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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1898
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1898
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- Deutsch
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212, 13. September 1898. Nichtamtlicher Teil. 6661 lichen Fragen der Vaterstadt und des Heimatlandes zur Mit beratung beigezogen, und das gab seinem ganzen Wirken eine neue Richtung Seinem Naturell und seinen persön lichen Neigungen entsprach das Schaffen in einem scharf um grenzten Rahmen nicht, vielmehr war er zum Großfinanz mann und Großindustriellen mit unbeschränkten Zielen ge boren. In diese Bahnen lenkte er von jetzt ab ein, ohne sein eigentliches Geschäft zu vernachlässigen. Schon 1864 hatte er beträchtliche Bauarealflächen erworben und den Anbau einer eignen Straße begonnen. 1865 entspann sich sodann ein ernst licher Kampf des württembergischen Handels- und Gewerbe standes mit der Landesregierung wegen Errichtung einer ein heimischen Notenbank, weil sich ersterer stark genug fühlte, um seine immer fühlbarer werdende Abhängigkeit von Frankfurt a/M. abschütteln zu können, die Regierung aber mit der Erteilung der Konzession zur Errichtung von Notenbanken zögerte. Publi zistischer Vertreter der Geschäftswelt in diesem Kampfe war der damalige Verwalter des Jnterkalarfonds, eines größeren staatlich-kirchlichen Geldinstituts, Alwin Moser, Heraus geber der »Zeitschrift für Kapital und Rente«. Hullberger nahm an dem Kampfe lebhaften Anteil, und so traten sich die beiden Männer näher. Letzterer, wohl erkennend, daß er die großen Pläne, die ihn beschäftigten, ohne thatkräf- tige Hilfe andrer nicht durchzuführen vermöge, ersuchte Moser, den öffentlichen Dienst aufzugeben und als sein erster Mitarbeiter in sein Geschäft einzutreten. Er hatte hierzu um so mehr Grund, als sein bisheriger erster An gestellter kurz vorher ausgetreten war und ein Konkurrenz geschäft errichtet hatte. Es kam eine Verständigung zwischen Hallberger und Moser zu stände, und am 1. April 1866 übernahm letzterer seine neue Stellung, die er in gewissem Sinne heute noch bekleidet. Jetzt folgte eine Periode großer Unternehmungen, die neben dem Verlagsgeschäfte hergingen, dieses aber in keiner Weise beeinträchtigten, sondern zum Teil wesentlich förderten. Sofort nach dem Eintritt Mosers wurde das Württembergische Kohlengeschäft ins Leben gerufen, und zwar als Produkt der Vereinigung württembergischer Industrieller zum Bezug billigerer Kohlen, also mit gemeinnützigem Charakter. Die württem bergische Industrie, mit ihrem Kohlenbezug hauptsächlich auf das Saarkohlenrevier angewiesen, war nämlich in den Jahren 1864 und 1865 dadurch in eine schlimme Lage versetzt worden, daß die preußische Regierung als Besitzerin der ergiebigsten Saargruben mit Frankreich einen Vertrag abgeschlossen hatte, wonach sie den französischen Industriellen so viel Kohlen ab zugeben hatte, als diese verlangten. Dadurch entstand zeit weise in Süddeutschland geradezu Kohlennot, und die Preise wurden auf eine unerträgliche Höhe gesteigert. Es traten deshalb die württembergischen Industriellen zur Gründung einer Art von Kohlenkonsumverein zusammen, an deren Spitze sich Eduard Hallberger stellte, der alsdann auf Wunsch der großen Mehrheit die Verwaltung des Vereins auf sein Risiko übernahm und diese seinem Geschäftsführer Moser übertrug. — In zwischen war auch die Konzession zur Errichtung der Württem- bergischen Notenbank erteilt und die Württembergische Vereins bank begründet worden. Beide Institute konstituierten sich als Aktiengesellschaften, in deren Aussichtsräte Eduard Hall berger trat, während sein Adlatus Moser bei der Feststellung der Notenbankstatuten bestimmenden Anteil genommen hatte. — Im Jahre 1868 wurden sodann unter der Aegide Hall bergers gleich zwei Unternehmungen größeren Stils ins Leben gerufen: zuerst die Stuttgarter Pferdebahn, eine der ersten in Deutschland, und dann die Aktiengesellschaft Zuckerfabrik Stuttgart. Daran reihte sich im Jahre 1869 der Ankauf der vor mals Gräflich v. Viereggschen Güter Tutzing und Rössels berg am Starnberger See. Hallberger schuf das unvergleich- Mifundsrchzikster Icchraona. lich schön gelegene Schloß Tutzing alsbald zu einem wahren Tuskulum um und machte aus dem Garten desselben eine weit und breit bekannte Berühmtheit. Jetzt hatte er erreicht, was er längst gewünscht und erstrebt hatte: einen in Gottes schöner Natur gelegenen Ruhepunkt für sich, auf dem er sich von den aufreibenden Anstrengungen des Geschäftslebens erholen und inmitten seiner Familie und Freunde sich vergnügen und der Geselligkeit leben konnte. Hier entwickelte sich denn auch jener geradezu idyllische Verkehr zwischen den Mitgliedern der ganzen Familie, sodann zwischen den Freunden von nah und fern und nicht am wenigsten zwischen dem Verleger Eduard Hallberger und den Schriftstellern wie Schriftstellerinnen und Künstlern, die er bereits für sich gewonnen hatte oder gewinnen wollte. Hall berger war der liebenswürdigste Wirt, den man finden konnte. Das Verhältnis zwischen ihm und den Mitarbeitern an seinem Verlage gestaltete sich daher fast ausnahmslos zu dem der persönlichen Freundschaft, wenigstens mit allen denjenigen, die seiner Einladung folgten. Und nur wenige thaten dies nicht, und alle, die einmal da waren, kamen wieder. Eduard Hallberger, dem auch die Eigenschaft als Großgrundbesitzer sympathisch war, hat seine schönsten Tage in Tutzing verlebt, wo er sie freilich auch viel zu früh beschloß, und Tutzing war zugleich seinem Verlagsgeschäfte von großem Nutzen. — Während der Tutzinger Bauperiode ruhten indes die Bauten in Stuttgart nicht. Die eine Seite der dort begonnenen Kerner straße wurde inzwischen vollendet. Um die Baumaterialien auf dem sichersten und billigsten Wege zu beschaffen, war schon vorher ein großer Steinbruch erworben und mit einem Ausfuhrtunnel von mehreren hundert Metern Länge ver sehen worden, und im Jahre 1869 wurde der Bau einer großen Ziegelfabrik nach den Anforderungen der neuesten Technik begonnen. Sie war die erste, die in Stuttgart und Umgebung völlig witterungsbeständige Backsteine produzierte, und hat der ganzen württembergischen Ziegelindustrie als Vorbild gedient und in der Folge ihre Richtung gegeben. Die Vorstudien zu diesem Unternehmen und seine ganze Durchführung waren dem Geschäftsführer Mosir übertragen. Im Jahre 1870 folgte alsdann der Bau des neuen Geschäftshauses der Verlags-Anstalt, von dem schon oben die Rede war, und die fast gänzliche Erneuerung der tech nischen Einrichtungen desselben. Inmitten dieser Unterneh mungen brach der deutsch-französische Krieg aus und drohte alle Geschäftstätigkeit zum Stocken zu bringen. Es trat eine schwere Zeit ein. Fast die Hälfte der Arbeiter wurde sowohl aus den Bureaux und Werkstätten des Verlags geschäfts, als von den Baustellen zu den Fahnen abberufen. Auch in der Versendung der Journale und Bücher erhoben sich Schwierigkeiten aller Art. Und doch war ein Institut wie das Hallbergersche genötigt, von dem nationalen Kriege, der alle Volksschichten aufgerüttelt und zur patriotischen Be geisterung entflammt hatte, auch litterarisch Notiz zu nehmen. Dies geschah durch die Herausgabe einer illustrierten Kriegs zeitung unter dem Titel »Vom Kriegsschauplätze«, an welche sich später eine Geschichte des deutsch-französischen Kriegs von Professor Wilhelm Müller anschloß. Die schlimmste Wirkung des Kriegsausbruchs war jedoch der Stillstand allen Kredit verkehrs Dadurch standen die bestsituierten Firmen, selbst reichdotierte Banken, in Gefahr, in Verlegenheiten zu kommen. Da thaten sich die Großindustriellen Württembergs, und unter ihnen wiederum als einer der ersten Eduard Hallberger, aber mals zusammen und gründeten auf dem Prinzip der Solidar- haft eine Kreditkasse, die eine Art von Privatpapiergeld aus gab. Bei der statutarischen Fundation und Organisation derselben wirkte der Hallbergersche Geschäftsführer Moser nicht ohne Einfluß thütig mit. Die Kasse hat in wunder barer Weise den gesunkenen Kredit sofort wiederhergestellt und ohne Zweifel großes Unglück verhütet. 887
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