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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.05.1903
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- Erscheinungsdatum
- 15.05.1903
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- Deutsch
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3884 Nichtamtlicher Teil. ^ 111, 15. Mai 1903. Die Firma Cotta war alt, seit dem Tode ihres Gründers 1692 aber etwas zuriickgegangen. Johann Friedrich Cotta, Göschens Zeitgenosse, war ursprünglich nicht für den Buch handel bestimmt. Er studierte zuerst Theologie, bereitete sich dann zum Militärdienst vor, um schließlich Mathematik und darauf die Rechte zu studieren und sich nach einer Pariser Reise 1785 unter die Zahl der Hofgerichtsadvokaten in Tübingen aufnehmen zu lassen. Sein Vater drang jedoch in ihn, die Buchhandlung zu übernehmen und zu versuchen, sie wieder in die Höhe zu bringen. Cotta willigte ein und erschien 1788 zum erstenmal auf der Leipziger Oermesse, genau drei Jahre nachdem Göschen sein Geschäft eröffnet hatte. Nicht weniger eifrig und ehrgeizig als Göschen benutzte Cotta die Anwesenheit Schillers in seiner Nachbarschaft, um sich ihm zu nähern, und bediente sich dabei der Hilfe eines beiderseitigen Freundes, Johann Christoph Friedrich Haugs. Der folgende Brief des Dichters an Hang aus Ludwigsburg vom 30. Oktober 1793 zeigt, wie Cottas Bemühungen erfolgreich waren: »Recht verbindlichen Dank, lieber Freund, für die überschickten Schriften, und die freundschaftliche Mühe, die Sie meinetwegen übernommen haben. Wie sehr wünschte ich, auch schon Jhrent- wegen, Hrn Cotta willfahren zu können, sey es durch welche Schrift es wolle. Aber ob ich gleich an Göschen nicht gebunden bin, so ist derselbe doch mein Freund, und hat ein freundschaft liches Recht wenigstens an die erste Anfrage von mir. Ich habe bereits wegen meiner Schrift über die Theorie des schönen Um- angs*) an ihn geschrieben, und wenn er solche auf Ostern nicht rucken kann, wie ich haben will, so habe ich darüber fiepe Hand. Wenn meine Tragödie: Die Johanniter zu Stande kommen sollte, so würde ich noch mehr fiepe Macht damit haben (denn die Schrift über den ästhetischen Umgang gehört eigentlich doch zu der: über Anmut und Würde, als Pendant, sollte also billig gleichen Druck und Verleger haben) auch würde, wie ich glaube, Hr. Cotta mit einem dramatischen Stück ein größerer Gefalle geschehen. Doch müssen Sie ihn prevenieren, daß ich mit einer Tragödie, die mir 3 und 4 mal so viel Arbeit kostet, als die beßte Schrift von historischem oder philosophischem Jnnhalt, etwas theuer bin. Unter 30 Carolin kann ich sie Hrn. Cotta nicht lassen, ülnd da muß er sehen, wie er mit den Nachdruckern zu recht kommt . . .- Aus diesem Briefe geht klar hervor, daß Schiller einige Beklemmung darüber empfand, eines seiner Werke in erster Linie einem andern als Göschen anzubieten, der sein Freund war und dem er schon wegen der Abhandlung über die Theorie des aesthekischen Umgangs geschrieben hatte. Es gelüstete ihn offenbar nach einer neuen Sehne für seinen Bogen, und er benutzte die Gelegenheit, um anzudeuten, daß er etwas teuer sei. Noch war Schiller nach einem sechs monatigen Aufenthalt unter neuen Freunden gegen Göschen wohlgesinnt. Als er die Kritik einiger Stücke zurücksandte, die der Verleger seinem Urteil unterbreitet hatte, schloß er vergnügt (4. Februar 1794): »Sobald ich mich in guter Laune zur Durchsicht fühle, werde ich Anmut und Würde beendigen. Setzen Sie mich unter die Subskribenten von Wieland und zwar auf die Großoktavausgabe. Als Freund der Familie bitte ich zu berücksichtigen, daß ich nur nach guten Kupfern verlange. Den Meinen geht es gut und auch mir in den letzten Wochen erträglich . . .