Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.09.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.09.1898
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18980905
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189809050
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18980905
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1898
- Monat1898-09
- Tag1898-09-05
- Monat1898-09
- Jahr1898
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vornherein als unrichtig abzuweisen sind. So hatte das «Wiener Fremdenblatt« gelegentlich einen deutschen Lithographen MieSler als den Erfinder bezeichnet, und zwar sollte dieser schon za An« sang der 60er Jahre die ersten Berliner Ansichtskarten hergestelll haben. Daß diese Behauptung falsch ist, beweist die Thatsachr, daß eS in den 60er Jahren überhaupt noch keine Postkarten gab. Postrar Stephan, der spätere Staatssekretär des Reichspostamts und Refor mator unsres PostwesenS, regte 1865 aus der fünften deutschen Post- konserenz die Einführung der Postkarte an; sein Vorschlag drang aber nicht durch, und erst 5 Jahre später, im Juni 1870, wurden in Deutsch land die ersten Postkarten in den Verkehr gebracht, nachdem Oester reich ein halbes Jahr vorher mit dieser Neuerung vorangegangen war. Schon im Kriege 1870/71 sand die Postkarte hohe Anerkennung und wurde in groher Anzahl verbraucht. Neuerding» hat nun der im Verlage der Schulze'schen Hosbuchhandlung (A. Schwartz) in Oldenburg erscheinend« sehr lesenswerte Kalender «Volks bote- den tatsächlich auch wohlbegründeten Anspruch erhoben, der Erfinder der Ansichtskarte zu sein, ja er hat sogar den Geburts tag derselben ganz genau angegeben: es ist der 7. Oktober 1875. Ueber die Entstehungsgeschichte hat er schon in seinem Jahrgang 1896 nähere Mitteilungen gemacht. Danach gab die Anregung eine Nheinreise, die im heißen August des Jahres 1875 drei be freundete Familien unternahmen, um der Hitze zu entrinnen, und zwar war außer der Familie des Pfarrer» Küthze aus Pleizen hausen und derjenigen deS BankdirektoreS Lübke aus Meiningen noch Hosbuchhändler Schwartz, der Herausgeber des «Volks boten-, dabei. Zum Ort der Zusammenkunft war Oberwesel aus- ersehen; doch Kühle und Frische suchte man hier vergeblich, und der Genuß des landesüblichen «Enghöllers« im -Rheinischen Hos- dämpsle die Sommerglut keineswegs. Eines Tages machten die drei Familienhäupter eine Fahrt nach dem kühleren Bacharach auf dem Dampfer «Germania«, den gerade an diesem Tage auf der Höhe von Laub das Unglück traf, daß seine Maschine untauglich wurde. Passagiere und Besatzung mußten durch Boote ans Land gesetzt werden. Am Abend feierten die Freunde in Oberwesel ihre Rettung bei einer mächtigen Pfirsichbowle und stifteten zum An denken an diesen Tag einen Bund, der den Namen -Enghöller- bund- erhielt; auch wurde unter den Gründern desselben die Ver abredung getroffen, in brieflichem Verkehr miteinander zu bleiben. Hosbuchhändler Schwartz in Oldenburg hielt Wort, empfing aber von seinem geistlichen Freunde aus wiederholte schriftliche Anfragen keinen Bescheid. Da kam er aus den Gedanken, nach einem kleinen Gubttz'schen Originalholzschnttt, der im -Volksvoten- da» bekannte Lied «Fünsmalhunderttausend Leusel- mit einer diabolisch-launigen Kellerscene illustrieren sollte, in seiner Druckerei einen Abzug aus einen zur Postkarte hergerichteten Karton machen zu lassen und diesen, versehen mit einer in lateinischer Sprache abgesaßten Mahnung, am 7. Oktober seinem Freunde zuzaschicken. Was die vorherigen Anfragen nicht vermocht hatten, erreichte diese (im Volks boten- genau nachgebildete) Karte; umgehend ward dem Absender eine Antwort zu teil, die große