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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.03.1902
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 17.03.1902
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- Deutsch
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62, 17. Mürz 1S02. Nichtamtlicher Teil. 2349 Nichtamtlicher Teil. Die Werke Victor Hugos. Von einem Bibliophilen. Festesjubel hat vor wenigen Wochen ganz Frankreich durchmogt anläßlich der Feier des hundertjährigen Geburts tages Victor Hugos. Zahllos waren die Ehrungen, die man zum Gedenken an den Dichter in Scene gesetzt hatte, in Wort und Schrift feierte die Nation das Andenken an ihren großen Sohn, und vielfach fanden die ehrenden Kund gebungen auch im Auslande Widerhall. Fast alle Zeitungen und Zeitschriften waren angefllllt mit Artikeln über Victor Hugo, verschiedene der bekannteren Blätter hatten besondere Gedächtnisnummern herausgegeben, in denen sich neben den schwungvollsten Lobpreisungen, die nur dem feierlichen Moment Rechnung trugen, auch zuweilen jene ernsten kritischen Stimmen und wertschätzenden Urteile, die über Victor Hugo namentlich in der späteren Zeit seiner Thätigkeit vielfach zu tage traten, vorfanden, die so manches Bekannte zum so und so vielsten Male wiederholten, dazwischen jedoch auch wieder manches Interessante und zum ersten Male ver öffentlichte Einzelheiten aus dem Leben und der dichterischen Eigenart des Gefeierten brachten. Es ist nicht meine Absicht, die einzelnen Gedächtnis nummern hier Revue passieren zu lassen, ich will nur eine davon, die bei Plon, Nourrit L Cie. in Paris erscheinende »ksvus bebäowsäairs«, herausgreifen und auf einen darin enthaltenen Artikel von Antoine Girard, Mitglied der »Lcxüsts äes 01218 äss livres«, als für den Buchhandel von besonderen! Interesse verweisen. Victor Hugo ist durch seine Werke be rühmt geworden, und kein anderer Autor des 19. Jahrhunderts kann sich rühmen, seine Werke so zahlreich reproduziert zu wissen, kein anderer hat sie je in prächtigerer Gestalt er scheinen sehen, kein anderer wiederum hat je Veranlassung zu so großartigen buchhändlerischen Geschäftsunternehmungen gegeben als Victor Hugo. Manche tiefsinnige Betrachtung über sein künstlerisches Wirken und seine nationale Bedeutung, manche Lobeshymne über seine Gedichte, manche kritische Be mängelung seiner Dramen, manche abfällige Aeußerung über feine politische Wankelmütigkeit findet sich unter den zahl reichen Veröffentlichungen, die zum ehrenden Andenken ge legentlich der Feier seines hundertjährigen Geburtstags er schienen sind. Eine von allen anderen abweichende Würdi gung läßt der Verfasser des obengenannten Artikels dem Dichter zu teil werden. Er stimmt nicht mit ein in die Lobpreisungen seiner Werke, er sucht nicht nach deren Schwächen und Fehlern, um dadurch die Vorzüge nur um so blendender hervortreten zu lassen, er betrachtet sie, vielleicht als einziger unter den Vielen, vom Standpunkte des kaufen den Publikums aus, als Sammler, als Bibliophile sucht er gewissermaßen den materiellen Wert der Werke Victor Hugos dem künstlerischen gegenüber zu stellen. Aus deu Ausfüh rungen und interessanten Zusammenstellungen des Verfassers, die im übrigen keinen Anspruch auf absolute Vollständigkeit machen, sei folgendes auszugsweise wiedergegeben. Die Vorliebe der Bibliophilen für »erste Ausgaben« und »Original-Ausgaben« ist allgemein bekannt, und je berühmter ein Autor geworden ist, desto höher werden seine Erstlingswerke in Originalausgaben geschätzt; so manches seinerzeit bescheiden und mit erwartungsvoller Scheu einem Kritiker oder einem Freunde überreichte Werk wird später zu einem kostbaren Besitztum. Wer in Vorahnung der zukünftigen Größe und Berühmtheit des Autors dessen Erstlingswerk pietätvoll auf bewahrte, darf sich zu dieser vorzüglichen Kapitalanlage gratulieren. So gehören unter anderen