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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1898
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- Erscheinungsdatum
- 13.09.1898
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- Deutsch
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«662 Nichtamtlicher Teil. ^1212, 18. September -1893. Nach der beispiellos glücklichen Beendigung des grohen Krieges brachte bekanntlich der Milliardensegen in Deutschland und anderwärts einen wirtschaftlichen Aufschwung mit sich, der alsbald ins Schwindelhafte ausartete. In Schwaben feierte man jedoch die Orgien desselben wenig mit, und auch Eduard Hallberger ließ sich, obschon er auf dem Gipfel seines Schaffens stand, durch den Schein nicht verführen. Seine einzige Gründung jener Zeit war die Umwandlung seiner Ziegelfabrik, seines Steinbruches und Bauareals in eine Aktiengesellschaft unter der Firma Stuttgarter Jmmobilien- und Baugeschäft, 1871, in der er bis zu seinem Tode den Vorsitz führte, während Alwin Moser in den Vorstand trat und jetzt noch darin wirkt. Dagegen erwarb Hallberger in demselben Jahre aus eigenen Mitteln die vier Papierfabriken der in Konkurs geratenen Firma Schwarz L Söhne in Göp pingen, wovon die drei kleineren alsbald wieder veräußert wurden, die Hauptfabrik zu Salach aber sofort wesentlich vergrößert, technisch erneuert und verbessert wurde In das selbe Jahr fällt auch die Errichtung einer Filiale des Buch handlungsgeschäfts in Leipzig, an dessen Spitze Rudolf Helm gestellt wurde und heute noch steht — Im Jahre 1872 er richtete Hallberger, nachdem er für seine eigenen Arbeiter an gesichts der fortwährend steigenden Mietspreise der kleinen Wohnungen für billige Quartiere gesorgt hatte, im Verein mit anderen Männern humaner Gesinnung die »Stuttgarter Gemeinnützige Baugesellschaft«. Auch in dieser übernahm er den Vorsitz und sein Geschäftsführer Moser die Direktion, selbstverständlich boooris oau-a. Das Jahr 1873 ist markiert durch den freihändigen Ankauf der damaligen Strohstofffabrik in Süßen, die später in eine Papierfabrik umgewandelt wurde, das Jahr 1874 durch die käufliche Erwerbung der Papierfabrik Wildbad, mit der bald darauf zwei Holzstofffabriken verbunden wurden, sowie durch Schaffung der »Deutschen Romanbibliothek« als Ergänzung von »lieber Land und Meer« und das Jahr 1875/76 durch die Uebernahme und den völligen Umbau der bis dahin verpachtet gewesenen Brauerei zu Tutzing. Zu derselben Zeit erweiterte Hallberger seinen bayrischen Grundbesitz sehr wesentlich durch den Zukauf der Güter Kerschlach und Monatshausen und erbaute zwei größere Hotels in Tutzing. — Endlich vergingen die Jahre 1878 und 1879 mit sehr zeitraubenden und schwierigen Verhandlungen behufs Erwerbung der Standesherrschaft Heggbach aus dem höchst verwickelten Konkurse des Grafen von Basscnheim-Buxheim, die jedoch sofort wieder an den Fürsten von Waldburg- Wolfegg-Waldsee abgetreten wurde. Daß so bedeutende, sich fortwährend jagende und schlagende Geschäftsaufgaben auch von dem genialsten Manne allein nicht bewältigt werden konnten, bedarf keines Beweises. Hallberger hat es aber verstanden, sich mit einem Stabe tüchtiger, eifriger und gewissenhafter Mitarbeiter zu umgeben. In seinem Verlagsgeschäfte unterstützten ihn kräftig und mit vollem Verständnis sein Bruder Karl, der insbesondere den artistischen Teil besorgte, sodann sein bereits genannter erster Redakteur I)r. Zoller, sein Prokurist Karl Feiger, nachmaliger buchhändlerischer Direktor der Verlags-Anstalt, und der später in dieselbe Stellung vorgerückte Vorstand der Expe dition Emil Büchner. Die Führung der sehr umfangreichen Kassen- und Rechnungsgeschäfte bethätigte sodann musterhaft sein Prokurist Richard Schaupp, der in der Folge ebenfalls Direktor und zwar kaufmännischer Direktor der Verlags- Anstalt wurde. Alle die zahllosen Verhandlungen mit den Behörden, Notaren und Privaten in Württemberg und Bayern, alle Liegenschaftskaufsachen, Steuersachen, Bausachen, tech