Professors Peter Scheitlin am 8. Februar 1809 in St. Gallen geboren: Er erlernte den Buchhandel bei Wallis in Konstanz und hatte dort Gelegenheit, interessante Berühmtheiten — Wessenberg, die Exkönigin Hortense und Prinz Louis Napoleon — kennen zu lernen. Um sich in seinem Beruf weiter auszubilden, ging er Anfang der dreißiger Jahre nach Augsburg und von dort nach Breslau, wo er im Verlagsgeschäft und in der Sortimentsbuchhandlung von Korn eine ihm passende Stelle fand. Von hier aus besuchte er auch die Leipziger Messe und rühmte später, daß ihm seine Breslauer Jahre von großem Nutzen gewesen seien. Im Jahre 1832 reiste er nach Düsseldorf, wo es ihm bald gelang, im Arnzschen Kunstverlag eine selbständige Stellung einzunehmen. Von Düsseldorf aus machte Scheitlin Geschäftsreisen nach Holland, und sein Prinzipal war mit ihm so zufrieden, daß er ihn gern gänzlich bei sich behalten wollte. Da aber der Gesundheitszustand von Scheitlins Vater Besorgnisse ein- flötzte und die Eltern seine Heimkehr wünschten, so zog er vor, im Jahre 1835 nach St. Gallen zurückzukehren. Dort etablierte er sich mit sehr bescheidnen Mitteln, die teilweise sogar geborgt waren; er eröffnete einen kleinen Buchladen an der Multergasse. Im Herbst 1838 ver heiratete er sich mit Fräulein Binder, der Tochter einer alten, angesehenen Kauftnannsfamilie, mit der er 53 Jahre in glücklicher Ehe lebte. Im Jahre 1840 wurde das ursprüng liche Geschäftslokal durch eine Feuersbrunst zerstört und das Geschäft infolgedessen in des Schwiegervaters Haus »Zur grünen Tür« verlegt. *) Vgl. auch Börsenblatt Nr. 149 vom 1. Juli 1902. Im Jahre 1839 hatte sich C. P. Scheitlin mit Christoph von Zollikofer, dem Besitzer der einzigen Privat-Buchdruckerei in St. Gallen, assoziiert. Dessen Wochenblatt wurde in das auch heute noch florierende Tagblatt umgewandelt, und die Firma Scheitlin L Zollikofer begann eine rege, verlegerische Tätigkeit, die aber freilich dem unermüdlichen Naturell Scheitlins bald nicht mehr genügte. Dem Vertrauen seiner Mitbürger verdankte er es, daß man ihn nach und nach zum Kirchenrat, Verwaltungsrat, Schulrat, Bezirksrichter und zum Bezirksgerichtsprästdenten wählte. Später wurde er auch Inspektor des Bürger- und des Fremdenspitals und des Waisenhauses, auch nahm er im Jahre 1856 mit Friedrich von Tschudi hervorragenden Anteil an der Organisation der St. Galler Kantonschule. In den Käinpfen, die zwischen den Radikalen und Konservativen, Katholiken und Pro testanten, damals tobten und die schließlich zum Sonder bundskriege führten, hielt er sich, als ein abgesagter Feind aller religiösen und sozialen Exklusivität, streng neutral, ob wohl er, wenn es ihm darum zu tun gewesen wäre, auch in der Politik seines Heimatlandes eine führende Rolle hätte spielen können. Seine Verlagstätigkeit brachte ihn in den vierziger Jahren in mancherlei Konflikte. Er hatte verschiedne Flug schriften deutscher Autoren gegen das Metternichsche System verlegt, und man suchte ihn durch Versprechungen und Drohungen zu veranlassen, die Namen der Autoren dieser Flugschriften zu verraten, was er natürlich standhaft ab lehnte. Daraufhin erschienen in St. Gallen Polizeispitzel, die ihn zu Exkursionen über den Bodensee verleiten wollten, um ihn dort festzunehmen. Als das nicht gelang, wurde in Österreich ein Steckbrief gegen ihn erlassen, durch den einer seiner Namensvettern in der Lombardei in Ungelegen heiten kam und große Mühe hatte zu beweisen, daß er sich niemals mit literarischer Produktion befaßt hatte. Der Verfasser der vorliegenden Biographie berichtet nun, daß sein Vater im Jahre 1850 seinen Geschäftsanteil an Iwan von Tschudi verkauft habe und von St. Gallen fort ziehen wollte. Dem möchte ich hier widersprechen. Ich war schon vor 1845 als Lehrling und als Gehilfe der H. Schmitzdorffschen Buchhandlung in St. Petersburg mit Herrn von Tschudi, der damals in dieser russischen Haupt stadt lebte, bekannt und befreundet und hatte ihn sogar veranlaßt, sich nach dem Tode von Schmitzdorff um dessen Geschäft zu bewerben. Der Kauf kam jedoch nicht zu stände, und als die Schmitzdorffsche Buchhandlung in die Hände von Julius Gillis und Theodor Leideritz überging, die natürlich wußten, daß ich ihren Mitbewerber begünstigt hatte, fand ich es geraten, am 1./13. Dezember 1845 meine Stelle aufzugeben und nach Deutschland zurückzukehren. In Leipzig, wo ich 1846 unter Moritz Ruhl in der Eng lischen Kunstanstalt von A. H. Payne arbeitete, besuchte mich Herr von Tschudi uud teilte mir mit, daß er Scheitlins Anteil an dem St. Galler Geschäft gekauft habe und sich nun mit seinem Schwager v. Zollikofer assoziieren werde. Nach dem ich mich dann in meiner Heimat vom Militärdienst befreit hatte, trat ich im Herbst 1846 als Gehilfe bei Herrn von Tschudi ein und kann daher bezeugen, daß C. P. Scheitlin nicht mein Chef war, sondern daß er schon damals seinen Geschäftsanteil an Herrn von Tschudi ab getreten hatte, sich aber noch in St. Gallen befand. Scheitlins uuunterbrochne Arbeit im Buchhandel und seine eifrige amtliche Tätigkeit hatten - schließlich auch die unermüdliche Arbeitskraft und Energie dieses rastlosen Mannes gelähmt. Er faßte nun den Entschluß, sich von alledem zu befreien und seine Tätigkeit ausschließlich größer» buch- 70«'
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder