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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.09.1902
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.09.1902
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- Deutsch
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206, 5. September 1902. Nichtamtlicher Teil. 6967 mit den Zeitungen gründlich aufgeräumt, und die deutsche Presse begann erst nach dem Sturze des gallischen Imperators neu aufzuatmen. Der Verfasser hofft, mit dem dritten Bande, der das abgelaufene Jahrhundert behandeln soll, sein interessantes und wichtiges Werk zum Abschluß zu bringen. Kleine Mitteilungen. lieber den Zerfall der Leder-Einbände. — Wir haben an dieser Stelle schon im Jahrgang 1901 (in Nr. 185 und 233) einiges aus dem -ksport ot tbo Oomwittss ou llsatbsr kor Loolr- biuäiug. (London) mitgeteilt. Dieser Ausschuß war von der -Looiot^ kor tbo Lnoouragemsut ok ^rts, Nauukaoturss, auck 6om- wsres- ins Leben gerufen und hat sich mit großer Sorgfalt seiner Aufgabe gewidmet, die darin bestand, die Ursachen des in Biblio theken und Archiven mit Bedauern bemerkten raschen Zerfalls der Ledereinbände von Büchern zu ergründen und Maßnahmen zur ferneren Verhütung dieses Nebels vorzuschlagen. Im neuesten Hefte des Centralblatts für Bibliothekswesen (1902, 9./10.) bringt E. Roth, Halle, Ausführlicheres aus dem Bericht im Zu sammenhänge, wie ihn ein in der Lederbereitung fachkundiger Chemiker, I. Paeßler, in der Chemischen Zeitschrift (1902, S. 466) wiedergiebt. Diese Ausführungen seien im nachfolgenden hier mitgeteilt: -Im Jahre 1900 war eine englische Kommission ernannt worden, welcher die Aufgabe zufiel, die wahre Ursache des Zer falls der jetzigen modernen Bucheinbände festzustellen. Die Kom mission teilte sich in zwei Gruppen, von denen die eine sich der Besichtigung einer großen Anzahl von Bibliotheken widmete. Diese mußte die von vielen Seiten erhobenen Klagen über den vorzeitigen Verfall des modernen Einbandleders als that- sächlich berechtigt anerkennen und dem Urteile zustimmen, daß die in den letzten achtzig bis hundert Jahren eingebunde nen Bücher deutlich eine viel rascher fortschreitende Ver schlechterung zeigen als die früher eingebundenen; manche neuen Einbände waren bereits nach zehn oder sogar nach nur fünf Jahren gänzlich verdorben. Hieraus schloß man, daß, obwohl das Einbandleder aller Perioden einige Zeichen von Verwandlung aufweise, doch die Verschlechterung bei den nach 1830 ein gebundenen Büchern allgemeiner auftritt; noch schlechter waren jedoch die nach 1860 gelieferten Einbände. Die Hinfälligkeit der Kalblederbände aus den letzten Jahren des neunzehnten Jahr hunderts könne übrigens ebensosehr der übermäßigen Dünne wie der geringen Qualität des Materials zugeschrieben werden. Ferner wurde erkannt, daß in den Bibliotheken ohne künstliche Beleuchtung, aber mit guter Lüftung, die Einbände sich im all gemeinen in besserem Zustande befinden als im entgegengesetzten Falle. Wo Gasbeleuchtung stattfand, waren die Einbände im schlechtesten Zustande, besonders die auf den höheren Regalen; aber auch das Tageslicht, und noch mehr das direkte Sonnenlicht übt einen zersetzenden Einfluß auf das Leder aus. -Von den alten Einbanddecken des fünfzehnten und sech zehnten Jahrhunderts hat sich das weiße, wahrscheinlich mit Alaun gegerbte Schweinsleder als das dauerhafteste erwiesen; aber seine übergroße Härte und der Mangel an Biegsamkeit machen dieses Leder für die meisten modernen Arbeiten unbrauchbar. Einige Schafledcreinbände aus dem fünfzehnten und sechzehnten Jahr hundert sind weich und biegsam geblieben. -Mehrere Einbände aus rotem Maroquin, die aus dem sech zehnten bis achtzehnten Jahrhundert stammen, wurden in gutem Zustande befunden, und es scheint dieses unter allen Ledersorten die verschiedenen schädigenden Umstände am besten ertragen zu können. Auch vor dem Jahre 1860 gefertigte Maroquin-Einbände waren im allgemeinen gut erhalten; aber seit dieser Zeit verdient auch das Maroquin kein Vertrauen mehr, da es sich in vielen Fällen vollkommen verdorben erwies. Nach 1830 scheint man viel gutes Kalbleder benutzt zu haben, und auch die Schafleder-Cinbände von der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurden meist in gutem Zustande befunden; aber seit 1860 ist wirkliches Schafleder kaum noch nachweisbar. -Von den modernen Ledern müssen alle die mit Hilfe von Schwefelsäure gefärbten verworfen werden. Letztere wirkt aber wohl nur dann schädlich, wenn sie beim Ausfärben mit sauren Anilin farbstoffen im Uebermaß, mehr als zum Freimachen der Farbsäure erforderlich ist, angewandt wird. Leider wird namentlich in englischen Ledersärbereien gewöhnlich ein großer Ueberschuß von Schwefelsäure angewandt. -In fast sämtlichen Fällen erwies sich das russische Leder ver dorben, wenigstens bei Einbänden aus den letzten fünfzig Jahren. -Die zweite Gruppe der Kommission, welche aus Gerberei chemikern bestand, stellte sich zur Aufgabe, die Ursache des Zer falls und der Verschlechterung vom wissenschaftlichen Stand punkte aus zu erforschen. Sie prüfte chemisch zahlreiche ver dorbene Einbandleder, sowie Proben von Einbandledersorten und erkannte, daß die am meisten verbreitete Art der Zersetzung die als -roter Verfall- bezeichnete ist, und daß man von diesem einen -alten, und einen -neuen, zu unterscheiden vermag. Der -alte rote Verfall, läßt sich an den vor ungefähr 1830 hergestellten Einbänden, der -neue- an den späteren Nachweisen. Die ältere Form ist besonders an Einbänden von mit Eichenlohe gegerbtem Kalbleder bemerkbar, während die neuere ziemlich alle Ledersorten angreift und in den schlimmsten Fällen deren Fasern vollständig zu zerstören scheint. -Es wurde eine ausgedehnte Reihe von Versuchen zu dem Zwecke angestellt, um die Ursache des Verfalls der Einbände zu ermitteln. Es ergab sich hierbei, daß sowohl mechanische als auch chemische Einflüsse die Schuld tragen. Unter den letztcrn giebt es solche, welche den Fehlern seitens des Gerbers und des Buch binders zuzuschreiben sind, aber auch solche, die von dem Mangel an Lüftung und von der Heizung wie Beleuchtung der Bibliotheken herrühren. Diese Kommissionsgruppe giebt deshalb auch aus führliche Instruktionen über die Herstellung von Einbandledcr und über die Aufbewahrung von Büchern, von denen die wich tigsten hier Erwähnung finden mögen. -Nach ihnen eignen sich die Pyrokatechin-Gerbstoffe, wie zum Beispiel die des Quebracho, der Hemlockrinde, der Lärchenrinde und der Gambia, nicht zum Gerben von Einbandledern, von denen man Dauerhaftigkeit fordert. Dagegen liefert Sumach ein viel haltbareres Leder, während Myrobalanen eine Mittelstellung, aber mehr dem Sumach angenähert, einnimmt. Cassiarinde, welche das herkömmliche Gerbematerial ostindischer Schaf- wie Ziegen leder bildet, wurde als gänzlich untauglich befunden. In manchen Fällen scheinen Sumachleder sich schwarz zu färben; hieran war jedoch wahrscheinlich nur die häufige Verfälschung des Sumachs mit Pistacia, deren Gerbstoff auch dem der Cassiarinde gleicht, die Ursache. -Von allen Einflüssen, denen die Büchereinbände in den Bibliotheken ausgesetzt sind, erwiesen sich die Produkte der Gas verbrennung zweifellos wegen ihres Gehalts an schwefliger Säure als die schädlichsten; aber auch das Licht, wie besonders das direkte Sonnenlicht und auch die warme Luft üben eine zerstörende Thätigkeit aus, deren Bedeutung man früher kaum geahnt hat, so daß man nicht nachdrücklich genug auf die Wichtig keit einer gemäßigten Temperatur und einer vollkommenen Lüftung Hinweisen kann. -Auch die Surrogate für Einbandleder wurden einer Prüfung unterworfen, bei der man aber fand, daß sie nicht so dauerhaft wie gut bereitetes Leder sind, obwohl sie sich länger halten als schlecht bereitetes Leder. Die Kommission empfiehlt, einzig und allein Sumach zum Gerben von Leder für gute Einbände zu ver wenden und dem Kalb- wie Ziegenleder den Vorzug zu geben. Es wurden noch spezielle Vorschriften bezüglich der Auswahl des Fellmaterials, der Ausführung der Vorarbeiten und des Gerbeprozesses selbst gegeben. -Als eine der häufigsten Ursachen des raschen Verderbens wird die sehr häufig übliche Art des Bleichens des Leders mit Hilfe von Schwefelsäure bezeichnet; ferner wurde die Zugabe von Schwefelsäure zum Färbebad verurteilt. -Für bedenklich erachtete man ferner die Gewohnheit der Buch binder, die Ledereinbände mit Oxalsäure zu waschen, und für sebr verwerflich hält man das Verfahren, Eisen- und Kupfervitriol in Pulver über das Leder zu streuen, um es gefleckt zu erhalten. -Zur besseren Erhaltung der Büchereinbände in den Biblio theken empfiehlt die Kommission farbige Verglasungen, welche die schädlichen Lichtstrahlen ausschließen sollen.« Bücherschmuggel nach Rußland. — Anläßlich des kürzlich vorgckommcnen Falles, daß eine sechzigjährige deutsche Unter- thanin ohne Urteil widerrechtlich ein halbes Jahr in Rußland (in Libau und Hasenpot in Kurland) wegen Bücherschmuggels in Haft gehalten worden war, wird in der Vossischen Zeitung näheres über den langjährigen Bestand eines lebhaften Bücherschmuggels nach Rußland mitgeteilt. Das Blatt schreibt: -Es dürfte interessieren zu erfahren, daß bereits die Typo graphische Ausstellung in St. Petersburg im Jahre 1895 ergeben hat, daß ganz russisch Litauen auf den Bücherschmuggel an gewiesen ist, weil die Litauer die ihnen einzig und allein ge statteten Bücher mit russischen Lettern nicht lesen, d. h. nicht lesen können. Litauische Bücher mit lateinischen Lettern zu drucken, ist aber seit 1864 durch die Anordnung des damaligen Generalgouverneurs von Wilna, Murawiew, streng verboten. Seit dieser Zeit begann man in Tilsit und Memel (wo sechs Druckereien zum Teil ausschließlich davon bestehen), neuerdings auch in Amerika, litauische Bücher mit den in Rußland verpönten lateinischen Lettern zu drucken. Es zeugt eigentlich bei den russischen Behörden von Humor, daß man auf der obengenannten 916*
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