« Im März 1794 besuchte Schiller Tübingen und machte Cottas persönliche Bekanntschaft. Was bei ihrer ersten Be gegnung ausgemacht wurde, ist unbekannt; aber kurz darauf scheint Schiller von Cotta einen Vorschuß von zweihundert Taler auf einen Wechsel erbeten zu haben, den Göschen honorieren sollte. Dieser Brief ist nicht erhalten, so daß die Bedingungen, unter denen der Vorschuß gemacht wurde, nicht bekannt sind; aber der Herausgeber des Cotta-Schillerschen Briefwechsels nimmt an, daß er gewissermaßen ein Pfand auf Schillers Feder war. Es war schade, daß Göschen durch *) Schiller gibt diesem kleinen Werke drei Titel: Theorie des schönen Umgangs, Theorie des aesthetischen Umgangs und Philo sophie des schönen Umgangs. diese Angelegenheit mit einem konkurrierenden Verleger zu sammengebracht wurde; der dadurch angefachte Funke sollte bald in die Helle Flamme der Entrüstung ausbrechen. Der Wechsel, der in der drohenden Krisis eine überraschende Rolle spielt, wurde Göschen von Schiller in einen: ebenfalls verschwundenen Brief angekündigt, aber der folgende Brief wiederholte die Ankündigung und erklärte sie: »Stuttgardt, 4. Mai 1794. »Ich hoffe, daß Sie meinen letzten Brief empfangen haben, in welchem ich Sie bat, einen Wechsel auf Sie über zweihundert Thaler, zahlbar Mitte Juni, welcher Ihnen von Herrn Cotta aus Tübingen vorgezeigt werden wird, anzunehmen. Wahrscheinlich läuft während dieser Zeit noch das Geld auf Coppenhagen ein, daß Sie diese 200 Rthl. davon abziehen können. Ich brauchte Geld, und wußte es nicht anders anzugreisen, wenn ich nicht meinen Callias an Herrn Cotta überlassen wollte. »Uebermorgen begebe ich mich auf die Rückreise und werde Ihnen dann vierzig Meilen näher sein. Ich bin voller Erwartung, wie es mit Wielands Werken geworden ist; Sie wissen gewiß, wie es damit steht. «Herr Cotta wird Ihnen sagen, daß ich ihm Hoffnungen auf ein dramatisches Werk gab. Aber ich habe für Sie und für mich das Recht Vorbehalten, eine neue Ausgabe in einigen Jahren herauszubringen. »Leben Sie wohl! Ihr Schiller.- Was Göschen antwortete, weiß man nicht; aber der Same tiefer Unzufriedenheit war gesät. »Wenn ich nicht Cotta meinen Callias überlassen wollte!« War es möglich, daß Göschen dieses Werk, Schillers ästhetisches Hauptwerk, verlieren sollte, durch welches »beide Ehre einlegen wollten?« Die Anspielung auf Callias ließ Göschen argwöhnen, daß Cotta Schiller durch den gemachten Vorschuß in seine Netze ziehen wollte. Callias war ihm selbst versprochen worden, und schon der Gedanke, daß Schiller beabsichtigt haben könnte, ihn noch im letzten Augenblick Cotta zu überlassen, ließ ihn die Möglichkeit vermuten, daß Schiller sein Wort zurückgezogen haben könne. Für den Augenblick rauchte sein Zorn, und nicht viel später brach er, was Schiller, anlangte, wirklich los. Schiller erlaubte Cotta, auch auf dem Felde von Crusius zu ackern, und ließ die Dinge einen Lauf nehmen, der in etwas auch seinen Vertrag mit diesem Verleger beeinträch tigen mußte. Am 14. April 1794 schrieb er seinem neuen Freunde: »Ich habe mit Herrn Crusius in Leipzig einen beständigen Contract geschlossen, vermöge dessen ich ihm alle meine schon ge druckten Arbeiten, sowohl Originale als Uebersetzungen, die ich Bandweise gesammelt haben will, den Bogen zu einem Carolin, überlasse. Diesem Contract gemäß würde er auch eine Ueber- setzung der Griechen zu verlegen bekommen. Weil ich aber diese griechischen Trauerspiele nicht in der Suite meiner Schriften, sondern als ein eigenes Werk erscheinen lassen will, so kann ich sie von jenem Contract mit Crusius ausschlietzen und habe in dieser Rücksicht vollkommene Freiheit in der Wahl des Verlegers .. .» Es ist klar, daß Schiller bestrebt war, für seine Werke neben Crusius und Göschen noch einen dritten Mitbewerber zu haben, und nicht ganz abgeneigt, seine Beziehungen zu beiden zu gunsten seines Landsmanns Cotta zu lösen. Letzterer verfügte über beträchtliche Mittel; was konnte dagegen von Göschen erwartet werden, der tief in seinem großen Unternehmen von vier besondern, gleichzeitig erscheinenden Ausgaben von Wielands Werken stak, die über dreißig Bände umfaßten? So beschloß also Schiller, Cotta den Lieblings plan zu einer großen Zeitschrift zu entwickeln, die Beiträge aller Talente einschließen sollte, worüber er schon 1792 an Körner und Göschen geschrieben hatte. Letzterer scheint nicht mit besondrer Lust darauf geantwortet zu haben. 1793 blieb die Sache unentschieden; aber 1794 nimmt Schiller die Absicht eifrig von neuem auf und legt sie seinen: neuen Freunde dar. Cotta, der schon vor einiger Zeit selbst den Plan zu einer deutschen politischen Zeitung nach den besten französi schen und englischen Mustern gefaßt hatte, nahm Schillers Gedanken freudig auf in der Hoffnung, daß letzterer auf
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