nischen Einrichtungen und Ausstattungen, weiterhin alle Statuten- und Prospektentwürfe und Verträge bei Gesell schaftsgründungen und endlich die ganze Verwaltung der Grundbesitzungen in Württemberg und Bayern und die Fabriken in beiden Ländern übernahm aber der Geschäfts führer Moser, der nicht für eine einzelne Branche, sondern für alle angestellt war Seine großen Schöpfungen haben Eduard Hallberger sämtlich überlebt; sie bestehen alle noch. Die verheerenden Wirkungen des großen Krachs von 1873 konnten selbstver ständlich nicht unbemerkt daran vorübergehen Sie haben die Zuckerfabrik und das Stuttgarter Immobilien- und Bau geschäft zeitweise in schwierige Lagen gebracht und ihrem Gründer viel Sorgen gemacht, auch Opfer auferlegt. Aber beide Geschäfte erholten sich später völlig, und das letztere ist seit Jahren in geradezu glänzenden Verhältnissen. Dem eigenen Hauptgeschäfte konnte der Sturm überhaupt nichts anhaben. In den sechziger Jahren trat indes noch ein anderer Mann in den Gesichtskreis Eduard Hallbergers, der auf das Gedeihen des von diesem gegründeten Verlagsinstituts einen außerordentlichen Einfluß ausübte. Seiner ist daher an dieser Stelle um so mehr zu gedenken, als er diesen Einfluß nicht nur als Schriftsteller, sondern seit Mitte der achtziger Jahre auch als Aufsichtsratsmitglied der Verlags-Anstalt in der wohlthätigsten Weise geltend machte. Es ist dies Professor vr. Georg Ebers. Die beiden Männer und Familien lernten sich zufällig in Wildbad kennen, und auch zwischen ihnen entwickelte sich bald ein intimes Freundschaftsverhältnis, das von den nebenhergehenden geschäftlichen Beziehungen niemals auch nur im geringsten gestört worden ist. Ebers hatte damals seine Studien als Aegyptologe gemacht und den ersten seiner ägyptischen Romane: »Eine ägyptische Königs tochter« geschrieben. Selbstverständlich mußte zwischen dem Romanverleger Hallberger und dem Verfasser eines solchen originellen Geistesprodukts, das der bisher gewohnten Belle tristik eine ungekannte Bereicherung versprach, indem es dem Publikum die Resultate wissenschaftlicher Forschungen in der liebenswürdigsten Form des Romans darbot und diesem ein ganz neues Gebiet der Handlung erschloß, auch den Leser in die Zeiten der ältesten menschlichen Kultur zurück führte, von diesem sofort die Rede sein Langer Verhand lungen bedurfte cs auch zwischen zwei Männern nicht, die ihren noblen Charakter sofort gegenseitig erkannten und sich durch Seelenverwandtschaft gegenseitig angezogen fühlten. Von der ersten Bekanntschaft an war der Bund zwischen beiden geschlossen, der selbst mit dem Tode des einen nicht gelöst wurde. Ebers blieb dem Hallbergerschen Verlage treu wie kein anderer Schriftsteller. Er schuf von jener Zeit an Werk auf Werk und erzielte Erfolge, deren sich seit Gustav Freytag kein deutscher Autor mehr rühmen konnte. Damit hat er auch dem Hallbergerschen Geschäfte und später der Deutschen Verlags-Anstalt nicht nur pekuniär, sondern auch moralisch genützt wie kein anderer. Ueberdies war aber sein stets bereitwillig erteilter Rat in allen litterarischen Angelegen heiten für beide von größtem Wert. Leider sollte auch ihn der Tod abrufen, noch ehe die Verlags-Anstalt ihren Ehrentag gefeiert hatte. Um achtzehn Jahre hat er aber Eduard Hallberger überlebt, der am 29. August 1880, wenig über 58 Jahre alt, die Augen schloß für immer, noch im Tode ein Bild rüstiger Manneskraft Seine rastlose Geistes arbeit hat wohl zu diesem vorzeitigen Hingange viel beigetragen *) (Schluß folgt.) *) Das verdienstvolle Wirken Eduard Hallbergers ist von seinem Landesfürsten zuerst durch Erteilung des Titels eines Kommerzien rats, dann eines Geheimen Kommerzienrats und Verleihung des Ritterkreuzes I. Klasse des Kronordens anerkannt worden, mit welchem der Personaladel verbunden war. Ordensauszeichnungen wurden ihm ferner von Preußen, Sachsen-Koburg, Baden, Bayern, Hannover, Hessen, Oldenburg, Oesterreich, Rußland und Aegypten zu teil.
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