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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.02.1882
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- Erscheinungsdatum
- 01.02.1882
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- Deutsch
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ein Paar Jahre später nach Becksord's Tode wieder unter den Hammer, und ich selber erstand es zum Preise von 35 Schilling, was ungefähr der wirkliche Werth war. „Während der Londoner Saison pflegte Beckford fast täglich zu mir zu kommen und unter den Büchern, die ich ab und zu an mich gebracht hatte, seine Auswahl zu treffen; selten fuhr dann sein Wagen leer fort. In den meisten Fällen war er rasch entschlossen; einmal jedoch, wo es sich um ein wunderschönes kleines Meßbuch handelte, das lOÜ Guineen kosten sollte, blieb er Tag für Tag un entschieden, und sobald er auf dasselbe Verzicht geleistet hatte, ver kaufte ich es, sehr zu seinem Leidwesen; denn Tags darauf besann er sich anders und wollte es durchaus haben; natürlich war es nun zu spät. „Was die von Ihnen erwähnte Fonthill-Bibliothek anbelangt, so wurde dieselbe durch die Firma Harry Phillips, gleichzeitig mit den übrigen Hinterlassenschaften, an den Millionär Mr. Farquhar und später nach dessen Anweisung auf dem Wege der Versteigerung verkauft (im September 1823). Soviel ich mich entsinne, behielt sich Becksord hierbei nichts vor, sondern kaufte nur einige seiner Lieblingsbücher aus der Auction selber durch Agenten. Sein An- theil an der jetzigen Bibliothek besteht demgemäß aus Samm lungen, die er von jener Zeit bis zu seinem Tode (1844) erwarb, und zwar sammelte er, wie sich Herausstellen wird, mit großem Eifer. „Sobald der Herzog in Besitz der Becksord'schcn Bibliothek kam, ließ er behufs Feststellung der Erbschaftssteuer den Werth derselben von einem Balvator in Bath abschätzen. Letzterer ver stand so gut wie nichts von Büchern; er konnte nur dem im Innern eines jeden Buches angemerkteu Preis und seinem Instinkt solgen und schätzte den Gesammtwerth auf 20,000 Pf. Diese Ziffer hielt der Herzog für übermäßig und schrieb mir alsbald, ich solle nach Bath kommen und mein Gutachten abgcben. Den nächsten Morgen war ich an Ort und Stelle, und nach ein paar Stunden Abschätzung kam ich zu dem Resultat, daß die genannte Summe keineswegs übertrieben war. Da der Herzog darauf die Bibliothek loszu schlagen wünschte, bot ich ihm 30,000 Ps., in acht Tagen zahlbar, und dies Gebot würde er wohl auch angenommen haben, wäre nicht die Herzogin, der die Bibliothek als Theil des Vermächtnisses ihres Vaters (Mr. Beckford) eigentlich angehörte, dazwischengekommen. Zum Glücke für die gegenwärtige Generation von Büchersammlern kam die Bibliothek damals nicht an mich, und da die Sucht nach dem Besitze von literarischen Kuriositäten und alten Luxusbänden im Steigen begriffen ist, dürfte die Bibliothek heute Wohl mehr als 50,000 Ps. rcalisiren. „Die Bücher wurden darauf sammt und sonders, sorgfältig verpackt, nach Hamilton Palace geschafft, und sobald ich von London abkommen konnte, machte ich mich daran, sie zu sortiren und aus den vom Architekten des Herzogs eigens eingerichteten Fächern auf zustellen. Behufs besserer Orientirung hielt ich es für gcrathen, das bereits vorhandene Verzeichniß in alphabetische Ordnung zu bringen. Später band ich dasselbe in vier Foliobände mit den von mir angebrachten Verbesserungen, soviel ich weiß, der einzige jetzt vorhandene Katalog. Ich hatte stets die Absicht gehabt, einen voll ständigen Katalog anzufertigen, der meinem Namen Ehre machen würde, habe aber leider nie die Zeit dazu gefunden. Diese Arbeit ist jedoch nunmehr in den besten Händen. „Mein Aufenthalt in Hamilton erstreckte sich aus mehrere Wochen, obwohl meine Anwesenheit in London sehr nothwendig gewesen wäre; indeß lohnte mir der Herzog meine Arbeit in so freigebiger Weise