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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.09.1898
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 19.09.1898
- Sprache
- Deutsch
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Abwesenheit von Zweideutigkeit und sich in der Sicherheit, mit der der Autor über seine Sprache schaltet, wohl fühlt.- In allen diesen Aussprüchen steckt sicherlich ein Körnchen Wahr heit. Wer sich aber aus ihnen eine präzise Meinung holt, den be neiden wir. Die Verleger werden wohl recht behalten, die sagen, daß derjenige der beste Schriftsteller ist, der die meisten Auflagen erzielt. Paris. 8. Bestohlene Verleger. — Seit länger als Jahresfrist hatten die großen Pariser Verlagsanstalten des linken Seine-Users nament lich die im 5. und 6. Arrondissement gelegenen, unter den Machen schaften einer Gaunerbande zu leiden. Unbekannte stellten sich bei ihnen ein, gaben sich als Publizisten und Redakteure von Provin zialzeitungen aus und erbaten sich Bücher, um Rezensionsartikel über sie in ihrem Blatte zu veröffentlichen. Mit Vorliebe ver langten sie möglichst kostbare Werke. Die Buchhändler gaben die gewünschten Bücher und fanden sie am nächsten Tage in den Aus- lagen der Bouquinisten am Seine-User wieder. Eine Rezension erschien, wohlverstanden, nie. Dieser Diebeskniff ist zwar keines wegs neu, aber selten mit einer solchen Beharrlichkeit angewendet worden wie in der letzten Zeit, und die Polizeikommissäre des Odöon- und MünzviertelS wurden mit Klagen über die frechen Diebe überlaufen. Sie zweifelten nicht, daß es sich um eine orga nisierte Bande handelt, aber trotz ihres Eifers wollte es ihnen merkwürdigerweise nicht gelingen, einen der Diebe zu überführen Nunmehr ist endlich das Haupt der Bande verhaftet worden und zwar unter folgenden Umständen. Der Verleger Mullot, Rue Haute- seuille, erhielt vor einigen Tagen einen mit dem Namen Collot Unter zeichneten Brief. Collot bezeichnet« sich als Redakteur einer großen Zeitung von Lille und bat zu Rezensionszwecken um Bücher über Bienenzucht und Forstwissenschaft. Der mißtrauische Buchhändler übergab die verlangten Bücher nicht dem Ueberbringer des Briefes, sondern ließ sie nach der angegebenen Adresse tragen. Es stellte sich heraus, daß Collot dort nicht wohnte und die Adresse falsch war. Eine telephonische Anfrage bei der Zeitung in Lille ergab, daß sie keinen Redakteur dieses Namens hatte. Als der Ueber bringer des Briefes am folgenden Tage wieder bei dem Verleger erschien, wurde er verhaftet. Er gestand, den Brief geschrieben zu haben, aber unter dem Diktat eines anderen. In seiner Tasche Vorgefundene, mit Alexander L. Unterzeichnete Briefe führten auf die Spur des Hauptschuldigen. L. wurde verhaftet und legte umfassende Geständnisse ab. Seit zwei Jahren lebte dieser von dem Ertrage seiner -Rezensionen-. Er ist 45 Jahre alt und stammt aus sehr guter Familie, ein Onkel von ihm bekleidet im Süden Frankreichs eine hohe richterliche Stellung. Nachdem er lange Zeit seine Familienbeziehungen durch Bettelgesuche bei Pariser richter lichen und politischen Personen ausgebeutet hatte, geriet er auf die Bahn des Verbrechens. Da L. eingestand, sich vieler Komplizen bedient zu haben, und sich bei ihm Namen und Adressen der Mit schuldigen vorfanden, so hofft man, daß die ganze Gesellschaft binnen kurzem hinter Schloß und Riegel sitzen