Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.01.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 31.01.1903
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19030131
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190301316
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19030131
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1903
- Monat1903-01
- Tag1903-01-31
- Monat1903-01
- Jahr1903
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
25, 31. Januar 1903 Nichtamtlicher Teil. 865 immer gehen und der Verlag daher eines der besten und sichersten Geschäfte sei, das vom Auf- oder Niedergang des wirtschaftlichen Lebens nicht berührt werde, bestätigen sich leider nicht. Für die Büchererzeugung gelten andre Gesetze als die sonst für die Erzeugung von Werten ausgestellten Theorien. Von den geistigen Strömungen bedingt und abhängig, leidet kein andres Geschäft unter der Zeiten Ungunst so, wie der speku lative Verlag. Unbeeinflußt von den Welthäudeln oder Wirt schaftskrisen, soweit diese selbst nicht, wie der Burenkrieg, wieder die Ursache zur Produktion ergeben, muß der Verlag unentwegt weiter arbeiten; der Verleger muß seine Zeitschriften, er muß die Fortsetzungen erscheinen lassen, mag er auch unter den Zeit verhältnissen die Hälfte oder mehr der Abonnenten verloren haben, mögen auch die Jnseratausträge, auf die er angewiesen ist, infolge der schlechten Zeiten ausbleiben, er muß die be gonnenen Werke vollenden, neue in Angriff nehmen — namentlich der große Verlag beschäftigt sich mit Unter nehmungen, die viele Jahre, oft Dezennien zu ihrer Aus führung bedürfen — u. s. w. Wenn deshalb daraus, daß in den letzten Jahren alljährlich 25 000 Bücher einschließlich der Zeitschriften als handelsfähige Ware katalogisiert worden sind, ein Schluß auf das Blühen und Gedeihen, auf den Ertrag des Verlags gezogen wird, so ist das ein Trugschluß. Der einzige zuverlässige Schluß der aus den hohen und fortgesetzt wachsenden Produktionsziffern gezogen werden kann, ist der, daß der Verlag seine Hilfsgewerbe, die Papierfabrikation, Buchdruckerei, Buchbinderei u. s. w., in immer größerm Umfang beschäftigt. Daß eine Überproduktion vorhanden ist, darüber herrscht Übereinstimmung. Der Durch schnittsertrag auch des vorigen Jahres dürfte nur sehr be scheiden sein. Das Weihnachtsgeschäft wird als mäßig be zeichnet und der Erfolg von Jörn Uhl hat vielen andern Verlegern zum Nachteil gereicht. Was dem Verlag zum Schaden ist, ist häufig seinen Hilfsgewerben zum Nutzen. Durch die endgültige Regelung der Rechtschreibung, der die Verleger Rechnung tragen müssen, sind zurzeit die Hilfsgewerbe alle gut beschäftigt; selbst die Schriftgießereien werden durch die Herstellung der vorgeschriebenen neuen b in Anspruch genommen. Darf auch die Rechtschreibung für das bürgerliche Leben nunmehr als erledigt betrachtet werden, so bestehen doch für ihre Anwendung in der wissenschaftlichen, ganz besonders in der naturwissenschaftlichen Literatur noch große Schwierigkeiten, und es wäre zu wünschen, daß auch für die wissenschaftliche Nomenklatur bald feste Regeln geschaffen würden. Viele Jahre werden noch vergehen, bis der wissenschaftliche Verlag zur neuen Rechtschreibung ganz übergegangen sein wird, denn bei den begonnenen Unter nehmungen läßt sich ein plötzlicher Wechsel nicht vornehmen. Über die ungeheure Produktion des Verlages Auskunft zu erlangen, wird immer schwieriger. Unsre bibliographischen Hilfs mittel, die uns dies zu ermöglichen suchen, stehen in Bezug auf die Schnelligkeit ihres Erscheinens und ihre Zuverlässigkeit zwar unerreicht da, aber sie beantworten doch nicht alle Fragen, die berechtigter Weise an sie gestellt werden könnten. Die Fünfjahrskalaloge z. B- enthalten nur abgekürzte Titel, es müssen daneben unter großem Zeitaufwand die Hinrichsschen Halbjahrskataloge auf die ausführlichen Titelangaben hin, die nur in ihnen enthalten sind, durchforscht werden. Die ständig wachsende, kaum noch zu überblickende Pro duktion zwingt uns zu der Frage, ob es nicht möglich ist, die bestehenden bibliographischen Hilfsmittel nutzbarer