die Originalausgaben der großen Romantiker Müsset, Th. Gautier, A. DumaS, Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. «9. Jahrgang. Lamartine, Msrimse, Alfred de Vigny zu den größten Selten heiten und sind fortgesetzt Gegenstand eifrigen Begehrens seitens der Bibliophilen. »I-ss portss äs ker« von Nodier, Berichte über den Feldzug des Duc d'Aumale in Algier, die Nodier im Auftrag des Herzogs von Aumale verfaßte und die, zu einem Buche vereinigt, seinerzeit nur an die an der Expedition teilnehmenden Offiziere verschenkt wurden, ist heute 500 Frcs. wert, und eines der wenigen, nur für die an der Expedition teilnehmenden Generale bestimmt ge wesenen Exemplare auf chinesischem Papier wird mit 25- bis 30 000 Frcs. bezahlt. Victor Hugo gilt als das Haupt der französischen Romantiker, und die Erstausgaben seiner Werke nehmen unter denjenigen der Romantiker, vom bibliophilen Stand punkte aus betrachtet, zweifellos den ersten Platz ein. So sind beispielsweise die dreißig Lieferungen der von Victor Hugo und seinen Brüdern Abel und Eugen begründeten und vom Dezember 1819 bis März 1821 erschienenen Revue »Us ecmssrvatsur littsrairs«, die 83 Beiträge teils in Versen, teils in Prosa aus der Feder des Dichters enthielten und von denen einzelne niemals neu gedruckt wurden, im Jahre 1886 auf der Auktion der Bibliothek Noilly mit 810 Frcs. bezahlt worden; für die erste Nummer der genannten Zeit schrift allein, die das aus 200 Versen bestehende Stück »l'Lmolsur politigus« enthält, das sonst nirgends zu finden ist, werden vorkommenden Falls ganz fabelhafte Summen geboten. Von besonderer Seltenheit sind ferner noch: Die Satire »Is ts1e§rapbs«, ein Heftchen von zwölf Seiten, »Iss ässtivs äs la Vsnäss«, wovon nur ein einziges Exemplar bekannt ist, das auf der Auktion Noilly mit 280 Frcs. weg ging, »1s Laers äs Obarles X« (1825) im Preise von etwa 300 Frcs., ferner die im Jahre 1826 erschienene Original ausgabe der »Oäss st Lallaäss.« Am gesuchtesten jedoch sind »Iss Orisntalss« (1829), »Clarion Oslorws« und »Üotrs- vams äs Laris« (1831), die auf der oben genannten Auktion 500 bis 700 Frcs. brachten. Die im Jahre 1853 in Brüssel bei Samuel erschienene Ausgabe von »Uss sbLtiwsuts«, die sich namentlich dadurch auszeichnet, daß alle Personennamen und die speziellen sie betreffenden Kennzeichnungen auf höheren Befehl unterdrückt wurden und mit punktierten Linien ver sehen sind, wird mit Gold ausgewogen Diese Ausgabe war übrigens Gegenstand vielfacher Fälschungen. Aus diesen wenigen Beispielen erhellt, mit welchen Kosten es verknüpft ist, sich eine Bibliothek aus ersten Ausgaben der Werke Victor Hugos zu beschaffen, und der Ausspruch »Um wirklicher Bibliophile zu sein, ist es notwendig, daß man reich und Junggeselle ist« findet hier volle Bestätigung, namentlich was das erstere anbelangt. Der Uneingeweihte freilich, der sich mit dem Inhalt eines Buches als dem nach seiner Ansicht eigentlich Wesentlichen daran begnügt, kann die Anforderungen aller jener, deren Leidenschaft es ist, erste Ausgaben zu sammeln, wohl nicht leicht begreifen: zunächst tadellose Erhaltung im Innern, unbeschnitten, mit vollstän digem, unbeschädigtem Umschlag; keinerlei Einband, es sei denn, daß ein zeitgenössischer berühmter Buchbinder einen kunstvollen Einband dazu hergestellt hätte. Existieren Exem plare auf besserem Papier gedruckt als die gewöhnliche Ausgabe, so ist alles Trachten nach einem solchen gerichtet. Dieser besonderen Liehaberei wird von den Verlegern meist Rechnung getragen, indem diese außer der gewöhnlichen Auflage fast immer noch einige Exemplare auf China-, Japan- oder holländischem Papier Herstellen, und so absurd dies im ersten Augenblick auch erscheinen mag, es hat doch einen tieferen Sinn. Bei der oft zweifelhaften Dauerhaftig keit unserer modernen Druckpapiere ist leider vielen Druck- 312
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