wird. Minderwertiges Geld. — Seit einiger Zeit kursieren, wie das Leipziger Tageblatt meldet, Zwanzig- und Zehnmarkstücke, die durch Behandlung mit Säure eines Teiles ihres Wertes beraubt worden sind, so daß der Inhaber am Stück ca. 3, 4, 5 ^ und noch mehr Schaden erleidet. Die auf solche Weise geschädigten Goldmünzen haben an der Schärfe ihrer Prägung verloren, zeigen deshalb ein flaches, verschwommenes Aussehen der Bildnisse und Schrift, sind durch obige Manipulation etwas schwächer als die vollwichtigen geworden und können somit im Verkehr leicht er kannt werden. Das Manuskript von Heines Buch der Lieder. — Heinrich Heine war, wie bekannt, der Lieblingsdichter der soeben in die Gruft hinabgetragenen Kaiserin von Oesterreich. Sobald ihre Reisen sie nach Paris führten, unterließ sie nicht, das Grab des Dichters auf dem Montmartre-Kirchhofe zu bekränzen. Die Schwester Heines, Charlotte von Embden, weiß noch davon zu erzählen, daß eine vornehme Dame, deren Namen sie nicht kannte, öfter bet ihr erschien und ihr große Summen für einige Zeilen von der Hand ihres großen Bruders anbot. Wie das Manu skript vom -Buch der Lieder- in den Besitz der Kaiserin Elisabeth gelangte, wird in -Magyar Ujsag- folgendermaßen erzählt: -Es ist schon lange her; damals lebte noch Kronprinz Rudolf. Es nahte der Geburtstag der Königin. Der Kronprinz sann darüber nach, womit er seiner königlichen Mutter die angenehmste Ueberraschung bereiten könnte. Da erinnerte er sich, daß das Manuskript vom -Buch der Lieder- bei einer Hamburger Verlagsfirma verkäuflich sei. Er reiste sogleich dahin, kam aber zu spät, ein Amerikaner hatte schon vorher das Manuskript erworben. Der Kronprinz war untröstlich. Endlich entschloß er sich zu einem Versuch, der wenig Erfolg verhieß. Er reiste dem Fünfundsechzigster Juhrguug. Amerikaner nach und bot ihm für das Manuskript das Zehnfache des Kaufpreises. Der Amerikaner wollte sich jedoch von dem kost baren Manuskript nicht trennen. Betrübt verabschiedete sich der Kronprinz von dem Amerikaner, der ihn nicht kannte. — -Gern hätte ich das Manuskript erworben-, sagte er, -um es meiner Mutter zum Geburtstage darzubieten. Sie würde sich unendlich gefreut haben.- — Als der Amerikaner sah, daß er es mit keinem Sammler zu thun habe, begann er sich nach der Person des ihm unbekannten Herrn zu erkundigen. — -Meine Mutter ist die Kaiserin-Königin Elisabeth-, sagte der Kronprinz. Daraufhin er. klärte der Amerikaner, er würde sich glücklich schätzen, wenn die Kaiserin das Manuskript zum Geschenk annehmen wollte. So ge langte das Manuskript vom Buch der Lieder in den Besitz der Kaiserin von Oesterreich.» Moderne Vorsatzpapiere. — Der sogenannten modernen Richtung in der Kunst, die sich freilich von der Kunst oft weit genug entfernt, sind die graphischen Künste nach anfänglichem Wider streben mehr und mehr gefolgt und haben für das dekorative Element beim Drucke eines Buches neben Unschönem und Unbe greiflichem auch manches Annehmbare geschaffen. In einem kleinen Probeheft liegen uns von der -Actiengesellschast für Buntpapier- und Leimsabrikation- in Aschaffenburg nun auch für den Ein band des Buches zahlreiche Abschnitte von Vorsatzpapieren moderner Stilrichtung vor. Es sind 12 Zeichnungen, aus denen durch An- Wendung verschiedener Farben 36 Sorten gemacht worden sind. Deren Schönheit und gute Wirkung läßt sich wegen der Kleinheit der Abschnitte nicht beurteilen, doch scheint manches hübsche Muster darunter zu sein. Professor James Legges chinesische Bibliothek. — Die Times vom 6. April 1898 veröffentlichte über die von den Herren Luzac L Co. in London erworbene Bibliothek einen Bericht, den wir hier in abgekürzter Form wiedergeben: -Die umfangreiche und wertvolle Bibliothek Professor Legges (der im November vergangenen Jahres starb) ist aus dem Besitz seiner Erben in die Hände der Herren Luzac L Co. übergegangen. Die Bibliothek, die circa 2000—3000 Bände (in Wirklichkeit ist die Anzahl viel größer) umfaßt, ist die eines Gelehrten, dessen Bücher sein Handwerkzeug waren, infolgedessen oft benutzt worden sind, und einige von ihnen recht sehr. Mit Anglo- Chinesischen Wörterbüchern, Grammatiken, Bibeln, Testamenten, Gebet- und Handbüchern in den verschiedenen Dialekten, von denen einige in China veröffentlichte sehr selten sind, ist die Bibliothek wohl ausgestattet. In fast allen europäischen Sprachen sind Werke vorhanden über: Geschichte von China, Buddhismus, Con- sucius und Opium. Unter anderen bemerkten wir eine vollständige Sammlung der -Rsturvs ok IrLcis at tds Nrsat^ Lorts, avci Nraäs ksxorts, xudlisdsä tds luspsotor Usnsrsl ok Oustoms, 1862— 1896,- in 48 Bdn. Viele der chinesischen Bücher sind sehr selten; von den bedeutenderen Serien zählen wir nur nachstehende auf: -Lbivsss Uistor^- in 56 Bdn.; -Odiusss 1'ooie Ndssaurus», 45 Bde.; »Nbo Ndirtssv Lings-, 20 Bde.; -Ndrss Looks ot Osrs- rncmiss sxxlarvsä-, 10 Bde.; -lmpsrisl Ooilsetiov ok Lkrusss kostrz:-, 8 Bde.; -Lrvaog Ld'iug Odivg Oinsd-, 66 Bde.; -Nds Livs Lang (Ölung)-, 34 Bde.; eine wertvolle Serie von Bänden über die alten Inschriften auf Metall und Stein rc rc. Der Wert von Professor Legges Bibliothek kann nur von kompetenten Gelehrten gewürdigt werden. — Wir hören von Herren Luzac L Co., daß sich der Katalog, der wohl der erste dieser Art sein dürste im Druck be findet und im Oktober zur Ausgabe gelangen soll, und würdigen die Schwierigkeiten, mit denen seine Herstellung verbunden ge wesen ist. Die Vergrößerung der Nationalbibliothek zu Paris. — Seit einiger Zeit ist der Zaun, der das Grundstück der National- Bibliothek nach der Rue Vivienne zu umgab, zum Erstaunen der Nachbarn gefallen, Arbeiter zogen mit Spaten und Hacke ein, und es wird Grund gegraben. Die Nationalbibliothek soll endlich ver größert werden. Bekanntlich soll sie, wenn sie fertig ist, das ganze Straßenviertel zwischen Rue Richelieu, Colbert, Vivienne und des Petits-Champs einnehmen. Das Gebäude ist bis jetzt nur nach der Rue Richelieu, des Petits-Champs und zum Teil nach der Rue Rivienne zu fertig. Es erhebt sich an Stelle des Palastes des Kardinals Mazarin (-st 1661), des allmächtigen Ministers Ludwigs XIII. und XIV. Der alte Palast ist seit Jahren verschwunden. Bis 1882 standen noch Privathäuser, die expropriiert und wegen ihrer Feuer gefährlichkeit schleunigst abgerissen wurden. Die Expropriation für die Nationalbibliothek kostete dem Staate 6 Millionen. Seit jener Zeit lag an der Rue Vivienne ein großes Grundstück brach. Daß es nicht bebaut wurde, hatte im Mangel an den nötigen Geldmitteln feinen Grund. Zu dem Neubau waren 1'/« Millionen erforderlich. Endlich entschloß sich das Parlament, diese in drei Teilen von je 500 000 FrcS. für drei aufeinanderfolgende Jahre zu bewilligen. 907
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