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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1901
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- 02.01.1901
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1, 2. Januar 1901. Nichtamtlicher Teil. 7 Nichtamtlicher Teil. Internationale Statistik der Geisteswerke.*) Angesichts der großen Menge von Schriften, die jedes Jahr auf den verschiedenen Gebieten der Litteratur bei fast allen civilisierten Völkern veröffentlicht werden, hat man neuer dings »die Schreibwut« heftig getadelt; man hat sogar ge glaubt eine »Schreibepidemie« feststellen zu können. Das sind alte Klagen. Hat nicht Cervantes schon in seiner feinen und durchdringenden Ironie im Vorwort des zweiten Teiles seines unsterblichen Don Quixote gesagt: »Ich weiß wohl, was die Versuchungen des Teufels sind, und daß eine der größten darin besteht, einem Menschen in den Kopf zu setzen, daß er ein Buch verfassen und drucken könne, das ihm so viel Ruhm wie Geld verschafft, und so viel Geld wie Ruhm.« Wenn wir die Dinge nehmen, wie sie sind, so erleidet die litterarische Erzeugung gegenwärtig in den meisten Ländern einen thatsächlichen Stillstand, denn die da und dort verzeichneten Vermehrungen sind unbedeutend im Ver gleich zu den Gesamtzahlen. Vielleicht ist dieser Stillstand sogar ein Rückgang, da, seitdem die statistischen Tabellen mehr allgemeine Aufmerksamkeit finden, deren Ausarbeitung auch mit mehr Sorgfalt geschieht. So kommt es wohl, daß jetzt eine größere Anzahl Werke als früher verzeichnet wird. Im Anfang sind diese statistischen Arbeiten, über die man lange stillschweigend hinwegging, ohne Kommentar immer wieder vvrgebracht und in den Blättern unter den vermischten Nachrichten eingereiht worden; dann haben sie einigen Schrift stellern Artikel eingegeben, die eher dazu bestimmt waren, die Leser zu blenden. Letzthin haben wir das Vergnügen gehabt, zum erstenmal auf eine kritische Kundgebung, fast einen Protest gegen diese Untersuchungen, wie sie heutzu tage unternommen werden, zu treffen. Dieses Vorgehen hat die nationale Eigenliebe, oder wenn man will, gekränkten Patriotismus zum Beweggrund. Herr Or. E C. Richardson, Bibliothekar der Uiinoeton Uoivvieitx, stellt mit tiefem Bedauern fest, daß man in den jährlichen Totalsummen der Erzeugung der verschiedenen Länder, die verhältnismäßig geringen Zahlen der Produktion in Großbritannien (7000 Bücher) und in den Vereinigten Staaten (5000 Bücher) hervorhebt, und daß man daraus eine Waffe macht, um die Angelsachsen zu demütigen. In einem Bericht, den er am 31. März 1900 dem äoint Nsstiog in Washington erstattet hat, hält er im Gegenteil folgenden Satz aufrecht: Was auch immer die angenommene Rechnungsgrundlage sein mag, die Vereinigten Staaten bringen mehr Bücher hervor als jedes andere Volk der Erde, Groß britannien vielleicht ausgenommen, und, wenn man in die Berechnungen die periodischen Veröffentlichungen (Zeitungen und Zeitschriften, nach erschienenen Bänden berechnet) ein schließt, wahrscheinlich mehr als selbst England. Auf jeden Fall bringen die »Angelsachsen« allein, in Bezug auf Menge der Veröffentlichungen, mehr als alle kontinentalen Völker des vereinigten Europa hervor. Die abweichenden Schätzungen kommen nach vr. Richardsou einesteils daher, daß einige Statistiken als Grundlage Völker gruppen gleicher Sprache nehmen und nicht jede Nation für sich, anderseits daher, daß einige unter ihnen auch die Zeitschriften und Broschüren mitzählen. Aber wenn man nur die wirklichen Bücher zähle, Zeitschriften und Bro schüren dagegen ausschließe, so komme man zu folgenden: Resultat: Deutschland 4500 Bücher, Frankreich 4200, Italien *) Mit gefällig erteilter Erlaubnis übersetzt aus -Ds Droit ä^utsur- IgOO, Nr. 9, 10, 11, der amtlichen Zeitschrift des Berner internationalen Bureaus der Union zum Schutze von Werken der Litteratur und Kunst. 