Anerkennung und Bewunderung der neuen Idee enthielt. Der Erfinder stellte daraufhin eine Sammlung von 25 illustrierten Postkarten zusammen, zu denen er die Vorlagen seinen reichen Holzschnitt-Vorräten entnahm; dieser ersten Reihe, die im Herbst im Handel erschien, folgte schon im nächsten Jahre eine zweite Reihe wiederum von 25 Karten zum Preise von 50 Der »Volksbote- für 1899 bringt nun eine zweite Abhandlung über das gleiche Thema und führt darin aus, daß als Erfinder der Bilderpostkarte nur derjenige gelten könne, der die erste gedruckte illustrierte Postkarte geschaffen und in den Handel gebracht habe, und das war eben Hosbuchhändler Schwartz. Zu privaten Zwecken ein zeln durch Handzeichnung hergefteüte illustrierte Karten hat es schon vorher in Menge gegeben; zum Beispiel sandte man während des deutsch-sranzösischen Kriegs manchen ernsten und heiteren Btlder- gruß an die Freunde und Kameraden im Felde. Uebrigens ist Schwartz wahrscheinlich auch der Schöpser der ersten gedruckten, nicht in den Handel gebrachten Ansichtskarte. Der neueste Band des -Volksboten- bringt nämlich die Abbildung einer -mobilen Korre spondenzkarte-, die A. Schwartz seinen Schwiegereltern nach Magde burg schrieb, wo sie, von Martenbad verkommend, durch die plötzliche Mobilmachung aufgehallen wurden. Die Karte enthält einen humoristischen Vers auf den augenblicklichen Kriegs, zustand und zeigt am Kopse der Vorderseite ein flüchtig auf gedrucktes Bildchen, einen Artilleristen mit einer Kanone darstellend, Die beiden 1875 und 1876 aus den Markt gebrachten Samm lungen von Ansichtskarten fanden bald Nachahmer; W. Berndts Kunstverlag in Dresden folgte als erster dem von Schwartz ge gebenen Beispiele, und was so klein angesangen, ist langsam, aber stetig gewachsen, bis sich endlich in unscrn Tagen die Ansichtskarte die Welt eroberte. Brachten die ersten Karten nur Ausdrucke nach den Holzschnittvorräten der Verleger, so war doch nur ein Schritt bis zur Karte mit Landschastsbtldern. Zuerst gab es wohl nur wenige, die Gesallen daran sanden, diese zum Teil recht schlecht aus- gesührten Blätter auszuheben; die Art der Aussührung wurde jedoch allmählich immer besser. Wirkliche kleine Kunstwerke dieser Art ent standen aber erst in jüngster Zeit. Vor wenigen Jahren ließ ein Warm brunner Buchhändler, A. Leipelt, zwei Vorlagen sür RiesengevirgS- karten von einem tüchtigen Maler, dem vor kurzem verstorbenen Leiter des Ateliers der Josephinenhülte, Arthur Gerlach, anfertigen. Diese zeigten die Landschaft zartblau in einem schönen, künstlerisch ausgejührten Strauß von Bergblumen. Diese reizende farbige Karte warf wohl niemand fort, der etwas Verständnis sür Malerei hatte. So setzten andere ernsthaft fort, was Schwartz in Oldenburg im Scherz begonnen hatte, und heute giebt es eine große Zahl lithographischer und Lichtdruckanstalten, in Berlin, Breslau, Dresden, Leipzig, Eisenach, München, Stuttgart, Frank furt, Würzburg, Nürnberg, Heidelberg und anderen Orten, die sich fast ausschließlich mit der Herstellung von illustrierten Postkarten beschäftigen, und groß ist die Mannigfaltigkeit der technischen Ver vielfältigungsarten: Licht-, Aquarell- und Buntdrucke, Holzschnitte und Radierungen, Kreidedrucke,Lithographieen,Photolithographieen, Photographieen und Prägedrucke — das Album weist alles aus, von der einsachsten bis zur künstlerischsten Ausführung. Und wenn man diese Unmengen von Bilderkarten betrachtet, von denen auch die ausländischen zumeist in Deutschland angeferttgt sind, muß man sich unwillkürlich fragen, wo das hinaus soll. Die illustrierte Post karte verdrängt die Photographie als «Reiseandenken- fast ganz: kann man sich doch letzt sür wenig Geld