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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.09.1902
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.09.1902
- Sprache
- Deutsch
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6966 Nichtamtlicher Teil. 206, 5. September 1902. Zur Geschichte der deutschen Zeitungen.*) Als vr. Salomon 1899 den ersten Band seines ver dienstvollen Werkes herausgegeben hatte, hoffte er, mit einem zweiten Bande in kurzer Zeit sein Werk vollenden und damit zum ersten Male eine zusammenhängende, erschöpfende Dar stellung der Geschichte des deutschen Zeitungswesens geben zu können. Während der Arbeit kam er jedoch zu der An sicht, daß die mannigfachen Schicksale der deutschen Presse in der napoleouischen Zeit eine eingehendere Darstellung er forderten, um so mehr, als diese bisher noch gar nicht ge schildert worden waren. Die mühevollen und zeitraubenden Arbeiten zur Herbeischaffung des Materials verzögerten die Abfassung des zweiten Bandes der zu seiner Niederschrift drei Jahre statt des angenommenen einen Jahres er fordert hat. Die deutsche Presse während der Fremdherrschaft (1792 —1814) bietet ein trauriges Bild. Die französischen Macht haber und die von ihnen bedrängten Regierungen unter drückten gewaltsam jede schüchterne freie Regung, stellten überall die Zeitungen unter Polizeiaufsicht und steckten jeden Herausgeber, der sich nicht unbedingt dem Polizeischema fügen wollte, ohne weiteres ins Gefängnis. Besonders die linksrheinischen Blätter hatten in dieser Beziehung arg zu leiden. Der Herausgeber des Kölner Welt- und Staatsboteu wurde eines schlimmen Tages plötzlich nach Paris geschleppt und monatelang gefangen gehalten; seine Zeitung wurde unterdrückt. Auch die Kölnische Zeitung durfte längere Zeit nicht erscheinen. Die großen Veränderungen in der Regierung der vielen damaligen deutschen Reichsläuder hatten das Interesse an den politischen Vorgängen bedeutend gesteigert, und so ent standen viele neue Zeitungsblättchen, denen meist nur ein kurzes, drangvolles Leben beschieden war. Die Behörden waren auch nicht gerade sehr geneigt, ihre Vorurteile gegen die Zeitungen aufzugeben. So ersuchte der Fürstbischof von Würzburg den Reichspostmeister Fürsten von Taxis, den Würzburgischen Postämtern die Annahme von Bestellungen auf die Mainzer Zeitung zu untersagen, und er wollte auch von der Herausgabe einer neuen Zeitung in WUrzburg nichts wissen. Er hatte u. a. einmal erklärt: »Wenn auch eine Zeitung zu Würzburg herauskommt, so verhindert dies doch nicht, daß auch auswärtige Zeitungen gelesen werden. Viele von der mittleren und geringeren Klasse der Bürgerschaft werden aber alsbald ein neues Bedürfniß fühlen und eine unnöthige Ausgabe machen, die sie zuvor unterlassen hätten. Am Ende aber erwacht noch unter diesen politische Kanne- gießerey rc.« Von den neuen Zeitungen erwarb sich der Westphälische Anzeiger in Dortmund etwas mehr Einfluß. Er wurde seit Anfang 1798 von Arnold Mallinckrodt herausgegeben und führte eine ziemlich offene Sprache gegen die Behörden, die denn auch bald seine Unterdrückung verlangten. In seiner Not wandte sich Mallinckrodt an König Friedrich Wilhelm III. und erhielt daraufhin das folgende königliche Handschreiben: »Auf Ihre Eingabe vom 28. v. M. habe ich den abschriftlich anliegenden Befehl an den Staatsminister von Angern erlassen, wodurch ich hoffe, daß Sie als Re dakteur des Westphälischen Anzeigers bei einer bescheidenen Publizität gegen jede Anmaßung für die Zukunft werden *) Ludwig Salomon, Geschichte de« deutschen Zeitungswesens von den ersten Anfängen bis zur Wiederaufrichtung des Deutsche» Reiches. II. Band. Die deutschen Zeitungen während der Fremd herrschaft (1792- 1814). Napoleon I. und die deutsche Presse. 