Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.02.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 24.02.1903
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19030224
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190302242
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19030224
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1903
- Monat1903-02
- Tag1903-02-24
- Monat1903-02
- Jahr1903
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1558 Nichtamtlicher Teil. .,§5 45, 24. Februar 1903. importierten gebundnen Bücher kehrt demnach nach Deutsch land zurück, und umgekehrt werden österreichische Bücher, die bereits gebunden zum kommissionsweisen Verkauf nach Deutschland gesendet wurden, nach Österreich zurück gesendet, wenn sie dort nicht abgesetzt wurden. Würde in Österreich also ein Zoll auf gebundne Bücher eingeführt werden, so würde die Folge davon sein, daß einerseits der österreichische Buchhändler auch eine Ware verzollen müßte, die hier gar nicht zum Verkauf kommt; anderseits würden ihm bei der Wiedereinfuhr eines österreichischen, im Auslande nun unverkauft gebliebenen Erzeugnisses Zollspesen erwachsen. »Allerdings ließen sich diese schwerwiegenden Folgen durch eine entsprechende, jedenfalls aber mit großen Verkehrs hindernissen verbundne Ausnützung des Rückvergütungs verfahrens vielleicht einigermaßen abschwächen; aber es ist leicht zu zeigen, daß ein Schutzzoll auf diesem Gebiet über haupt keine Hebung der inländischen Industrie herbeiführen kann. »Der ausländische, insbesondre deutsche Verleger, der zumeist bei billigen Erscheinungen diese sofort gebunden auf den Markt bringt, wird sich selbst bei dem höchsten Zoll nicht geneigt finden, einen Teil seiner Auflage in Österreich binden zu lassen. Der Grund hierfür liegt vor allem darin, daß der Verleger nur dann einen Teil seiner Auflage in Österreich binden lassen könnte, wenn er hier auch über eine eigne Betriebsstelle zur Versendung seiner Verlagswerke ver fügte, da ja dann nicht mehr wie bisher die gesamte Expedition von seinem Domizil aus stattfinden könnte. Abgesehen von Schwierigkeiten gewerberechtlicher Art, würde aber die Auf stellung eines Vertreters, der zumindest notwendig wäre, nur in den seltensten Ausnahmefällen tunlich erscheinen, weil der Absatz in Österreich bei Massenartikeln für den deutschen Verleger relativ zu wenig in Betracht fällt. Doch selbst wenn ein Teil der Auflage unter diesen Umständen in Österreich ge bunden werden würde, so würde nichtsdestoweniger der Preis des Buchs sich nicht billiger stellen, als wenn er trotz des Zolls schon gebunden importiert würde. Der Herstellungspreis des Einbands in Österreich würde sich nämlich, weil die hier zu bindende Quanität eine bedeutend geringre wäre als in Deutschland, notgedrungen höher als im Ursprungsland stellen, und hierzu kämen noch die Spesen für die oben angedeutete Vertretung. Diese Mehrkosten hätte natürlich nur das Publikum zu tragen. »Betrachtet man die Frage, welche Bücher überhaupt ge bunden verkauft werden, näher, so ergibt sich folgendes: »Gebunden gelangen zum Verkauf einerseits solche Bücher, bei denen eine Benutzung in ungebundnem Zustand schwer denkbar ist, anderseits solche, bei denen der Einband, da es sich um Massenartikel handelt, so billig hergestellt werden kann, daß der Käufer aus ökonomischen Gründen das bereits gebundne dem broschierten, eventuell später einzubindenden Exemplar vorzieht. »Zu der ersten Art von Büchern gehören insbesondre die Reisebücher, gewisse Handbücher, Wörterbücher, sämtliche Jugendschriften, Bilderbücher, Prachtwerke und Atlanten. Die Reisebücher — wir erinnern hier insbesondre an jene von Baedeker und Meyer — werden überhaupt nicht anders als gebunden aus den Markt gebracht. Dasselbe gilt von den Jugendschriften und Bilderbüchern, die in der Mehrzahl der Fälle bloß kartoniert sind, deren Titelbilder einen Teil des Buchs selbst ausmachen und bei welchen daher der Ein band notwendigerweise einheitlich hergestellt werden muß. Prachtwerke werden in der