die Ansichten aller lieb gewordenen Orte aus Postkarten zusammenstellen. Und auch die Freunde können wir all das Schöne, das wir sehen, mit genießen lassen, indem wir ihnen hin und wieder eine solche Karte ins Haus senden. Es wird oft geklagt, baß die Ansichtskarte selbst den Brief verdränge; aber dafür bindet sie auch die Freundschaft fester, indem sie weit häufiger über Berg und Thal einen Gruß und das Zeichen treuen Gedenkens trägt, als dies früher in Briefen und schmucklosen Karten geschah. Außerdem ist ihre Bedeutung als Bildungsmittel nicht zu unterschätzen, denn durch die Anschauung von Land und Leuten, die sie gewährt, trägt sie nicht unwesentlich dazu bet, den geistigeu Horizont des Empfängers zu erweitern und bei dem. der sie an Ort und Stelle kaust und sich aufbewahrt, die Erinnerung an das Selbstgeschaute immer aufs neue auszusrischen und zu be festigen. Weltausstellung zu Paris 1900. — Am 27. August sand in Berlin unter dem Vorsitze des Reichskommissars sür die Welt ausstellung in Paris, Geheimen Regierungsrats l>r. Richter, eine Sitzung des Arbeits-Ausschusses der kunstgewerblichen Kom mission behufs weiterer Beratung über die Ausgestaltung der deutschen kunstgewerblichen Abteilung in Paris statt. Die Nat.-Ztg. berichtet darüber in folgendem: Außer den Mitgliedern des Reichskommissariats nahmen an der Witzung folgende Herren teil: Aus Berlin: Geh. Rcgterungsrat Or. Hetnecke, Direktor der königl. Porzellan-Manusaktur, Geh. Hof baurat Ihne, Direktor Or. Jessen, Professor Kips, Baurar Kyllmann, Wirkl. Gey. Ober-RegierungSrat Luders. Aus Bonn: Kommerzien rat Guilleaume. Aus Köln: Direktor Ziegler. Aus Dresden: Geh. Hosrat, Direktor Professor Grass, tzosrat Professor vr. Gurlitt. Aus Hamburg: Direktor Projessor Dr. Brinckmann. Aus Karlsruhe: Geh. Ober-Regierungsrat Braun. Aus Leipzig - Direktor vr. Graul. Aus Mettlach a. d. Saar: Kommerzienrat von Boch. Aus Mei ßen: Oberbergrat Brunnemann, Direktor der königlich sächsischen Porzeüanmanusaktur in Meißen. Aus München: Direktor Professor von Lange, Projessor Emanuel Seidl, Professor von Thrersch. Aus Plauen i. V.: Hosrat Professor Hosmann. Aus Stuttgart: Fabrikant Stotz. — Nachdem der Reichskommissar einen Ueberblick über den gegenwärtigen Stand der Ausstellungsvorberettungen ge geben, machte er nähere Mitteilungen über die in großer Zahl ein- gegangenen Anmeldungen auf dem Gebiete des Kunstgewerbes, die schon jetzt erkennen lassen, daß in allen Teilen des Reiches mit regem Eifer und vollem Verständnis sür die Bedeutung der Deutsch land aus der Ausstellung zusallenden Aufgaben gearbeitet wird. Im Anschlüsse hieran erläuterte Projessor Hosfacker an der Hand der kürzlich von der französischen AusslellungSleilung ein gesandten Pläne für das zur Ausnahme der Erzeugnisse des Kanst- gewerbes bestimmte, aus der Lsxls.uuäo äss Invrrliass belegene Ge bäude den von ihm ausgestellten Entwurf sür die Platzemteilung und die räumliche Gestaltung der deutschen kunstgewerblichen Ab teilung. Der Deutschland zugewiesene Raum ist teils im Erdgeschoß, teils aus den durch das ganze Gebäude sich erstreckenden Galerieen gelegen. Deutschland beabsichtigt eine geringe Verschiebung der sranzüsischerseitS geplanten, zur Galerie emporführenden Treppe vorzunehmen und diese nach einheimischen Motiven in dekorativ gefälliger Form auszugestatten. An den Vortrag knüpfte sich eine lebhafte Besprechung, an der sich namentlich die Herren Geh. Rat Lüders, Geh. Hosbaurat Ihne, Baurat Kyllmann aus Berlin, Professor v. Thiersch, Professor Seidl aus München, Professor Gurlitt aus Dresden und Professor Hosmann aus Plauen beteiligten. Die Grund-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder