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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.02.1901
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 08.02.1901
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19010208
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Börsenblatt f. d. deutschen Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 1171 können nicht an der Ware arbeiten, wie unsere Schwester organisation, der Börsenverein der deutschen Buchhändler, die den Vertrieb der fertigen Bücher fördert und auf den Vertreibenden weniger Rücksicht nimmt, wir haben auf die Ware während ihrer Entstehung nur durch ihren Er zeuger Einfluß und müssen deshalb unsere Thätigkeit dem Erzeuger gelten lassen, wenn wir den Wert der Produktion beeinflussen wollen. Wir wollen also, sei es uns selbst, feien es unsere Angestellten, seien es unsere Lieferanten, dahin bringen, daß sie mit Verständnis für buchgewerbliche Kunst zu arbeiten vermögen. Lösen wir diese didaktische Auf gabe, so muß der Vorteil, den die Mitgliedschaft und die Arbeit im Buchgewerbeverein verspricht, greifbar werden. Die Erzeugnisse buchgewerblicher Kunst werden absatz fähiger und somit die materielle Position der Angehörigen des Buchgewerbevereins eine bessere als die der Nicht angehörigen. Es wäre aber falsch, hieraus schließen zu wollen, daß wir den Eintritt in den Buchgewerbeverein erschweren möchten, im Gegenteil, sammeln sich alle buch gewerblichen wertvollen Elemente des Deutschen Reiches nach und nach unter den Fahnen des Deutschen Buch gewerbevereins, so wird eine künstlerische und wirt schaftliche Blüte des Buchgewerbes entstehen, wie wir sie in ähnlicher Form zur Zeit der deutschen Renaissance und zur Zeit der italienischen Renaissance aus der Ge schichte kennen, oder, profaner ausgedrückt, die Schund konkurrenz wird von allein ihre Absatzgebiete verlieren, und die schweren Schäden, die unser Gewerbe durch schlechte und schlecht bezahlte Arbeit erleidet, werden von innen heraus ohne blutigen Eingriff geheilt werden. Damit zu gleich muß Hand in Hand gehen die Eroberung des Welt marktes für das deutsche Buchgewerbe. Das sind die großen Züge in unserm Programm, die den Idealismus mit dem Realismus so nahe verwandt erscheinen lassen, und ich bin sicher, alle die Herren, die heute noch glauben, daß die Arbeit des Deutschen Buchgewerbevereins etwas Verschwommenes, Gefühlsduseliges wäre, haben sich nicht genügend mit der Sache beschäftigt, sonst würden sie zur Ueberzeugung gelangen, daß die Arbeit im Buchgewerbe verein nicht nur ein Sport für Liebhaber ist. Meine Herren! Ein solch großer Wurf, wie er Herrn vr. von Hase im Bau dieses Hauses gelungen ist, wird wohl nicht jedem von uns glücken. Wir haben bis am weiteres in ehrlicher Kleinarbeit das große Gerüst aus zufüllen, was uns der Schöpfer unseres Vereins hin gestellt hat; wir dürfen aber nie vergessen, daß diese Kleinarbeiten nicht zum Selbstzweck werden dürfen. Ich möchte hier auf das Hinweisen, was im letzten Jahre so beinahe unbemerkt doch erreicht worden ist. Der stets steigende Besuch des Lesezimmers, die umfangreiche Be nutzung der Bibliothek, die wachsende Benutzung der Auskunftstelle für alle buchgewerblichen Fragen, die rege Beteiligung an den hier und auswärts gehaltenen Vor trägen und der geradezu großartig zu nennende Besuch der Ausstellungen sind Resultate einer aufs höchste zu achtenden Summe von Kleinsorgen und Kleinarbeiten der unermüdlich und mit nie nachlassender Spannkraft arbeiten den Beamten des Vereins und der Herren der Ausschüsse. Daraus scheint hervorzugehen, daß wir auf dem richtigen Wege sind, die Frage zu lösen, wie unsere buchgewerbliche Arbeit zu geschehen hat; es ist aber doch eine andere Frage nicht mit wünschenswerter Klarheit bis jetzt beantwortet worden, und das ist die, welchen Personen unsere buchge werbliche Arbeit zu gelten hat. Ich deutete vorhin an, daß es die Erzeuger unserer Produktion seien, denen