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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.05.1903
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 15.05.1903
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- Deutsch
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^ 111. 15. Mai 1903. Nichtamtlicher Teil. 3885 seine eignen Ideen eingehen würde. Am 4. Mai machten Schiller und Cotta einen Abstecher von Stuttgart nach Untertürkheim, dessen Ergebnis die beabsichtigte Gründung der Horen und der Allgemeinen Zeitung war. Der Vertrag wurde am 28. Mai unterzeichnet, nachdem Schiller nach Jena zurückgekehrt war. Nach Beratung mit Freunden entschloß sich aber Schiller, die Redaktion der Allgemeinen Zeitung nicht zu übernehmen, sondern Cotta zu veranlassen, alle Tatkraft darauf zu verwenden, den Horen einen durch schlagenden Erfolg zu verschaffen. Er hoffte, alle die besten deutschen Geister zu Mitarbeitern zu gewinnen, und fügte hinzu: »Was mich betrifft, so ist dieß der einzig mögliche Weg, daß Sic der Verleger aller meiner künftigen Schriften werden; denn sobald ich für ein Journal — (der Text zeigt klar, daß Schiller die Horen meinte) — schreibe, heben sich alle andere Verbindungen ans. Ließe ich aber meine Schriften einzeln drucken, so hätte Hr. Göschen immer das erste Recht an meine neueste Arbeiten, indem ich sie ihm schon versprochen habe.« So hatte Schiller einen Weg angedeutet, auf dem der Tübinger Verleger alle seine künftigen Schriften erhalten konnte. Die Erinnerung an die freundschaftlichen Ansprüche des Leipzigers war rasch in den Hintergrund getreten. Aber davon abgesehen ist es schwer, Schillers ungewöhnliche An sicht zu begreifen, »daß alle andern Verpflichtungen auf gehoben seien, sobald er für eine Zeitschrift schriebe.« Wenn man bedenkt, daß er für die Thalia und den Deutschen Merkur schrieb, so kann man unmöglich verstehen, daß er aller andern Bande ledig sei, weil er für die Horen schrieb. Auf alle Fälle war es sicher, daß Göschen diese Ansicht zurück weisen mußte, besonders als Teile eines bedeutenden Werks, das ihm Schiller angeboten hatte, nunmehr bruchstückweise in den Horen und dann in einem besondern Band unter dem Titel: Briefe über ästhetische Erziehung an den Herzog Friedrich Christian von Schleswig-Holstein-Augustenburg erscheinen sollten. Sie begannen in der ersten Nummer der Horen (Januar 1795) zu erscheinen. (Fortsetzung folgt.) Ausstellung der Königlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe ;u Leipzig. Seit dem Mai 1900 ist die Königliche Kunstakademie und Kunstgewerbeschule zu Leipzig in eine Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe umgewandelt worden und hat im Oktober 1901 in der Person des Herrn Professors vr. Max Seliger einen neuen Leiter erhalten. Lag die Aufgabe dieser Kunstschule früher darin, ihre Schüler für das Kunstgewerbe im allgemeinen auszubilden, so kon zentriert sich jetzt ihre Tätigkeit darauf, die Schüler für sämt liche Zweige graphischer Künste und des Buchgewerbes zu erziehen und auf diese Weise im weitern Verlauf ihres Wirkens einen maßgebenden Einfluß aus die graphische und buchgewerbliche Kunsterzeugung zu gewinnen. Demnach wird sich von nun an das Hauptbestreben der Akademie aus schließlich auf die künstlerische Gestaltung des Buchs richten. Zu diesem Zweck wird sie auch die Ausübung graphischer Bildkunstwerke in allen hierfür erforderlichen Techniken lehren, ferner Künstler ausbilden, die keineswegs nur selbst erfinden, vielmehr gleichzeitig imstande sein werden, die für die gra phischen Techniken erforderlichen Stöcke, Steine, Platten usw. selbst zu bearbeiten und zu drucken, anderseits selbst einen Einband zu entwerfen und auszuführen vermögen, und schließlich, technische Leiter von Kunst- und Reproduktions anstalten, sowie deren Hilfskräfte und Kunstbuchbinder heran bilden. Ein möglichst engverbundnes Jneinandergreifen aller Klassen, sowie eine werkstattmäßige Arbeitsweise ist daher hierzu ausersehen. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 70. Jahrgang. Eine im Akastemiegebäude soeben eröffnete, leider nur bis 15. Mai dauernde Ausstellung von Schüler-Arbeiten legt von dem Wirken der Akademie beredtes Zeugnis ab. Mit der Veränderung des Charakters der Leipziger Kunstschule sind verschiedne kunstgewerbliche Lehrgebiete, wie die Dekorationsmalerei und Glasmalerei, aufgegeben worden und an deren Stelle mehrere neue Lehrgegenstände ent standen, teils in Entstehung begriffen. Hierher gehören: Schriftzeichnen (Entwerfen von Schriften und Schriftsätzen), Konzeptionsübungen, Optik und Physik, Stempelschneiden und Gravieren für Buchdruck und Buchbinderei, Technologie, Guß kunst, Emaillieren, Elfenbeinschnitzkunst, Buchbinden, sowie Bilddruck, Buchdruck und Prägedruck. Gleichzeitig mit der neuen Organisation ist für die künstlerische Ausbildung der Schüler auch eine neue Methode eingeführt worden, deren Einfluß zwar noch kein völlig klares Bild bietet, da sie erst versuchsweise und keineswegs obli gatorisch vor etwa einem halben Jahr zur Anwendung ge langte und die Durchführung des neuen Programms erst seit Ostern dieses Jahres begonnen hat, aber schon erkennen läßt, daß die Schüler von einer glatten nivellierenden und bestechenden Darstelluugsweise fort zu eiuer schlichten, die persönliche Handschrift zeigende und dem eignen Empfinden mehr Rechnung tragenden Ausdrucksweise hingeführt werden. Dieser wohltätige Einfluß macht sich bereits bei dem Zeichnen nach einfachen, zumeist unbeweglichen, farbigen und farblosen Natur- und Kunstmodellen (Menschen, Tieren, Pflanzen, Kostumteilen und Geräten) bemerkbar. Arbeiten dieser Art bestehen aus Zeichnungen und Gipsmodellen einzelner Körper teile, denen sich Wiedergaben einzelner und zu Gruppen (Stilleben) vereinigter Gegenstände, sowie die Darstellung des menschlichen Kopfes anschließen. Hierauf folgen farbig be handelte Darstellungen nach obigen Modellen, die im Sommer möglichst im Freien vorgenommen werden. Weitre Übungen im Erkennen des Gesetzmäßigen der Erscheinung in Form und Farbe, Licht- und Schattenwirkungen führen dann zu gezeichneten und gemalten Darstellungen nach nackten und kostümierten Modellen, zu Porträts und Tierstudien. Gleich zeitig mit dem Freihandzeichnen werden Übungen im geo metrischen Zeichnen, der Projektions- und Schattenkonstruktion, im Konstruieren perspektivischer Bilder vorgenommen, und dann folgen Architektur- und Ornamentformenlehre, pflanz liche Naturstudien nach Meurer und Kompositionsübungen, sowie Herstellung von Blumen- und Landschastsstudien. Eine das richtige Sehenlernen und die Vorstellungskraft fördernde wichtige Neuerung bilden die Skizzierübungen und Gedächtnisskizzen, die in möglichst kurzer Frist teils vor Be ginn der eigentlichen Unterrichtsstunde, teils nach Fertig stellung einer bestimmten Aufgabe ausgeführt werden. Die ihrem Wert nach recht verschiedenartig ausgefallenen Leistungen lassen erkennen, wie wichtig derartige Übungen für die Er ziehung eigener Anschauung sind, denn diese scheinbar neben sächlichen Arbeiten sind als ein vorzüglicher Prüfstein für die Fortschritte zu selbständiger bildlicher Darstellungsweise anzusehen. Erfreuliche Leistungen sind auch bei den in Öl farben- und Temperatechnik ausgeführten Malstudien zu finden, die eine möglichst breite und freie Pinselführung aufweisen. Die Lithographien und Algraphien, Holzschnitte und Radierungen bekunden, daß auch bei der Ausübung dieser Techniken das Bestreben vorherrscht, den Schüler von skla vischer Nachahmung zu befreien und für die Wiedergabe eigener Schöpfungen zu erziehen. Die Absicht, die sich hierbei äußert, die Technik nicht um ihrer selbst willen zu üben, sondern als Mittel zum Zweck für den Ausdruck eigenen Empfindens zu betrachten, darf als der allein richtige Weg angesehen werden, um auch auf diesem Gebiet zu wirklich 519
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