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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.08.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-08-16
- Erscheinungsdatum
- 16.08.1898
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- Deutsch
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188. IS. August 18S8, Nichtamtlicher Teil. 5993 glaubt deshalb seine Aufgabe gelöst zu haben, wenn er das gesammelte Material der Fachwelt unterbreitet »Die mehr praktische Aufgabe, die der Ausschuh zu lösen hatte, war die Frage der »Verschlechterung des Papiers», obgleich zweifelsohne die Beantwortung derselben sich von der Betrachtung der Normaleigenschaften des Papiers kaum trennen läßt Die Sache ist nicht so einfach, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mag. Wir wissen, dah eine große Anzahl von Dokumenten sich aus dem Mittelalter bis heute erhalten haben und noch länger erhalten werden, während andererseits Bücher, vor wenig Jahrzehnten gedruckt, heute bereits vollständig zerfallen sind. Hieraus haben manche Beurteiler sich berechtigt gefühlt, das moderne Papier samt und sonders als unbrauchbar zu verurteilen, während andere, auf dem entgegengesetzten Standpunkte stehend, allen be züglichen Klagen die Berechtigung ohne weiteres abstritten. Zwischen diesen beiden extremen Standpunkten die Mitte haltend, hat der Unterzeichnete Ausschuß es für richtig ge funden, an der Hand zahlreicher Untersuchungen sestzustellen, welche Papiersorten sich für jeden bestimmten Gebrauchszweck am besten eignen, bezw welche Eigenschaften ein für lange Dauer berechnetes Papier haben muß »Die Verschlechterung des Papiers ist keineswegs eine neue Klage. In den meisten Handbüchern über die Papier bereitung wird diese Frage bereits flüchtig gestreift, und in Herrings Werk: »?sper »ock küpermsLivg« (London 1856, Longmans) wird bereits auf Seite 97—99 darauf hin gewiesen, daß der ungeregelte Verbrauch von Bleichstoffen nachweislich die vollständige Zerstörung von Papier und Büchern zur Folge habe »Die Zeit, wo solche nachlässige Behandlung von Papier im Fabrikbetriebe möglich war, liegt indessen weit hinter uns, und wir haben uns deshalb nicht gemüßigt gefunden, die gelegentlich doch noch vorkommenden Nachlässigkeiten dieser Art mit in den Kreis unserer Betrachtung zu ziehen, sondern uns mehr mit der Prüfung der Erfahrungen be schäftigt, die bei ordnungsmäßig hergestelltem Papier in ge wöhnlichem Gebrauche gemacht werden Zur Untersuchung haben uns eine große Anzahl Bücher aus Bibliotheken Vor gelegen, die sich in einem mehr oder weniger vorgeschrittenen Stadium völliger Auflösung befanden; andere zeigten sehr deutliche Spuren der Einwirkung von Luft und Licht auf die Farbe des Papiers. »Wir betrachten deshalb als die bezeichnenden Resultate der Papierverschlechterung: 1. die Zersetzung, 2. die Ent färbung; beide können einzeln, aber auch zusammen auftreten, und es ist bemerkenswert, daß die letztere nur in Holzschliff papieren vorkommt. »1. Wirkliche Zersetzung ist in Papieren jeder Art fest- gestellt worden, sowohl in Papieren, die aus Lumpenhadern, als in solchen, die ausschließlich aus Holzschlifffasern erzeugt waren. Die von uns untersuchten Bücher waren dem ge wöhnlichen Gebrauche in Bibliotheken entnommen, also nur der üblichen Abnutzung ausgesetzt gewesen. (Es sei gleich bemerkt, daß die meisten Bücher aus Lumpenpapier, die eine Zersetzung aufwiesen, aus den Jahren 1850—62 stammten.) Der Zerfall ist deshalb nur auf die chemische Veränderung der Papierfasern selbst zurückzuleiten. In anderen Füllen konnte die Ursache des Zerfalls auf das in den betreffenden Räumen benutzte Leuchtgas znrückgeführt werden, und es sei gleich bemerkt, daß alle Papiere den Einwirkungen dieser chemischen Einflüsse, wenn auch in verschiedenem Grade, unterliegen. »Als Ursachen für die Entstehung der Zersetzung wurde bei dem Lumpenhaderpapier eine Säure