wir unsere Mittel zur Weiterbildung zur Verfügung stellen müssen, und diese Erzeuger sind nicht nur in den Reihen der Prin- zipalität zu suchen, die allerdings für immer berufen bleiben muß, die Leitung des Deutschen Buchgewerbe vereins und des deutschen Buchgewerbes in den Händen zu halten, sie muß in verstärktem Maße der an Zahl viel größeren Gesamtheit der Gehilfenschaft angedeihen. Ich möchte, um jedes Mißverständnis zu beseitigen, fest stellen, daß die große Anzahl der regelmäßigen Benutzer unserer Institution aus den Reihen der buchgewerblichen Gehilfenschaft stammen und daß dort ein so starker Bil dungsdrang zu spüren ist, daß wir selbst, wenn wir anfangs im Zweifel waren, jetzt durch eine einfache Statistik darauf hingewiesen werden, wie sehr die Gehilfenschaft nach kunst gewerblicher Ausbildung Verlangen trägt und dafür dankbar ist. Die Gehilfenschaft beginnt sich in dem offenen Haus des Deutschen Buchgewerbevereins wohl zu befinden. Wiederholte markante Aeußerungen zeigen, daß im deutschen Buchgewerbehaus der sozial-politische Unterschied zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer im guten Sinne sich zu verwischen beginnt und daß damit der Beweis geliefert wird, wie recht unser Gesetzgeber gehandelt hat, indem er bestimmte, daß sozial-politische Bestrebungen ausgeschlossen bleiben sollten. Er faßt dieses Verbot natürlich nur im negativen Sinne auf, d. h. er verbietet, einer sozial-poli tischen Partei zum Vorteile der anderen zu schaden oder zum Schaden der anderen zu nützen; er verbietet aber nicht, der Gesamtheit der Angehörigen des Buchgewerbes volle Fürsorge zu widmen, und darum gebe ich der be- - stimmten Hoffnung Ausdruck, daß es die Verhältnisse mit sich bringen mögen, daß neben den Prinzipalvereinen im Hause auch die Vereinigungen der Gehilfenschaft mehr und mehr heimisch werden, und daß die so oft citierte Be stimmung des Buchgewerbehauses sich erfüllen möge, die besagt, daß das Buchgewerbehaus ein neutraler Boden werden solle, auf dem sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer im gemeinsamen Streben die Hände reichen sollen, und daß damit ein Bindeglied zwischen Prinzipalität und Ge hilfenschaft bestehen bleibt, wenn die Verhältnisse auf anderen Gebieten Gegensätze mit sich bringen. Es gehört heute nur eine Kleinigkeit gewerblichen In stinktes dazu, um die Entwickelung von vier großen Jn- teressentengruppen im Deutschen Buchgewerbe zu sehen. Die älteste, der Börsenverein der deutschen Buchhändler, ist älter als die Handelsvereinigungen, die Ringbildungen und Centralverwertungsstaaten anderer Industrien. Der Börsen verein hat auch schon die Phasen der Entwickelung hinter sich, die in den anderen Gewerben diese Handelsorgani sationen ab und zu einmal von der Bahn ruhiger Ent wickelung abdrängen, er ist die festeste wirtschaftliche Stütze unserer ganzen Gewerbe. Die zweite Gruppe sammelt der Deutsche Buchdruckerverein um sich als Prinzipalvereini gung, die im Grunde genommen keinen sozial-politischen Zweck hat, sondern eigentlich nur die Produktionskosten und die Verkaufspreise ihrer Erzeugnisse in Einklang zu bringen beabsichtigt. Die sozial-politische Thätigkeit des Deutschen Buchdruckervereins ist nur eine Folge dieses seines volkswirtschaftlichen Zweckes, und es ist ganz selbst verständlich, daß sich mit der Weiterentwickelung diesem Prinzipalverein die Organisation der Arbeitgeber der ande ren Buchgewerbe, die Buchbinder, die Steindrucker u. s. w. entweder angliedern müssen oder sich in wichtigen Fragen mit dieser Gruppe zu verständigen haben werden. Zu gleicher Zeit hat sich die Gehilfenorganisation herausgebildet, die nur den sozial-politischen Zweck verfolgt, ihren An gehörigen bessere Arbeitsbedingungen bezw. Lebensbe dingungen überhaupt zu schaffen, und auch hier müssen sich dem großen bestehenden Buchdruckerverband die anderen Arbeitnehmerverbände anschließen, wenn sie ihre 155»
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