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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.02.1903
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.02.1903
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- Deutsch
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^ 36, 13. Februar 1903. Nichtamtlicher Teil. 1237 goldenen Mainz gefeiert wurde. Der kunstsinnige Chef der altberühmten Drugulinschen Offizin weist im Vorwort zu dem Werk darauf hin, daß wir Gutenberg gegenüber mehr in die Breite als in die Tiefe der Buchdruckerkunst fortgeschritten sind. Trotz vieler technischen Verbesserungen ist das Wesen der typographischen Kunst sich gleich geblieben. Dagegen ist die Zahl der Schriftarten, die wir geschnitten haben und die Sprachen, die wir drucken können, ins Un übersehbare gewachsen. Durch die Eigenart der Drugulinschen Offizin, deren Bedeutung auf dem Gebiete des fremdsprach lichen Satzes ja überall bekannt ist, lag es nahe, bei der Ehrengabe diese Vielseitigkeit zum Ausdruck zu bringen und dabei vor allem von der heutigen Schriftgießerei Kunde zu geben. Denn das Wesen von Gutenbergs Erfindung ist ja nicht sowohl der Druck, als vielmehr das Schristgießen. So entstand bei dem Herausgeber der Gedanke, nach der Auswahl hervorragender Gelehrten und Kenner der Weltliteratur aus der geistigen Schatzkammer ältester und neuerer Kulte des Orients und des Occidents, aus den geheiligten Grundbüchern der Religionen und den Gedankenkreisen der führenden Geister hervorragende Ab schnitte, Kernstellen der Weltliteratur in der Originalsprache und in der Originalschrift dieser Völker vorzuführen Diese in die That umgesetzte Idee liegt nun als »Marksteine der Weltweisheit« vor uns. Der Herausgeber spricht in einem Brief an mich mit Bezug auf die Publikation als von seinem »Lebenswerk«, und er darf sich sagen, daß er mit den Marksteinen ein Buch geschaffen hat, das vom edelsten Idealismus eingegeben ist und mit dem den Manen Guten bergs ein Denkmal gesetzt ist, wie es feinsinniger und vor nehmer nicht gedacht werden kann, — ein Werk außerdem, dessen technische und künstlerische Bedeutung auf einer Höhe stehen, die ihm die Bewunderung in allen Ländern, in die es gelangt, eintragen wird. Diese künstlerische Einheit zu erzielen bei einem Werk, das aus so ungleichartigen Teilen sich zusammensetzt, war vielleicht die schwierigste Aufgabe; sie ist durch das Zu sammengehen des tüchtigen Fachmanns mit dem phantasie vollen Künstler in genialer Weise gelöst worden. Es galt, in den Marksteinen zu zeigen, wieweit es heute möglich ist einen Buchschmuck zu schaffen, der sich einerseits den formalen Eigentümlichkeiten der verschiedenen Schriften und der geistigen Eigenart der verschiednen Literaturen anpaßt und anderseits doch die künstlerische Formensprache der Gegenwart redet. Die letztere mußte als Mittel dienen, die Elemente des Buchs zu einer Einheit zusammenzufügen. Bei dieser zwiefachen Aufgabe, die dem Künstler gestellt war, mußte selbstverständlich auf eine einfache Reproduktion der histo rischen Ornamente in den meisten Fällen verzichtet werden; es wurde aber dafür, wo es irgend möglich war, jeweils eine Anlehnung an die Kunst desjenigen Volks gesucht, dem der betreffende Beitrag entstammt. In dem bekannten Maler Ludwig Sütterlin hat nun der Herausgeber den Künstler gefunden, der den rechten Weg zu gehen wußte, und so erscheinen die »Marksteine« von An fang bis zu Ende wie aus einem Guß. Der Buchdeckel ist in grobes grünes Sackleinen gebunden und zeigt in einfachen wuchtigen Linien nur das Wort »Marksteine« und als Symbol das uralte Zackenkreuz (8vg.8tiüa), das in der Or namentik zahlreicher alter Völker als Zeichen des Glücks wiederkehrt. Da Glück der Gegenstand der Sehnsucht aller Völker ist und auch die Weltweisheil in ihrem Endzweck die Menschen glücklich machen will, so glaubte der Künstler, daß dies Zeichen die richtige Marke für die »Marksteine« wäre. Auch auf den prächtigen Vorsatzblättern kehrt das