Regel mit einem besonders luxu riösen Einband versehen, der häufig selbst ein Kunstwerk ist und ebenfalls einen wesentlichen Teil der Ausstattung des Buchs bildet. Die Atlanten schließlich werden in der Regel deshalb gebunden auf den Markt gebracht, weil die Karten durch eine Versendung in ungebundnem Zustand zu sehr leiden würden. »Zu den gebunden erscheinenden Massenartikeln gehören in erster Linie jene bekannten Sammlungen aus dem Verlag von Reclam (Uninersalbibliothek), Engelhorn (Rvmanbibliothek), des Bibliographischen Instituts (Meyers Volksbücher), die ver schiedenen Klassiker-Ausgaben re. Der Einband für die Hefte der Universalbibliothek, ein mit Golddruck versehener Ganzleinenband, stellt sich auf 40 H für das Publikum und wird vom Verleger für den Wiederverkäufer nur mit 30 H bewertet. Es ist kaum anzunehmen, daß der Käufer eines broschierten Bändchens der Universalbibliothek für den ein fachsten Band, wenn er ihn bei einem Buchbinder in Öster reich Herstellen lassen wollte, weniger als 60 ü zahlen müßte, einen Betrag, der nicht nur mitunter fast das Drei fache des Preises des Buches selbst ist, sondern nur für die einfachste, mit der des Originalbandes gar nicht zu ver gleichenden Ausstattung genügen würde. Noch drastischer liegen die Verhältnisse der Engelhornschen Bibliothek; hier wird für einen vorzüglichen Ganzleinenband vom Wieder verkäufer nur der Betrag von 25 H, das ist die Hälfte des Preises des broschierten Exemplars, berechnet, während der Verleger gar nur 18 H in Rechnung stellt. Es ist ganz aus geschlossen, daß ein Ganzleinenband von dieser Güte, wenn nicht so bedeutende Quantitäten einheitlich gebunden werden, um weniger als um das Drei- bis Fünffache dieses Betrags hergestellt werden könnte. »Ein Zoll auf gebundne Bücher wird also — ganz abgesehen von den dem Buchhändler dadurch entstehenden Plackereien — vor allem eine Schädigung des Publi kums mit sich bringen. Entweder dadurch, daß es auf das gebundne Buch den Zoll wird zahlen müssen, falls, wie in der Mehrzahl der Fälle zu erwarten ist, der deutsche Verleger nichtsdestoweniger die ganze Auflage des betreffenden Buchs einheitlich in Deutschland binden läßt, oder, falls der Ver leger sich entschließt, mit Rücksicht auf den Zoll den für Österreich bestimmten Teil seiner Auflage ungebunden herein zusenden, dadurch, daß es gezwungen sein wird, für den Ein band statt des billigen Preises für den im großen hergestellten, einen Preis für den einzelnen Einband zu zahlen, der, wie gezeigt wurde, häufig viel mehr betragen wird als der für das Buch selbst. »Der Zoll wird aber dem Buchbindergewerbe und den mit diesem in Verbindung stehenden Industrien nichts nutzen; einerseits weil er die ausländischen, insbesondre deutschen Verleger, außer höchstens in einigen wenigen Aus nahmefüllen, nicht veranlassen wird, einen Teil ihrer Massen artikel in Österreich binden zu lassen, und anderseits, weil das Publikum billige Bücher entweder gebunden kauft oder über haupt nicht binden läßt. Es ist ja naheliegend, und die Er fahrung beweist es, daß man nicht für den Einband eines billigen Bands das Doppelte und Dreifache des Preises zahlen wird, den das Buch selbst kostet. Das Publikum pflegt über haupt nur Bücher von bleibendem Wert und zu häufiger Be nutzung bestimmte binden zu lassen; Romane u. dgl. — man denke an die französischen zu 4 L 20 ü und die Bände der Tauchnitz-Edition — bleiben in der Regel ungebunden. Im Fall der Verhängung eines Zolls würde also beispielsweise die oben erwähnte Engelhornsche Romanbibliothek gewiß das gleiche Los treffen. »Wenn die kleinen österreichischen Buchbinder über einen Rückgang ihres Gewerbes klagen und eine Besserung in einem Zoll auf ausländische gebundne Bücher erwarten, so befinden sie sich in einem Irrtum. Es liegt hier eine vollständige Verkennung der tatsächlichen Verhältnisse vor. Der Rückgang der kleinen Buchbinder hat seinen Grund in dem Umstand, daß die Verleger mit jedem Jahr einen größern Prozentsatz
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder