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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.03.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-03-07
- Erscheinungsdatum
- 07.03.1902
- Sprache
- Deutsch
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2056 Nichtamtlicher Teil. ^ 54, 7. März 1902. liche Verleger in der Regel doch nur mit kleinen Auflagen rechnen.) Allerdings dürfte auch diese Schaar von Sorti mentern deshalb nicht die Hände in den Schoß legen und die Früchte verlegerischer Thätigkeit nur ernten wollen. Wenn das Sortiment sich heute in seiner Existenz ernst lich bedroht fühlt, so suche es also die Schuld nicht bei den Verlegern, sondern bei sich selbst, sowie in der allgemeinen Handelsentwickelung Diese geht allgemein dahin, den Zwischenhandel zu beschränken, Fabrikant und Konsument in direkten Verkehr zu bringen. Und wenn auf der anderen Seite fast Tag für Tag sich neue Buchhändler etablieren, oft ohne genügende Vorkenntnisse, noch öfter ohne genügendes Kapital, nur im Vertrauen auf Kommissionsläger der Ver leger, so haben sie es sich selbst zuzuschreiben, wenn sie Ent täuschungen erleben. Natürlich braucht der wissenschaftliche Verlag ein Ver triebsmittel, als welches ein arbeitsames, urteilsfähiges Sortiment — d. h. also in etwa 350 Orten etwa 500 Sorti mente — sehr wohl am Platze wäre: er braucht aber nicht ein nur auf Bestellungen wartendes, interesseloses Sortiment. Leistet nun aber das Sortiment den nötigen Vertrieb nicht, wie es bei der heutigen Zusammensetzung überwiegend der Fall ist, so muß der Verleger auf Kosten des Sortiments sich anderen Vertrieb schaffen. Kann dagegen der Verlag mit einem vertriebsthätigen Sortiment rechnen, so kann er direkte Manipulationen sparen, kann auch seinen Verkehr auf diese vertriebsthätige Schar beschränken — beides zum Vorteil dieses Sortiments! — und dies ist auch der wirksamste Schutz, den der Verleger dann event. bieten kann und auch bieten wird. Der Vorschlag des Herrn 0. N., an den einzelnen Plätzen gemeinsam vom Verlag aus Vertriebsstellen einzurichten, erscheint mir kaum durchführbar, mindestens würden sich gar manche Schwierigkeiten bei der Umsetzung in die That durch die nicht zu vermeidende Konkurrenz einzelner Verlags artikel rc. ergeben. Vor allem unhaltbar vom kaufmännischen Standpunkte aus erscheint mir der heutige Brauch, jeder Firma, unbeachtet der Höhe ihrer Bezüge, ob einmal nur im Jahre, und ob nur für 1 ^ Bestellungen erfolgen, ohne weiteres den Händlerrabatt einzuräumen. Hierin müßte unbe dingt Wandel geschaffen werden. Der Sortimenter, der nicht dauernd von einem Verleger bezieht, der eine Bestellung nur annimmt und sie überschreibt, hat meines Erachtens durch aus nicht mehr Anspruch auf Rabatt als eine Privatperson Es wird schwer Hallen, bei der Verschiedenartigkeit des Ver lages einen allgemein gangbaren Weg hierfür zu finden. Erwägenswert scheint mir der Vorschlag: auch an das Sorti ment zunächst nur zum Ladenpreis zu liefern und erst zur Ostermesse je nach Höhe des Absatzes eine von Firma zu Firma zu vereinbarende Gutschrift auf die Bezüge eintreten zu lassen. Dann muß und wird der Sortimenter, um nicht am Ende des Jahres leer auszugehen und nutzenlos ge arbeitet zu haben, sich bemühen, es nicht nur bei einer Be stellung bewenden zu lassen, sondern einen möglichst hohen Umsatz zu erzielen, dann wird — und ich kann das nicht für einen Nachteil ansehen zwischen einzelnen Firmen (Sortiment und Verlag) sich ein intimeres Verhältnis heraus bilden, dann wird durch Abmachungen*) auch wirksam so wohl einer Verlags- wie Sortimentsschleuderei vorgebeugt werden können u. a. m.**) Nur durch sich selbst, wenn es Leistungen aufzuweisen hat, wird das Sortiment gesunden und nur dann kann es be *) Eventuell Entziehung der Gutschrift. **) Die Durchführung dieses Gedankens in der Praxis ergäbe meines Erachtens mancherlei Vorzüge gegenüber dem bisherigen Brauch, die ich bei späterer Gelegenheit ausführlicher darzulegen hoffe. rechtigten Anspruch auf Schutz erheben. Wenn nur mit äußeren Palliativmitteln dem Sortiment geholfen werden kann, dann ist es besser, dasselbe lieber ganz aufzugeben. Aus sich heraus muß es sich zunächst neu bilden, muß es sich konsolidieren. Mag es auch hart sein, mag es auch Opfer kosten schließlich ist der Verleger sich der Nächste und kann sich nicht durch Rücksichtnahme auf alte Organisationen schädigen oder durch gleichgiltiges, ablehnendes Verhalten des Sortiments um seine Erfolge bringen lassen! Es hat sich nun einmal im Lauf des letzten Jahr hunderts auch im Buchhandel viel geändert. Auf Ansichts sendungen wird seitens der Kunden überwiegend verzichtet. Wer Bücher kaufen will, richtet sich nach Empfehlungen in seiner Zeitung oder in Fachblättern oder von Fachfrsunden, und verläßt sich kaum mehr auf das Urteil des Buchhändlers (leider!). Die Aufgabe des Sortimentes, neue Interessenten für eine wissenschaftliche Neu - Erscheinung aufzusuchen, ist überwunden! Heute spezialisiert sich jeder Verlag mehr und mehr und sorgt selbst dafür, daß er die Interessenten seines Gebietes kennt, und daß diesen auch Kunde von Neu- Erscheinungen wird. Dieser Thatsache darf sich nun der Sortimenter nicht ver schließen und sich nicht nach wie vor auf ä cond.-Bezug und Ansichtsversendung beschränken! Er zwinge sich dazu, Bücher zu beurteilen und Neu-Erscheinungen (auf dem Gebiet vor nehmer Geschenklitteratur und allgemein wissenschaftlicher Werke wenigstens sollte das allgemein gelten!) mit Inter esse zu begegnen. Ja, er zwinge sich dazu, zu kaufen! Er wird binnen kurzem lernen, richtig einzukaufen, und er wird vor allem lernen, zu verkaufen! Daß er nicht Partieen von schwerer Litteratur beziehen kann, ist keine Frage, soll auch nicht verlangt werden. Aber es giebt so viel zwischen seichtester Eintagslitteratur und schwerster wissen schaftlicher Litteratur, das des Interesses wert wäre und dessen Vertrieb dazu beitragen könnte, dem Sortiment einen Kundenkreis zu erhalten oder zu verschaffen; aber eben es muß ge- und verkauft werden! Hier muß die Persönlichkeit des Verkäufers einsetzen! Das Bewußtsein, das habe ich ein- gekauft, das muß ich verkaufen, wird ihn veranlassen sich mehr um den Absatz, um Kunden zu bemühen und wird ihn nicht bloß warten lassen, bis ein Käufer sich zu ihm verläuft. Für wissenschaftlichen Verlag wird er durch andere Mittel sich ins Zeug legen müssen, durch Prospekte oder mündliche Empfehlung bei Gelegenheit; er muß auch hier sorgfältig Anzeigen prüfen und sorgfältig sich Material über Sonder interessen seiner Kunden verschaffen. So möchte ich denn dem Sortiment zurufen, sich nicht zu verlieren in zwecklosem Nachhängen nach Schutzmaßregeln und ähnlichen Bestrebungen. Der Lauf der Zeit läßt sich nicht aufhallen, sondern man muß sich in die veränderte Zeit zu schicken suchen. Ehe es zu spät ist, lerne man die Forderungen der Zeit verstehen und ihnen gerecht werden. Manch gutes Buch bleibt unverkauft, weil ein Buchhändler nicht zu verkaufen verstand. Manches Buch ist z. B. an einem Ort in Partieen abgesetzt, weil man sich dort um den Verkauf bemühte, das nach anderen Orten nur in ä conditions- Exemplaren gekommen ist und in gleicher Anzahl von dort zurück kehrte. Fühlt sich das Sortiment erst wieder verpflichtet*) *) Dem heute beanspruchten Recht, vom Verleger als Buch händler Bücher mit Rabatt zu erhalten, müßte mindestens die Pflicht entsprechen, Bücher zu vertreiben. Gleichgiltigkeit oder gar Schädigung — wie sie z. B. durch falsche Auskunft, durch Nichtbestellen von Fortsetzungen, durch unprompte Lieferung seitens des Sortiments dem Verlag zugefügt wird — bedeutet eine Ver letzung der Pflicht des Sortiments, wofür dem Verleger ein Schadensersatzanspruch leider nicht zusteht II
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