Motiv wieder, einmal sogar in besonders origineller Form als vier facher Arm mit schreibender Hand. Bei der ornamentalen Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 70. Jahrgang. Umrahmung der einzelnen Seiten hat der Künstler ein Band motiv mit Sternen verwendet, das in interessanter Weise variiert wird. Heraldisch prächtig wirkt auch das mehrfach angebrachte Drugulin'sche Signet mit der Devise »Uores w'sst trop«. Hervorzuheben ist ferner die Feinheit in der Farbenstimmung der verschiedenen Blätter, die sich stets dem Charakter des betreffenden Volkes anpaßt. Die technische Herstellung in der Drugulinschen Offizin verdient uneingeschränktes Lob; das ganze Werk ist in Buch druck und Typensatz hergestellt, und die Mannigfaltigkeit der fremdsprachigen Schriften erweist den großen Reichtum dieser Buchdruckerei aufs deutlichste. Es wurden von den »Mark steinen« im ganzen nur 399 Exemplare hergestellt, unter ihnen 3 Exemplare als Vvrauflage mit persönlicher Widmung vom Herausgeber, 30 Exemplare auf Kupferdruckkarton als Fürstenausgabe, 300 Exemplare numeriert für die Sub skription, 30 Exemplare für die Mitarbeiter und 30 Exem plare für Gönner, Freunde und die Presse. Der Umfang war ursprünglich nur halb so stark geplant und die Kosten pro Exemplar auf 100 festgesetzt; jedoch sah sich der Herausgeber nachträglich genötigt, den Preis auf das Doppelte zu erhöhen. Eine Eigentümlichkeit des Buchs, die sich auch wohl kaum bei einem zweiten wiederfindet, liegt darin, daß es vorn und hinten anfängt und das Ende in der Mitte liegt. Dies ergibt sich aus dem Charakter einiger orientalischen Sprachen, die von rechts nach links gelesen werden müssen. Daher mußte der eine Teil des Werks hinten anfangen, wo sich der Titel rc. wiederholt. Unter den Mitarbeitern finden wir die klangvollsten Namen der Wissenschaft alter Länder; es würde jedoch zu weit führen, die vierunddreißig Sprachen und ihre Bearbeiter einzeln aufzuzählen, — nur einige seien herausgegriffen, um die Tendenz des Ganzen zu veranschaulichen. So wurde z. B. für das Blatt »Deutsch« durch Professor vr. Albert Köster in Leipzig in reizvoller Ornamentik ein Bruchstück aus Goethes »Dichtung und Wahrheit« gewählt, nämlich jene berühmte Stelle aus dem siebenten Buch, in der der Dichter die Bedingungen seiner eignen literarischen Existenz aus zuweisen beginnt. Er redet hier von einem seiner wichtigsten Vorläufer, von Friedrich dem Großen, und gibt damit zu gleich die Probe einer literarisch-historischen Betrachtung großen Stils, die vorbildlich geblieben ist für die Geschichts schreibung des ganzen folgenden Jahrhunderts. — Ein herr liches, wundervoll ausgeführtes Blatt ist das in gotischer Schrift. Es wurde dem berühmten, in der Universitäts bibliothek zu Upsala als unschätzbare Reliquie aufbewahrten 6oäex tlrgsvtkns entnommen. Diese Handschrift ist im sechsten Jahrhundert in Oberitalien geschrieben und zwar auf Purpurpergament mit Silber- und Goldtinte. Sehr schön in der Farbe ist der auf Seite 61 abge- gebildete Monolith mit Keilschrift, der 1888 während der ersten Expedition des deutschen Orient-Komitees in dem kleinen Hofe einer alten Burg in einem unscheinbaren Kurden dorfe Syriens gefunden wurde. Diese Stele, die 6000 lr§ schwer ist, befindet sich jetzt im Berliner Museum. Sie wurde im Jahre 670 v. Chr. von dem König Asarhaddon errichtet, ist dicht bedeckt mit Text in Keilschrift und zeigt den Herrscher, wie er zwei besiegte Könige an Stricken hält. Sehr interessant ist, was der Verfasser des Textes, Professor Paul Haupt, Baltimore, über die Wortbilder des Sume rischen (der Sprache der Urbewohner Babyloniens) im Assy rischen, die erst viel später zu rein phonetischer Verwendung der Keilschriftzeichen überging, sagt. Daß solche Wortbilder aus alter Zeit sich auch heute noch erhalten haben, obwohl nur die allerwenigsten Leser eine Ahnung von ihrem Ursprung haben, das zeigt Haupt an manchen Beispielen. Wir ver- 165
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