8°. (X, 272 S.) Oldenburg 1902, Schulzesche Hofbuchhandlung. Preis geheftet 3 ord. sicher gestellt sein. Ich verbleibe Ihr gnädiger König Friedrich Wilhelm. Berlin, 20. Febr. 1804.« In dem königlichen Schreiben an den Staatsminister von Angern hieß es u. a.: »Es kann nicht Jedem zugemutet werden, in solchen Fällen, die eine Rüge verdienen, sich der Unannehmlich keiten, womit offizielle Denunziationen verbunden sind, üuszusetzen. Sollte nun auch eine anständige Publizität unterdrückt werden, so würde ja kein Mittel übrig bleiben, hinter die Pflichtwidrigkeiten der unteren Behörden zu kommen, die dadurch eine sehr bedenkliche Eigenmacht er halten würden. In dieser Rücksicht ist eine anständige Publizität der Regierung und den Unterthanen die sicherste Bürgschaft gegen die Nachlässigkeit oder den bösen Willen der Beamten und verdient auf alle Fälle geschützt und gefördert zu werden.« Mit dem 1. Januar 1798 trat die Cottasche »Neueste Weltkunde« (Allgemeine Zeitung) ins Leben und stellte sich durch die Gediegenheit und Vielseitigkeit ihres Inhalts sofort au die Spitze aller deutschen Zeitungen. Cotta hatte schon seit Jahren den Plan einer solchen Zeitung gefaßt und 1794 mit Schiller einen Vertrag darüber abgeschlossen; allein Schiller war wegen der »vielen Schwürigkeiten« nicht zur Uebernahme der Redaktion zu bewegen, die nun vn E. L. Posselt übernahm. Die Zeitung hatte im August bereits zweitausend Abonnenten. Freilich wollte das tägliche Er scheinen manchem nicht behagen. So schrieb Archenholtz aus Hamburg an Cotta, tägliche politische Zeitungen mögen in Paris und London eine Wohlthat sein, in Deutschland sei aber so viel Zeitung eher eine Plage, die überflüssigste Sache, die man sich denken könne. Bald hatten auch die Regie rungen allerlei an dem Blatte auszusetzen. Oesterrreich ver langte im August kurzerhand die Unterdrückung und machte den Versand durch die Thurn und Taxissche Reichspost un möglich. Cotta hatte jedoch rechtzeitig Mitteilung von dem ihm drohenden Unheil erhalten und die erforderlichen Schritte dagegen gethan, indem er den Titel in »Allgemeine Zeitung« änderte, das Blatt von Tübingen nach Stuttgart verlegte und den Schriftsteller Ludwig Ferdinand Huber mit der Leitung betraute. Mehrere Jahre konnte sich die Zeitung ruhig ent wickeln, als sie im Oktober 1803 vom Herzog von Württem berg anläßlich seines Konflikts mit den Landständen plötzlich unterdrückt wurde. Cotta verlegte nun die Zeitung nach dem bayerischen Ulm, 1810 nach Augsburg. Wie alle deutschen Zeitungen, stand auch die »Allgemeine Zeitung« bis 1813 stark im Banne Napoleons, der erst nach der Leipziger Schlacht gebrochen wurde. Die Macht und Bedeutung der Presse war von Napoleon früh erkannt worden, und so versicherte er sich derselben auch in Deutschland. »Eine Druckerei ist ein Arsenal, das nicht jedermann zugänglich sein sollte«, erklärte Napoleon in der Senatssitzung vom 12. Dezember 1809, »ich halte es für sehr wichtig, daß nur solche Leute, zu denen die Regierung Vertrauen hat, etwas drucken lassen können« rc. Deshalb suchte er auch für seine Unternehmungen in den Zeitungen Stimmung zu machen und ließ ihnen manche ihm günstige Nachricht zukommen. Am 5. Dezember 1810 erschien sein Dekret über die Einführung der Censur, dem am 29. Mai 1811 noch eine besondere Bestimmung für die politischen Nachrichten der deutschen Zeitungen folgte. Danach sollte jedes Blatt unterdrückt werden, das andere politische Nach richten brachte, als die dem Novitsar olüeisl entnommenen; Zuwiderhandelnde Redakteure würden sich außerdem noch persönlichen Strafen aussetzen. Ferner sollte in jedem französischen Departement künftig nur noch eine Zeitung geduldet werden, und Napoleon verlangte, daß auch seine Verbündeten ähnliche Maßregeln trafen Dadurch wurde
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