2512, Großbritannien 8000,*) Vereinigte Staaten 6650. Wenn man als Grundlage die Völkergruppen gleicher Sprache nimmt, so wäre das Resultat folgendes: deutsche wirkliche Bücher: 9000 (Deutschland 5000, Oesterreich 2000, Schweiz 1000, Rußland 1000); französische Bücher: 5000 (Frank reich 4200, Belgien 500); italienische Bücher: 2000; englische Bücher: 18 000 (England 8000, Vereinigte Staaten 6650, Canada 735, Australien, Afrika re. 2000). Wenn man auch die Zeitschriften und Broschüren mil zählt, so teilt vc. Richardson den »Angelsachsen« die Ver öffentlichung von 100 000 Bänden jährlich zu (Vereinigte Staaten 47 000, nämlich außer Büchern 10 000 Broschüren, 30000 Bände Zeitschriften, Großbritannien 53 000). Diese 100 000 Bände wögen, in abgerundeten Zahlen, aller Wahr scheinlichkeit nach die Produktion der anderen Länder weit auf (Deutschland 12 000, Frankreich 10000, Italien 6000 re.), und der gesamten kontinentalen Sprachen. Wenn man schließ lich auch die Broschüren von weniger als 25 Seilen, die Gesetzestexte u. s. w. mitzählen würde, so gäbe es nach vr. Richardson jährlich allein 80 000 bis 90 000 Veröffent lichungen der Vereinigten Staaten. Was uns in diesen mehr oder minder zutreffenden Schätzungen besonders interessiert, ist die Art, wie die als wirkliche Bücher bezeichnet«! Erscheinungen berechnet werden. Für Amerika (6650 wirkliche Bücher) fügt Oe. Richardson zu den bekannten Zahlen 450 Geschäftskalender, 300 Schul bücher, 500 Broschüren, 100 Lokal-Geschichten, 200 auf Subskription veröffentlichte Bücher und 200 Lehrmittel; er hat auch die 15 215 »bootzs« geprüft, die während eines Jahres hinterlegt worden sind, um das Oop^rigbt zu erlangen, und hat darunter 5834 wirkliche Bücher ge funden, für die man sich in Washington verwendet hat; die Zahl 6650 für thatsächlich gedruckte scheint ihm also eine mittlere Schätzung. Dagegen seien von den 23 000 als deutsch verzeichneten Büchern 6000 nicht in Deutschland gedruckt, sondern österreichischen oder schweizerischen Ursprungs; 13 000 hätten weniger als 100 Seiten, und viele, in mehreren Teilen veröffentlichte Bücher ständen wenigstens zweimal in den bibliographischen Verzeichnissen der Hinrichsschen Buchhandlung. In Frankreich sei es ebenso, wo das Ver zeichnis der Likiiograpbis äs I» Uranos 1198 besonders aufgeführte neue Auflagen und Neudrucke enthalte, 338 Jahr bücher, 267 Kalender und 6133 Broschüren auf 12300 »Bücher«. Der »Oatalogus auousl« der französischen Bücher erwähne übrigens nur 6 752 Bücher. Die italienische Bibliographie enthalte weniger bloße Teile von Werken als die französische, aber sie zähle 7889 Broschüren auf 10 401 Bücher — 4000 dieser »Bücher« hätten nicht einmal 25 Seiten — und viele Zeitschriften, sowie Verhandlungs berichte der gesetzgebenden Körperschaften. Der Oatalogo annnais zähle Italien nur 2975 Bücher zu. Der Unterschied sei nicht weniger beträchtlich für Belgien (angebliche Produktion: mehr als 2000 Bücher; Produktion nach der Libliograpbis äs la Uslgchus: 922); für die Niederlande (angebliche Pro duktion: ungefähr 2900 Bücher; nach der Nederlandsche Bi bliographie: 1787 Bücher), und für Rußland (angebliche Produktion: ungefähr 10 000 Bücher; nach dem jährlichen Katalog: 3165). Wir wollen nicht in eine ins einzelne gehende Kritik des Berichtes von vr. Richardson eintreten, sondern nur seststellen, daß in den von ihm genannten Zahlen der englischen und amerikanischen Produktion Neudrucke (rsprints) oder neue Ausgaben rc. nachgewiesenermaßen enthalten sind. *) Der Donäon Loolrssllsr giebt 9699 Veröffentlichungen an. 2*
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