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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.02.1903
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- Erscheinungsdatum
- 13.02.1903
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- Deutsch
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1238 Nichtamtlicher Teil. ^ 36, 13. Februar 1903. wenden für »und« die Abkürzung L, die aus dem lateinischen et entstanden ist, wie man z. B. in der Kursiv nach deutlich erkennen kann: <^. In gleicher Weise gebrauchte man auch das Zeichen // als Wortbild der Abkürzung für »Pfund«, wobei nur die wenigsten wußten, daß dieses // eine Abkürzung des lateinischen librri Pfund war. Im Englischen, wo man 1b für xonnä schreibt, liegt dieser Tatbestand noch klar zutage. Überhaupt sind gerade im Englischen noch viele lateinische Abkürzungen oder Ideogramme im Gebrauch: für z. B. — zum Beispiel gebraucht man nicht k. 1. — kor Eignes, sondern s. A. — sxkwpli Ai-gtig, für das V — Vormittags und bi — Nachmittags in Hendschels Telegraph nicht w. ----- morvivA und a. — gktkruoou, sondern g. IN. — gntk insriäisin und p. w. — P08t msrickikw; ebenso 1. 6. --- iä sst für tbgt is; vir. (wo das r aus einem Abkürzungsschnörkel ent standen ist; vgl. or. für onnrs) — vickslivki für ngwsl^, u. s. w. Nicht ganz innegehalten erscheint mir der Gedanke des Werks in dem Beitrag »Neugriechisch«; es ist dort ein ge schichtlicher Überblick über die Entwicklung des Griechentums gegeben von einem nicht genannten Verfasser, übersetzt von Robert Adelssen. Wenn sich in diesem Beitrag das für Griechenland »am meisten bezeichnende« dokumentiert, so leiden die modernen Hellenen mindestens an einer aus geprägten Selbstüberschätzung. Man denke an griechische Zustände und lese den folgenden Schluß dieser Dithyrambe: » Wir sehen Griechenland seit kurzer Zeit in wunder barer Weise vorschreiten, indem es Eisenbahnen baut, Halb inseln durchschneidet, Sümpfe austrocknet, Häfen anlegt, Bibliotheken errichtet, Schulen, Museen baut und zwar unter der allgemeinen Anerkennung, daß dies das wichtigste Moment für die Civilisation des Orients ist ... . Nun also, harret aus in dem guten Kampfe, indem Ihr mit Euren Mit bewohnern brüderlich und, wie es die Gesetze vorschreiben, lebt, bleibet nichsdestoweniger voll und ganz Griechen, da aus dem vorstehenden kurzen Überblick der griechischen Geschichte, wie ich glaube, folgende trostreiche Wahrheit hervorgeht, nämlich: ,daß trotz allen Unglücks, welches wir erlitten, trotz allen Neides, welchen wir erregt, trotz aller Fehler, welche wir zweifellos haben, wir stets das edelste Volk der Erde gewesen sind, jetzt noch sind und in der Zukunft sein werden'.« Ganz hervorragend schöne Blätter in Farbe und Orna ment sind Siamesisch und Tibetisch. Das erstere nach dem Vorbild siamesischer Manuskripte in gelber Schrift auf schwarzem Grunde, das letztere mit einem prächtigen Rand in dunkelblau und gold. Vorzüglich geschnitten sind ferner die Schriften des »Rabbinisch«, von dem drei Seilen gegeben werden, deren Inhalt Sprüche (aus dem Talmud) über das Weib sind, eingeteilt in Frauen-Lob und Frauen-Schimpf. Sie enthalten vieles Treffende und Scharfe; hier anführen möchte ich nur eine humorvolle Parabel, die der Übersetzer vr. Moritz Chamizer gibt und die so lautet: »Bei der Er schaffung des Weibes stiegen im Schöpfer schwere Bedenken auf, in betreff eines geeigneten Körperteiles des Adam, aus dem er es am besten schaffen könnte. ,Jch kann die Frau aus Adams Kopf nicht schaffen, damit sie nicht stolz, aus dem Auge nicht, damit sie nicht kokett werde. Schaffe ich sie aus dem Ohre, würde sie nicht eine müßige Horcherin, aus dem Munde, nicht eine Schwätzerin, aus dem Herzen, nicht eine Neiderin werden? Auch nicht aus der Hand, sie könnte sonst eine Diebin, nicht aus dem Fuße, sie könnte eine Läuferin werden.' Nach langer Überlegung entschloß sich der Herr, das Weib Adams Rippe zu entnehmen, einem Körperteil, der verborgen bleibt, selbst