festgestellt, die entweder bei der Bereitung des Papiers in die Masse ge langt ist oder auch durch äußerliche Einflüsse nach der Fertig stellung eingedrungcn sein mag, oder endlich aus die Ein- gltiyundjcchMlcr Jahraaua. Wirkung der Leuchtgasdünste zurückgeführt werden kann. Die Zersetzung des Holzstoffpapiers dagegen beruht auf einfacher und reiner Oxydation und ist stets begleitet von einer basischen oder alkalischen Reaktion des Papiers. »2 Auch eine Entfärbung ist, in verschiedenem Grade, bei allen geprüften Papieren festgestellt worden. Sie hat mehrfache Erscheinungsformen: gewöhnlich verdunkelt sich der Rand des Buches, und die Verdunkelung wächst nach dem Innern des Blattes zu; ebenso gewöhnlich, fast noch häufiger, ist aber das Ausbleichen der Papierfarbe Während die erstere Erscheinung zweifellos auf äußere Einflüsse der mit Leuchtgasdämpsen geschwängerten Luft u s. w. zurückzuführen ist, liegt die letztere zweifellos in Veränderungen der Papier fasern selbst Die Entfärbung kann indirekt durch die Ein wirkung von oxydierenden oder säurehaltigen Elementen hervorgerufen sein, denn sie wird ohne weiteres erzielt, wenn man diese Elemente direkt auf das Papier wirken läßt; anderseits scheint festzustehen, daß im Papier etwa vorhandene Stärke durch den Einfluß von Säuren zersetzt und dadurch die Entfärbung hervorgerufen wird. »Ohne uns eingehend auf die Erörterung der in Frage kommenden chemischen Vorgänge einzulassen, glauben wir doch durch unsere Untersuchungen festgestellt zu haben, daß die Entfärbung gewöhnlichen Zellstoffpapiers (wohl zu unter scheiden von dem mittels gewöhnlichen Holzschliffes her gestellten) bei gewöhnlichem Gebrauch in genauem Verhältnis steht zu der darin enthaltenen Menge von Harz sowie zu den bei der Zuführung von Harz vorhandenen Arbeits verhältnissen der Papier-Maschine. »Bei der Untersuchung der der Entfärbung zugrunde liegenden Ursachen muß darauf hingewiesen werden, dah ge mahlener Holzschliff durch Anilin- und andere Kohlentheer- Basen tiefgelb gefärbt wird, während Esparto- und Stroh- Zellstoff rosa erscheinen; diese Veränderung erklärt sich aus der Reaktion der Fasersubstanz auf die erwähnten Basen. Nun sind aber derartige basische Elemente in der Atmosphäre chemischer Laboratorien und anderer Orte, wo Kohlentheer- Präparate verwendet werden, reichlich vorhanden, so daß sich hieraus von selbst ergiebt, daß an derartigen Orten Bücher aus Holzschliff oder Esparto- und Strohstofffasern nicht ver wendet werden dürfen. »Wir gestatten uns nun, einige uns bei unserer Unter suchung als empfehlenswert erschienene Vorschläge zu machen, namentlich bezüglich der Druckpapiere: »Leimung. Sofern der Buchdrucker damit einver standen ist, soll die Leimung nur mit Harz, und zwar nicht über 2 Prozent, vorgenommen werden, da nachweislich jeder weitere Zusatz von Leimstoff, obwohl er dem Papier einen besseren Griff giebt, der Qualität nur schadet. Die Anwendung von Stärke sollte dringend vermieden werden, obwohl sich in stark gestrichenen Papieren ihr Gebrauch nicht entbehren lassen dürfte. »Säuregehalt. Die Papiere können mit dem üblichen kleinen Zusatz von Alaun behandelt werden, der nur schwach reagiert. »Chloride sollten nur in ganz schwachen Mengen zu gesetzt werden. »Färbung. Hierzu lassen sich Ratschläge nur unter Vorbehalt erteilen. Es muß als bekannt vorausgesetzt werden, daß ein sehr klares Weiß sich nur durch übermäßiges Bleichen der Fasern erzielen läßt, wodurch erklärlicherweise die Halt barkeit der Fasern stark angegriffen wird, auch ihre Elastizität sich verringert, während sie gleichzeitig den entfärbenden Ein flüssen der Oxydation sehr leicht ausgesetzt werden, d. h. die Farbe verlieren. Diese Uebelstände vergrößern sich, wenn zu der hellweißen Farbe noch starke Leimung verlangt wird; kommt dann gar noch, wie leider meist der Fall, die Forde- 796
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