und behandelte mich überhaupt mit so viel Güte, daß ich mich nicht leicht losreißen konnte. Die Morgenzeit nach dem späten Frühstück verbrachte er zumeist in der Bibliothek, und da er immer sehr begierig war, von mir bibliographische Winke zu erhalten, so wurde zu der Zeit keinem Besuch, selbst dem vornehm sten nicht, der Zutritt gestattet. Gewöhnlich wurde um 8 Uhr Abends gespeist, und ich pflegte dann den Herzog sowohl, wie die Herzogin und andere Familienglieder, sowie bisweilen Gäste, jedoch nie mehr als zwölf, bei Tafel zu treffen. Das Essen war stets ein splendides. Für die Hauptspeisen wurden sämmtliche Schüsseln und Teller mit darunter brennenden Spirituslampen warm ge halten, was einen großen Effect hervorbrachte, und hinter jedem Stuhle stand ein Lakai in rother und goldner Livree. Ich habe oft, sowohl im Jnlande, wie im Auslande, an großer Herren Tasel gespeist, jedoch niemals etwas so Feenhaftes gesehen. Der Herzog war, nebenbei bemerkt, ein Edelmann vom guten, alten Schlage, der auf alle Einzelnheiten der alten Etiqnette mit peinlicher Ge nauigkeit hielt. Einst, als ich mich anschickte, bei meiner Abreise aus dem Wege nach Glasgow den Clyde-Fällen einen Besuch ab zustatten, ließ er die bereits bestellte Miethkutsche abbestellen und bestand darauf, daß ich seinen eigenen Wagen benutzte. So fuhr ich denn im Viergespann mit Vorreitern ab — ein Pomp, der mir jedoch gar nicht recht behagte. „Der Gegenstand hat mich zu einer Abschweifung verleitet, und so will ich denn nun auf den eigentlichen Zweck meines Schreibens — die ursprüngliche Hamilton-Bibliothek zurückkommen. Sie ist zwar nicht so reichhaltig, wie die Beckford'schc, dürste aber doch, meinem Erachten nach, mehr einbringen als letztere, denn sie enthält einige überaus werthvolle alte Drucke, sowie seltene Schätze der schottischen Literatur, ferner mehrere werthvolle illuminirte Handschriften, die der Herzog in früheren Jahren in Deutschland und Italien erworben hatte, bevor er seinen Vater beerbte. Um Kunstwerke war es ihm sosehr zu thun, daß er um eine antike, mit Juwelen besetzte Schatulle von meisterhafter Arbeit, die s. Zt. in Florenz für 2000 bis 3000 Pf. ausgeboten wurde, zu erwerben, über ein Jahr an Ort und Stelle verblieb, bis er von den von seinem Vater ihm angewiesenen Geldern genügend erspart hatte, um das Kunstwerk an sich bringen zu können. Letzteres dürfte oder sollte wenigstens noch zur Zeit im Hamilton Palace anzutreffen sein. „Leider muß ich mein Geplauder jetzt abbrechen, denn der Arzt behauptet, Kopfarbeit wäre nicht gut für mich, da ich an Gicht leide ic. North End House, Twickenham. Henry G. Bohn." Miscellen. Aus Mannheim berichtet die Nat.-Ztg.: „Den Preis von 1000 Mk., welcher aus Anlaß der hundertjährigen Feier der ersten Aufführung der »Räuber« zur Vertheilung bestimmt war, erhielt unter 156 eingesandten Stücken die Tragödie »I-u eia Sank? slice« von Richard Voß. Der Dichter ist 24 Jahre alt und hält sich gegenwärtig in Frascati bei Rom auf. Sein Werk bestand die Concurrenz mit fünf Stücken. Die Prüfungscommission bildeten zehn in Mannheim domizilirende Personen, von welchen Heinrich Laube, Paul Heyse und Professor Bernays beigezogen wurden." Zur Goethe-Literatur. — Im Schlosse zu Triblitz bei Lobositz lebt die 84 Jahre alte Freifrau Ulrike von Lewetzofs in größter Zurückgezogenheit, welche bekanntlich mit Goethe in inniger Freundschaft gelebt hat. Freifrau von Lewetzoff, welche in ihrer Jugend eine gefeierte Schönheit gewesen sein soll, stand mit Goethe durch mehrere Jahre in lebhafter Korrespondenz und hatte mit ihm oft in Karlsbad und Marienbad persönlich verkehrt. Sie besitzt eine reiche Goethe-Literatur, und demnächst wird ein bedeutender Literaturhistoriker mit der Sichtung und eventuellen Drucklegung der Korrespondenz mit Goethe beauftragt werden. (Nat.-Ztg.)
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