wenn der Mensch unbekleidet geht. Und bet jedem neuen Glied, das er der Frau ansetzte, rief er ihr zu: .Werde keusch und sittsam!' Dennoch half alle Vorsicht nicht, wie der Midraschist Punkt für Punkt aus Bibelstellen nachweist. Nur für die Geschwätzigkeit der Frau hält es der Rabbi nicht für nötig, Beweise aus der Bibel zu erbringen« . . . Die Typen dieses Rabbinisch sind eine genaue Repro duktion der Schrift, die der Arzt und Buchdrucker Abraham Conut in Mantua seit 1476 in seiner Offizin zur Anwen dung brachte; sie wurden in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zuerst wieder durch eine Neuschrift in den Dienst Gutenbergs gestellt, wodurch sich die Offizin W. Drugulin ein bleibendes Verdienst erworben hat. Herrlich wirken auch die beiden Blätter Neusyrisch, dessen Typen eine Spezialität der Offizin bilden und sich in einer Sammlung von Sprichwörtern präsentieren. Diese Sprichwörter des neusyrischen Völkchens, das vielleicht 60000 Seelen zählt, sind ein Auszug einer in Vor bereitung befindlichen Sammlung in deutscher Übersetzung. Von den zahlreichen, von Ort zu Ort wechselnden Mund arten wurde der Dialekt von Urmia gewählt. Einige Proben dieser treffenden Sprichwörter dürsten von Interesse sein: Ich Herr, du Herr: wer soll nun die Büffel besorgen? Wer mit einem Kameltreiber verwandt wird, muß sein Haustor höher machen. Jemand ging fort, um für seinen Vater das Leichentuch zu holen. Bis er zurückkam, wap seine Mutter schon wieder verheiratet. Wer in die Höhe spuckt, bekommt es ins Gesicht wieder. Der Hundeschwanz, steckte man ihn auch durch eine Flöte, er käme immer krumm heraus Das Japanische hat der vr. Takeshi Kitasato in Osaka bearbeitet, und zwar finden wir hier die Aussprüche einer geistreichen Japanerin, die vor neunhundert Jahren als Hofdame der Kaiserin Sadako lebte. Der Titel bedeutet wörtlich: »Notizbuch am Kissen«, womit eine Sammlung gelegentlicher Einfälle bezeichnet sein soll. Eine Probe: »Wie schmerzlich ist es, einen lieben Sohn dem Kloster zu widmen! Der Beruf des Mönches ist zwar sehr wertvoll, aber daß man ihn als gefühllosen Klotz betrachtet, Hut mir leid. Es wird stets über ihn geschimpft, mag er schlechte Fastenspeise essen oder schlafen. Jung wie er ist, muß er sich doch für Frauen interessieren. Warum soll er sie vermeiden und nicht anschauen? Man würde es sofort unschicklich finden.« Ganz vorzügliche Blätter mit genial erdachtem Ornament sind diejenigen mit den Schriftzeichen des Estrangelo. Estran- gelo ist nicht Name einer Sprache, sondern Bezeichnung für eine Schrift und zwar für die älteste Schrift der Syrer oder Aramäer. Die Syrer, die wie alle Semiten ursprünglich nur für die Konsonanten besondre Zeichen hatten, schrieben früher teilweise von oben nach unten, lasen aber wie die übrigen Semiten von rechts nach links. Daraus erklärt sich u. a. die senkrechte Schrift andrer asiatischer Völker, wie der Mongolen. Im Laus der Zeit verwendeten die Syrer zur Bezeichnung der Vokale teils ein System von Punkten über und unter den Konsonanten, teils die Vokalbuchstaben des griechischen Alphabets. Estrangelo ist also Name für die ältere syrische Schrift, die erst nur wenige Punkte zur Unter scheidung besondrer Wortformen verwandte. Die ersten syrischen Typen kommen in Wilhelm Postels 1538 in Paris herausgegebenen Schriften vor, nachdem 1486 Bernhard von Breydenbach das syrische Alphabet in Holzschnitt nachgebildet hatte. Wie der Verfasser des Textes 4>r. Eb. Nestle mitteilt, soll ferner ein syrisches Buch das erste gewesen sein, das stereotypiert wurde, nämlich die 1709 durch van der May auf Kosten Samuel Luchtmanns zu Leiden gedruckte, von Schaaf besorgte Ausgabe des syrischen Neuen Testaments. Nach Luchtmanns Tode wurden die Platten zerbrochen und eingeschmolzen, so daß heute für ein Exemplar bis 30 ^ ver langt werden. (Es möge übrigens bemerkt sein, daß van der May nicht Stereotypie im heutigen Sinne ausübte, sondern
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