zu ge stalten. Es ist in gewisser Beziehung ein Vorzug der deut schen Kataloge, insbesondre der Halbjahrskataloge, vor den ausländischen Katalogen, daß sie auch die Zeitschriften ver zeichnen, aber die bei ihnen übliche Art und Weise der Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 70. Jahrgang. Aufnahme der Zeitschriften entspricht nicht den Anforde rungen des ernsten Geschäftsmanns. Das, was in Bezug auf Zeitschriften in Heinsius zu finden war, ist jetzt einem Katalog zu entnehmen überhaupt nicht mehr möglich. Die Titel der vielen Tausend Zeitschriften werden zwar alljährlich zum Teil in einem, zum Teil in beiden Halbjahrskatalogen ver zeichnet, aber dies geschieht fast ausnahmslos nur höchst un genügend, indem der Aufnahme nur das erste Heft einer Zeit schrift zu gründe gelegt wird; diese unvollständigen Angaben gehen denn auch in die großen Kataloge über. Bei der ständig wachsenden Zahl von Zeitschriften, über die sich zu verlässig zu orientieren die Möglichkeit geboten sein muß, dürfte es sich empfehlen, in den Halbjahrskatalogen zwischen Büchern und Zeitschriften eine strenge Scheidung einzuführen und die Zeitschriften nur einmal und zwar am Schluß, nicht am Beginn eines Jahrs, in einem selbständigen Alphabet zu katalogisieren; dies müßte aber mit genauen Angaben des Umfangs eines Jahrganges oder Bandes, der Zahl der Tafeln u. s. w. geschehen. Aus den Halbjahrskatalogen würden dann diese Angaben von den großen Katalogen übernommen werden. Wir schlagen Ihnen vor, einen aus drei Mitgliedern mit dem Rechte der Kooptation bestehenden Ausschuß für Bibliographie zu schaffen, dem die Bearbeitung dieser Fragen mit der Weisung, ein gutes Einvernehmen mit der Hinrichs' schen Buchhandlung zu unterhalten und jährlich mindestens einmal dem Verein Bericht zu erstatten, übertragen wird. Damit würde sich unser Verein eine neue große und wichtige Aufgabe stellen und für den gesamten Buchhandel sowie für die Wissenschaft Verdienstliches zu leisten in stand gesetzt werden. Im Sortimentsbuchhandel sind keine besonderen Erschei nungen zu verzeichnen. Die alten Klagen: große Konkurrenz, der Reisebuchhandel, der Vertrieb von Büchern unter der Hand durch Angestellte des Buchgewerbes, werden unverändert wiederholt. Was die letztgenannte Klage anbelangt, so glauben wir zwar, daß die Bedeutung dieser Lieferungen, über deren Umfang bis jetzt positive Angaben nicht gemacht worden sind, für die bestehenden Sortimentsgeschäfte überschätzt wird, doch haben wir in der außerordentlichen Hauptversammlung vom 22. September nachdrücklich darauf hingewiesen, daß die Sortimenter sie als in erheblichem Maß bestehend an nehmen und einen ihnen dadurch zugefügten großen Nachteil behaupten. Wir haben ersucht, darauf zu achten, daß die Angestellten keine gewerbsmäßige Bücherlieferung betreiben. In unserm Rundschreiben vom 20. Dezember haben wir dies nochmals zum Ausdruck gebracht. Durch die am 1. Januar d. I. in Kraft getretenen Ver kaufsbestimmungen wird untersagt, bei Verkäufen bis zu einem Ladenpreis von 3 und bei Zeitschriften, die mehr als zwölf mal im Jahr erscheinen, überhaupt Rabatt zu gewähren und im übrigen Verkehr mit dem Publikum mehr als 5 Prozent Rabatt zu bewilligen. Nur an Behörden und Bibliotheken, deren Rechnungen aus staatlichen oder städtischen Kassen bezahlt werden, darf ein Rabatt bis zu 10 Prozent gewährt werden. Von einer im Namen des Vereins erlassenen Mitteilung über die neuen Verkaufsbestimmungen haben wir den Sorti mentern zur Verteilung an ihre Kunden 18 000 Exemplare überwiesen. Der seitherige Leipziger Rabattzustand im Verkehr mit dem Publikum war wohl geordnet und konnte als gesund bezeichnet werden. Wir dursten uns jedoch einer Neuordnung der Verkaufsbestimmungen nicht entziehen, weil wir bei der von dem ersten Vorsteher des Börsenvereins, Herrn Albert Brockhaus, kraftvoll in die Wege geleiteten Be wegung zur Besserung der wirtschaftlichen Lage des Sorti ments nicht weitab vom Wege bleiben und auch zeigen wollten, daß wir stets das Gesamtwohl zu fördern bereit 115
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder